Das simple Rezept taugt nicht
«Stopp der Überbevölkerung – zur Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen». Die hehren Ziele der Initiative tönen gut, die Schlagworte wirken verlockend. Die AUNS sagt ja dazu. Dennoch ist ein Nein zur Extreminitiative angezeigt. Der weltoffene Geist, der die Schweiz stark und wohlhabend gemacht hat, ist unser Markenzeichen.
Die Holzhammermethode ist unschweizerisch
Der Drang der Initianten, der unkontrollierten Einwanderung einen Riegel zu schieben (die jährliche Nettozuwanderung dürfte 0,2 Prozent der ständigen Wohnbevölkerung nicht übersteigen), stösst in weiten Kreisen der Bevölkerung auf offene Ohren. Auch die Warnung vor der zubetonierten Schweiz geniesst einigen Support. Doch schon der erste Satz des Art. 73a, der neu in der Bundesverfassung stehen würde, verheisst nichts Gutes: «Der Bund soll eine Einwohnerzahl auf dem Niveau anstreben, auf dem die natürlichen Grundlagen dauerhaft sichergestellt sind». Genau dieses Ziel lässt sich mit keiner Initiative erreichen.
Dass gleichzeitig die Förderung der freiwilligen Familienplanung im Ausland durch Bundesmittel – Gelder der Entwicklungshilfe – gefördert werden soll, ist an sich eine löbliche Idee, da die Betonung auf der Freiwilligkeit liegt. Der unmittelbare Zusammenhang mit den Hauptzielen der Initiative wirkt allerdings konstruiert und etwas missionarisch.
In der Bundesverfassung einmal mehr eine starre Regelung für virulente Probleme unserer Zeit festschreiben zu wollen, ist unschweizerisch. In unserem Land sind primär Bürgerinnen und Bürger aus freien Stücken gefordert. Dass unser ökologischer Fussabdruck zu gross ist, liegt in der privaten Verantwortung.
Weniger Einwanderung – weniger Umweltbelastung?
Die Ansicht, mit Begrenzung der Einwanderung die Umweltbelastung vermindern zu können, vertreten durch den Ecopop-Initianten Benno Büeler, ist nicht zielführend. Zu weniger Umweltbelastung könnten wir alle beisteuern, wenn wir nur wollten: mit Verhaltensänderungen im Alltag. Dass der Verein Ecopop wegen der Umweltprobleme die Bevölkerungszahl in der Schweiz und in anderen Ländern zu stabilisieren trachtet, ist weltfremd.
Weniger Umweltbelastung ist das erklärte Ziel vieler vernünftiger Menschen. Da die persönliche Freiheit – auf die wir mit Recht so stolz sind – offensichtlich eine delikate Sache ist, die sich schlecht einschränken lässt, versucht man es jetzt mit der Zuwanderung. Doch die vielen Menschen, die bei uns leben und ausländerskeptische Reaktionen provozieren mögen, sind Bestandteil unserer Gesellschaft – solange wir in unseren KMU, Grossbetrieben, öffentlichen Verwaltungen und Spitälern offene Stellen zu besetzen haben, kommen jene, die sie besetzen möchten und sich dazu eignen. Mit dieser liberalen Haltung hat die Schweiz enorm viel gewonnen, seit Jahrzehnten. Die Verantwortlichkeit aller Bewohnerinnen und Bewohner unseres Landes für eine nachhaltige Zukunft ist weder an den Staat, noch an Vereine zu delegieren.
Philipp Aerni, Experte für Forschung im Umfeld von Wissenschaft, Technologie und Innovation für eine nachhaltige Entwicklung an der Universität Zürich meint, rückblickend auf die lange Reihe von «unheimlichen Ökologen»: «Meistens wollten sie das Gute und haben sich beklagt, dass man sie missversteht. Das Problem war aber immer, dass sie die Konsequenzen ihrer Politik nicht verstanden oder einfach unbelehrbar waren.»
