Leserbriefe zur Rezension

Literatur als Waffe

Die (deutsche) Literatur im 20. Jahrhundert in einem Sammelband von Hans Jörg Schmidt und Petra Tallafuss wieder einmal als Opfer diverser Totalitarismen ausgegeben

Von Torsten Mergen


Dr. Lars Koch schrieb uns am 30.08.2007
Thema: Torsten Mergen: Literatur als Waffe

Als einer der in dem von Hans-Jörg Schmidt und Petra Tallafuss herausgegebenen Band über „Totalitarismus und Literatur“ versammelten Autoren möchte ich auf diesem Wege meine Irritation über die von Torsten Mergen zu verantwortende und bei literaturkritik.de veröffentlichte Rezension zu obigen Sammelband zum Ausdruck bringen. Mergens Kritik an dem Band – er sei redundant und biete nichts Neues – ist im Hinblick auf viele der dort publizierten Texte wenig stichhaltig, in einigen Fällen gar schlichtweg falsch. Meinem Verständnis von Kulturwissenschaften nach bewegen sich Autoren immer in kontextualisierten Wissens- und Diskursfeldern, die Forderung nach wissenschaftlicher Innovation muss daher also immer an die schon geleistete Analysearbeit zurückgekoppelt werden. Die von Mergen geführte Klage darüber, dass der Band den Zusammenhang von Totalitarismus und Literatur nicht völlig neu erfindet, erscheint mir vor dem Hintergrund dieses Grundzusammenhangs mehr als fraglich – zumal sie jenseits der penetrant eingesetzten Stilisierung des „wieder mal“ inhaltlich mit keinem einzigen Argument untermauert wird. Es scheint fast, als habe sich die Text- und Sachkenntnis des Rezensenten, die durch keinerlei eigene Publikationen zum Themenzusammenhang nachzuvollziehen ist, im konkreten Falle auf die Zurkenntnisnahme des Inhaltsverzeichnisses beschränkt. Wie anders ist es zu erklären, dass er z.B. dem Beitrag von Joachim Walther, der sich mit bis dato unveröffentlichten Texten im Schatten der SED-Diktatur beschäftigt, Redundanz vorwerfen kann? Man verstehe mich bitte nicht falsch: Ich habe überhaupt nichts gegen kontroverse Debatten und intensive Diskussionen über wissenschaftliche Einschätzungen und Sachverhalte, nur sollten dabei die Standards intellektueller Redlichkeit und intersubjektiver Nachvollziehbarkeit eingehalten werden. Daher lautet mein Fazit: Wieder mal eine Rezension, die nicht Orientierung, sondern reine Selbstbespiegelung bietet und deren Lektüre den Leser die von Hans Ulrich Gumbrecht unlängst geführte Klage über die Publikationsraten in den Kulturwissenschaften nachvollziehen lässt.