Hi Zack,
dann mache ich mal weiter.
Dieses Mal habe ich das Kapitel am Stück gelesen, darum gebe ich dir an dieser Stelle ein allgemeines Feedback und die i-Tüpfelchen folgen später.
Im Moment habe ich eigentlich nur Kritikpunkte, die im ersten Teil schon angeklungen sind: Perspektive(nwechsel), zu gehetzter Erzählstil.
Ich beginne mal mit dem zweiten Punkt.^^ Eigentlich ist es gut, dass du dich nicht mit Details für Beschreibungen etc aufhältst, es gibt so gut wie nichts "Überflüssiges" im Text. Du schaffst es, mit wenigen Worten eine Stimmung zu generieren, redest nicht um den heißen Brei herum und kommst direkt auf den Punkt. Ich weiß nicht, ob du von Haus so schreibst und auf jedes schmückende Beiwerk verzichtest oder ob du dich bewusst darauf konzentrierst, dich möglichst kurzzufassen. Die Gefahr, die bei dir allerdings besteht, ist, dass du zu schnell weiter in der Geschichte willst. Dieser Eindruck wird durch den Erzählstil, der großflächig auf das Subjekt verzichtet und mit dem Prädikat beginnt, verstärkt, denn dadurch entsteht das Gefühl einer Hetzjagd, mit der du deine Leser*innen treibst.
Manchmal behilfst du dir mit Schlagwörtern, die für eine Stimmung stehen, aber noch keine erschaffen. Ein Beispiel:
Schmerz und Sehnsucht sind zwei starke Wörter, doch in einem so allgemeinen Kontext farblos und nichtssagend. Welcher Schmerz? Was hat Liz in die Fänge der Sekte getrieben? Sehnsucht wonach? Gab es Momente, in denen ihre Sehnsucht und Schmerz offensichtlich wurden, wo Red noch einschreiten hätte können, bevor sie zur Sekte kam?
Wie gesagt, damit gibst du eine vage Ahnung, wie es um Liz bestellt war, aber konkrete Bilder lieferst du noch nicht.
Auch der Perspektive ermangelt es noch an Schärfe. Du mischst wie gehabt auktorial mit Reds innerem Monolog plus seiner personalen Erzählebene. Ich glaube nicht, dass ich bis zum Ende der Geschichte warm werde mit diesem Perspektivenpotpourri, v.a. weil ich es einfach nicht schön finde, dass du das Subjekt wegfallen lässt. Wenn du dich für diese Lösung, sagen wir mal, alle 20 Normseiten einmal entscheidest, dann hat das was, weil dieser Bruch mit Grammatik als gezieltes Stilmittel verwendet und eine Zäsur im Text, in der Handlung, in der Gefühlswelt der Protas kennzeichnet. So inflationär, wie du aber davon Gebrauch machst, gefällt es mir nicht.
Ich verstehe, dass die Entscheidung für einen solchen extravaganten Kniff sicher nicht unüberlegt getroffen wurde und nicht leicht revidiert werden kann. Wenn du sie beibehalten willst, würde ich dir trotzdem raten, den auktorialen Erzähler rauszuschmeißen und all die betroffenen Szenen durch personale Einschübe von Red zu ersetzen. Dann musst du etwas umdenken, denn naturgemäß kann Red nicht das wissen, was der allwissende Erzähler weiß, aber du verleihst deiner Geschichte damit an Schärfe, weil du so genötigt wirst, mehr aus Reds Augen und von seinen Emotionen zu erzählen, wenn auch subtiler.
So, das wollte ich nur mal vorausschicken. Einige der nachfolgenden Bemerkungen resultieren aus obiger Kritik.
kalte Faust liest sich für mich nicht stimmig. Hattest du hier die Redewendung "kalte Schulter" im Kopf? Ich finde weder kalte noch heiße Faut überragend, aber ich finde, eine heiße Faust würde mehr Schaden anrichten als eine kalte, umso weniger finde ich den Ausdruck hier gelungen. Harte Faust?
schuld.
Der Satz bzw. die Sätze erschließen sich mir nicht. Er steht zwar in Verbindung mit dem oben bemängelten "Schmerz und Sehnsucht" und dennoch ist er so vage, dass er mehr verwirrt, als neugierig macht. Du findest sonst immer sehr treffende, gar nicht zu metaphorische Ausdrücke und nun hüllst du dich in psychologische Andeutungen.
Um ins Detail zu gehen: Die Formulierung "Kreise um sich zu ziehen" ist nicht klar genug. Ich nehme an, dass es um Egozentrik gehen soll, aber dafür ist die Formulierung zu vage. Ein Gegenbeispiel für eine klare Formulierung: Wie Motten, die das Licht umschwärmen. Hier wird mit zwei Bezugspunkten (Motto und Licht) Sehnsucht ausgedrückt, sogar spezifischer, wer sich wonach sehnt.
Was bedeutet es aber, wenn Red Kreise um sich zieht? Soll er ein Trabant um sich selbst sein? Wieso visiert wer nicht das Zentrum an? Möchte er sich selbst nicht zu nahe kommen? Dieser Satz wirft einfach zu viele Fragezeichen auf, um befriedigend zu sein.
Und dem zweiten Satz widerspreche ich ganz einfach, weil ich nicht finde, dass Liz NICHT aufgegeben hat. So wie es dasteht, wird impliziert, dass sein Resignieren im Gegensatz zu ihrer Suche steht, wobei sie schlussendlich resigniert hat und das das eigentliche Problem nun ist.
Diese zwei Sätze wollen, glaube ich, mehr sagen, als Platz in ihnen ist und dementsprechend unrund sind sie.