Zubetonierte Schweiz
Die Initiative sieht in der Zuwanderung den zu hohen Ressourcenverbrauch begründet. Wir täten wohl gut daran, vor unserer eigenen Haustüre zu wischen. Die Schattenseiten des überbordenden, landschaftsfressenden Wohnungsbaus sind die Folgen einer unersättlichen Baubranche und rekordtiefer Finanzierungskosten. Halde um Halde wird auf Vorrat überbaut, noch wird das benötigte Geld praktisch zum Nulltarif in die Baggerschaufeln geworfen.
Wer die Debatten im Ständerat zur Ausformulierung der Zweitwohnungsinitiative verfolgt, stellt einmal mehr ernüchtert fest: Die Umsetzung der Idee, auf diesem Weg den Ressourcenverbrauch zu reduzieren, wird von den betroffenen Branchen und Gemeinden und ihren Lobbyisten in den Parlamenten solange torpediert, bis die Ausnahmeregelungen und Schlaumeierdefinitionen ungestörtes Weiterbauen auch dort ermöglichen, wo der zulässige Zweitwohnungsanteil längst überschritten ist. Der Ständerat lässt grüssen. Diese Laissez-faire Einstellung entwickelt ihre Sogwirkung. Dafür verantwortlich sind wir, nicht die Ausländer.
Ökologischer Fussabdruck Swiss made
Der Footprint – oder ökologische Fussabdruck – zeigt, wie viele Ressourcen ein bestimmter Lebensstil verbraucht. Die Masseinheit ist dabei der Planet Erde. Jeder Footprint über 1 ist nicht nachhaltig, weil er mehr Ressourcen verbraucht, als die Erde langfristig bietet. Wenn alle so leben würden wie die Schweizerinnen und Schweizer, bräuchte man 2,8 Planeten.
Schweizerinnen und Schweizer weisen also einen viel zu hohen Fussabdruck auf. Dies ist kein Platz auf dem Siegerpodest. Die Initianten mögen aus echter Sorge um diesen Zustand gehandelt haben, das soll ihnen zugestanden sein. Dennoch ist der Lösungsvorschlag, hier eine Besserung über die Beschränkung der Zuwanderung zu erreichen, eine Fehlüberlegung. Der Pro-Kopf-Ressourcen-Verbrauch ist Hauptursache für diesen nicht nachhaltigen Zustand und dieser wiederum die Folge unseres Lebensstils. Der unstillbare Mobilitätsdrang Herrn und Frau Schweizers (Flugreisen, Privatverkehr etc.) ist nur ein Beispiel.
Wie viele Einwohner unser Land im Jahr 2050 haben wird, weiss niemand. Zu behaupten, ohne diese Initiative würden es 12 Millionen sein, ist unseriöse Extrapolation, unwürdige Angstmacherkampagne. Korrekt dagegen ist die Feststellung, dass diese Initiative inkompatibel mit den bilateralen Verträgen ist. Doch das wird in Kauf genommen. Die Bilateralen seien ohnehin tot, tönt es aus dem Lager der Initianten. Deshalb ist die Kündigung der Bilateralen explizites Programm. Realisieren die Leute überhaupt, was das für unser Land hiesse?
Untaugliches Punktesystem
Benno Büeler weist in Diskussionen darauf hin, dass das vorgesehene Punktesystem (in Kombination mit Kontingenten) Vorteile aufweise. Sogar liberale Ökonomen würden dem Positives abgewinnen. Vor allem ein Punktesystem mit Numerus Clausus, wie in Kanada, Australien, Neuseeland praktiziert, hat es ihm angetan. Nur: Das System ist mit unserem Freizügigkeitsabkommen mit der EU nicht kompatibel.
Ob die EU dereinst mit der Schweiz über eine Steuerung der Einwanderung verhandeln wird, hängt weder von Herrn Büeler, noch von Herrn Blocher, sondern vielmehr davon ab, ob der Anpassungsdruck aus dem Innern der EU weiter rasant zunehmen wird. Drängten sich in Brüssel die EU-Skeptiker weiter ins Rampenlicht – sie alle punkten in erster Linie auf dem Gebiet der unlimitierten Zuwanderung – würde das merkelsche «Nicht verhandelbar» wohl eines Tages obsolet. Mit durchaus positiven Folgen für unser Land.
