Service public

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Service public

Von Alex Bänninger, 26.06.2015

Die Aussichtslosigkeit, den «Service public» jemals abschliessend definieren zu können, bestimmt dessen Wert.

«Service public», welcher Begriff gerade jetzt der SRG tadelnd und fordernd um die Ohren geschlagen wird, ist so klar und so fassbar wie «Gerechtigkeit», «Chancengleichheit» oder «Neutralität». Die Beliebigkeit erhöht die Beliebtheit. Die Unübersetzbarkeit ins Deutsche verleiht erst noch einen mystischen Hauch. Der Begriff erfüllt auf ideale Weise sämtliche Bedingungen für den inflationären Gebrauch in der Medienpolitik. Weil das Eintreten für den «Service public» Vertrauen erweckt und garantiert zu nichts verpflichtet.

Das gilt umgekehrt auch für die SRG, die mit dem Bekenntnis zum «Service public» ihr Image popularisieren und das Gesetz des Handelns selber bestimmen kann.

Die begriffliche Wundertüte ist ein sprachlicher Geniestreich, der nur dem helvetischen Pragmatismus gelingen konnte. Wenn die Einigkeit darüber fehlt, was Radio und Fernsehen leisten sollen, dann suchen wir die Konkordanz in der schönen Schwammigkeit. Jedenfalls klingt «Service public» bestimmter und ordentlicher als «durchwursteln», «im Nebel herumstochern» oder «Jekami».

Sprach-Akrobatik ersetzt immer wieder hinlänglich die Lösung eines Problems.

SRG: Gebühren- und Budgetobergrenze statt endlose Diskussion des Service public

Endlose öffentliche Diskussionen um nötige und unnötige Programmteile der SRG bringen uns nicht weiter bei der Neudefinition des Service public. Die SRG muss mittels Beschränkung der Finanzmittel gezwungen werden, selbst den Kerngehalt des Service public gemäss Art. 93 BV festzulegen.

Die merkantilische Wandlung eines Staates zu einem Unternehmen haben eben auch zur Folge, dass service public zum service füdlique verkommt.

Also für mich ist <service public> einfach un-parteiische Information und Kulturvermittlung im Gegensatz zu derjenigen von privat finanzierten Medien, die immer parteiisch sind (sonst könnten sie gar nicht überleben).

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