Ich weiß, man nimmt schnell Ausdrücke wie "Du bist doch verrückt!" etc in den Mund, ohne sich zu überlegen, was das eigentlich bedeutet. An mir selbst fällt es mir auch auf und ich versuche, zumindest im Schriftlichen ohne diese ableistischen Ausdrucksweisen auszukommen, auch wenn sie tiefverankert im Sprachgebrauch sind.
An dieser Stelle finde ich die Erwähnung von "Wahnsinn" ganz schlimm, weil du gefährlich nahe an der auktorialen Erzählebene bist und in meinen Augen ein allwissender Erzähler nie solche Begriffe verwenden sollte, um Ausnahmezustände der Seele zu verallgemeinern und in ein gewisses abnormes Licht zurücken. Vor allem besteht hier wieder das Problem eines Schlagwortes. Was bedeutet es, wenn "der Wahnsinn an der Innenseite seines Schädels kratzt"? Hat er Kopfschmerzen? Keimt der Drang auf, wieder etwas einzuwerfen? Wird er paranoid? Etc. Du hättest so viele Möglichkeiten, durch konkrete Worte eine eingängige Stimmung zu schaffen und diesen ableistischen Begriff zu verzichten.
Etwas oberhalb hast du "Fäuste" im metaphorischen Sinn gebraucht, hier im wortwörtlichen. Da diese zwei Ausdrücke relativ nah beieinanderstehen, würde ich einen davon streichen, damit der andere besser wirkt.
So lange
zweitens: Ist das wirklich die passende Sprachebene für den Text? Mein Sprachgefühl sagt mir, dass "zutage fördern" gehobener ist und nicht zu einem umgangssprachlichen Grundton passt.
Was sind obszöne Synthiemelodien? Gibts Gestöhne? Wenn ja, frage ich mich, wie das zu der Beschreibung aus dem Vortext passt, dass Red nicht prüde sei.
Was sind Geschäftsmänner? Sitzen die in Anzügen da? Wer sagt, dass sie bene Geschäfte abwickeln, könnten sich ja auch nur einen Drink nach der Arbeit gönnen. Auch hier stört die auktoriale Erzählebene, weil Red einfach nicht wissen kann, wer von denen Geschäftsmänner sind. Außerdem ist er ja auch ein Geschäftsmann, wenn er Drogen vertickt.
*Zwischenbemerkung mit allgemeinem Charakter:
Was willst du hier schaffen mit Red & Maze? Ist die angestrebte Form eine Fortsetzungsgeschichte im Forum oder strebst du damit einen abgeschlossenen Roman (oder sogar Band 1 von einem Mehrteiler) an, den du womöglich auf zusätzliche Wege veröffentlichen willst?
Wenn es sich "nur" um eine Fortsetzungsgeschichte im Forum handelt, kannst du die folgende Anmerkung eher ignorieren. Du verwendest auf relativ kleinem Raum sehr oft dieselben Phrasen. Beispiele "Haare hängen schlaff ins Gesicht", "etwas zersplittert" etc. In einem Roman würde ich mir mehr Vielseitigkeit wünschen, weil die Geschichte doch eher in einem Rutsch gelesen wird als häppchenweise wie im Forum und solche Wiederholungen (wenn auch über Seiten) auffallen.
Sollte dir ein Roman als Endprodukt vorschweben und die geposteten Teile entsprechen Kapiteln, würde ich die Begegnung mit Maze in diesem Teil ans Ende stellen, da sie so mehr wirkt. Das Ende dieses Teils ist nicht so prägnant wie das von Teil 1 und außerdem liefert es keine großen Erkenntnisse, da für Red Rache schon vorher feststeht. Ich würde da noch etwas die Szenen herumschieben, damit der Abschied mit Maze (und dessen Drohung, die darin liegt) seine Wirkung in vollen Zügen entfalten kann.
[Ende des Zwischenrufs. Ich bin so schlimm, dass ich mich selbst unterbreche ... Weiter im Text]
Eine Anmerkung, wie ich sie schon einmal gegeben habe. Das fehlende Subjekt wirkt hier noch mal unangenehmer, weil es zwischen denen Sätzen wechselt. Mit unterschiedlichen Subjekten wirkt die Technik, ohne Subjekte zu schreiben, in Maßen.
Ich mag die Szene.
Ich habe richtig mitgefiebert.
Ich weiß nicht, ob der Rahmen des Forums der Szene zusätzlich Wirkung verleiht, weil sie mit der "Tradition" hier bricht. Aber wie gesagt, dir ist es gut gelungen, mich Reds Aufregung spüren zu lassen.
Dennoch ein paar Schönheitsmakel:
Er legt ihn sich zurecht ... Das Bild, das in mir hochkommt, ist schief. Maze steht mit dem Blick zur Hauswand, richtig? Wie kann er also gelegt werden? Dann müssten die beiden sich am Boden befinden. Außerdem liest es sich so, als wäre er ein Kleidungsstück, das bereit zum Anziehen auf die Couch geworfen wird.
"splittern" Du magst dieses Wort ein bisschen zu sehr. Du verwendest es in der Szene, in der seine Schwester stirbt und nun beim Sex. Der Orgasmus wird auch kleiner Tod genannt, die Parallelen sind sprachlich also da. Hast du dich bewusst für ein überschaubares Vokabular mit Doppeldeutigkeiten entschieden?
Mir gefällt besser: zurechtgelegt hatte/hätte
Du wirst es nicht glauben, Duden sagt: gefaket.
Wieso ein Asics-Shirt? Die Erwähnung einer echten Marke in einem SciFi-Text macht mich hellhörig. Vor allem, da Asics in erster Linie eine Laufschuh-Marke ist.
