Wohlstand in der Schweiz

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Wohlstand in der Schweiz

Von Christoph Zollinger, 05.05.2015

Schlagzeilen suggerieren, die Armut wachse, der Mittelstand würde ausgequetscht, die Reichen sahnten alles ab. Wenig hilfreich, diese „Berichterstattung“.

Natürlich sorgen jährliche Millionenbezüge im zweistelligen Bereich einzelner selbsternannter Übermenschen für Kopfschütteln. Erfolgreich lässt sich auch die ungleiche Verteilung der Einkommen und Vermögen als Spaltpilze der Gesellschaft bewirtschaften. Und Armut gibt es tatsächlich. Die drei Begriffe sollten jedoch sachlich ausgeleuchtet werden, möglichst ohne politisch-ideologische Hintergedanken.

Wohlständige Schweiz

Wenn es darum geht, den Erfolg der Schweiz im internationalen Vergleich darzustellen, sind also Propaganda und Mythen beiseitezulassen. Weder gesetzliche Mindestlöhne, noch Extrablätter mit dem Gesslerhut auf der Stange sorgen für Klärung oder sachliche Information.

Die Schweiz ist ein reiches Land. Dass dem so ist, dazu haben Generationen vor uns das Fundament gelegt. Tobias Straumann, Professor an der Universität Zürich, zieht nüchtern Bilanz: Als Folge des westeuropäischen Wirtschaftswunders über den Zeitraum vom 250 Jahren in der Folge der industriellen Revolution ist das Prokopf-Einkommen um den Faktor 20 gestiegen. In der Schweiz sorgten energische Unternehmer, gut ausgebildete, motivierte, arbeitswillige Menschen und damit einhergehende Produktionsfortschritte für steigenden Wohlstand.

Gerne spricht Straubhaar auch von der „blauen Banane“ als Wachstumsgürtel. Seit 1000 Jahren schon sind Städte zwischen Norditalien und England Wohlstandstreiber. Unser Land liegt mitten in dieser Zone und Schweizer Kaufleute, Händler und „KMU“ nutzten erfolgreich den Standortvorteil.

Die Reformation führte zur Aufwertung der Bildung; im 19. Jahrhundert folgte die Einführung der allgemeinen Schulpflicht. Die Textilindustrie mit den Baumwollspinnereien erblühte, aus den Textilfärbereien entwickelte sich die chemische Industrie. Uhren- und Lebensmittelindustrie etablierte sich, 1860 war die Schweiz das am stärksten industrialisierte Land Europas. Und schliesslich entstanden moderne Banken und Versicherungen.

Diese Abfolge von Innovationen ist beeindruckend. Natürlich wurden wir später von zwei Weltkriegen verschont und oft auch zum Hort von Fluchtgeldern, doch werden diese beiden Umstände oft und gelegentlich auch absichtlich überbewertet.

Die Schweiz im Vergleich

Die Schweiz belegt im Human-Development-Index des Jahres 2013 der UNO Platz 9. Die vom Bundesamt für Statistik publizierte Statistik des Vergleichs des materiellen Lebensstandards setzt die Schweiz hinter Norwegen und Luxemburg auf Platz 3 in Europa.

Was die Ungleichheit der Einkommen betrifft, rangiert unser Land gemäss BfS im unteren Mittelfeld. Der gemessene Wert von 4,4 bedeutet, dass das Fünftel der höchsten Einkommen 4,4 Mal grösser ist als jenes der tiefsten. Das Mittel in Europa liegt übrigens bei knapp über 5,0.

Relative Armut

In der EU gibt die Statistik der „relativen Armut“ Anlass zu Missverständnissen. Mit weniger als 40 Prozent des mittleren Einkommens ist man sehr arm, mit weniger als 50 Prozent arm und mit weniger als 60 Prozent armutsgefährdet. Damit wird Armut im wohlhabenden Deutschland zu einem Massenphänomen. Experten sprechen von „bedarfsgewichtetem Käse“.

DIE ZEIT rät deshalb, „über die allzu simple Geschichte von der wachsenden Armut noch einmal genau nachzudenken“.

