Lukas Reimann
Wissen Sie, welche Politiker von welchen Organisationen oder Firmen was kassieren? Nein? Ich auch nicht und das muss sich ändern! Nur selten kommen Fälle ans Licht wie die bizarren Panama-Mandate eines Parteipräsidenten, die Mandate fast aller Mitglieder der Gesundheitskommission in National- und Ständerat oder andere dubiose Verstrickungen zwischen Lobbyismus und Politik.
Doch immer häufiger entstehen Gesetze direkt auf Grund von Interventionen durch Lobbyisten. Politiker werden so zu verlängerten Armen ihrer Geldgeber. Statt unbestechlich für das Gemeinwohl einzutreten, lassen sie sich von unsinnigen Partikularinteressen leiten. Die Verfilzung und Verkrustung in Bundesbern verhindert Lösungen, welche sich am Gesamtwohl der Menschen unseres Landes orientieren.
Geschenke, Einladungen, Mandate, Verstrickungen – sie gehören zur Tagesordnung in Bern. Während einer Session treiben sich auf einen Parlamentarier schnell einmal zehn Lobbyisten herum. Natürlich sagen alle, sie seien trotz lukrativen Jobs und schönen Einkünften unabhängig. Nur passiert in der Praxis genau das Gegenteil. Wie oft musste ich im Parlament von Ratsmitgliedern hören: „Du hast mit deinen Argumenten vollkommen recht, aber ich darf wegen XY nicht zustimmen. Tut mir leid.“ Wes Brot ich ess, des Lied ich sing: Politiker werden zu Marionetten ihrer Geldgeber. Wenn man von einem Sektor viel Geld erhält, soll man mir bitte nicht erklären, man sei nicht befangen, wenn im Parlament über genau diesen Bereich ein Entscheid zu fällen ist. Es braucht viel strengere Regeln zu den Interessenbindungen und volle Transparenz. Wir wollen wissen, wer von wem eigentlich geführt wird. Ein guter Politiker kontrolliert die Mächtigen statt von ihnen kontrolliert zu werden: Unbestechlich für das Volk! Das muss für alle Politiker aller Parteien gelten.
Lobbyisten stehen nicht gerne in der Öffentlichkeit. Immer wieder greifen sie auch zu manipulativen Methoden und versuchen, Politik und Öffentlichkeit mit verdeckten Kampagnen unter falscher Fahne zu beeinflussen. Umfassende Transparenzregeln mit klaren Strafen bei Verstössen sind eine wichtige Voraussetzung, um verdeckte Einflussnahmen zu erschweren. Heute fehlen solche Regeln in der Schweiz weitgehend. Sogar Amerika und Deutschland kennen verbindliche Regeln für die Offenlegung der Politiker-Einkünfte. Sie wissen: Nur eine transparente Politik ist eine glaubwürdige Politik. Das Volk hat ein Recht zu wissen, von wem sich Politiker bezahlen oder beschenken und somit beeinflussen lassen.
Ganz klar: Interessenvertretung ist in einer Demokratie legitim und notwendig. Ich will niemandem das Lobbying verbieten. Jede Interessengruppe soll den Politikern ihre Argumente und Überlegungen darlegen und in Denkprozesse einbringen können. Nicht mit einer Demokratie zu vereinbaren ist indessen die heute herrschende Intransparenz. Wer vertritt wessen Interessen? Welche Mittel werden eingesetzt, und wer sind die Adressaten? Diese Fragen liegen weitgehend im Dunkeln.
Wir brauchen mehr Transparenz, eine demokratische Kontrolle und klare Schranken der Einflussnahme auf Politik und Öffentlichkeit. Deshalb forderte ich etwa in einer Motion die Schaffung eines verbindlichen und öffentlichen Lobby-Registers und ich bin der Überzeugung, dass nur die Offenlegung sämtlicher Politiker-Einkünfte wirklich Klarheit schafft! Die Direkte Demokratie und die Glaubwürdigkeit der Politik werden nur so wieder hergestellt.
Im Parlament machte sich bisher immer erbitterter Widerstand gegen mehr Transparenz beim Lobbying und den Politiker-Einkünften breit. Was haben diese Politiker zu verstecken, die mehr Transparenz ablehnen?
Transparenz ist ein elementares Grundprinzip der Freiheit und der Demokratie. Die Menschen müssen im Mittelpunkt der Politik stehen und wissen, welche Beschlüsse aufgrund welcher Beratungen und Bezahlungen zu Stande kommen. Dann können sie auch selbst entscheiden, ob sie Politiker, die auf dem Buckel des Volkes abzocken, wiederwählen oder nicht.
Gute Sache, aber weshalb nicht auch gleich Transparenz bei der Parteienfinanzierung und der Finanzierung der Abstimmungskampagnen schaffen?
Ich kann der Argumentation folgen, was fehlt ist aber ein ganzheitlicher Ansatz welcher auch die Parteienfinanzierung umfasst. Interessant ist, dass ausgerechnet Länder zitiert werden, in welchen wohl Regeln für die Politiker bestehen aber auch Regeln für die Parteienfinanzierung gelten. Dass das Bestreben der SVP ist, dass die Politiker alles offenlegen müssen und die Parteifinanzierung im Dunkeln bleibt ist ebenso offensichtlich wie durchschaubar. Da sich die SVP vor allem durch grosszügige Spenden Ihrer Mäzene selbst finanziert und so schon die eine oder andere Abstimmung "gekauft" hat, ist es natürlich nicht im Interesse der Partei hier für eine Offenlegung einzutreten. Da aber viele Exponenten der SVP entweder nicht oder nur in wenigen Gremien Einsitz haben, ist dies der Partei wohl ein Dorn im Auge und möchte hier eine Pseudo-Klarheit herstellen. Obwohl schon jetzt nachzulesen ist welches Ratsmitglied wo und in welchem Gremium Einsitz nimmt. Dabei hat gerade der Autor dieses Artikels selbst schon die eine oder andere Lehrstunde in Sachen Parteipolitik machen müssen. So haben ihn seine eigenen Parteikollegen auch schon zurückgepfiffen bei Anliegen, welche er vertreten hat. Müsste den dies auch offengelegt werden? Oder muss bei der SVP sowieso jeder sein Rückgrad gleich mit dem Parteibeitritt abgeben und die Parolen und Psalme von Christof Blocher entgegennehmen?
Also..diese Forderung habe ich eher von der SP erwartet. Da staunt man! Eigentlich denke ich dass Sachpolitik gemacht wird und die Personen die diese Sache vertreten, keinen grösseren Einfluss darauf haben. In unserem Land entscheiden ja wir am Schluss........oder das Parlament und auch der Bundesrat Transparenz ist (fast) immer gut. Aber so lange wir keinen Personenkult haben und ich hoffe der kommt nicht auch noch,(so wie anderswo) glaube ich nicht dass der Lobbyismus von grosser Bedeutung ist. Ich hoffe ich täusche mich nicht! Allerdings, Wirtschaft und Politik war und ist immer überall stark verflochen.Auch oft zu unserem Wohl.