Gerade bei dem letzten Satz hätte ich mir dein gängiges Satzmuster erwartet: Was Handliches. Leicht zu bedienen. Leicht zu verstecken. Möglichst hohe Durchschlagskraft.
auseinander gleiten
bei erwartete dachte ich zuerst, Red erwartet sich, Decan in zerrissener Jeans und engem T-Shirt zu sehen.
Das Satzende kann gestrichen werden. In weiterer Folge erklärst du eh, was er sieht.
Gnädige Distanz liest sich nicht gut. Du verwendest das Adjektiv bereits weiter oben, was ich noch hingenommen habe, doch hier häuft es sich zu sehr und entspricht meinem Empfinden nach nicht Reds Umgangston.
Arschlöcher ist ja noch ein nettes Wort für die Leute, die seine Schwester misshandelt, missbraucht und in den Suizid getrieben haben.
Wahnsin - s. Anm. o.
Mir gefällt der Aufbau dieses letzten Absatzes, doch ich finde den letzten Satz schwach. Das geht griffiger. Das liegt vermutlich am Modalverb "müssen" und "versuchen", die beide erst eine Bedeutung in Verbindung mit einem anderen Wort bekommen.
Das wars fürs Erste von mir, ich bin auf den nächsten Teil gespannt.
Ich würde mich freuen, wenn du (das klingt jetzt härter als beabsichtigt
) "Stellung" zu meinen Anmerkungen beziehst, v.a. bei denen, wo du anderer Meinung bist. Ich habe keinen Anspruch an Allgemeingültigkeit in meinen Ansichten, mich interessieren andere Herangehensweisen, die sich mir vielleicht auf den ersten Blick nicht ganz erschließen.
Also wir können gerne über die eine oder andere Stelle intensiver reden, wenn du willst.
LG
dann mache ich mal weiter.

Dieses Mal habe ich das Kapitel am Stück gelesen, darum gebe ich dir an dieser Stelle ein allgemeines Feedback und die i-Tüpfelchen folgen später.
Im Moment habe ich eigentlich nur Kritikpunkte, die im ersten Teil schon angeklungen sind: Perspektive(nwechsel), zu gehetzter Erzählstil.
Ich beginne mal mit dem zweiten Punkt.^^ Eigentlich ist es gut, dass du dich nicht mit Details für Beschreibungen etc aufhältst, es gibt so gut wie nichts "Überflüssiges" im Text. Du schaffst es, mit wenigen Worten eine Stimmung zu generieren, redest nicht um den heißen Brei herum und kommst direkt auf den Punkt. Ich weiß nicht, ob du von Haus so schreibst und auf jedes schmückende Beiwerk verzichtest oder ob du dich bewusst darauf konzentrierst, dich möglichst kurzzufassen. Die Gefahr, die bei dir allerdings besteht, ist, dass du zu schnell weiter in der Geschichte willst. Dieser Eindruck wird durch den Erzählstil, der großflächig auf das Subjekt verzichtet und mit dem Prädikat beginnt, verstärkt, denn dadurch entsteht das Gefühl einer Hetzjagd, mit der du deine Leser*innen treibst.
Manchmal behilfst du dir mit Schlagwörtern, die für eine Stimmung stehen, aber noch keine erschaffen. Ein Beispiel:
Zitat:Du hast ihren Schmerz und ihre Sehnsucht nicht ernst genommen.
Schmerz und Sehnsucht sind zwei starke Wörter, doch in einem so allgemeinen Kontext farblos und nichtssagend. Welcher Schmerz? Was hat Liz in die Fänge der Sekte getrieben? Sehnsucht wonach? Gab es Momente, in denen ihre Sehnsucht und Schmerz offensichtlich wurden, wo Red noch einschreiten hätte können, bevor sie zur Sekte kam?
Wie gesagt, damit gibst du eine vage Ahnung, wie es um Liz bestellt war, aber konkrete Bilder lieferst du noch nicht.
Auch der Perspektive ermangelt es noch an Schärfe. Du mischst wie gehabt auktorial mit Reds innerem Monolog plus seiner personalen Erzählebene. Ich glaube nicht, dass ich bis zum Ende der Geschichte warm werde mit diesem Perspektivenpotpourri, v.a. weil ich es einfach nicht schön finde, dass du das Subjekt wegfallen lässt. Wenn du dich für diese Lösung, sagen wir mal, alle 20 Normseiten einmal entscheidest, dann hat das was, weil dieser Bruch mit Grammatik als gezieltes Stilmittel verwendet und eine Zäsur im Text, in der Handlung, in der Gefühlswelt der Protas kennzeichnet. So inflationär, wie du aber davon Gebrauch machst, gefällt es mir nicht.
Ich verstehe, dass die Entscheidung für einen solchen extravaganten Kniff sicher nicht unüberlegt getroffen wurde und nicht leicht revidiert werden kann. Wenn du sie beibehalten willst, würde ich dir trotzdem raten, den auktorialen Erzähler rauszuschmeißen und all die betroffenen Szenen durch personale Einschübe von Red zu ersetzen. Dann musst du etwas umdenken, denn naturgemäß kann Red nicht das wissen, was der allwissende Erzähler weiß, aber du verleihst deiner Geschichte damit an Schärfe, weil du so genötigt wirst, mehr aus Reds Augen und von seinen Emotionen zu erzählen, wenn auch subtiler.
So, das wollte ich nur mal vorausschicken. Einige der nachfolgenden Bemerkungen resultieren aus obiger Kritik.