Roger Federer und der internationale Wettbewerb
In einem bemerkenswerten Interview im TA (20.9.2014) äussert der ETH-Präsident Ralph Eichler grosse Bedenken, sollte die Initiative angenommen werden. «Eine Annahme wäre verheerend.» Der Physiker und Chef einer der renommiertesten Hochschulen Kontinentaleuropas (ETH-Forscher erhielten bisher 21 Nobelpreise, vor 92 Jahren auch ein gewisser Albert Einstein, eingewandert) erinnert einmal mehr daran, «dass uns nur der internationale Wettbewerb zeigt, wo wir stehen. Letztes Jahr wurden der ETH von der EU 18 ERC-Stipendien zugesprochen mit einem Gegenwert von 45 Millionen Franken.» Gerne zitiert er seinen Kollegen Patrick Aebischer von der ETH Lausanne, der den Vergleich geprägt hat: Was bringt Roger Federer alles Preisgeld dieser Welt, wenn er bloss noch in der Schweiz spielen darf?
Forschung, und damit eine der Vorbedingungen unseres Wohlstands, gedeiht nur bei offenen Grenzen – in der Schweiz seit 1848 mit eindrücklichem Erfolg.
Welche Schweiz wollen wir?
Statt sich in unproduktiven Schwarzweiss-Diskussionen zu verlieren und unbeweisbare, aber medienwirksame Behauptungen aufzustellen, gibt die Ecopop-Abstimmung willkommene Gelegenheit, Grundsätzliches zur Zukunft der Schweiz zu thematisieren. Wie könnten Visionen aussehen? Bevor schon wieder in die dualistische Schützengrabenmentalität des Entweder-Oder die Diskussionen beherrscht, ein Vorschlag zur Güte: Es stehen mehr als zwei Modelle offen, es geht nicht darum, sich zwischen rückwärtsorientierter «Schrumpfschweiz» oder zukunftsgerichteter «Ehrgeizschweiz» zu entscheiden.
Die Nuancen zwischen einer bewahrenden, wertkonservativen, skeptischen Zukunftseinstellung und jener neugierigen, liberalen und optimistischen sind vielfältig. Somit geht es nicht um eine schicksalshafte Weichenstellung.
Vielmehr sollten wir alle unsere Verantwortung wahrnehmen und das vielfältige Wegnetz zwischen rückwärts oder vorwärts (für viele auch zwischen links oder rechts) sorgfältig auskundschaften, unterhalten, ausbauen, sicherer machen. Zwischen dem Drang, die Zeit zurückdrehen oder die «Mission» Wirtschaftswachstum über alles stellen zu müssen, liegt das Potenzial des sorgfältig suchenden Bedenkens.
Die Ressourcen einer Bevölkerung, die nicht nur passiv konsumiert oder lauthals kritisiert, sind gewaltig. Ob die weitverbreitete Angst vor Jobverlust, Wohnungskündigung, Zubetonierung des Landes zu einem Ja zur Initiative führen könnte, ist ungewiss. Doch Angst ist immer ein schlechter Ratgeber. Schliesslich sehen sich Schweizer und Schweizerinnen nicht als Angsthasen.
„Angst ist immer ein schlechter Ratgeber“, sprichwörtelt Herr Zollinger gegen die „unschweizerische Holzhammermethode“, sprich Ecopop-Initiative. Aber nur, um mit dem ETH—Präsidenten Ralph Eichler selbst einen Angstmacher mit den Worten zu zitieren: „Eine Annahme wäre verheerend.“ Zollinger geisselt das Volksbegehren als „Extreminitiative“. Und die Initianten als „weltfremde“ und „unheimliche Ökologen“, die „unseriöse Extrapolationen“ anstellten.
Was aber ist an der Forderung „extrem“, dass „eine Einwohnerzahl auf einem Niveau angestrebt“ werden soll, „auf dem die natürlichen Grundlagen dauerhaft sichergestellt sind“? Das wäre doch nichts, als ein Gebot der Vernunft. Und bestimmt nicht „unschweizerisch“.
