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Die Kriminalgeschichte des roten
Gespenstes
Brown schreibt zugleich
eine Geschichte der Sowjetunion und eine Geschichte Osteuropas, aber auch eine
Geschichte des sozialistischen Terrors, der Verfolgung, der Folter und des Mords
unter dem Deckmantel kommunistischer Ideologie. Wären Inhalte und Ausgang dieser
Geschichte nicht allseits bekannt, es wäre eine großartige Kriminalgeschichte.
Kein Leser wird auch nur eine Seite überschlagen wollen aus Sorge,
Entscheidendes zu verpassen. Jede Seite ist ein wahrer Lesegenuss. Denn Brown
liefert eine fabelhafte Komposition vor allem der Ereignisse seit Stalins
Machtergreifung, ein immer lesenswertes, nahezu literarisches und souverän
gestaltetes Werk über rund 150 Jahre Kommunismus sowie die politischen
Schaltzentrale in Moskau. Den Aufstieg kommunistischer Systeme seit Stalin leitet Brown mit einer begrifflichen Differenzierung von Marxismus, Sozialismus und Kommunismus ein. Verkürzt wiedergegeben bedeutet Marxismus die philosophische Lehre, auf der der Sozialismus, die politische Praxis dieser Philosophie, fußt. Kommunismus heißt hingegen jener Endzustand, in der das Proletariat den Sieg über seine bourgeoisen und imperialen Gegner davon getragen hat – ein Zustand, der, wie wir wissen, zum Glück nie eingetreten ist.
Was Brown also unter den
Oberbegriff Kommunismus subsumiert ist die Entstehung der Marxschen Philosophie
über den Leninismus hin zum Stalinismus sowie die Entstalinisierung seit
Chruschtschows Angriff auf den toten Stalin im Jahre 1956, mithin den Übergang
des sozialistischen Totalitarismus zur sowjetischen Oligarchie in der zweiten
Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Der Unterschied zwischen
Marx und Lenin ist offensichtlich: Bei Marx ist es das Proletariat als Klasse,
bei Lenin die organisierte proletarische Partei, die den Einparteienstaat
legitimieren und den Umsturz herbeiführen soll. Nur wer diese Deformierung der
Marxschen Ideologie mitträgt, kann in der sowjetischen Politik den logischen und
rechtmäßigen Nachfolger von Marx und Engels erblicken.
Dachte Marx noch an eine
soziale Revolution als Mittel gegen das Massenelend, so ist es Stalin, der das
Massenelend in Osteuropa allererst geschaffen hat. Dazu nochmals Fetscher:
»Statt den 'ganzen' und heilen Menschen wiederherzustellen, wovon Marx träumte,
hat man eine allumfassende Weltanschauung entworfen, in der die Menschen eine
ideologische Beruhigung finden sollten.« Die politische Willensbildung lag während all dieser Machtkämpfe stets nur in den Händen Weniger. Deren autoritäre und totalitäre Mechanismen der Machtausübung prägten das kommunistische System. Durch Lenin, aber besonders durch Stalin erfuhr Marxens Philosophie ihre größten Manipulationen zur Aufrechterhaltung der Macht. Mit Marx hatte die Sowjetunion letztlich nur noch so viel zu tun wie Hartz IV mit August Bebel und Eduard Bernstein. Für Lenin und insbesondere für Stalin diente Marxens Theorie allenthalben der Stabilisierung des Herrschaftsanspruchs einer menschenverachtenden politischen Elite, die keine Gewaltenteilung, keine Wahlverfahren, keine Kontrolle der Herrschaft durch das Volk kannte. Viel zu lange wurde dieses System von Stalins paranoider Angst vor Konkurrenten geprägt. Die Moskauer Schauprozesse, die jüngst Karl Schlögel in »Traum und Terror« so eindruckvoll nachgezeichnet hat, sind nur eine schreckliche Nebenwirkung dieser Paranoia gewesen. Sie brachte letzten Endes zwischen 1929 und 1953 rund 18 Millionen Menschen in die Gulags, von denen rund viereinhalb Millionen niemals wieder nach Hause kamen. Mit Überwindung von Klassengegensätzen und der Errichtung einer klassenlosen Gesellschaft hatte dies schon lange nichts mehr zu tun. Es ging einzig noch um das Wohl einer kleinen Parteiclique, die das Volk über Jahrzehnte hinweg gnadenlos unterdrückte, nicht nur in der Sowjetunion, sondern auch in Polen, der CSSR, der DDR und anderen osteuropäischen Staaten. Folter, Mord und Unterdrückung sind aber nicht nur Kennzeichen kommunistischer Staaten. Wer das Schicksal der heutigen Gefangenenlager jenseits des Rechtsstaats oder die Schicksale von Anna Politkowskaja und Stanislaw Markelow kennt, weiß, wovon ich spreche. Zu all diesen oftmals sehr undurchsichtigen und verschlungenen Pfaden politischer Perversionen bietet Archie Browns voluminöses Werk eine exzellente Hinführung. Seine Stärke liegt in der Zusammenschau, weniger in der Aufdeckung neuer Tatsachen. Aber gerade dies ist es, was das Buch zur Pflichtlektüre macht! Jürgen Nielsen-Sikora |
Archie Brown |
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