Zitat:Er hatte sie selbst ins Krematorium gebracht und ihre Asche dem Meer übergeben. War nachts im Hafen auf einen Kran geklettert und hatte die Urne geöffnet. Hatte Liz vom Wind davontragen lassen. Einen kurzen, irrealen Moment hatte er sich dabei frei gefühlt, ehe die Wirklichkeit ihm erneut ihre kalte, dreckige Faust in den Magen rammte. Du bist Schuld.Ich würde auf das selbst verzichten, ist nur ein nichtssagendes Füllwort. Wer denn außer Red hätte das tun sollen? Die Betonung auf seine Person passt hier nicht.
kalte Faust liest sich für mich nicht stimmig. Hattest du hier die Redewendung "kalte Schulter" im Kopf? Ich finde weder kalte noch heiße Faut überragend, aber ich finde, eine heiße Faust würde mehr Schaden anrichten als eine kalte, umso weniger finde ich den Ausdruck hier gelungen. Harte Faust?
schuld.
Zitat:Zu lange hatte er nur Kreise um sein jämmerliches Selbst gezogen. Hatte aufgegeben und nicht gesehen, dass sie weitersuchte.
Der Satz bzw. die Sätze erschließen sich mir nicht. Er steht zwar in Verbindung mit dem oben bemängelten "Schmerz und Sehnsucht" und dennoch ist er so vage, dass er mehr verwirrt, als neugierig macht. Du findest sonst immer sehr treffende, gar nicht zu metaphorische Ausdrücke und nun hüllst du dich in psychologische Andeutungen.
Um ins Detail zu gehen: Die Formulierung "Kreise um sich zu ziehen" ist nicht klar genug. Ich nehme an, dass es um Egozentrik gehen soll, aber dafür ist die Formulierung zu vage. Ein Gegenbeispiel für eine klare Formulierung: Wie Motten, die das Licht umschwärmen. Hier wird mit zwei Bezugspunkten (Motto und Licht) Sehnsucht ausgedrückt, sogar spezifischer, wer sich wonach sehnt.
Was bedeutet es aber, wenn Red Kreise um sich zieht? Soll er ein Trabant um sich selbst sein? Wieso visiert wer nicht das Zentrum an? Möchte er sich selbst nicht zu nahe kommen? Dieser Satz wirft einfach zu viele Fragezeichen auf, um befriedigend zu sein.
Und dem zweiten Satz widerspreche ich ganz einfach, weil ich nicht finde, dass Liz NICHT aufgegeben hat. So wie es dasteht, wird impliziert, dass sein Resignieren im Gegensatz zu ihrer Suche steht, wobei sie schlussendlich resigniert hat und das das eigentliche Problem nun ist.
Diese zwei Sätze wollen, glaube ich, mehr sagen, als Platz in ihnen ist und dementsprechend unrund sind sie.
Zitat:Sogar den Junkies fiel auf, dass sein Herz zertrümmert war, aber es war ihnen egal.Ja, was denn nun. Inwiefern lässt sich sagen, dass es den Junkies auffiel, wenn es ihnen doch egal ist? An dieser Stelle stört der auktoriale Erzähler einfach nur.
Zitat:Tagsüber erfüllte ihn eine gnädige Taubheit, während er durch die Straßen zog. Abends kam der Schmerz und fraß ihn auf. Der Wahnsinn kratzte an der Innenseite seines Schädels und Red ertappte sich dabei, wie er immer öfter Synthkristalle dippte und auf seiner Zunge schmelzen ließ. Und du hast geglaubt, du hättest das hinter dir.Ich würde, um der Griffigkeit wegen, auf "kam der Schmerz" einfach verzichten und sofort zum Auffressen übergehen. Ist doch klar, dass, wenn der Schmerz ihn auffrisst, der Schmerz da sein muss.
Ich weiß, man nimmt schnell Ausdrücke wie "Du bist doch verrückt!" etc in den Mund, ohne sich zu überlegen, was das eigentlich bedeutet. An mir selbst fällt es mir auch auf und ich versuche, zumindest im Schriftlichen ohne diese ableistischen Ausdrucksweisen auszukommen, auch wenn sie tiefverankert im Sprachgebrauch sind.
An dieser Stelle finde ich die Erwähnung von "Wahnsinn" ganz schlimm, weil du gefährlich nahe an der auktorialen Erzählebene bist und in meinen Augen ein allwissender Erzähler nie solche Begriffe verwenden sollte, um Ausnahmezustände der Seele zu verallgemeinern und in ein gewisses abnormes Licht zurücken. Vor allem besteht hier wieder das Problem eines Schlagwortes. Was bedeutet es, wenn "der Wahnsinn an der Innenseite seines Schädels kratzt"? Hat er Kopfschmerzen? Keimt der Drang auf, wieder etwas einzuwerfen? Wird er paranoid? Etc. Du hättest so viele Möglichkeiten, durch konkrete Worte eine eingängige Stimmung zu schaffen und diesen ableistischen Begriff zu verzichten.
Zitat:Meistens erinnerte er sich nicht, wann er wo gewesen war. Manchmal schlug er mit den Fäusten gegen die Betonmauer, die den leuchtenden Kern vom grauen Sprawl trennte. Solange, bis das Blut seine Finger taub machte.
Etwas oberhalb hast du "Fäuste" im metaphorischen Sinn gebraucht, hier im wortwörtlichen. Da diese zwei Ausdrücke relativ nah beieinanderstehen, würde ich einen davon streichen, damit der andere besser wirkt.