René Scheu spricht im SCHWEIZER MONAT von der „Kluft zwischen realem Wohlstand und gefühltem Unwohlsein“. Und er zitiert gleich noch den Philosophen Peter Sloterdijk, der die allgegenwärtige Verwöhnungskultur als „Amalgam aus kampfloser Freiheit, stressfreier Sicherheit und leistungsunabhängigem Einkommen“ bezeichnet hat. Tatsächlich gilt auch in der Schweiz als armutsgefährdet, wer weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens verdient. Gemäss BfS waren 2012 somit 590‘000 Personen von „Einkommensarmut“ betroffen. Weniger fettgedruckt ist der Nachsatz der gleichen Statistik: „Innert fünf Jahren hat die Armut um 1,6% abgenommen.“ Die Situation der armen Bevölkerung hat sich somit verbessert, da sich ihre Einkommen der Armutsgrenze angenähert haben.

So oder so: bemerkenswert scheint, dass sich demnach – je höher die obersten Einkommen tendieren – die Armutsgrenze automatisch nach oben verschiebt. Relative Armut, eben.

Die „ausgehöhlte“ Mittelklasse

Ob die Mittelschicht tatsächlich, wie oft behauptet, im Zug der „Einkommensexplosion“ oben und der „Unterstützungsinflation“ unten, ausgequetscht werde, ist eher inszenierte Fragestellung als erwiesene Tatsache. Der Zorn dieser Leute, die der Mittelschicht zugeordnet werden, richtet sich ja mal gegen die Zuwanderung, mal gegen das Politestablishment, mal gegen unverschämte CEOs oder ganz einfach gegen die Steuerbehörden.

So schlecht kann es allerdings wohl nicht sein. Lohnstagnation ist beklagenswert, doch: es gibt seit drei Jahren auch keine Teuerung. Früher, vor gut 30 Jahren, stiegen die Löhne alljährlich, gar um mehrere Prozentpunkte. Doch die Jahresteuerung betrug damals zeitweise … über fünf Prozent.

Betrachtet man die Statistiken über Autokäufe, Flugreisen, Wellnessangebote gibt es ein klares Indiz: es ist die Mittelklasse, die sich immer mehr leisten kann. Es ist ihr zu gönnen! Im TA gab es diesen Winter eine Statistik zu lesen „Wo der Mittelstand prosperiert“.

Wachsende Kluft zwischen arm und reich?

Avenir Suisse Direktor Gerhard Schwarz kam im November 2014 in der NZZ zum Schluss: „Die Schweiz bewegt sich bei der sozialen Mobilität im oberen Mittelfeld, etwa auf gleicher Höhe wie die USA. Und zu glauben, mittels Umverteilung könne man die soziale Mobilität stärken, ist ein Trugschluss, allerdings ein, wenn man um die Hintergründe weiss, vermutlich aus ideologischen Gründen bewusst herbeigeführter Trugschluss“.

Nicht abzustreiten ist die Tatsache, dass die Kluft zwischen Reichen und Armen, Gewinnern und Verlierern, weltweit stetig wächst. Die entsprechenden Statistiken lügen nicht. Doch was heisst das? Werden die ärmeren Schichten dadurch ärmer? Solche Vergleiche sind zu kurzatmig. „Noch nie war die Kluft grösser!“, empören sich einige Journalisten. Dieser Ausruf ist wohl etwas ignorant, bezieht man die geschichtliche Vergangenheit unseres Kontinentes mit ein. Noch nie in den letzten 60 Jahren sollte es wohl fairerweise heissen.

Die jungen Reichen

Die neueste „Forbes“-Liste der Reichsten dieser Welt zeigt: Noch nie (!), nochmals: noch nie waren so viele Milliardäre jünger als 40! Angeführt von Mark Zuckerberg (Facebook), gefolgt von Dustin Moskovitz (Facebook), Jan Koum (Whatsapp): sie alle sind jung, viele sind Start-up-Unternehmer, Technologie-Freaks. Nicht wenige haben ihr Studium vorzeitig abgebrochen. Auch die jüngste Frau auf dieser Hitparade (auf Platz 8) ist Gründerin eines eigenen Unternehmens und hatte die Universität mit 19 Jahren verlassen.

