Vulgärpolitik

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Vulgärpolitik

Von Ulrich Meister, 07.11.2016

Noch zweimal schlafen, dann ist der Albtraum vorbei oder Wirklichkeit geworden. Aber auch wenn Trump verliert, ist das Schlimmste schon passiert. Nämlich:

Die Auswahl der Besten ist heute, neben dem Rechtsstaat, das grösste Problem aller Demokratien. Aber dass ein Trump in der noch wichtigsten modernen Demokratie der Welt zum Wunschkandidaten hat aufsteigen können, ist ein moralischer Schiffbruch sondergleichen. Zunächst natürlich für die Republikaner, aber das interessiert uns weniger. Vor allem aber für Politik schlechthin, ausser man sehe sie als Verdummung des Volkes, das bekanntlich immer recht hat. Kann ein Volk, respektive die Hälfte davon, aber noch klar denken, wenn es keine Alternative mehr sehen kann oder will ausser dem ihm aufgezwungenen Trump? In anderen, europäischen, Ländern sehen die gesitteteren reaktionären Populisten anders aus. Aber diese Länder sind kleiner (nur zahlreicher unterdessen).
 
 Die USA sind mit der europäischen Aufklärung des 18. Jahrhunderts entstanden und haben deren Moralphilosophie lange und oft höher respektiert als dies in Europa der Fall war, zumal nach der Abschaffung der Sklaverei. Ihr Isolationismus war lange eine Tradition (ausser im sogenannten südamerikanischen „Hühnerhof“), bevor ihr Interventionismus, diesmal zum Glück für die kriegssüchtigen und dann vom  Nazismus bedrohten Europäer, diese gerettet hat.

Mit solchen Perspektiven kann ein Trump mangels intellektuellem Anstand natürlich nichts anfangen und auch nicht seine professionellen Beschwichtiger (die „Putin-Schule“), die schon im Voraus erklärten, dass er gar nicht  so schlimm sein würde, denn auch Reagan sei schliesslich ein guter Präsident geworden (ich plädiere doch dafür, dass man Reagan, der viele beleidigt hat, nicht postum aus dem gleichen Parteilager beleidigen darf).
 
Manchmal überlebt etwas von den Gründervätern. Aber Idealismus reicht angesichts einer – totalitären, digitalen, wirtschaftlichen etc. – Globalisierung nicht mehr aus. Die Politik ist diesbezüglich seit langem gefragt und leider stumm, überfordert oder zu schwach und einvernehmlich. Nur: die Trumps aller Länder sind keine Antwort darauf.

Guten Tag Herr Meister
Ich bin unglücklich, wenn sich Mitmenschen dazu aufschwingen, die Masse des Volkes als dumm zu bezeichnen. Natürlich darf man deren Meinung nicht teilen, aber das Volk ist nicht dumm. Und das nicht, weil es immer recht hat. Nein, weil die Menschen dazu gebracht werden und die Politik an sich nicht mehr ernst nehmen können (ist vermutlich in allen westlichen Demokratien ähnlich).
Wenn es etwa heisst, man dürfe die Märkte nicht beunruhigen usw., dann kann sich auch der letzte Pöbel einen Reim über die Machtverhältnisse machen. Und so werden ein kleiner Teil der Wähler von Trump ihn wählen, weil sie schon immer Republikaner waren, ein grösserer Teil wir ihn wegen der Show und der Unkorrektheit wählen, und ein letzter kleiner Teil wird ihn wählen, weil sie testen wollen, ob ein unanständiger, grosskotziger Egomane im weissen Haus etwas verändern kann. oder ob er durch die Administration und das Amt auch zum Stubentiger wird. Wird Trump zahm, wählt diese Gruppe das nächste Mal entwerder noch extremer (wenn es einen solchen Kanditaten gibt) oder sie wenden sich angewidert von der Handlungunfähigkeit der Politk ab und wählen nicht mehr.

"Auch der gegenwärtige Wahlkampf in den USA ist nichts als ein für die Medien inszeniertes Scheingefecht, bei dem der Sieger bereits feststeht: Die US-Finanzindustrie. Hillary Clinton ist die von ihr in schamloser Weise direkt bezahlte Marionette, Donald Trump dient ihr als Rückversicherung für den Fall, dass das parlamentarische System zusammenbricht, ein totalitäres Regime errichtet werden soll und jemand aus den Reihen des Big Money die Kontrolle über die Massen behalten muss. Auch hier ist alles bereits beschlossene Sache - lange, bevor das amerikanische Volk ahnungslos zu den Urnen schreitet." Ernst Wolff

Es lebe die Verschwörungstheorie. Glauben Sie wirklich was Sie schreiben?

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