So lange
Zitat:Er lauschte der Stimme in seinem Kopf, die immer zu brüllte: Du. Bist. Schuld.Veto. Sein Umdenken, dass nicht er es ist, der seine Schwester umgebracht hat (denn das impliziert "schuld sein"), sondern Alterreal geschieht viel. zu. schnell. Um welche Art von Droge handelt es sich? In der Regel verstärken Drogen den Gefühlszustand, in dem man sich befindet. Sollte die Droge wirklich helfen, rationaler zu denken, sodass Red seine Schuldgefühle ablegen und sehen kann, dass die, die seine Schwester ausgenützt nund die Giftkapsel eingesetzt haben, muss das davor klar rauskommen.
Alterreal hat sie umgebracht. Der Gedanke verbiss sich in seinem zugedröhnten Schädel.
Zitat:Vielleicht sollte er sich doch eine kaufen. Vielleicht sollte er in diesen Tempel gehen und diesen Wichsern ihre verdrehten Hirne rauspusten. Vielleicht war er aber auch zu feige.Ich mag diese Vielleichtsätze, doch der letzte passt nicht ins Muster. Dorthin gehört eine Handlung und keine Erklärung. Die ersten Vielleichtsätze resultieren aus einem Schwall von Rachsucht und Handlungswut, dem gegenüber sollte eine Handlung stehen, der unterschwellig Feigheit zugrundeliegt, ohne dass du das ausformulierst. Musterbeispiel:
Zitat:Vielleicht sollte er sich doch eine kaufen. Vielleicht sollte er in diesen Tempel gehen und diesen Wichsern ihre verdrehten Hirne rauspusten. Vielleicht aber sollte er sich in dem Drecksloch hier verkriechen und warten, bis seine kümmerliche Existenz ihr gerechtes Ende erfuhr.
Zitat:Schuld und Selbstzweifel trieben ihm Tränen der Wut in die Augen.Wieder zwei Schlagwörter, v.a. die Selbstzweifel fallen unangenehm auf, weil sie neu eingeführt werden und man sich fragt, woran genau er denn zweifelt. Es kommen ihm ja keine Gedanken wie, "wenn du stärker gewesen wäre, wäre Liz noch am Leben!", sondern einfach "du bist schuld!".
Zitat:Er kramte in seiner Hosentasche und förderte ein paar Chips zu Tage.erstens: zutage
zweitens: Ist das wirklich die passende Sprachebene für den Text? Mein Sprachgefühl sagt mir, dass "zutage fördern" gehobener ist und nicht zu einem umgangssprachlichen Grundton passt.
Zitat:Der Tätowierte nickte nur und winkte ihn durch. Drinnen empfing ihn verdrehter Slowtech-Sound. Tiefe Bässe, übermalt von obszönen Synthiemelodien. Süßer Rauch schwängerte die Luft. Geschäftsmänner hatten sich in schwer einsehbare Nischen verzogen, um ungestört ihre Deals abzuwickeln.nur streichen, denn erstens Füllwort und zweitens falsch, denn er nickt ja nicht nur, sondern winkt ihn auch durch.
Was sind obszöne Synthiemelodien? Gibts Gestöhne? Wenn ja, frage ich mich, wie das zu der Beschreibung aus dem Vortext passt, dass Red nicht prüde sei.
Was sind Geschäftsmänner? Sitzen die in Anzügen da? Wer sagt, dass sie bene Geschäfte abwickeln, könnten sich ja auch nur einen Drink nach der Arbeit gönnen. Auch hier stört die auktoriale Erzählebene, weil Red einfach nicht wissen kann, wer von denen Geschäftsmänner sind. Außerdem ist er ja auch ein Geschäftsmann, wenn er Drogen vertickt.
Zitat:„Scheiß Tag?“, fragte der Barkeeper. Ein bärtiger Kerl, dessen massige Statur viel zu einschüchternd wirkte, um Leute abzufüllen. Seine Augen blickten jedoch freundlich.Scheißtag, Scheißleben
Red zuckte die Achseln. „Scheiß Leben.“
Zitat:Flüssiges feuer fraß sich durch seine Adern. Betäubte seine Gedanken.Feuer
Zitat:Die Finger glitten zärtlich über ein Deck, das viel zu schick für diese Gegend aussah.So: Ich bin keine sattelfeste SciFi-Leserin und was ich hier unter "Deck" lese, ist Kartendeck (Generation Yu-Gi-Oh lässt grüßen^^, aber ich kann auch tarockieren!). Ich wäre dir hier sehr dankbar, wenn du hier genauer definierst, was das Deck in seinen Funktionen ist, damit ich nicht zu lange mit Rätselraten beschäftigt bin.
Zitat:Red blieb vor ihm stehen, beugte sich runter, um ihn näher zu betrachten. Und erschrak, als der Typ ihn ansprach.Ist das ein übliches Verhalten, sich einfach einer Person so anzunähern und nicht damit zu rechnen, dass die Person reagiert? Wenn ja, würde ich das im Vorfeld klären, was es heißt "online zu gehen". Wenn nicht, kommt hier Red ziemlich schreckhaft und unbedarf rüber.
Zitat:Er lächelte. Irgendwie traurig.Ich nehme an, Maze ist gemeint. Es passt mir persönlich nicht in den Kram, dass jemand, der eben auf brutalste und widerliche Weise seine Schwester verloren hat, vor Selbstmitleid zergeht, sich mit Drogen vollschüttet, die nötige Kraft für Empathie hat, um die Nuancen eines Lächelns einer wildfremden Person zu erkennen. Mir scheint es so, du nützt diese Stelle, um Maze zu charakterisieren, machst das aber auf Kosten der Glaubwürdigkeit von Red, der dafür im Moment einfach nicht im nötigen Mindset sein kann.