Diese superreichen Unternehmer sind zwar für die wachsende Kluft zwischen arm und reich mitverantwortlich, doch wird man ihnen dies wohl nicht zum Vorwurf machen können. Auch nicht, es handle sich um Erben, die unverdient zu Geld und Reichtum gekommen wären.

Das Kapital im 21. Jahrhundert

Die medial angeheizte Diskussion um „wachsende Ungleichheit“ und deren gefährlichen Folgen für die Gesellschaften bezieht sich oft auf Thomas Piketty‘s „Das Kapital im 21. Jahrhundert“. Der über 800-seitige, Respekt einflössende Wälzer des Professors an der Paris School of Economics, sollte genau gelesen werden, bevor darüber berichtet wird.

Die Prognosearbeiten Piketty‘s für das 21. Jahrhundert sind dagegen offensichtlich zu stark beeinflusst von der französischen, sozialistisch geprägten Idee der Regulierung jeglicher Ungleichheit durch den Staat. Natürlich ist ein Einfluss der Erbschaften feststellbar, doch ist die Basisüberlegung, dass langfristig Kapitalerträge höher ausfielen als ökonomisches Wachstum und darum die Ungleichheit zunehme, eine abenteuerliche Schlussfolgerung.

Ausführlich wird zum Schluss des Buches für eine globale Kapitalsteuer zur Regulierung der Ungleichheit plädiert. Wolle die Demokratie die Kontrolle über den globalisierten Finanzkapitalismus zurückgewinnen, sei eine moderate – weltweit identische – Kapitalsteuer von 1-2% weit sinnvoller als eine Erbschaftssteuer. Theoretisch kann dem sicher zugestimmt werden. Doch: weltweit gleiche Steuern, eine wohlgemeinte Utopie?

Wohlstand in der Schweiz

Bekanntlich kennt die Schweiz neben der Einkommens- schon längst auch eine Vermögenssteuer für jene, die über Eigentum verfügen. Somit ist unser Land geradezu fortschrittlich aufgestellt, was faire Steuern betrifft. Dieser Umstand geht in der medialen Berichterstattung oft vergessen. Wir tun wohl gut daran, „unserem“ Wohlstand Sorge zu tragen.

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Heisst der Typ nun Straubmann oder Straubhaar?

Einverstanden, der steigende Wohlstand kommt auch den Ärmeren in unserem Land zugute. Dabei ist auch der zunehmende Trend an wohltätigen Engagements der Elite zu beachten, wovon direkt auch die Bevölkerung profitiert und auch zu einer gewissen Umverteilung führt.
Dennoch ist eine zunehmende Belastung des Mittelstandes zu spüren, die in der Teuerung zu wenig berücksichtigt wird und einen Grossteil der Lebenskosten beinhalten: zunehmende Mietpreise, Versicherungen, Steuern, öffentlicher Transport, Benzin etc. Ausserdem werden Löhne (ein wichtiges Fundament) im unteren und mittleren Bereich gedrückt, u.a. bei den Lokomotivführern der SBB, weshalb diese nun im Ausland gesucht werden müssen. Hier gilt es wach zu bleiben...

Hallo Journal 21

in Anbetracht dessen, dass auch diese Email unter Garantie durchgeschnüffelt wird (Grüsse an die Deutschen- und US-Schnüffler). Habt ihr kranken Perverslinge nichts besseres zu tun?

Es wird immer bekloppter hier im Land der Untertanen (BRD). Der Wahnsinn tobt und nimmt immer groteskere Züge an. Während eine ganz neue Ideologie für die verblödeten Massen installiert wird, lachen sich die Betrugsbänker hinter unserem Rücken kaputt über unsere erzwungene Großzügigkeit.

Jetzt soll auch noch der Eurosoli kommen, daß heißt, wir sollen die faulen Ärsche der EU Mumien noch fetter füttern. Sie tun nichts für ihr Geld, während unsereins ackern muß wie ein Gaul für sein tägliches Brot.

