„Buebetrickli“ – populär aber unklar
Wer der Meinung ist, der Begriff „Buebetrickli“ gehöre der sprachlich zur Sphäre des helvetischen Pausenplatzes oder des Jugendfussballs an, befindet sich im Irrtum. Der Ausdruck wird auch in hiesigen Printmedien häufiger verwendet – von der seriösen NZZ bis zum boulevardesken „Blick“.
„‘Buebetrickli‘ des Bundesrates“, titelte die NZZ unlängst in einem Kommentar zur Absicht der Regierung, über eine spezifische „Schutzklausel“ bei der Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative zu einem Kompromiss mit der EU zu gelangen. Der „Blick“ wiederum bezeichnete im zurückliegenden Wahlkampf um die Erneuerung des nationalen Parlaments ein mediales Manöver der FDP gegenüber der SPD ebenfalls als „Buebetrickli“.
Was aber ein „Buebetrickli“ konkret sein soll, ist aus diesen Artikeln ebenso wenig herauszufinden wie aus andern Berichten, die auf politischer Ebene mit diesem Begriff operieren. Da muss man sich schon bei „Wikipedia“ schlau machen. Man erfährt: „Buebetrickli“ ist ein Begriff aus dem Eishockey. Der puckführende Spieler fährt mit hohem Tempo von einer Seite hinter das gegnerische Tor und versucht mit einer schnellen Drehbewegung den Puck auf der andern Seite ins Tor zu schlenzen.
Dieses schweizerdeutsche „Buebetrickli“ soll im hochdeutschen Sprachbereich als „Bauerntrick“ bezeichnet werden – was nicht so ohne weiteres einleuchtet, denn Eishockey ist ja nicht primär als ländliche und unter Bauern verbreitete Sportart bekannt. Im Englischen soll der Trick als „Wrap around“ bekannt sein.
Wie auch immer – offenkundig erfreut sich das „Buebetrickli“ im schweizerdeutschen Mediendeutsch zunehmender Beliebtheit, und zwar weit über den eishockeysportlichen Bereich hinaus. Dennoch ist kaum zu erwarten, dass dem „Buebetrickli“ eine ähnlich expansive Karriere über die Grenzen des eidgenössischen Sprachraums hinweg blühen könnte wie etwa dem Helvetismus „Kantönligeist“, der mitunter auch in Deutschland zitiert wird. Oder gar dem braven „Müsli“, dem der Sprung in die Liga des globalen Wortschatzes gelungen ist.
Sehr geehrter Herr Meier
Was mich an diesem Wort noch interessieren würde ist seine emotionelle Deutung und Wirkung vor allem im politischen Alltag. Ist "Buebetrickli" im Verständnis nachhaltig abschätzig negativ oder steck nicht auch etwas Bewunderung darin. So wäre möglicherweise "Buebetrickli" eine allgemein akzeptierte Verniedlichung einer tendenziell unlauteren Tat.
Völlig einverstanden Herr Landolt. Herr Meier beschreibt ja nur die Bedeutung des Worts "Buebetrickli". Über die Bedeutung der Metapher "Buebetrickli" wird ausser der beiden Beispiele überhaupt nichts ausgesagt. Dabei finde ich Ihre Defintion ganz passabel.
Kennt jemand die deutsche, nicht helvetische, Metapher dazu? Oder fehlt die im globalen Wortschatz?
Beim Original - <Buebetrickli> ist eigentlich das Tempo und die Seite nicht relevant. Entscheidend ist das Unerwartete. Einer macht etwas, das eigentlich gar nicht möglich ist, respektive nur möglich, weil der Gegenspieler (der Torhüter) nicht darauf gefasst ist.
<Etwas Unerwartetes und fast Unmögliches erreichen dank dem Ausnützen eines Überraschungseffekltes, das ist ein Buebetrickli, und nicht bloss eine normale Täuschung. Das <Buebetrickli> hat auch etwas vom <Gordischen Knoten>, der gelöst wird, einfach durch List statt durch Gewalt. Viele Metaphern sind also falsch.
Bernard Thurnheer, Sportreporter SFR