Zitat:Er beobachtete sein Gegenüber genau. Ließ er ihn abblitzen? Oder spielte er mit? Die Mundwinkel des Wireheads zuckten kurz, ansonsten schien er unbeeindruckt. Hat er kapiert, dass ich ihn angemacht hab?Eindeutig zu viele Perspektiven. Einmal schreibst du von der dritten Person, einmal von der ersten. Das Ich passt hier nicht.
Zitat:Die schwüle Nachtluft verfing sich in seinen Haaren und ließ sie schlaff in sein Gesicht hängen.Das Bild stimmt für mich nicht. Meine Aversion gegen schlaff-hängen kennst du eh schon.* Aber es liest sich auch nicht schön, dass die Luft seine Haare etwas tun lässt. Waren sie davor aufgegelt?
*Zwischenbemerkung mit allgemeinem Charakter:
Was willst du hier schaffen mit Red & Maze? Ist die angestrebte Form eine Fortsetzungsgeschichte im Forum oder strebst du damit einen abgeschlossenen Roman (oder sogar Band 1 von einem Mehrteiler) an, den du womöglich auf zusätzliche Wege veröffentlichen willst?
Wenn es sich "nur" um eine Fortsetzungsgeschichte im Forum handelt, kannst du die folgende Anmerkung eher ignorieren. Du verwendest auf relativ kleinem Raum sehr oft dieselben Phrasen. Beispiele "Haare hängen schlaff ins Gesicht", "etwas zersplittert" etc. In einem Roman würde ich mir mehr Vielseitigkeit wünschen, weil die Geschichte doch eher in einem Rutsch gelesen wird als häppchenweise wie im Forum und solche Wiederholungen (wenn auch über Seiten) auffallen.
Sollte dir ein Roman als Endprodukt vorschweben und die geposteten Teile entsprechen Kapiteln, würde ich die Begegnung mit Maze in diesem Teil ans Ende stellen, da sie so mehr wirkt. Das Ende dieses Teils ist nicht so prägnant wie das von Teil 1 und außerdem liefert es keine großen Erkenntnisse, da für Red Rache schon vorher feststeht. Ich würde da noch etwas die Szenen herumschieben, damit der Abschied mit Maze (und dessen Drohung, die darin liegt) seine Wirkung in vollen Zügen entfalten kann.
[Ende des Zwischenrufs. Ich bin so schlimm, dass ich mich selbst unterbreche ... Weiter im Text]
Zitat:Der Typ war sich seiner Ausstrahlung nicht bewusst, was ihn umso anziehender machte. Seine knielange, schwarze Stoffjacke endete in Fetzen, als wäre sie kaputt. Aber war wohl der Style.Woher weiß Red das? Er kennt Maze noch nicht so lange und du lieferst auch kein Beispiel anhand von Mazes Verhalten, die diese Vermutung rechtfertigt.
Eine Anmerkung, wie ich sie schon einmal gegeben habe. Das fehlende Subjekt wirkt hier noch mal unangenehmer, weil es zwischen denen Sätzen wechselt. Mit unterschiedlichen Subjekten wirkt die Technik, ohne Subjekte zu schreiben, in Maßen.
Zitat:Red kam ihm so nah, dass er seinen warmen Atem auf den Lippen schmeckte. Verdammt. Er war jetzt schon hart. „Ich will dich ficken“, flüsterte er. Seine Hände schoben die ausgefranste Jacke auseinander. Er spürte das Knistern bis in die Haarspitzen.
Maze grinste schief. „Ich weiß.“
Zwei Worte, die seinem Hirn einen Schlag versetzten. Ihr Kuss ging sofort in Flammen auf und verbrannte den Synth-Rausch zu kristallklarer Begierde. Red presste ihn gegen eine Hauswand, legte ihn sich zurecht. Massierte seinen harten Schwanz, während er von hinten in ihn drang und ihm seinen Rhythmus aufzwang. Seine Gedanken splitterten. Zerbrachen in seinem Stöhnen, das aus seinem wunden Herzen brach. Unter seinen Fingern fühlte er die berauschende Wärme eines menschlichen Körpers – und etwas Kühles. Silikon. Und Metall. War der Typ überhaupt ein Mensch? Egal.
Red implodierte unter seinem Orgasmus. Hielt sich an Maze fest, der sich an ihn presste und den Kopf nach hinten warf. Sie keuchten, im Gleichklang. Ineinander verschmolzen. Auch dann noch, als sich ihre Körper trennten. Am liebsten hätte er ihn nie mehr losgelassen. Er wollte weiter vergessen. Doch der bittere Schmerz kehrte mit aller Gewalt zurück.
Ich mag die Szene.


Dennoch ein paar Schönheitsmakel:
Er legt ihn sich zurecht ... Das Bild, das in mir hochkommt, ist schief. Maze steht mit dem Blick zur Hauswand, richtig? Wie kann er also gelegt werden? Dann müssten die beiden sich am Boden befinden. Außerdem liest es sich so, als wäre er ein Kleidungsstück, das bereit zum Anziehen auf die Couch geworfen wird.
"splittern" Du magst dieses Wort ein bisschen zu sehr. Du verwendest es in der Szene, in der seine Schwester stirbt und nun beim Sex. Der Orgasmus wird auch kleiner Tod genannt, die Parallelen sind sprachlich also da. Hast du dich bewusst für ein überschaubares Vokabular mit Doppeldeutigkeiten entschieden?
Zitat:Der Wirehead lächelte. Wehmütig. „Wäre besser für dich, wenn nicht.“Ich mag, was der Satz ausdrückt, aber nicht, wie er dasteht, weil er sich holprig liest. Womöglich, weil die Pointe nicht so gut rüberkommt. Gegenbeispiel:
Zitat:Das wäre zu gefährlich. Für dich.