Die Grün/innen haben gerade Gestern huldvoll genickt als es hieß, daß jeder der in Hartz4 abrutscht sich einem psychologischen Eignungstest unterziehen soll, mit Unterschrift unter die EGV. Ich bin echt bald ausgeflippt als ich das hörte und habe die Geschäfts(Führer)des(r) Jobcenter gefragt, ob sie nicht mehr alle Tassen im Schrank haben, denn mit diesem Eignungstest unterstelle man den Kunden automatische Schwachsinnigkeit und der Verdacht auf Arbeitsunwille.

Aber da hätte ich auch mit einer Mauer reden können, die sind alle von den gängigen Blockparteien eingenordet. Kein Mensch, ob jung oder alt, soll mehr in Zukunft der BRD auf der Tasche liegen. Dafür sorgen sie jetzt mit ganz neuen Zielgebungsrichtlinien, die haarsträubend sind, die mich irres ahnen lassen in Richtung Diktatur. Mittlerweile ist es so, daß sich hier die Leute umbringen, weil sie diese ganzen Jobcenterschikanen nicht mehr aushalten können. Ist das Freiheit und Demokratie?

Immer mehr Menschen hungern, ja auch in der BRD, weil das was sie verdienen, zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel ist. Gleichzeitig zeigen die beschissenen Mainstreammedien groteske Hartz4 Familien, die Biersaufend und Ketterauchend ihre Kinder auf und nieder prügeln oder anschreien.

Die Wirtschaft trudelt in Richtung "Merkelsche Planwirtschaft", denn die freie Wirtschaft ist abgeschafft, während gleichzeitig die Infrastruktur, wie in England und Irland, zerbröselt. Nichts funktioniert mehr richtig. Aber die Steuern, Abgaben und Gebühren die steigen ins unermessliche an. Bald nach den Wahlen hat Merkel ja schon die "blühenden" Landschaften versprochen. Ich frage mich bloß für wen und wo? Es wird echt immer gruseliger.

Es ist wirklich so, dass jede Stadt in der BRD das gleiche Konzept hat. Handel, Tourismus und die Gesundheitsversorgung, sollen von privaten Investoren gestützt werden. Ich habe mich jetzt 3 Tage am Stück mit der Wirtschaftsförderung und mit der Stadtentwicklung auseinandergesetzt, mit den Typen von der Verwaltung aus den zuständigen Fachbereichen, von wegen Privatisierung.

Sie glauben echt immer noch an ein Wunder, und so wird es den Bürgern auch verkauft. Ich habe Gestern Abend in der Bürgerversammlung nach der Power Point Präsentation vor versammelter Mannschaft den Vorschlag gemacht, sie könnten ja das gleiche machen wie beim G8 Gipfel in Irland "und so tun als ob,..." indem sie die leeren Schaufenster der Pleiteläden mit astreiner Fototapete zukleistern.

Hier werden in Zukunft Potemkin'sche Dörfer entstehen, genau so wie du das schon seit eh und je schreibst. Ich nenne das pervertierte Planwirtschaft, und die Leute glauben auch noch, dass es irgendwen in den Verwaltungen juckt, welche Vorschläge sie zur Belebung der schwindsüchtigen Wirtschaft machen.

Und wo sollen denn überhaupt all die reichen Investoren herkommen, wenn man ihnen durch Steuerplünderungen und andere staatliche Überraschungen das Geld vom Konto raubt per "Brüsseler Enteignungsorgien", das frage ich mich. Sie verscheuchen doch am Ende jeden mutigen Unternehmer/Geschäftsmann/Frau.

Mann, ist doch wahr.

Liebe Grüsse aus Deutschland

Klementine

Dem Wohlstand kann nur längerfristig Sorge getragen werden wenn alle daran teilhaben "dürfen". In der Beziehung sieht es aber je länger je weniger gut aus. Unter anderem darum weil von einigen Wenigen konsequent ein zunehmend grosser Teil der davon ausgeschlossenen Menschen ignoriert wird.
Daraus wird - historisch bewiesen - nichts Gutes.