Tatsächlich „unschweizerisch“ verhalten sich in der gehässigen Debatte hingegen die Gegner der Initiative. Bundesrätin Simonetta Sommaruga etwa: Im Radio gefragt, was denn sie und der Bundesrat konkret gegen das unhaltbare und langfristig tatsächlich „verheerende“, ungebremste Wachstum machten, verwies sie ganz unverschämt auf den Abstimmung vom 9. Februar. Gerade so, also ob die damals angenommene SVP-Initiative ihre eigene Vorlage gewesen wäre. Dabei hatten Sommaruga und der Gesamtbundesrat diesen Vorschlag genau so acharniert bekämpft, wie nun wiederum die Ecopop-Initiative. Zum Thema „Bevölkerungszahl, die mit den natürlichen Grundlagen des Landes dauerhaft und nachhaltig vereinbar wäre“ hat man von der Landesregierung hingegen noch gar nie auch nur den geringsten Vorschlag gehört. Andere Gegner des Volksbegehrens verneinen die Problematik unendlichen Wachstums rundweg: Sie fabulieren etwas von eine 12-Millionen- oder gar von einer 20-Millionen-Schweiz. Auch Herr Zollinger behauptet keck: „Wie viele Einwohner unser Land im Jahr 2050 haben wird, weiss niemand.“ Dabei wollte es der Bundesrat schon vor dem Inkrafttreten der Personenfreizügigkeit mit der EU ganz genau wissen: Pro Jahr kämen (Einwanderung und Auswanderung miteinander auf netto verrechnet) etwa 8000 bis 10 000 Personen zusätzlich ins Land, versprach er. Inzwischen ist diese Zahl mindestens zehn mal höher: Alle 10 Jahre also eine Million mehr.
Dies führt dann ganz logisch zu einem importierten „Scheinwachstum“ für die Schweizer Wirtschaft: Wenn jedes Jahr netto fast 100 000 Leute mehr ins Land kommen, „wächst“ die Wirtschaft „natürlich“ entsprechend. Derlei Wachstum nützt indes nur einer kleinen privilegierten Schicht, wie der Gewerkschaftsbund (SGB) gerade jetzt wieder aufgezeigt hat. Der grossen Mehrheit der Werktätigen hingegen bringt es nichts. Und die Leute mit den tiefsten Einkommen haben nach Steuern und Abgaben sogar je länger je weniger Geld in der Tasche. „Nachhaltig“ ist solches „Wachstum“ sowieso nicht.
Doch Ecopop ist tatsächlich der falsche Weg, um dagegen etwas zu tun. „Absurd“ (Propaganda der Initiativgegner) oder „extrem“ (Zollinger) ist die Initiative hingegen kaum. Weniger absurd jedenfalls, als die direkte oder indirekte Behauptung, endloses Wachstum sei unproblematisch, möglich der gar nötig. Vor Jahren schon war in der Links-Grünen Bewegung eine Postkarte im Umlauf, auf deren Vorderseite stand „weiter! schneller! höher!“ und auf der Rückseite dann die Frage: „Aber wohin?“ Dass im Abstimmungskampf Linke und Grüne darauf nicht nur keine Antwort geben wollen, sondern die ganze Problematik schlicht negieren und verdrängen, ist bedenklich und recht eigentlich gefährlich. In der Zweitwohnungsdebatte hatten sie doch noch einleuchtend und überzeugend vor endlosem Zubetonieren der Schweizer Alpen mit weitgehend leerstehenden Ferienhausplantagen gewarnt. Jetzt attackieren sie jene Ecopop-Leute, die vor endlosem Wachstum warnen, mit blankem Hass, als „faschistoid“. Doch schon nur die Frage, ob denn die senkrechte und unerschrockene Berner Frauenrechtlerin Anne-Marie Rey, der seriöse Westschweizer Umweltfachmann und ehemalige Direktor des entsprechenden Bundesamtes, Philippe Roch oder der unabhängige und eigenwillige Schafhauser Ständerat Thomas Minder sowie der Finanzprofessor Hans Geiger allesamt „Faschisten“ oder „faschistoid“ seien, zeigt deutlich auf, wie absurd, billig und geradezu ehrverletzend derlei Vorwürfe sind.