Zitat:Jede verfluchte Sekunde hatten sich die Scherben durch seine Seele geschnitten.Du magst das Bild des Splitterns von Scherben sehr gerne. Es ist auch sehr eindrücklich, doch wenn du es gefühlt jede zweite Szene gebrauchst, schwächst du es erstens ab und nimmst deinen Szenen ihre Individualität.
Zitat:Lies kaltes Wasser über seine Finger rinnen und presste sich die kalten Hände aufs Gesicht. Ein Blick in den Spiegel zeigte dunkelgraue Augenringe und entsetzlich bleiche Haut. Er war ein verdammtes Wrack. Wenn er sich weiter zudröhnte, hatte er keine Chance auf Rache. Diese Sektenspinner würden ihn erledigen, noch ehe er sich einen Plan zurechtlegen konnte.Ließ
Mir gefällt besser: zurechtgelegt hatte/hätte
Zitat:Vieles davon war brauchbar, aber keiner kam hier her, um sich eine Datenbrille oder ein gefakedtes Asics-Shirt zu kaufen.hierher
Du wirst es nicht glauben, Duden sagt: gefaket.
Wieso ein Asics-Shirt? Die Erwähnung einer echten Marke in einem SciFi-Text macht mich hellhörig. Vor allem, da Asics in erster Linie eine Laufschuh-Marke ist.
Zitat:Das Geschäft des Chinesen lag in einer Sackgasse und war als Asiashop getarnt. Nicht, dass die Securities darauf hereingefallen wären. Aber man versuchte, den Schein zu wahren. Keinen Grund für eine Razzia zu liefern. Dann ließen die Konzerne einen in Ruhe, denn sie profitierten ebenso von den Verbindungen der Schwarzhändler.Hier bräuchte es noch einen Satz, um an das Gespräch von zuvor über die Waffe zu erinnern. Mir erschließt sich hier die ganze Idee der Tarnung und Angst vor der Razzia nicht. Wenn die Konzerne eh von dem Schwarzmarkt profitieren, wieso tarnt man sich dann vor den Konzernen??
Zitat:Als Red den Laden betrat, schlug ihm der Muff von Soyaprodukten entgegen.Soja
Zitat:Die Frau schaute nicht einmal auf. Dafür erschien ein Chinese in bunter Hologrammhose neben ihm und sagte schroff: „Nie gehört.“Was ist eine Hologrammhose? Ich dachte, der ganze Kerl wäre ein Hologramm und war ganz schön verwundert, als es zu Interaktionen zwischen ihm und Red kam.
Zitat:Die Augen des Chinesen wurden freundlicher. „Ah, Decan bringt gute Kundschaft. Immer. Komm mit.“ Der Name seines Kumpels hatte scheinbar Gewicht. Was für krumme Dinger drehten die beiden zusammen?Ja, hatte er. Das musst du nicht extra schreiben, das zeigt ja schon die Reaktion des Chinesen.
Zitat:Red sah sich um und bemühte sich, nicht allzu beeindruckt zu wirken. Sonst würde der Typ ihn knallhart abzocken. Kurz überlegte er, sich eine fette Laserknarre zu kaufen, besann sich dann aber. „Was Handliches, leicht zu bedienen, leicht zu verstecken, möglichst hohe Durchschlagskraft.“Den ersten Satzteil kannst du streichen, da er nichts aussagt.
Gerade bei dem letzten Satz hätte ich mir dein gängiges Satzmuster erwartet: Was Handliches. Leicht zu bedienen. Leicht zu verstecken. Möglichst hohe Durchschlagskraft.
Zitat:Spezialummantelung, wird von den meisten Scannern nicht erkannt.SOOOOOO. Auf meine Frage, was denn nun mit Scannen gemeint hast, habe ich noch keine Antwort. Es gibt also wirklich Geräte in deiner Welt, die scannen und vor denen man sich schützen kann und sollte! Das heißt aber dann auch, dass du "scannen" nicht als Synonym für "betrachten" verwenden kannst, sonst kommt es zu Verwirrungen und gleichzeitig solltest du an den vorherigen Stelle spezifizieren, womit gescannt wird! (Pistole, Brille etc.)
Zitat: Der Hacker hatte nicht übertrieben. Der Chinese wusste genau, was seine Kunden glücklich machte.Passt die unpersönliche Bezeichnung wirklich für Reds (einzigen) Freund?
Zitat:Nein, er wollte mehr. Einen der Köpfe dieser kranken Sekte erwischen. Die Wahrheit über Liz‘ Schicksal erfahren. Und dann ihre verfickte neue Wirklichkeit zertrümmern.Nur einen? Ich an seiner Stelle würde mir die ganze Bagage vorknöpfen wollen, sodass ALLE Köpfe der Verantwortlichen rollen. (Was ich will und was ich kann an Reds Stelle sind natürlich zwei Paar Schuhe)
Zitat:Sie kannten sich noch aus der Schule und eigentlich kümmerte es den Hacker wenig, wenn Red sich tage- und wochenlang nicht meldete. Doch diesmal hatte er ihm täglich Nachrichten geschickt. Red hatte sie alle ignoriert. Seinem alten Kumpel zu erzählen, was passiert war, hätte alles nur real gemacht. Aber es wurde Zeit, dass er sich der Realität stellte.Nach dieser Erklärung empfinde ich die Bezeichnung "der Hacker" noch unpassender. Ich werde nun nicht mehr die Stellen anmerken, wo so unpersönlich von Decan gesprochen wird.