Ausgeblendet werden hier wichtige Tatsachen. Etwa die seit Jahren schamlos überhöhten Mieten, die angesichts historisch tiefer (bis nun sogar negativer) Zinsen jedes Jahr duzende von Milliarden aus den Taschen der Mehrheit der Mieter im Land auf die Konten der kleinen Minderheit der Wohnungseigentümer schleusen. Diese Milliardeneinkommen erzielen letztere fast "stressfrei und leistungsunabhängig".
Wie auch die laufend ohne Gegenleistungen erhöhten Baurechtszinse ein ökonomischer Unfug sind, der die Volkswirtschaft belastet und die Konkurrenzfähigkeit des Landes entscheidend schwächt. Der Grund: Wir haben leider seit etwa 1960 hunderte von Milliarden als Planungs- und Bodenspekulationsgewinne willkürlich und zufällig an eine kleine Minderheit im Land leistungsunabhängig oder gar leistungsfrei verteilt. Diese historische Hypothek belastet nun als "Grundrente" jeden Preis und jeden Lohn mit über 20 Prozent Aufschlag. Konkret: Dass hierzulande schon nur der Baugrund oft mehr kostet, als im benachbarten Ausland das ganze Haus, ist unsinnig und ein wirkliches Problem, das Herr Zollinger ausblendet. Wieso? Auch bei der Gewinnsteuer herrschen willkürliche und gravierende Ungerechtigkeiten: Wer von seinem hart erarbeiteten Ersparten eine Wohnung gekauft hat, und sie Jahre später mit Gewinn verkauft, muss diesen versteuern (je schneller er wiederverkauft, desto höher die Steuer). Dagegen ist nichts einzuwenden. Und die in der Zeit abnehmende Progression bremst die üble Spekulation. Warum aber soll der Mittelstand seine Liegenschaftsgewinne (mit vollautomatischem Informationsaustausch und sogar Vorauskasse auf ein Sperrkonto bei der Verschreibung) lückenlos versteuern, während die kleine Minderheit der Börsenspekulanten und Kapitalgewinnler im Land ihre Profite nicht nur "leistungsunabhängig" sondern völlig steuerfrei einstreichen dürfen? Weil die rechte Mehrheit der Volksvertreter in den Räten etwa gar nicht dieses vertritt, sondern die obgenannte Minderheit? Dass diese Parlaments-Mehrheit die sehr sinnvolle und moderate Erbschaftssteuer-Initiative (Ja stimmen am 14. Juni!) ebenfalls bekämpft, wundert jedenfalls wenig. N. Ramseyer

Lieber Herr Zollinger,

Der Human-Development-Index ist im Zusammenhang mit den Millenniumszielen entwickelt worden. Es geht hier um die am wenigsten entwickelten Länder und um extreme Armut. Demgemäss werden Zugang zu Trinkwasser, Abwasserreinigung, Primarschulbildung, Säuglingssterblichkeit etc. gemessen.
Die Ränge hochentwickelter Länder auf diesem Index zu vergleichen, ist grober Unfug. Er zeigt in diesem Bereich keine relevanten Unterschiede an.
Wenn Sie sich wagen: suchen Sie nach den neusten Zahlen für die Ungleichheit der VERMÖGEN. Sie werden die Schweiz mit Simbabwe und Namibia auf der Schandbank finden.

MfG
Werner T. Meyer
Quelle: www.reichtum-in-der-schweiz.ch/fakten.html

Ja, wir haben die reichsten Armen der Welt, gemessen an deren Konsumverhalten und Transfereinkommen.

Die freie Verfügbarkeit des Erbes nach Abzug der Nachlassteuer von 20% finde ich einen grossen Vorteil. Kein Erbender hat dann Steuern mehr zu berappen, was vor allem für Patchwork-Familien und bei Geschiedenen wichtig sein kann.

Die Vermögen haben sich aufgetürmt, weil die Wirtschaft seit Kriegsende immer nach oben ging, dies nicht zuletzt wegen den angehäuften Schulden, den billigen Energiepreisen, der Drangsalierung und Ausbeutung der Umwelt, der Verschwendung des Bodens, insbesondere wegen den geburtenstarken Jahrgängen, die viel produziert und Gewinn erwirtschaftet haben und nun massenweise in die AHV- und Fürsorgephase entlassen werden. Aktuell vor allem wegen der Gelschwemme und der Nullzinspolitik steigen die Börsen und die Immobilienpreise. Das alles macht die Vermögenden unverdient und meistens steuerfrei (keine Kapitalgewinnbesteuerung) reicher und reicher.

