Glanz & Elend Magazin für Literatur und Zeitkritik |
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Visionär ohne Skrupel Die Schule im alten Schloss Ettersburg nördlich von Weimar, die der zweitälteste Sprössling eines stockkonservativen preußischen Landrates und einer naturwissenschaftlich wie musisch hoch begabten Mutter aus pommerischen Adel damals besuchte, war zufällig auch jener Ort, an dem Goethe einst seinen Faust niedergeschrieben hatte. In vergleichbarer faustischer Manier verschwor sich später der junge Wissenschaftler und Doktor der Physik mit einem modernen Mephistopheles, dem durchaus nicht an einer Mondrakete gelegen war, wohl aber an einer strategischen Waffe, die der Versailler Vertrag dem Deutschen Reich nicht verboten hatte.
Das faustische Bild bemüht
der kanadisch-amerikanische Historiker und renommierte Kenner der
internationalen Raumfahrtgeschichte Michael Neufeld mehrfach in seiner jüngst
beim Siedler-Verlag erschienen voluminösen Biografie des geistigen Vaters der
Mondrakete.
Neufeld schildert zunächst
überzeugend, wie der noch nicht einmal 30 jährige Wernher v. Braun schnell zum
Spiritus Rector eines geheimen Raketenprogramms aufstieg, das für die Nazis
immer mehr an Bedeutung gewann, je ungünstiger sich die Kriegslage entwickelte.
Trotz seines romantischen Traumes, einmal der Columbus des Weltraumes zu werden,
war v. Braun nach Neufelds Urteil ein begnadeter Technikmanager und
charismatischer Menschenführer. Unermüdlich organisierte er in Peenemünde
Lösungen für eine nicht enden wollende Flut technischer Probleme. Zugleich
erwies sich der auch in Himmlers SS eingetretene v. Braun als geschickter
Promoter seiner zur Kriegswaffe degenerierten Weltraumrakete.
Anstelle einer
technisch-militärischen Bilanz der Raketenentwicklung im Dritten Reich
interessiert sich Neufeld jedoch mehr für die mögliche Mitverantwortung seines
Protagonisten an den zweifelsohne barbarischen Zuständen in den unterirdischen
V2- Produktionsstätten. Dass sich jedoch die siegreichen Amerikaner im Juni 1945
selbst moralisch angreifbar machten, als sie nichts Eiligeres zu tun hatten, die
unter so grausamen Umständen zustande gekommene technische Hinterlassenschaft
des Dritten Reiches aus Nordhausen vor den anrückenden Sowjets in Sicherheit zu
bringen, kommt dem Autor offenbar nicht in den Sinn.
Den nunmehr folgenden
amerikanischen Lebensabschnitt v. Brauns überfrachtet Neufeld dagegen mit
zahllosen und letztlich ermüdenden Details. V. Brauns propagandistische
Auftritte und Botschaften faszinierten zwar rasch die amerikanische
Öffentlichkeit, doch Neufeld, offenbar von der nun stark verbesserten
Quellenlage verleitet, verliert sich zunehmend in Einzelheiten, in unzählige
Namen, Termine, Besprechungen und Reisen. Auf Dutzenden von Seiten schildert er
v. Brauns Ambitionen als Schriftsteller und vertieft sich in den kleinlich
wirkenden Vertragsgestaltungen oder sonstigen geschäftlichen Beziehungen des
Wahlamerikaners. Nur ganz nebenbei erfährt der mittlerweile arg strapazierte
Leser, dass gleichzeitig das US-Raketenprogramm im ausufernden bürokratischen
Grabenkrieg zwischen Air Force und Army praktisch zum Stillstand gelangte. Erst
die propagandistische Demütigung durch die spektakulären Erfolge der
sowjetischen Raumfahrt zwischen 1957 und 1961 brachten die Amerikaner und die
neue Kennedy-Administration schließlich zur Besinnung. Was bedeutete aber nun der so glanzvoll erfüllte Traum eines Mondssüchtigen für die Raumfahrt insgesamt? War es nur eine beeindruckende Episode in der Geschichte der Menschheit, eines jener wenigen Ereignisse des 20. Jahrhunderts, an die man sich, so Neufeld, auch noch in 500 Jahren erinnern wird, oder war es tatsächlich der erste mutige Schritt in die Weite der Planetenräume? Auch dazu schweigt das Buch, das man als Leser mit dem unguten Gefühl aus der Hand legt, ihm zuviel Zeit gewidmet zu haben. Klaus-Jürgen Bremm |
Michael J.
Neufeld |
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