Das alles bis jetzt durchzustehen habe ich nur die Kraft aufbringen können, indem ich mich immer wieder auf jenes glitzernde innere Schimmern besinne, das sich in mir versteckt und das ich eher hören als sehen kann, wenn ich manchmal kopfabwärts schräg in mich einwärts blicke und aus mir heraus dieses blinzelnde Schimmern vernehme, das ganz stark mit mir zu tun hat.
Sie erinnern sich:
Dieses hörbar glitzernde Blinzeln dieser ganz vielen vielen beinah unzähligen Taschenlampenbirnen in mir.
Jetzt lasse ich es drinnen.
Immer wollte ich es aus mir herausholen aus jenem juckend sich öffnenden Spalt am unteren Halsansatz oder schon auf oberster Schulter halsverrenkend schräg abwärts schielend herausstülpen aus mir, um mich auch draußen damit zu schmücken.
Von Zeit zu Zeit verflüssigt es sich, füllt mich völlig aus so, daß ich mit meinen Armen luftaufwärts greife und wie ein aus dem Boden der Ebene schnell wachsender Baum mit den äußersten Zweigen meiner Blätterkrone im gesamten Himmel darüber verspannt und verankert bin.
Dann bin ich manchmal auch der Regenbogen, der nach dem Ende des Gewitters seine Farbenrede hält.
...
Inzwischen habe ich es so weit gebracht, mein Nervensystem zu einem Musikinstrument, das sich in meinem Inneren befindet, umzubauen.
Alle Gefühle, die in mir hochkommen, werden, wenn ich in die Saiten meiner Nervenharfe greife, mit der musikalischen Intelligenz meiner Empfindungen zu einem leuchtend blinzelnden Funkeln und glänzenden Schimmern gebracht. Auf den sich mir unter der Haut durch meinen ganzen inneren Resonanzkörper dicht gebündelt verspannten Saiten erklingend, höre ich auch die allerschlimmsten der mir aufkommenden Gefühle meines hoffnungslosen Daseins als musikalisch ununterbrochen atemberaubendes Ereignis, und alle Ödnis und Trauer wird mir zu einem höchste Höhen erklimmend rasend wehmütigen Glück.
(S.51 - 52)
© 2003, Jung und Jung, Salzburg.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.