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16. Februar 2021

Eine dünne Scheibe Speck

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Eine dünne Scheibe Speck

Von Hans Woller, Südtirol - 07.01.2014

1000 Kilometer von Paris entfernt, mitten in der malerischen Bergwelt Südtirols, bricht ein Streit aus, in dem sich von einer Minute auf die andere zwei Welten gegenüber stehen.

Ponticello- Brückele , 1515 Meter über Meereshöhe. So steht es auf der gelben K. und K.-Fassade über dem Holzbalkon im 1. Stock des letzten Gasthauses weit hinten im Pragser Tal, welches vom Pustertal gen Süden in Richtung der Drei Zinnen und der Sextner Dolomiten führt.

Am Ende der Welt

Weder ein Handynetz noch das WLAN haben es bis hierher geschafft und auch das Österreichische Fernsehen ist nicht zu empfangen. Nur das Ö-3 Hitradio überwindet die Bergketten und läuft in der Gaststube des „Albergo Ponticello /Gasthof Brückele“ den ganzen Tag dezent im Hintergrund – 30 Kilometer Luftlinie hinter der Grenze auf italienischer Seite in Südtirol. 

Über dem Ort liegt ein Hauch vom Ende der Welt. Für die Strasse, die von hier noch hinauf auf die Plätzwiese auf über 2000 Meter hinauf führt, gelten Sonderregelungen. 

Ein gewisser Ole Einar Björndalen bretterte hier vor Jahren mehrmals die Woche mit dem Vierrad getriebenen Gefährt vorbei, um oben im Langlauf-Eldorado zu trainieren - aus dem österreichischen Osttirol kommend, wo der Norweger, der erfolgreichste Biathlet der letzten Jahrzehnte, eingeheiratet hatte.

Bescheidenheit und Menschlichkeit

Die Wirtsleute im Gasthof haben ein Herz, das so immens ist, wie die Bergwelt um sie herum. Bei ihnen mischen sich italienische und deutsche Touristen und kommen bestens miteinander aus, man empfängt im Sommer eher unbetuchte Radtouristen genauso wie im Winter die mit Pelzen behängten Damen aus den norditalienischen Metropolen. Und an der Theke stehen fast den ganzen Tag über stets auch noch eine Handvoll Einheimische, die sich in diesen vier Wänden durch den Fremdenverkehrsbetrieb nicht ausgeschlossen und fremd fühlen müssen – Strassenräumer, Skilehrer, Waldarbeiter halten hier kurz für einen Café, ein Bier oder einen Schnaps und sprechen nicht nur über das Wetter.

Corriere della Sera, Alto Adige, Dolomiten, Bildzeitung und TZ, die neue Tiroler Tageszeitung, liegen bunt gemischt neben der Theke. Bruno, der prächtige Lawinenhund, liegt im Gang und wacht mit einem Auge über die Wirtin. Wer sie umarmt oder gar auf die Wange küsst, bekommt Ärger. 

Es ist ein Gasthof mit einer echten Seele, in dem Bescheidenheit und Menschlichkeit gross geschrieben sind. Der Wirt ist ein Spitzenkoch, doch kaum jemand weiss das. Er hat schon in fast allen europäischen Hauptstädten bei grossen Anlässen gearbeitet und könnte es mit so manchem Sternekoch aufnehmen. Doch es ist, als verstecke er sich ganz gerne hier oben auf 1515 Metern am Ende eines kleinen Tals und gäbe sich mit der seit Jahren zelebrierten Redlichkeit seiner Küche zufrieden. 

Steaks aus der Hirschkeule, in Butter gewendeter Wirsing und Semmelknödelscheiben folgten an diesem Tag auf winzige Polenta- Gnocchi mit Rehragout als Vorspeise – das geschossene Wild aus der Region war am Jahresende noch vorrätig. 

Ein Essen für draussen

An der Theke erscheint während des Mittagstrubels eine Frau, Mitte dreissig. Der rote Anorak ist ein wenig strapaziert. Das Haar nach einer wohl längeren Wanderung im frisch gefallenen Schnee gründlich verschwitzt. 

