Hans Kaufmann

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Hans Kaufmann

Von Gastkommentar, 05.01.2012

Die Politik stellt derzeit das grösste Risiko für unseren Wohlstand dar. Die ungezügelte Schuldenpolitik der Euro-Länder, der USA und Japans haben zu einem Vertrauensschwund bei den Anlegern geführt, die in der Folge aus den Währungen dieser Länder flohen und den Kurs des Frankens als Fluchtwährung in die Höhe trieben.

Die Reaktion der Notenbanken auf die Finanzmisere in Form von Interventionen an den Kapital- und an den Devisenmärkten hat zu extrem tiefen Zinsen geführt, die nicht nur aus konjunkturellen Gründen, sondern auch wegen der hohen und immer noch wachsenden Staatsverschuldung selbst bei aufkeimender Inflation nicht rasch wieder angehoben werden können.

Die Tiefzinspolitik gefährdet nun unsere Altersvorsorge, denn die Renten basieren auf wesentlich höheren Finanzerträgen. Werden diese Soll-Erträge von rund 3.5 % bis 5 % in den nächsten paar Jahren nicht erreicht, dann müssen die Aktiven bis auf weiteres die Löcher der Rentenbezüger stopfen. Werden die Nachfinanzierungen nicht rasch genug in Angriff genommen, besteht die Gefahr, dass der Deckungsgrad der Pensionskassen auf ein derart tiefes Niveau absinkt, von dem aus eine Sanierung mit Arbeitnehmer- und Arbeitgeberbeiträgen fast nicht mehr möglich erscheint.

Die Gefahr von einschneidenden Massnahmen bei den Pensionskassen ist gewachsen und im Ausland teilweise sogar erfolgt, u.a. in Ungarn. Auch in der Schweiz möchte die politisch Linke die Kapitaldeckungs-Kassen gerne durch ein Umlageverfahren à la AHV ersetzen. Damit könnte die Umverteilung einerseits auf Kosten der nächsten Generation, andererseits auf Kosten der Besserverdienenden, vorangetrieben werden.

Die Politik versucht nun aber auch zusehends das private Eigentum infrage zu stellen, um die eigenen Fehler zu übertünchen. In vielen Ländern werden die Vermögenden zusätzlich zur Kasse gebeten. Man will offensichtlich nicht wahrhaben, dass es gerade diese Leute sind, die mit ihren Vermögen die meisten Arbeitsplätze finanzieren. Damit sind nicht nur die Allerreichsten gemeint. In der Schweiz könnte eine Annahme der Erbschaftssteuer-Initative das Ende vieler KMUs bedeuten, aber auch der Immobilienmarkt könnte eine Zäsur erfahren. Selbst wenn die Erbschaftssteuer bei der KMU-Übernahme durch Erben gestundet wird, so sind die Aktiven mit zusätzlichen latenten Verbindlichkeiten belastet und die Banken werden sich wohl hüten, diese Aktiven gleichermassen zu belehnen wie unbelastete Aktiven.

Sinngemäss gilt dies auch für Immobilien, wo wohl viele Erben grösserer Liegenschaften gezwungen sein werden, diese zu veräussern, um die Erbschaftssteuern zu bezahlen. Der forcierte Ausbau der Umverteilung auf Kosten von Investitionen in Produktivitätsfortschritte wird unseren Wohlstand schmälern. Die Umverteilung wird höchstens den Privatkonsum am Leben erhalten, aber Wachstum kann nur durch Investitionen in produktivere Herstellmethoden und Dienstleistungen erzeugt werden, was wiederum Innovation, risikofreudige Unternehmer und Kapital voraussetzt. Der Staat investiert hingegen meistens in Bereiche, die wenig Wachstum versprechen und eher der Strukturerhaltung dienen.

