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16. Februar 2021

Talkshow als Karikatur

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Talkshow als Karikatur

Von Christoph Kuhn, 10.11.2016

Das öde, ärgerliche Spektakel der ARD-Frau Anne Will.

Wenn eine versierte Moderatorin wie Anne Will jemanden in ihre Talkshow einlädt, die jeden Sonntag im ARD ausgestrahlt und von Millionen von Zuschauern verfolgt wird, dann weiss sie, was sie tut.

Wenn also Nora Illi, prominentes und über die Landesgrenzen hinaus bekanntes Mitglied des Islamischen Zentralrats der Schweiz, in der Runde sitzt, aus Augenschlitzen hinter ihrem Niqab in die Kamera blinzelt und ihre sattsam bekannten wirren Reden abspult, kann das Frau Will nicht wirklich erstaunen.

Sie hat, um dem Quotengott ein Opfer zu bringen, ihn günstig zu stimmen im Kampf um die Publikumsgunst, in Kauf genommen, dass ihre Sendung zu einem öden und ärgerlichen Spektakel verkommt, zur Karikatur einer Talkshow.

Frau Illi reagiert auf egal was für Fragen wie auf Knopfdruck: Es wird eine extremistische und militante Islamideologie behauptet und gepredigt, die nur für eine sehr geringe Minderheit von Muslimen von Belang ist. Da argumentieren, diskutieren, abwägen, auf etwas eingehen nicht zu den Praktiken der Abgesandten des Islamischen Zentralrats gehört, bekamen die andern ins Studio geladenen Gäste (und die Moderatorin) keine Chance, etwas in Gang zu bringen, was einem Gespräch geglichen hätte. Extremisten und Fanatikerinnen bewegen sich nicht, ihre Überzeugungen erachten sie als unangreifbar. Sie sind Gesprächsverhinderer und deshalb erscheint es absurd, sie in eine Gesprächsrunde einzuladen.

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Dass diese bedauernswerte, ganz offensichtlich verwirrte Frau immer noch eingeladen wird, ist ärgerlich. Wenn ein schwarzes Leichentuch (niemand weiss ja genau, wer sich dahinter verbirgt) in ein Fernsehstudio auswendig gelernten Unfug aufsagen kommt, gibt es für die anderen Teilnehmer an der "Diskussion" eigentlich nur eine Reaktion: Aufstehen und gehen. Dass sie dies auch dann noch nicht taten, als der textile Frauenkäfig mündlich und schriftlich verkünden durfte, jene ebenso verwirrten wie fehlgeleiteten Jugendlichen, die sich den faschistoiden Schlächterbanden des IS anschliessen, zeigten damit "Zivilcourage" und das sei halt eine harte Prüfung, ist unverständlich. Alle Anwesenden – und vorab Frau Will – haben total versagt. Niklaus Ramseyer, Bern

Sorry, in dieser Talkshow hat sich Frau Illi ausgesprochen professionell verhalten. Sie ist Frauenbeauftragte einer salafistischen Organisation, Frau Will hat genau das bekommen, was sie bestellt hat. Salafistische Rhetorik, eine Sharia-Predigt in perfekt dazu passender Berufskleidung.
Im übrigen ist das eine TALKshow, nicht eine talkSHOW. Schon gar keine Modeschau.
Wenn sich die anderen TeilnehmerInnen formal genauso an die Regeln gehalten hätten, hätte man mehr davon gehabt.
MfG
Werner T. Meyer

SRF Archiv

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