Dass eine ewig wachsende Weltbevölkerung keine Zukunft hat, ist jedenfalls längst klar. Lange vor Ecopop hat es darum Bemühungen gegeben, die menschliche Population zumindest in einem begrenzten Raum zu stabilisieren. Dass dabei auch problematische Massnahmen ergriffen wurden, ist unbestritten: So regulierten etwa australischen Ureinwohner die für ihre Lebensgrundlage noch tragbare Gruppengrösse mitunter durch die Tötung Neugeborener (was in der Kompetenz der Frauen lag). Bekannter ist die zurecht umstrittene „Einkind-Politik“ Chinas. Das wären alles interessante Diskussionsthemen gewesen. Statt dessen fast nur bösartige Polemik und Beleidigungen. Kontraproduktive Polemik zudem: Die sture Problem-Blindheit auch links-grüner Initiativ-Gegner wird manche Leute im Land erst recht dazu bringen, auf Rey und Roch zu hören, und mit einem Ja „ein dringend nötiges Zeichen“ zu setzen.
Dies umso mehr, als die rasch wachsende Menschheit nicht nur quantitativ ein bedrohliches Problem für unseren Planeten darstellt, sondern auch qualitativ: Christliche (Machet Euch die Erde untertan, seid fruchtbar und vermehret Euch!) aber auch marxistische (Nutzbarmachung aller Resourcen!) und kapitalistische (Profit und Wachstum über alles!) Ideologien haben in den vergangenen Jahrhunderten stets den Menschen in den Mittelpunkt gestellt – und ihm jegliche Ausbeutungs-Rechte und absolute Herrschaft über die gesamte Existenz eingeräumt.
Gleichzeitig stellte der Mensch selber die Natur gerne als Bedrohung dar: Sei es nun in Form des weissen Hais in Florida, sei es als Wolf (historisch bei Jack London, aktuell im Wallis) oder durch Kuhherden, „die gefährliche Gase absondern“ weltweit. Spätestens die letzten 30 Jahren haben indes jedem vernünftigen Menschen gezeigt, dass weder Haie, noch Krähen und Kühe oder Heuschreckenschwärme die Welt existenziell bedrohen: Tiere bevölkern ihre Lebensräume in aller Regel stabil, umsichtig und nachhaltig. Und sollte es tatsächlich viel zu viele Kühe, Schweine oder Hühner geben, dann auch nur darum, weil der Mensch sie in unsinniger Zahl züchtet (und dann in himmeltraurige Ställe eingepfercht vegetieren lässt!). Nein, wirklich gefährlich wird unserem Planeten nur ein einziges Wesen: „Der Mensch in seinem Wachstums-Wahn“ (Schiller, leicht aktualisiert).
Dass die Ecopop-Initiative dagegen als Rezept "nicht taugt", mag wohl sein. Aber mit den besorgten InitiantInnen hätte die Debatte ernsthaft geführt werden müssen – statt sie nur einfach als "unheimliche Ökologen", als "Faschisten" oder "Fremdenfeinde" (Sommaruga) zu verunglimpfen. Niklaus Ramseyer
Gute Analyse, Herr Ramseyer. Es stört mich auch, dass keine vernünftige Debatte über eine Entwicklung der Schweiz möglich ist, in der es sich auch in zwanzig Jahren noch leben lässt. Aber die Gegner der Ecopop-Initiative, also der Bundesrat und das Parlament, haben schlichtweg kein Rezept, wie eine Schweiz ohne Masseneinwanderung und der damit verbundenen Zubetonierung der Landschaft aussehen könnte. Die hilflosen, fast wütenden Reaktionen von Bundesbern sind eine Bankrotterklärung. Dass sich auch Grüne, Rote und Kulturschaffende von der Wirtschaft derart einspannen lassen, indem sie die Auswüchse dieser perversen Wachstumsstrategie einfach negieren, zeigt zu was die Linke noch fähig ist: Verteidigung des Status Quo und somit der eigenen Pfründe. Schade eigentlich: Die Initiative wäre eine Chance gewesen, sich über die Zukunft dieses Landes ernsthaft Gedanken zu machen.