Das private Eigentum wird aber auch im Ausland massiv attackiert, so in den USA, wo Präsident Obama die Reichen noch stärker besteuern will, in Grossbritannien, wo Einkommen ab GBP 150'000 mit einer temporär um 50 % höheren Steuer belastet werden, in Frankreich, Deutschland, in Italien und in Österreich, wo die Reichen oder die Hochlohnempfänger zusätzlich besteuert werden. Erste Diskussionen über staatliche Zwangsanleihen für Reiche, Enteignungen von Rohstoffquellen etc. lassen aufhorchen. Heimtückischer sind die schleichenden Enteignungen durch Vermögenssteuern, die Unternehmer oft zur Entnahme betriebsnotwendiger Mittel aus Betrieben oder zu Kreditaufnahmen zwingen, künstlich tief gehaltene Zinsen trotz Inflation oder in letzter Konsequenz Währungsreformen.

Wenn man sich diese Fakten vor Augen führt, dann wird man sich fragen, warum wir krampfhaft versuchen, mit Steuergeldern unsere Wirtschaft zu stimulieren, wenn auf der anderen Seite ausgerechnet wieder jene abgestraft werden, die Arbeitsplätze finanzieren. Vielleicht sollte man gerade das Gegenteil tun, nämlich die Unternehmenssteuern abschaffen und jene belohnen, die zum Beispiel Lebensversicherungen abschliessen, um im Alter nicht der Allgemeinheit zur Last zu fallen. Und wer die Rente erreicht hat, sollte die AHV steuerfrei geniessen können. Die Unternehmenssteuer ist ja letztlich nichts anderes als eine Besteuerung von Arbeitsplätzen.

Als Teil der Gegenfinanzierung könnte man die erwarteten Mehrerträge aus der geplanten Zahlstellensteuer in Höhe von CHF 830 Mrd. verwenden. Die geplante nationale Erbschaftssteuer ist zu bekämpfen, denn sie könnte Tausende von Arbeitsplätzen kosten, weil den KMUs wegen den latenten Steuern das nötige Geld für den Ausbau fehlt oder weil Erben das Unternehmen aufteilen müssen, um Geld für die Erbschaftssteuer zu beschaffen.

Die Altersvorsorge ist wegen der Tiefzinspolitik der Notenbanken im höchsten Ausmass gefährdet. Deshalb sollte die private Vorsorge gefördert und nicht noch mit Stempelabgaben auf Lebensversicherungen, die derzeit durchaus die Höhe eines Zinsjahresertrages ausmachen, bestrafen. Und schliesslich könnte man wenigstens die AHV-Renten für Tiefeinkommen aufbessern, in dem man AHV-Renten für Rentnereinkommen unter CHF 200'000 pro Jahr (inkl. Eigenmietwert, Pensionskasse und übrige Verdienste) von den Einkommenssteuern befreit.

Herr Kaufmann, weshalb die grosse Angst vor der Erbschaftssteuer? Jeder der eine KMU gründet ohne zu Erben hat noch weit schlimmere Voraussetzungen und muss sein Kapital zu 100% selbst einbringen oder aber belehnen. Da haben Erben doch einen weit besseren Startvorteil. 2 Mio. Cash und 80% vom Rest. Als Beispiel, wenn man 3 Mio. vererbt, bleiben einem 2'800'000. (200'000 gehen an den Staat, in die AHV-Rente so nebenbei, die mit dieser Initiative gerettet ist. Man könnte auch sagen, wenn der Erbe / die Erbin so eine Art Zockernatur wäre, als Absicherung fürs Volk. Vermutlich hat der eine oder andere Arbeitnehmer ja kräftig geholfen, dass ein Erbe 3 Mio. bekommt)

Es kann nicht sein, dass wir alle leistungsfähigen Köpfe in der Schweiz faktisch nur noch Unternehmungsgründungen mit wenig Kapitalintensität also vorallem im tertiären Bereich haben. Es ist so, dass für kapitalintensive Unternehmungen nur noch die ca. 1% Vermögenden der Schweiz bürgen können. Mir persönlich ist diese Streuung nicht mehr repräsentativ.

Da schlimme daran, gerade die real teuren Investitionen in zukunftsträchtige Energieträger, -sparer und -gewinnungs Projekte sind blockiert. Die 1% Vermögenden haben ihr Kapital im Verlauf der 50er bis heute angehäuft. Das Interesse an Innovationen ist gering.