Sie bestellt offensichtlich Essen für draussen. Dort stehen auf der Sonnenseite vier Holztische und Bänke. In der Winterzeit ist es hauptsächlich der Ort der Raucher, mancher nimmt dort einen Café und ein Stück Kuchen . 

Die Frau ist Deutsche, mit einer angenehmen, freundlichen Stimme, wirkt spontan, aufgeschlossen und unkompliziert. Die menschliche Wärme und die Atmosphäre im Gasthof scheinen auch ihr zu gefallen. Und doch bestellt sie das Essen nach draussen, in die Kälte. 

Zwanzig Minuten später, bei der eigenen Zigarettenpause, sieht man die Frau im roten Anorak eingepackt, einen hellblauen Schal fest um den Hals gewickelt, an einem der Holztische auf der rechten Seite vor dem Ausgang sitzen. Sie scheint aufgeräumt und guter Dinge, fasziniert von dem einmaligen Panorama und der menschlichen Wärme, die in diesem Gasthof herrscht. 

Neben ihr sitzt ein Mann. Nicht weiter auffällig, wohl ein paar Jahre jünger als die Frau im roten Anorak. Eine Pelzmütze verdeckt die Hälfte seines Gesichts, dessen Züge auf eine Herkunft aus dem Maghreb oder dem Nahen Osten hindeuten. Beide sprechen miteinander Englisch, er mit leicht französischem Akzent.

Das Streitobjekt

Die Wirtin bringt das Essen. Einen Salat für die Frau, das Gericht mit der Hirschkeule für den Mann – drei kostbare, perfekt rosa gegarte kleine Steaks. 

Ganz plötzlich wird das Englisch geführte Gespräch deutlich lauter, ja heftig und ausgesprochen kurz angebunden. „Just take it away, it's nothing“ sagt die Frau , schon mit leicht bebender Stimme.
 
Er protestiert ausgesprochen unwirsch. Sie versucht es noch einmal, jetzt zittert die Stimme schon hörbar, als sie fast verzweifelt ausruft: „It's just decoration“. 

Als Antwort bellt es ungehalten unter der Pelzmütze hervor: „I won't eat that“. Und das klingt mindestens so definitiv wie das Amen in der Kirche. Noch während er die Worte ausspuckt, nimmt der Mann den liebevoll angerichteten Teller und knallt ihn mit ausgestrecktem Arm einen guten halben Meter von sich entfernt auf den langen Holztisch.


 
Man reibt sich die Augen, doch es ist wahr: hier findet gerade Kulturkampf statt auf 1515 Metern Meereshöhe, am hintersten Ende eines kleinen Südtiroler Seitentals. 

Die Frau im roten Anorak hatte für ihren nicht Deutsch sprechenden Gefährten Bratkartoffeln als Beilage zum Hirsch bestellt. Der Wirt hatte eine feine, gegrillte Scheibe vom Tiroler Speck auf diese Bratkartoffeln gelegt. In einem letzten Versuch hatte die Frau im roten Anorak diese Speckscheibe von den Bratkartoffeln genommen und auf den Tellerrand gelegt. Genutzt hat es nichts. 

Eingeholt

Die eigene Zigarette war geraucht und man verliess das Schlachtfeld an den Holztischen im Freien. Der Blick, den man im Vorbeigehen aus den Augen unter der Pelzmütze erntete, war empört, stechend, beleidigt und streitlustig. Jetzt nur keinen längeren Blick zurückschicken oder gar eine Bemerkung fallen lassen! 

Noch zwei Stunden später sollte das Hirschgericht exakt so auf dem Holztisch im Freien stehen, wie man es zuletzt gesehen hatte – unberührt. Der Salatteller der Frau im dunkelroten Anorak war aufgegessen. Die Steaks von der Hirschkeule mit den Beilagen hätten, so wie sie waren , nach einem Schnelldurchgang in der Mikrowelle, problemlos noch einmal serviert werden können - nur dass die feine, gegrillte Speckscheibe jetzt eben auf dem Tellerrand lag. 

Mit ziemlicher Sicherheit hatte am Ende die Frau das unberührte Gericht bezahlt und fast ebenso sicher war der strahlende Wintertag für das Paar im Eimer. 