Die Zukunft sieht anders aus: weniger Nachwuchs, weniger Arbeitende müssen für mehr Menschen sorgen (AHV, Fürsorge, Soziales), Finanzkrise und kommende Inflation (wird die Reichen nochmals viel reicher machen und vor allem den Mittelstand treffen und die Armen noch abhängiger machen), CO2-Reduktionen und Massnahmen gegen Klimawandel, sowie längerfristig zu erwartende Erhöhung der Rüstungsausgaben. Die Gegner der Initiative wollen die zukünftigen Lasten ganz einfach dem kleinen Bürger übertragen, durch MwSt-Erhöhung, allgemeine Steuererhöhungen, Lohnprozente, Gebühren und Reduktionen im Bereich Soziales und Bildung um für sich noch mehr Geld, Geld, Geld und Macht beanspruchen.

Ich komme den Verdacht nicht los, dass hier hinter den Kulissen für diejenigen die Moneten fliessen, die sich professionell gegen die Initiative engagieren und es denjenigen entzogen wird, die sich für die Initiative einsetzen – dies eine Form legaler Korruption. Die UBS, andere Banken sowie das Kapital vertretende Institutionen und Personen werden den nicht hörigen Parteien die massiven Beiträge kaum mehr „schenken“, denke ich und ohne diese Parteispenden schwimmen den Politikern die Mandate davon. Hier wieder einmal rächt sich die geheime Parteienfinanzierung, da man nicht weiss, wer für welche Interessen wem Geld gibt oder entzieht – das ist wie in einer Bananenrepublik. Manipulationen, Unwahrheiten, Verschleierung, Verwirrung stiften bis zur Lüge und smarte Erpressung, alles knapp an der Grenze der Legalität – das ist das Konzept der Gegner – auch wenn die Manipulierten das nicht merken. Offensichtlich haben sie Erfolg.

Dieser Artikel schaut die Armut von Oben herab an und ist ein reines Gesundbeten, der herrschenden Ungleichheiten. In der Bundesverfassung liest man jedoch eine andere Definition, denn dort steht in der Präambel:

"... gewiss, dass frei nur ist, wer seine Freiheit gebraucht, und dass die Stärke des Volkes sich misst am Wohl der Schwachen,..."

und in Art 2.3 steht zum Zweck der Schweizerischen Eidgenossenschaft gleich noch der folgende Satz:

"Sie sorgt für eine möglichst grosse Chancengleichheit unter den Bürgerinnen und Bürgern."

Allein diese beiden Artikel widersprechen dem obigen Artikel diametral, denn man kann doch nicht sagen, dass es denen da unten besser gehe, weil die da oben sich schamlos bereichern und so die Schwelle zur Armut anheben. Unsere Verfassung sagt da etwas ganz anderes und im Grunde ist die Politik sogar dazu verpflichtet, diese Ungleichheiten zu verkleinern, oder man kann auch ganz anders formulieren, dass die Bürgerlichen und die SVP im Grunde mit ihrer Politik gegen die Armen und Schwachen und für das Kapital die Verfassung täglich grob verletzen, denn das Wohl der Schweiz bemisst sich ja laut Wortlaut der BV nicht am Wohl der Starken, sondern an jenem der Schwachen, was auch unser wunderbarer Jurist und Troubadour Mani Matter schön zusammenfasste, der sang:

"dene wos guet geit
giengs besser
giengs dene besser
wos weniger guet geit
was aber nid geit
ohni dass's dene
weniger guet geit
wos guet geit
drum geit weni
für dass es dene
besser geit
wos weniger guet geit
und drum geits o
dene nid besser
wos guet geit"

Ich schliesse mich dem Kommentar von Samuel Bendicht an.
Ein klares JA zur Erbschaftsteuer ist mehr als überfällig. Diese sichert substantiell und nachhaltig unsere AHV und schützt die KMU's durch hohe Freibeträge.

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