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Ela Angerer: Und die Nacht prahlt mit Kometen.



Textprobe S. 57/58

"Jetzt tu nicht so. Unschuldig bist du nicht."
Er stand auf und nahm seinen grauen Hut. Vie hörte, wie er hinter sich die Wohnungstür zuschlug. Im Salon hatte die Sonne ein goldenes Netz über den Parkettboden geworfen. Es musste später Nachmittag sein.
Am nächsten Vormittag wollte sie auf der Bank Geld abheben, doch es war keines mehr auf ihrem Konto. Gedroht hatte er schon länger damit, jetzt hatte ihr Vater offenbar beschlossen, kein Geld mehr zu überweisen.
Langsam, aber sicher, ging es ihr durch den Kopf, war sie in ein Niemandsland geglitten. Ihr Vater hatte ihr jeden Monat eine fixe Summe bereitgestellt; sie aber war nicht mehr zum Unterricht gegangen; weil sich ihr der Sinn nicht erschloss.
Sie hatte sich ruhig verhalten; so lange, bis der Oberste Rat ihr die nächsten Züge auf dem Spielbrett anzeigte.
Jetzt war klar, dass sie sich irgendeinen Job suchen musste.

S 160/161

Sie hockte, soweit es ihr Bauch erlaubte, mit grünen Gummihandschuhen, Schwämmen und Eimer zwischen den orangefarbenen Trennwänden. Die Farbe war wärmend, Zuversicht bringend - nicht nur für kleine Kinder, sondern auch für sie.
Sie fuhr mit der Toilettenbürste unter den Rand der Schüssel. Dabei dachte sie an ihren Vater, den korrekten, erfolgreichen Firmenbesitzer. Sie fand, dass es eine ziemlich gute Pointe war, dass sie jetzt hier putzte.
Nach den Waschräumen war die Küche dran. Das Essen für die Kinder wurde fertig gekocht in Bottichen geliefert und hier nur aufgewärmt. Wenn alle fertig gegessen hatten, stellten die Kindergartentanten das schmutzige Geschirr und die Töpfe in eine lauwarme Spülmittellauge, und Vie musste alles sauber bekommen.
Während sie die angetrockneten Reste von Kartoffelpüree aus dem Bottich schrubbte, fielen ihr wieder die kleinen Fellknäuel ein. Jetzt, in den letzten Monaten ihrer Schwangerschaft, träumte sie in der Nacht ständig von Tieren.

© 2016 Aufbau Verlag, Berlin

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

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