Zitat:Als Red den in kaltes Licht getauchten Flur betrat, kam ihm der Aufzug bereits entgegen. Der Hacker hatte ihn wahrscheinlich schon gesehen, als er die Straße entlang gegangen war. Angeblich hatte er Zugriff auf das Kamerasystem des ganzen Viertels. Als die Fahrstuhltüren auseinanderglitten, erwartete Decan ihn in zerrissener Jeans und engem T-Shirt.ihn kann sich grammatikalisch auf Aufzug beziehen, daher würde ich die Satzstellung überdenken.
auseinander gleiten
bei erwartete dachte ich zuerst, Red erwartet sich, Decan in zerrissener Jeans und engem T-Shirt zu sehen.
Zitat:„Du siehst scheiße aus“, stellte Decan fest.Es ist immer schwer, Beileid bei einem Todesfall auszusprechen. Hier wirkt es komödiantisch. Absicht? Wird Decan in weiterer Folge als ungeschickt bei sozialem Umgang und Empathie geschildert? Dann passt die Stelle.
„Liz ist tot.“
„Oh fuck.“
Zitat:Die Trauer wütete in ihm, ließ seinen Körper beben. Red hatte das Gefühl, zu implodieren und ließ los.Was ließ er los?
Zitat:Er wischte sich mit dem Ärmel seiner Lederjacke grob die Tränen aus dem Gesicht und verkündete: „Ich brauch deine Hilfe.“Es liest sich hier so, als stünde der Umstand, dass Decan keine Stühle hat, in Relation dazu, dass Red Decans Hilfe braucht. Du willst hier wohl Atmosphäre schaffen, bevor es ans Eingemachte geht, dennoch ist der Übergang zu abrupt.
Decan hatte keine Stühle, auch kein Sofa oder irgendeine andere Sitzgelegenheit außer seinem Futon. Also nahmen sie darauf Platz. Während der Hacker ihnen was zu Trinken holte, schaute Red sich um.
Das Satzende kann gestrichen werden. In weiterer Folge erklärst du eh, was er sieht.
Zitat:Seine Kehle schmerzte. Er musste husten und fühlte sich zum ersten Mal seit Wochen wieder wirklich wach. Gedankenverloren starrte er auf die Tropfen Kondenswasser, die über die strukturierte Oberfläche des Glases perlten.Ich hätte ja gesagt, dass die Sexszene ihn wachgerüttelt hat. Kaltes Wasser macht vll munter, doch so ist die Szene nicht geschrieben. Hier stehen Schmerzempfinden und Körperreaktionen (die man auch in einem nicht wachen Zustand haben kann) als Erklärung dafür, dass er sich wieder wach fühlt, doch sofoert folgt das Adjektiv "gedankenverloren", das mMn im Widerspruch zum "wirklich Wachsein" steht.
Zitat:Eben noch hatte der Gedanke an Liz‘ Tod ihm den Brustkorb zerdrückt, doch als er nun begann, zu sprechen, war es, als hätte die ganze Geschichte nichts mit ihm zu tun. Eine gnädige Distanz erfasste seine Worte und als er endete, schwiegen sie gemeinsam.Du magst diese absoluten Verben - zer-splittern, zer-drücken. Du nimmst ihnen halt die Ausdruckskraft, wenn du bei jeder Gelegenheit volle pulle das Endstadium einer Zerstörung als Vergleich hernimmst.
Gnädige Distanz liest sich nicht gut. Du verwendest das Adjektiv bereits weiter oben, was ich noch hingenommen habe, doch hier häuft es sich zu sehr und entspricht meinem Empfinden nach nicht Reds Umgangston.
Zitat: Er drückte ihm einen Kuss auf die Schläfe. „Nichts für ungut, aber du siehst echt beschissen aus. Du musst erstmal auf die Beine kommen. Dich um dich selbst kümmern. Liz hätte das gewollt.“Nun verwendest du dein übliches Erzählmuster (Wegfallen des Subjekts, nun sogar auch Prädikat) in einer direkten Rede. In der direkten Rede kann man erzählen, wie man will, um den Figuren Individualtät zu verleihen. Da du aber hier dasselbe (besondere) Sprachmuster verwendest, wie du es im restlichen Text verwendest, nimmst du Decan seine Individualität.
Decan hatte Recht. Aber Red konnte nicht akzeptieren, dass diese Arschlöcher ohne Strafe davonkamen. Trotzdem versprach er seinem Freund, erstmal nichts zu unternehmen. Er hatte kapiert, dass der Hacker ihm nicht helfen wollte. Weil es blanker Wahnsinn war, Alterreal den Krieg zu erklären. Red hatte gesehen, wozu die Sekte fähig war. Dass sie keine Skrupel kannte, sondern nur die Gier nach Macht und Geld. Ein Punk aus dem Sprawl war chancenlos. Trotzdem musste er es versuchen.
Arschlöcher ist ja noch ein nettes Wort für die Leute, die seine Schwester misshandelt, missbraucht und in den Suizid getrieben haben.
Wahnsin - s. Anm. o.
Mir gefällt der Aufbau dieses letzten Absatzes, doch ich finde den letzten Satz schwach. Das geht griffiger. Das liegt vermutlich am Modalverb "müssen" und "versuchen", die beide erst eine Bedeutung in Verbindung mit einem anderen Wort bekommen.
Das wars fürs Erste von mir, ich bin auf den nächsten Teil gespannt.
Ich würde mich freuen, wenn du (das klingt jetzt härter als beabsichtigt

Also wir können gerne über die eine oder andere Stelle intensiver reden, wenn du willst.

LG
Eine kleine Sniffu-Dröhnung