Herr Ramseyer, Herr Hofstetter, mit Ihnen bin ich gerne Mitbürger. Der Geist, der aus ihren Klartexten spricht, bringt unser Land weiter, macht es entscheidungsfähig. Danke.
Die höchste Form von Rassismus ist es, wenn ein Volk über Menschen abstimmt, die zwar von dieser Abstimmung betroffen sind, aber nichts dazu sagen dürfen. Solche Gesinnungen fand man z.B. bei den Buren in Südafrika, aber zum Glück schafften die Betroffenen diese rassistische Apartheid ab, aber Teile eines kleines Volks in den Alpen halten sich halt für etwas besseres und wollen diese unwürdige Apartheidspolitik wieder aufleben lassen. Widerlich!
Leider hat man es in Bern verpasst, rechtzeitig die Einwanderung zu unserem Vorteil frühzeitig zu steuern. Dies hat uns die Annahme der MEI beschert u die Ecopop, scheint auch nicht ganz chancenlos zu sein. Man beachte nur wie nervös der Bundesrat zur Zeit in dieser Sache agiert. Souverän sieht ja wohl anders aus.
Ich bin für die Annahme der Ecopop. Nicht weil ich denke, dass sie alle Probleme lösen wird. Im Gegenteil: Bundesbern dürfte wohl recht in Verlegenheit kommen zusätzlich zur MEI auch noch diese neue Initiative umsetzen zu müssen. Und dies dürfte unser politisches Establishment wohl recht aus der Wohlstandserstarrung rütteln, vermutlich recht unsanft.
Wenn wir zu unserem pol System der direkten Demokratie stehen, dürfte dies nicht der letzte ernsthafte Konflikt mit Brüssel sein. Leider meine lieben Mitbürger gibt es den so geliebten schweizerischen Mittelweg auf dem europäischen Parkett nicht. Entweder stehen wir zu unseren Grundwerten oder dann kann man gerade so gut den Beitrittsantrag stellen. Die Bilateralen waren gut für den Anfang, aber die Std der Wahrheit rückt näher. Je früher wir uns von Brüssel lösen, desto schneller werden wir Alternativen suchen müssen, die wir auch finden werden. Es wird kein einfacher Weg, dies ist sicher. Er wird mit vielen Entbehrungen gepflastert sein. Aber lieber ein schwerer mühseliger Weg, aber dafür in relativer Freiheit u Selbstbestimmung.
Es gibt im heutigen Europa kein sowohl als auch. Zu lange wollte uns Bern diesen Traum als erreichbare Zukunft verkaufen. Doch mit jeder Initiative wird im Voraus schon auf Brüssel geschielt. Das ist für unser direktdemokratusches System jedoch ein unwürdiger Kotau. Wir müssen uns endlich entscheiden. Besser früher als später. Und dazu ist diese Abstimmung ein idealer Zeitpkt.
Herr Saxer, Sie haben alle wichtigen Entscheidungskriterien angesprochen. Verändern wir uns im Sinne von ECOPOP, verändert sich eine hoffnungslos verkrampfte EU ebenfalls. Zum Wohle der Vielen.
