Christian Miesch

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Christian Miesch

Von Gastkommentar, 30.01.2011

In der Rubrik "Gastkommentar" kommen Politiker aller Couleur, Wirtschaftsvertreter, Kulturschaffende, Wissenschafter und andere zu Wort. Die Autoren äussern ihre eigene Meinung. Bei Schweizerinnen und Schweizern stehen solide Werte immer höher im Kurs. Gemäss einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Demoscope findet seit 2000 ein Wandel hin zu mehr Heimatverbundenheit statt. Seit dem Terroranschlag in New York oder dem Grounding der Swissair von 2001 besinnen sich die Menschen wieder auf die Verlässlichkeit.

Die Finanzkrise hatte in den letzten zwei Jahren einen verstärkenden Effekt. Diese Besinnung auf Fleiss, Einsatz, Glaubwürdigkeit, Toleranz, Heimatliebe, Solidarität, Verantwortung, Wertschätzung sowie Milizengagement auf den Ebenen von Bund, Kanton und Gemeinde wird unser Land stärker machen, als es im internationalen Vergleich ohnehin schon ist. Daran wollen wir auch stets denken, wenn die Frage nach der Wiedervereinigung von Baselland und Basel-Stadt aufgeworfen wird!

Der evangelisch-reformierte Berner Bundeshaus-Pfarrer Alfred Aeppli, der jeweils die Besinnungsanlässe während der Sessionen gestaltet, sieht das eigentliche Grundproblem der Schweiz im rasanten Wegbrechen tragender Grundwerte, nach denen die Gesellschaft lebt und arbeitet. Ermutigend findet er aber, dass immer mehr Menschen spüren: Habgier, Materialismus, Genuss und Müssiggang in sozialen Hängematten können die bewährten Werte der Schweiz nicht ersetzen.

Der verstorbene Bieler „Uhrenkönig“ Nicolas Hayek sagte in einem seiner letzten Interviews: „Ich sehe die Schweiz als eine der grossen Industrie- und Wirtschaftsnationen und als Vorbild für die Demokratie weltweit. Die Schweizer vergessen oft, wie viele Menschen davon träumen, hier leben zu können oder aus ihrem Land eine Schweiz zu machen. Die Schweizer Tugenden, die wir immer verteidigt haben, dürfen wir nicht aufgeben. Nicht nur für die Schweiz, sondern für die ganze Welt.“

Ich durfte in jungen Jahren in Brasilien, Venezuela und Iran arbeiten. Als Mitglied der OSZE-Delegation habe ich Einblick in die Verhältnisse in verschiedenen Ländern auf dem Balkan oder in den ehemaligen Sowjetrepubliken. Dieser Anschauungsunterricht macht mir Sorgen, weil ich sehe, was in unserem Lande bezüglich Ausländerkriminalität abläuft. Für ausländische Verurteilte ist die Verbüssung einer Strafe in unseren Gefängnissen vergleichbar mit dem Aufenthalt in einem Viersternehotel. Diese Leute nehmen es gelassen in Kauf, in der Schweiz „bestraft“ zu werden.

Weil aber auch Gerechtigkeit ein Schweizer Wert ist, kann es uns nicht gleichgültig sein, ob unsere Justiz und unser Strafvollzug noch ernst genommen und respektiert werden oder nicht. Das Volk hat entschieden, dass es den Missbrauch unserer gesellschaftspolitischen Errungenschaften nicht mehr duldet.

Womit ich zum Schluss den meiner festen Überzeugung nach solidesten aller Schweizer Werte ausdrücklich auch nennen will: Die direkte Demokratie. Dank der Mitsprache der Stimmbürgerschaft können wir unser Schicksal selber in die Hand nehmen und für unsere Entscheide auch die Verantwortung tragen. Schweizer Werte dienen uns dabei als verlässlicher Kompass.

Christian Miesch,Nationalrat, SVP, Titterten, Baselland

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Ich denke, es gibt zwei Arten von konservativer Einstellung. Ein relativ angstfreier Konservatismus wäre sicher kein Wiederspruch zu innerer Freiheit. Als solchen würde ich das Bestreben verstehen,gewisse Werte der Vergangenheit zu bewahren,um sie auch in der Gegenwart wirksam bleiben zu lassen.>Dies setzt aber eine richtige Erkenntnis der gegenwärtigen Lage und der möglichen Anwendbarkeit des Vergangenen auf diese Lage voraus. Für eine von Angst und Abwehr beherrschten Gesellschaft werden jedoch Werte aus einer weniger entfremdeten Vergangenheit in der Praxis nutzlos sein. Der Versuch,Vergangenheit in die Gegenwart hinüberzuretten,kann stets nur begrenzt gelingen. Um für eine veränderte Gegenwart gültig zu sein,müsste sich das Vergangene ja selbst verändern!......Dann wäre es aber bereits etwas anderes. Ein gesunder Konservatismus müsste flexibel genug sein, die zu bewahrenden Werte der Vergangenheit,im Sinne der Gegenwart neu zu definieren. Die heute bei euch gängige Art von Konservatismus sucht das Vergangene weitgehend so,wie es einst war, zu bewahren und ins Heute zu übertragen. Das geschieht aber nicht für eine lebendige Gegenwart,sondern um der Vergangenheit willen,verklärender Traum einer Zeit wo noch vieles gut oder besser war. Hier herrscht Erstarrung! Sichklammern an nicht mehr wirkliches,sondern früheres! Die gängigen Formen des Konservatismus stellen also eine rückwärtsgerichtete Geisteshaltung dar, welche Werte aus der Vergangenheit dafür einzusetzten sucht,die eigene Erstarrung zu rechtfertigen. Dieser Zeitverlust bedeutet,unvermeidlich,dass den gegenwärtigen Erfordernissen des Zeitalters nicht Genüge getan wird...oder!..! wenn doch, dann bestenfalls eine Generation nachdem, es im Interesse des Lebens aller so dringlich notwendig gewesen wäre.Die Schweiz will und kann nicht die Welt oder Einwanderer erziehen. Auge um Auge, macht nur die Welt langsam blind! Christliche Werte sind:Verzeihen,Helfen,Retten und auch humanitäres Denken. Ihr höchstes Gut, wenn ich es richtig verstanden habe,die Freiheit gibt es in 4-Stern Hotels.. ja! In Gefängnissen aber nicht....denken Sie daran!

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