Historisch oder hysterisch?

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Historisch oder hysterisch?

Von Ulrich Meister, 14.06.2018

Das groteske Treffen zwischen Trump und Kim in Singapur hat nichts Entscheidendes zum Problem der Denuklearisierung Nordkoreas gebracht. Statt dessen schleicht sich ein neuer Stil in die Weltpolitik ein.

Die französische «Libération» fragte sich, ob das Treffen «historisch oder hysterisch» zu werten sei. Beides trifft zu. Erstens war es zweifellos besser, dass sich die zwei Streithähne gesehen und angelächelt haben, statt weiter gegenseitige Beleidigungen über Twitter (Trump) oder – noch etwas altmodisch – über sein persönliches Staatsmedium (Kim) auszutauschen und sich mit Atomwaffen zu bedrohen. Letzteres hat bereits etwas Hysterisches an sich. Aber der vor kurzem noch undenkbare Gipfel könnte ein historischer werden, falls noch Resultate folgen. Bisher glauben allerdings Asienkenner nicht, dass Kim auf seine Atomwaffen – seinen einzigen Trumpf – verzichten kann. Sein Regime hat früher schon diesbezüglich gelogen. Die Dynastiediktatur in dritter Generation braucht diese Waffe auch zum eigenen Überleben im eigenen Land.

Kim brauchte aber auch den Gipfel mit Trump, und dies war gegenseitig. Trump hat sich in Singapur unsensibel wie immer als schlauen Geschäftsmann mit vielen Verhandlungstricks gelobt. Nachdem er das Nuklearabkommen mit Iran verwarf, der EU den Handelskrieg erklärte, den G7 sitzen liess und vordem schon das Klima-Abkommen aufgekündigt hatte, brauchte er für den Halbzeit-Wahlkampf in «America first» eine neue Bestätigung, ein grosser Staatsmann zu sein. Kim wollte Ähnliches, denn die internationalen Wirtschaftssanktionen helfen dem verarmten Land gar nicht.

So wurde der Gipfel mit Hollywood-Vorspann möglich. China, Nordkoreas Schutzmacht, scheint man vergessen zu haben (wird sich aber in Erinnerung rufen). Japans Bedenken hat man beiseitegeschoben, Südkorea (unentbehrlicher Geburtshelfer der Konferenz) in der Frage der Militärmanöver vor den Kopf gestossen. Dafür machte Trump Putin wieder schöne Augen. Man kann nicht gleichzeitig alle gegen sich haben. Aber wir können leider weder Trump noch Kim vertrauen.

Denn Geopolitik auf die eigene Hysterie oder Egomanie abstützen, wie dies der Republikaner Trump und der Maoist Kim tun, kann erhebliche Kollateralschäden zur Folge haben, die nicht ohne weiteres zu beheben sind. Auch EU-Staaten sind mit immer mehr extremistischen Parteien zunehmend von diesem neuen Stil betroffen. Für Demokratien eine schwierige Herausforderung.

Ja historisch ist es sicher und hysterisch könnte auch Normalo noch werden ob diesen absurden Verrenkungen der Zeitgeschichte, ausgeführt durch zwei Marionetten der Kabalen, Börsen, Märkte, Banken, Industrien und Armeen.

"Kenne Deinen Feind und du kannst ihn schlagen" - asiatische Weisheit. China und Nordkorea haben die erste Etappe mit Bravour genommen. Dieser Mann in Amerika hat jetzt sogar einen Diktator von der schlimmsten Sorte "salonfähig" gemacht. Nachahmer wird es genügend geben; auch Italien ist auf die Schleimspur gerutscht; Bayern scheint folgen zu wollen. Aber aufgepasst, die Schleimspur kann in den Kot führen. Ansonsten fehlen einem z. Z. die Worte. Mr. de Niro äußerte sich 'wohlklingend'...

Der Wert der Leistung liegt im Geleisteten. (Albert Einstein)

Dieser Weg, dieses Geleistete führt hin zum Licht, zum Licht am Ende des Tunnels! Während Europa mit der Laterne auf dem Rücken immer noch die Vergangenheit beleuchtet, lautet die Ansage der USA, und das schon vor längerer Zeit, Orientierung. Hin zum Asien-Pazifikraum! Europa bräuchte mehr Selbstbewusstsein, Selbstverantwortung und eine wirkungsvolle Selbstverteidigung. Nur gemeinsam bleibt Europa stark, aber solange das nicht klar ist, zögert auch die Schweiz. Die EU sollte mehr Kompromisse eingehen und dann an einem Strick ziehen, das wäre von Nöten! Dieser Kontinent ist es uns und der Jugend wert und er ist auch wirtschaftlich stark, alle sind voller Zukunftserwartungen. Auch wir glauben noch fest daran. … Was noch zu sagen wäre, der Deal im fernen Osten hält Präsident D.Trump den Rücken frei für den Nahen-Osten, eine längst beschlossene Sache, nämlich die mit dem Iran…cathari

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