Maskeraden

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Maskeraden

Von Christoph Kuhn, 01.04.2020

Gesichtsmasken - Schutz oder falsches Sicherheitsgefühl?

Der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz hat seinem Volk das Maskentragen verordnet. Vorerst beim Einkaufen, Erweiterung der Zwangsmassnahme ist in Vorbereitung. Kurz – und da möchte man ihm widersprechen – ist sich bewusst, dass Maskentragen in unserer Kultur etwas Fremdes ist. Tatsächlich ist das freiwillige Maskentragen zu bestimmten Gelegenheiten in unserer Kultur überhaupt nichts Fremdes. Schauspieler taten es schon in der griechischen Antike, für Fasnächtler gibt es nichts Schöneres und an maskierte Teilnehmer von Demonstrationen in unseren Städten haben wir uns auch längst gewöhnt.

Sich hinter einer Maske verstecken, sich unter einer Maske in jemand anderen verwandeln, sich in buchstäblichem wie in übertragenem Sinn zu maskieren – das gehört zur Kultur und zum Selbstverständnis vieler Völker. Aber natürlich: was Kurz meint, was wir auf weltweit aufgenommenen Fotos sehen, sind diese Mund und Nase bedeckenden medizinischen Vorrichtungen, die uns und andere vor der Ansteckung mit dem Virus schützen sollen. Masken sind das, hinter denen man sich nicht wirklich verstecken will. Ob sie den Arthur-Rimbaud-Effekt «Ich ist ein anderer» zu erzeugen vermögen, bleibe dahingestellt.

Die medizinischen Masken sind umstritten. Sie könnten ein «falsches Sicherheitsgefühl» erzeugen, weil sie nicht effektiv vor einer Ansteckung schützen würden, meint das Bundesamt für Gesundheit (BAG). Das BAG sieht sich dem Verdacht ausgesetzt, diese Aussage zu machen, weil es sehr wohl weiss, dass für eine weitgehende und länger dauernde Zwangsverhüllung der Schweiz die Masken fehlen.

Vier Millionen täglich bräuchten wir. Vorrätig, so der Bund, seien dreizehn Millionen. Die Wissenschafter, die in diesen Zeiten als öffentliche Auskunftgeber zum Glück mehr und mehr gefragt sind, sind sich hinsichtlich der Maskentragpflicht nicht einig. Das macht es Politikern aller Couleur leicht, sich mit Brachialthesen für diese oder jene Seite zu Wort zu melden, um mit ihren unbedarften Voten und Twittereien die allgemeine Verunsicherung zu schüren.

Was eine verordnete Maskenpflicht mit uns machen würde, lässt sich nicht voraussagen. Wirkt sie im Kampf gegen das Virus? Produziert sie Sicherheitsgefühle? Berechtigte? Falsche? Erstaunlich und unheimlich wie ein Stück Stoff, Nase und Mund verdeckend, die Gemüter zu erhitzen, die Befindlichkeiten zu beeinträchtigen vermag.

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Zweifellos stellen die derzeit geltenden Kontaktbeschränkungen eine riesige Herausforderung dar, für das private Leben ebenso wie für die Wirtschaft. Was aber wäre die Alternative? Ehe keine fundierte Erkenntnis über deren Wirksamkeit vorliegt wäre es fahrlässig sie zu lockern, was doch eigentlich jedem einleuchten müsste. Die Osterferien einmal zuhause zu verbringen kann doch auch seinen Reiz haben.

Zwischen Himmel, Fegefeuer und Hölle.

Nicht winzig oder klein, nein unsichtbar! Das Virus sitzt auf Tröpfchen, schwebt tausendfach auf Hausstaub, kann überall sein. Beispielsweise im Liftkanal, diesem ständigen auf und ab, könnte es da sein, ist er dort oder eher nicht? Invisible Enemy eben. Und wir? Wir haben den Ernst der Sache nicht wirklich begriffen, haben Angst, rätseln und sind vorsichtig geworden. Trotz allem ein wenig skeptisch, wir fassen „ES“ nicht! Von Informationen durchdrungen und dadurch leicht sediert, nehmen wir all die Warnungen zur Kenntnis. Masken und Brillen könnten da zum Schutzschild werden! Bei den Rittern brauchte man sie gegen Pfeile und Speere, bei uns gegen Tröpfchen, Husten und Niesen. Sollten die beiden, „nur 30% Schutz bieten“ so ist das ganz sicher mehr als nichts. Nun ist der Ganzjahreskarneval vorerst gestoppt und da die Wahrheit eh meist im Verborgenen liegt, wäre Maske und Brille in jedem Fall angebracht und zu empfehlen. Stellen sie sich vor, 30% weniger Ansteckung bei relativ geringen Kosten, auf was warten wir noch? Natürlich auf Masken! …. Und jemand der uns sagt wie man damit umgeht! …cathari

Gerne werde ich immer wieder auf das beste aller bekannten Medikamente hinweisen: Placebo! Also gibt es gar kein «falsches Sicherheitsgefühl" durch die Masken, sondern sie sind im Glauben, dass sie schützen, wirkungsvoll. Und es geht ja nicht nur darum, ob die Masken die Viren hereinlassen, sondern auch, ob mein Husten oder Niesen oder die Ausatmung in der Maske hängen bleibt. Ehrlich gesagt, ich habe sie in Thailand nun sogar beim Auto fahren an und fühle mich damit wohl und andere Automobilisten offensichtlich auch, wie ich feststellen konnte. Und die banalen Einfachmasken kann man auch mehrere Tage tragen, sofern man nicht Raucher ist und sie sogar waschen.

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