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Thomas Mann und die Ökonomie - Vorträge der Tagung vom 13. und 14. März in Mannheim

Von Regine ZellerRSS-Newsfeed neuer Artikel von Regine Zeller und Tim LörkeRSS-Newsfeed neuer Artikel von Tim Lörke

Am 13. und 14. März 2009 veranstalteten die Nachwuchswissenschaftler in der "Deutschen Thomas Mann-Gesellschaft Lübeck e.V." gemeinsam mit dem Germanistischen Seminar der Universität Mannheim eine Tagung zum Thema "Thomas Mann und die Ökonomie". Nicht erst seit den jüngsten weltökonomischen Verwerfungen ist die besondere Brisanz dieser Fragestellung offenkundig. Trotzdem blieben systematische Untersuchungen dazu bisher ein Desiderat der Thomas-Mann-Forschung.

Als Kaufmannssohn war sich Thomas Mann der großen Bedeutung des Geldes und der ökonomischen Beziehungen zeitlebens sehr bewusst. Wirtschaftliche Zusammenhänge spielen in seinem Werk eine große Rolle: Als Beispiel mag Joseph dienen, der als Ernährer segensreich in Ägypten wirtschaftet. Der Workshop des Kreises der jungen Thomas-Mann-Forscher ging verschiedenen wirtschaftlichen Aspekten im Werk Manns nach. Zugleich konnten auch Bezüge der verschiedenen zeitgenössischen Diskurse um Geld und Ökonomie zu Manns Werk herausgearbeitet werden. Als ein zentrales Ergebnis der Tagung kann gelten, dass Mann die Ökonomie stets in einen engen Zusammenhang mit Überlegungen zur Moral und zu einem guten, gelingenden Leben rückt. Die nachstehenden Tagungsbeiträge verdeutlichen sein Ringen um Definitionen einer 'richtigen' oder einer 'falschen' Form des Wirtschaftens, die etwa auch darin gespiegelt wird, dass sich der so oft beschworene Künstler-Bürger-Gegensatz in diesem Licht auflöst zugunsten einer Gegenüberstellung von "Künstlerbürger" und (künstlerisch wie ökonomisch unfähigem) Dilettanten. Die Beiträge sind in der Vortragsfassung belassen, um eine zeitnahe Publikation zu ermöglichen.

Den Abendvortrag hielt Prof. Dr. Jochen Hörisch zum Thema "Extremitätenkult - Die unsichtbare und die öffentliche Hand. Ökonomische Motive im Werk Thomas Manns".

Der Kreis junger Thomas-Mann-Forscher setzt sich aus Forscherinnen und Forschern aller Phasen der wissenschaftlichen Qualifikation (vom Studium bis zur Habilitation) zusammen. Seit 1994 trifft er sich begleitend zu den Tagungen der "Deutschen Thomas Mann-Gesellschaft" in Lübeck. Dort bietet der Kreis jungen Wissenschaftlern die Möglichkeit, ihre entstehenden Qualifikationsschriften vor Experten der Thomas-Mann-Forschung, aber auch einem interessierten Laienpublikum vorzustellen. Mit dem Kreis verbindet sich die Idee eines universitätsübergreifenden Austauschs über laufende Forschungsprojekte des wissenschaftlichen Nachwuchses.

Seit 2004 finden zudem regelmäßig eigene Tagungen statt. Die erste Tagung fragte 2004 in Heidelberg nach dem Nutzen neuerer Methoden und Theorien für die Interpretation literarischer Texte. Verschiedene Methoden wurden vorgestellt, um dann an Texten Manns geprüft zu werden. Die zweite Tagung fand 2007 in Bamberg statt. Im Mittelpunkt stand dabei Manns kulturelle Zeitgenossenschaft; der Blick wurde auf verschiedene Diskurse gelenkt, an denen dieser partizipierte und die in seinem Werk auf vielfältige Weise reflektiert werden. Beide Tagungen sind als Publikationen dokumentiert (Tim Lörke, Christian Müller (Hg.): Vom Nutzen und Nachteil der Theorie für die Lektüre. Das Werk Thomas Manns im Lichte neuer Literaturtheorien. Würzburg: Königshausen & Neumann 2006; Tim Lörke, Christian Müller (Hg.): Thomas Manns kulturelle Zeitgenossenschaft. Würzburg: Königshausen & Neumann - erscheint April 2009).

Kontakt:

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Altenauer Weg 6c

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tim.loerke@gmx.de


Anke Göckeler

Engelsgrube 77/7

23552 Lübeck

AnkeGoeckeler@gmx.de


Regine Zeller

Neuere Germanistik I

Universität Mannheim

Schloss

69131 Mannheim

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