Paris, 18. Arrondissement, Barbes – Rochechouart, Salafisten mit unten zugebundenen Hosen und strengem Blick, Frauen, die auf der Strasse zwei Schritte hinter ihren Männern gehen, der nicht enden wollende Streit um das richtige Essen in den Schulkantinen, um reines und unreines Fleisch, der Hick-Hack um Halal-Geschlachtetes, die Strenge, ja die Agressivität, mit denen diese Auseinandersetzungen geführt werden – von all dem war man im Handumdrehen eingeholt - wegen einer feinen Scheibe Tiroler Speck, dort oben in Ponticello/ Brückele, einem Ort der Harmonie par excellence.

Herzlichen Dank für diese anschauliche Schilderung eines ins Herz meiner Heimat getragenen Kulturkampfs. Die kulinarischen Köstlichkeiten des Wirts werde ich bei meinem nächsten Aufenthalt gerne selber ausprobieren - ob mit oder ohne Speck!

Wie gut, dass in der Schweiz keine von Salafisten gesponsorte Minarette mehr gebaut werden.

Macht doch mal Ferien ausserhalb Europas, kommt einfach in die Schweiz. Multikulti erprobt, sowohl Koscher wie Halal……..na dann..bonnes vacances….cathari

die Tiere verteufelt, die wird auch Menschen verteufeln.

Wer braucht denn so einen Unsinn? Nur die Irren!

Wir helfen ja alle mit die Glaubensfragen so aufzublasen. Solange wir das tun geben wir dem Ganzen eine Macht die vielleicht im Mittelalter noch Berechtigung hatte, weil Glauben stärker war als Wissen.

Das Nicht-essen wollen von Schweinefleisch hat ursprünglich nicht mal Glaubensgründe, sondern, meines Wissens, Gesundheitliche.
Egal! Wenn ein Muslim keine Speck essen will, soll er ihn liegen lassen und sich nicht benehmen, als hätte man versucht ihn umzubringen!

Und die an solchen Geschichte beteiligten Personen sollen sich nicht ständig für diese aufgeblasenen Dramen instrumentalisieren lassen.

Wir Nordländer habens doch eigentlich nicht so mit Dramen oder?

Na also! Wir können so leicht erregbare Gemüter am besten in den Senkel stellen wenn wir ihnen beibringen, dass sie mit ihrem übersensiblen Verhalten ins Leere laufen und nur eigene Verluste einfahren.
Das heisst: Entweder an Sitten und Gebräuche der Gastländer anpassen - oder wieder ausreisen.

Diese wahre Geschichte habe ich von einem dänischen Bekannten:

In DK ist es schon lange Zeit normal, das alle Frauen oben ohne, also Topless baden.
Das ist dort einfach so und kein Einheimischer hat damit Probleme.

Muslime kriegen das nicht auf die Reihe, interpetieren die Frauen Dänemarks deswegen als Huren und denken, sie hätten das Recht die Däninnen zu vergewaltigen.

Nicht etwa weil man ihnen nicht gesagt hätte, wie die Sitten und Gebräuche in DK sind und das sie die Badegewohnheiten der Däninnen zu respektieren hätten.
Nein, man hat sich bemüht den Migranten verständlich zu machen, dass die Vergewaltigung einer Frau grundsätzlich ein Verbrechen ist und entsprechend gesetzlich geandet wird, egal ob sie topless badet oder nicht und das kein Mann sich aus irgendeinem Grund Recht über eine Frau anmassen darf.
Der Koran, die Scharia ihre eigene Kultur sitzt aber tiefer in ihnen drin, als der Respekt vor den Bewohnern, Sitten und Gebräuchen ihres Gastlandes.

Sollen jetzt die Däninnen anfangen in Ganzkörpersuits schwimmen zu gehen, damit die muslimischen Migranten nicht zu kriminellen Handlungen animiert werden - oder sollen lernresistente Migranten nicht doch am Besten wieder in ihre Heimatländer zurückkehren, wo die Badesitten sie nicht provozieren?

fängt man nicht nur Mäuse,
damit kann man auch wunderbar unerwünschte Islamisten vertreiben.

Wäre doch nur der Teufel mit dem Kreuz so leicht zu vertreiben.

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