Ca. 2'600 Schenkungen hat es jetzt bei 1,1 Millionen Zürcher gegeben. Das sind in Prozenten lächerliche 0.23 %. So sieht man gut, wie das Vermögen verteilt ist.

Na ja, was soll man schon erwarten, wenn man die Buchstaben SVP/ZH liest? Mit Ihrem Titel: "Politik: grösstes Risiko für unseren Wohlstand" haben Sie wohl recht. Nur ist es eben genau eine Politik, die Sie und viele KollegInnen Ihrer Partei vertreten, die ein gesellschaftliches Risiko darstellt!

Die reiche Gesellschaftsschicht perfektioniert einerseits das Abschöpfen der Produktivitätsresultate. Anderseits perfektioniert sie die Rentabilität der Geldanlagen. Am süssesten schmeckt das Erben.

Die untere Gesellschaftsschichten können ihre Anteile am Volkswohlstand nicht perfektionieren.

So öffnet sich weltweit Jahr für Jahr die Kluft zwischen reich und arm.

Die Zahlen sind bekannt. Ein Beispiel aus einer endlosen Liste.

Studie des überparteilichen Etat-Büros des amerikanischen Kongresses (CBO)

Der Studie zufolge entfallen mittlerweile 17 Prozent des gesamten versteuerten Einkommens der USA inflationsbereinigt auf das reichste eine Prozent der Bevölkerung; 1979 waren es noch acht Prozent. Das wohlhabendste Fünftel der Amerikaner bekommt inzwischen mehr als die Hälfte des gesamten Einkommens überwiesen, vor rund 30 Jahren waren es noch 43 Prozent. Abwärts ging es derweil für die sozial Schwachen: Entfielen 1979 auf die ärmsten 20 Prozent noch sieben Prozent des Einkommens des Landes, sind es inzwischen nur noch fünf Prozent.

In Indien ist es normal dass man die Ärmsten armutshalber hungrig und/oder krank auf der Strasse sterben lässt. Amerikas GOP kämpft erbittert für dasselbe, aber es soll irgendwie diskret geschehen. Gott wisse schon wen er belohne oder strafe. Wem er zB die Wahrnehmung der stolzen Selbstverantwortung ermöglicht und wem eben nicht oder erst später.

Habe ich den letzten Satz richtig gelesen und verstanden? Für Herrn Kaufmann sind 200'000 Franken Gesamteinkünfte lediglich ein "Tiefeinkommen"... Wieviele Leute müssen da gar als Sklaven eingestuft werden, weil sie als Entgelt für ihre Arbeit nur 50-100'000 Franken erhalten?

Die Gründe die Herr Kaufmann anführt kann man auch anders herum auslegen. Von den Ländern die in Schwierigkeiten sind ist sicher viel Kapital in die sichere Schweiz geflossen und den starken Franken gebracht, und das hat und wird uns mehr Arbeitsplätze kosten als eine gerechte Besteuerung der grossen Kapitalien.

Die Gründe die Herr Kaufmann anführt kann man auch anders herum auslegen. Von den Ländern die in Schwierigkeiten sind ist sicher viel Kapital in die sichere Schweiz geflossen und den starken Franken gebracht, und das hat und wird uns mehr Arbeitsplätze kosten als eine gerechte Besteuerung der grossen Kapitalien.

"Die Politik stellt derzeit das grösste Risiko für unseren Wohlstand dar." Genau - vorab die destruktive Politik der SVP mit ihrer unvergleichlich hohen Dichte an Lügenbaronen tut dies. Wie war doch Ihre Rolle in der Causa Hildebrand noch mal, Herr Kaufmann?

Als Besitzer eines armseeligen Cayenne fordere ich die Steuerbefreiung von Kleinwagen, so unter 5 Tonnen scheint mir angemessen.

Da hat wohl jemand zuviel amerikanisches Wahlkampf-TV geschaut: Ursachen ignorieren, Geschenke verteilen und verlängern, soziale Motive vorheucheln, Folgen verschweigen.

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