Steven Spielberg: München mit Eric Bana, Daniel Craig, Geoffrey Rush u. a. |
Steven Spielberg: München |
Inhaltsangabe:
Nach dem Attentat am 5. September 1972 auf die israelische Olympiamannschaft während der XX. Olympischen Spiele in München und der Freilassung der drei überlebenden Terroristen am 29. Oktober 1972 beauftragt die israelische Premierministerin Golda Meir (Lynn Cohen) den unerfahrenen Mossad-Agenten Avner Kaufman (Eric Bana), den sie als einen ihrer früheren Bodyguards kennt, mit einem Sonderkommando die Hintermänner des Terroranschlags aufzuspüren und zu töten. Obwohl Avner seine hochschwangere Frau Daphna (Ayelet Zorer) in Israel zurücklassen muss, übernimmt er die Aufgabe. Die Namen der Zielpersonen stehen auf einer Liste, die er von seinem Vorgesetzten Ephraim (Geoffrey Rush) erhält. Nie wurden größere Amateure mit einer solchen Mission betraut: Die Waffen klemmen im Holster, die Hände am Pistolengriff sind verschwitzt, die Finger am Fernzünder zittern unkontrolliert. Nichts läuft ganz nach Plan, ständig muss das Gewissen in Diskussionen beruhigt werden und lässt sich doch niemals zum Schweigen bringen. (Tobias Kniebe in "Süddeutsche Zeitung", 25. Januar 2006)
Avner kommt in Kontakt mit einem undurchsichtigen französischen Informanten namens Louis (Mathieu Amalric), dessen Vater (Michael Lonsdale) sich ebenso dubios wie skrupellos in Geheimdienstkreisen bewegt.
Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
In einer Hotelbar macht sich eine Frau namens Jeanette (Marie-Josée Croze) an ihn heran. Nach einem kurzen Flirt verabschiedet sich Avner, aber als ihn in seinem Zimmer ein Gefühl der Einsamkeit überkommt, geht er noch einmal hinunter. Sie ist nicht mehr da. Der Duft ihres Parfums führt ihn zu Carls Hotelzimmer. Die Tür ist nicht verschlossen. Carl liegt nackt und tot auf seinem Bett. Louis behauptet, dass es sich bei Jeanette um eine niederländische Profikillerin handelt. Aber wer erteilte ihr den Mordauftrag? Jedenfalls spüren Avner, Steve und Hans die Frau auf einem Hausboot auf. Sie öffnet ihren Morgenrock und entblößt ihre Brüste, aber die Männer lassen sich nicht beirren und erschießen sie. |
Filmkritik:
Der Film "München" von Steven Spielberg beginnt mit Originalaufnahmen und nachgestellten Szenen vom Attentat am 5. September 1972 während der XX. Olympischen Sommerspiele in München. Auch später werden mehrmals Spielszenen von dem Desaster auf dem Flughafen in Fürstenfeldbruck eingeblendet, beispielsweise als Albträume der Hauptfigur Avner Kaufman oder auch als Bilder, die sich ihm beim Orgasmus aufdrängen. Im Hauptteil geht es um um eine angeblich von der damaligen israelischen Premierministerin Golda Meir (1898 - 1978) persönlich eingesetzte Todesschwadron, die den Auftrag erhielt, die Hintermänner des Terroranschlags der Palästinenserorganisation "Schwarzer September" zu töten. Als Buch ist "Vengeance" ein ziemlich schlampiges Konvolut aus nacherzählten Interviews mit Jonas' Hauptinformanten Avner und Sekundärquellen. Weder Jonas noch sein Verlag konnten die Erzählungen des ominösen Avner überprüfen. (Andrian Kreye in Süddeutsche Zeitung, 22. Dezember 2005)
Man darf "München" also nicht als zeitgeschichtliche Rekonstruktion missverstehen. Steven Spielbergs Anliegen ist nicht historische Genauigkeit, sondern die Veranschaulichung der These, dass Gewalt Gegengewalt hervorruft und die Beantwortung von Terror mit Gegenterror in einen Teufelskreis führt. Am Ende gibt es in "München" keine Gewinner, sondern nur noch mehr Leid. Das Schlussbild – die Skyline von Manhattan mit den Türmen des World Trade Centers – lässt erahnen, dass Steven Spielberg dabei auch den von US-Präsident George W. Bush ausgerufenen Krieg gegen den Terrorismus im Blick hat. Spielbergs "Munich" ist ein dirty little picture, das sein Recht beansprucht, mehr Verwirrung und Verstörung zu provozieren, als Fragen zu beantworten. (Fritz Göttler, Süddeutsche Zeitung, 22. Dezember 2005)
Ehud Danoch, der damalige israelische Generalkonsul in Los Angeles, kritisierte "München" in der "New York Times" als tendenziös. Der Film suggeriere, dass die israelische Reaktion auf den Anschlag bei den Olympischen Spielen in München die Eskalation des internationalen Terrorismus ausgelöst habe. Außerdem unterscheide er nicht zwischen der Ermordung von Sportlern und der Tötung von Terroristen. Während der Palästinener Ali (Omar Metwally) seine Auffassungen erläutert, gibt es in dem Film keine Darstellung aus israelischer Sicht. Steven Spielberg, Tony Kushner und Eric Roth haben nicht nur Ali, sondern auch Avners Mutter den Hinweis in den Mund gelegt, dass die Juden den Palästinensern ihr Land weggenommen haben. "Munich" ist ein provozierender und enervierender Widerspruch: Wunderbare und schrecklich spekulative Momente, Klischee und Originalität, Weisheit und Anmaßung bilden ein Konglomerat, das am Ende fast so unentwirrbar erscheint wie die Lage im Nahen Osten selbst. (Tobias Kniebe, Süddeutsche Zeitung, 25. Januar 2006) |
Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2006 / 2008
Attentat bei den XX. Olympischen Spielen in München, September 1972 |