Ein Ja oder ein Nein zur Ecopop-Initiative ist wie eine Wahl zwischen Pest oder Cholera. Ein Ja brächte den Politikern und den Bürgern dieses Landes mehr Probleme als sie bewältigen könnten. Wirtschaftliche Probleme, die für einige Branchen und ihre Mitarbeiter durchaus existentiell sein könnten. Die bilateralen Verträge müssten gekündigt werden, was die Abschottung der Schweiz zu Europa verstärken würde. Unsäglich wäre es, einen Artikel in der Verfassung zu verankern, der mit der Geburtenregelung in der dritten Welt zu tun hat. Dieser Punkt der Initiative ist ein kolonialistischer und er erinnert an Zeiten, in denen die Weissen den "Negern" zeigen mussten, wo es lang ging. So weit, so schlecht bei einer Annahme der Initiative. Bei einer Ablehnung besteht die Gefahr, dass Politik und Wirtschaft weiterwursteln wie bisher. Fakt wird sein, dass der Bundesrat Brüssel als Grund für eine Nichtumsetzung der MEI vorschieben kann, was zur Folge hat, dass wir über die bilateralen Verträge abstimmen müssen. Damit schwinden die Chancen, dass Politik und Wirtschaft zur Besinnung kommen und anstatt einem quantitativen Wachstum ein qualitatives Wachstum anstreben würden. Dies wäre jedoch vonnöten, um der erodierenden Zersiedelung, dem andauernden Ausbau der Infrastruktur und dem ständig wachsenden Energieverbrauch Einhalt zu gebieten. Wenn diese Art von Wachstum so weitergeht, ist es nicht falsch, Herr Zollinger, von einer 12-Millionen-Schweiz zu reden. Was das heissen würde, können sich wohl manche Politiker und Manager nicht vorstellen. Schon jetzt wird an schönen Sonntagen jeder See und Hügel im Kanton Zürich in Massen frequentiert. Wenn ich mit philanthropischen Gefühlen aus meiner Wohnung gehe, bin ich eine Stunden später geläutert: Im Freien bin ich zum Misanthrop geworden. Die Erholungsräume schwinden in einem beängstigendem Masse oder werden von immer mehr Menschen mit platzraubenden Vehikeln in Beschlag genommen. So kann es nicht weiter gehen. Kommt hinzu, dass der normale Arbeiter oder Angestellte auch finanziell nichts davon hat. Die Löhne vieler Menschen stagnieren, nur der Druck am Arbeitsplatz nimmt zu. Auch deshalb, weil ältere Arbeitnehmer zunehmend befürchten müssen, aussortiert zu werden. Die Unternehmen befolgen die neoliberale Wirtschaftsordnung, beziehen sich auf den Wettbewerb und bedienen sich auf dem Markt wie es ihnen beliebt. Die Bürger haben der Wirtschaft zulange einen Persilschein ausgestellt. Und die Politiker haben mit ihren Steuersenkungsprogrammen alles getan, damit die Wirtschaft Rahmenbedingungen vorfindet wie in einem feudalen Reich. Der Ruf der Wirtschaft nach Fachkräften ist kaum glaubwürdig, weil die Produktivität seit sieben Jahren nicht zugenommen sondern abgenommen hat. Also sind auch monetäre Gründe für die Invasion von ausländischen Arbeitskräften massgebend. Wir sollten diesem Land mehr Sorge tragen und die Verantwortung übernehmen, dass es in naher und weiter Zukunft für nachkommende Generationen noch eine Heimat sein kann. Pest oder Cholera. Beide sind tödlich.
Leben Sie in einer anderen Welt, Herr Hofstetter? "Die Unternehmen befolgen die neoliberale Wirtschaftsordnung, ..." Tatsache ist, dass die Regulierungsdichte ein die ganze Gesellschaft lähmendes Mass angenommen hat.
"Und die Politiker haben mit ihren Steuersenkungsprogrammen alles getan, damit die Wirtschaft Rahmenbedingungen vorfindet wie in einem feudalen Reich." Tatsache ist, dass die staatlichen Abgaben seit Jahrzehnten steigen - und wohl in keinem Feudalreich jemals so hoch waren wie im bürokratisch-sozialistischen Europa und der nur noch marginal hinter her hinkenden Schweiz.
Ihr Blick auf die Welt ist leider ein beschränkter. Sind die Banken wirklich reguliert worden? Die Regulierungsdichte betrifft vor allem den normalen Bürger und nicht die Wirtschaft (auch global betrachtet). Und sie wollen doch nicht im Ernst behaupten, dass die Unternehmen in den letzten Jahren steuerlich nicht massiv entlastet worden sind. Alles andere wäre Geschichtskliterei.
