Loisls Mama, eine kakaobraune Frau in weißer Schürze, verzierte gerade noch das oberste Stockwerk der Torte, das sechste.
"Kann man die überhaupt essen?", fragte Rosie.
"Man isst sich von Stockwerk zu Stockwerk, bis man satt ist", sagte Loisls Mama. Die Tortenspitze zierte ein schwarzes Brautpaar aus hartem Plastik. Die Braut hatte einen winzigen Turban um ihr Kraushaar gebunden, der Bräutigam stand in gerader Haltung. Er wirkte elegant in seinem Rüschenhemd unter dem harten Plastikanzug.
Loisl verfachtete die Torte auf einen Handwagen. Rosie zog an der Stange, Loisl hielt den Wagen gerade, um die wertvolle Fracht nicht zu verletzen.
An der 140. Straße hielten sie vor einem Haus und Loisl hob mit größter Vorsicht die Torte auf den Gehsteig.
Er kippte den Handwagen um.
"Warum tust du das?", fragte Rosie. "Es muss aussehen, als ob der Wagen Schrott ist, sonst wird er gestohlen", sagte Loisl.
(S. 16)
© 2002, NP-Buchverlag, St. Pölten, Wien, Linz.