Nein, Herr Zollinger, wir sind keine Angsthasen. Wir wollen einfach unseren Kindern kein Hongkong in Europa hinterlassen. Ihre Vorschläge: Weiterwursteln und nichts unternehmen wird wohl bis zu jenem Grad der Umweltbelastung führen, wie einst bei der Gewässerverschmutzung, dass das Missbehagen unsere Kinder zum Handeln zwingen wird. Ja, das Gesetz des ausreichenden Missstandes hat schon vor mehr als 100 Jahren zu unserem Waldschutzgesetz geführt. Sie kümmert ja das künftige Missbehagen nicht. Gouverner c'est plus prévoir.
Ja Herr Scholl, Sie hinterlassen mit Ecopop sicher kein pulsierendes Hongkong, was übrigens eine wunderbare Stadt ist, sondern eine öde Wüste, in der kein normaler Mensch mehr leben möchte, oder stellen sie sich doch die Schweiz mal vor, wenn in der Schweiz nur Schweizer wären, es wäre so ruhig und öd, kaum anzusehen!
Zitat: "Wie viele Einwohner unser Land im Jahr 2050 haben wird, weiss niemand. Zu behaupten, ohne diese Initiative würden es 12 Millionen sein, ist unseriöse Extrapolation, unwürdige Angstmacherkampagne." Nein ist es nicht! Es basiert auf der Annahmen, dass sich die Bevölkerung so weiter entwickelt wie in den letzten 140 Jahre. Im Jahre 1870 lebten 2.6 Mio. Menschen in der Schweiz, 1941 wahren es 4.2 Mio. und 2013 waren es 8.1 Mio.. Bis heute gibt es keine Anzeichen, dass sich das Bevölkerungswachstum in der Schweiz in den nächsten Jahren verringern wird.
Seit 30 Jahre prognostiziert die Wissenschaft konstant die Entwicklung der Bevölkerung falsch. Sie geht dabei immer von tieferen Zahlen aus. Wem ist also mehr zu vertrauen? Einer Wissenschaft die bewiesen hat, dass sie konsequent falsch liegt oder einer Erfahrung von 140 Jahren.
http://blog.tagesanzeiger.ch/datenblog/index.php/6183/von-der-6-zur-12-m...
Ich bin gegen die Ecopop-Initiative!
Da will doch jemand das Kind mit dem Bade ausschütten! Die scheinbar grosse Zustimmung basiert jedenfalls auf Wut! Wut über das Ignorieren des Volkswillens. Das Zögern des Bundesrats ist Teil davon sowie die massive Kritik der Medien an der SVP und ihrer gewonnenen Abstimmung zur MEI. Dieses undemokratische Verhalten führte zu solchen Protesthaltungen die der Schweiz gefährlich werden könnten. Betrachten wir mal David Cameron, England mit 13% und nun die Schweiz mit 30% Ausländer-Anteil. Eine mit der EU ausgehandelte Einwanderungsbeschränkung auf Basis der MEI reicht völlig aus. Von 2002 bis 2008 lag die Zunahme im Gesundheitswesen bei 15`000 Personen, das sind rund 2500 im Jahr, dazu brauchen wir aber keine 80`000 Zuwanderungen im Jahr. Mit ca. 40`000 wäre sowohl die Industrie, die Landwirtschaft und das Gesundheitswesen gut bedient. Das würde für die Politik heissen: Dringend die MEI mit Brüssel verhandeln, aushandeln und zur Ecopop unbedingt NEIN sagen! Wut auf die Politik darf niemals das Land gefährden! ECOPOP ist Selbstkastration!....cathari
Die aufgrund der MEI zu erwartenden Beschränkungen werden kaum spürbar sein: Schätzungsweise 70000 zusätzliche Einwohner statt 90000. Möchte jemand wetten gegen mich? Nur Ecopop wird etwas ändern - selbstverständlich nicht im Ausmass der darin vorgesehen 16000! Oder glauben die kreischenden Gegner von Ecopop tatsächlich selber daran, dass die Annahme der Initiative in der Praxis zu einer solch einschneidenden Begrenzung führen würde? Die Alpeninitiative lässt grüssen!