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Reinhard Kocznar: Ein unerwarteter Besuch.

Kriminalroman.
Innsbruck, Bozen, Wien: Skarabaeus, 2007.
261 S.; brosch.; Eur 19,90.
ISBN 978-7082-3222-5.

Link zur Leseprobe

Prokop, Versicherungsangestellter im höheren Dienst bei der Bonia, ist auf Ungereimtheiten in seinem Unternehmen gestoßen. Jemand aus den eigenen Reihen begeht mittels Helfershelfern Versicherungsbetrug. Die Schadensfälle in einer der Abteilungen sind nicht nur auffallend häufig, sondern werden auch ohne Weiteres beglichen. Schon allein dieses Verhalten sollte bei den Verantwortlichen die Alarmglocken schrillen lassen, meint Prokop.
Heimlich späht er also die Datenbanken auf dem Server der Versicherung aus, um dem Rätsel auf die Spur zu kommen. Seine nächtliche Aktion, die er mit dem Passwort seiner Sekretärin betreibt, bleibt natürlich nicht unentdeckt. Darauf ist Prokop vorbereitet. Womit er allerdings nicht rechnet, ist, dass die Nadel, mit der er in diesem Heuhaufen stochert, wohl riesig sein muss und eine tödliche Nervosität erzeugt. Er schlittert in eine Geschichte hinein, die ihn flugs zum Gejagten und Jäger zugleich macht, seiner Sekretärin und Kurzzeit-Geliebten den gewaltsamen Tod bringt. Überraschenderweise ist er ein guter Jäger, meistert seine "Agententätigkeit" bravourös und souverän, obwohl ihm ein Profikiller auf der Spur ist.

Reinhard Kocznars Kriminalroman "Ein unerwarteter Besuch" ist ein Wirtschaftskrimi, der recht spannend ist, obwohl er auch ein Manko hat, das sich gleich zu Beginn zeigt. Der Leser versteht als Außenstehender nicht komplett, was da vor sich geht. Es werden ruckzuck mehrere Protagonisten eingeführt, die Handlung, die Motive bleiben jedoch an manchen Stellen recht kryptisch. Möglicherweise liegt dies an des Autors Kenntnis der Materie zum einen, zum anderen auch an den vielen Protagonisten, die sich in wechselnden Perspektiven als Jäger und Gejagte tummeln, deren Charakterisierung sich aber in Grenzen hält. Nichtsdestotrotz gelingt es, den Leser in die Geschichte hineinzuziehen.

Eine ganz gute Vorstellung erhält man dagegen vom Einsatz eines Computers: nicht als Arbeitsmittel, sondern als Späher. Das wirkt sehr aktuell und interessiert insbesondere den deutschen Leser, da das dortige Innenministerium über Online-Durchsuchungen von Computern nachdenkt, oder sie betreibt? Wer weiß das schon. Es sind genau diese Methoden, kleine über E-Mails eingeschleuste Programme, die Prokop und sein junger Helfer, ein Computerfreak, anwenden, um den Kriminellen das Handwerk zu legen.
Sowohl Spannung als auch die angedeuteten Probleme des Lesers mit dem Roman dürften dem Insiderwissen des Autors geschuldet sein. Nein, er ist kein ehemaliger Wirtschaftskrimineller, sondern seit Jahren im Versicherungsbereich tätig, kennt dessen Gebaren und wunde Punkte. Da das Leben immer wieder Geschichten schreibt, die man nicht für möglich hält, erübrigt sich auch die Frage, wie wahrscheinlich es ist, dass ein Versicherungsangestellter nicht nur zweimal einem Profikiller entwischen, sondern ihn auch mit Hilfe eines unkonventionellen Teams aus der Rotlichtszene festsetzen kann.

"Ein unerwarteter Besuch" ist der Debütroman Kocznars, der erst vor einigen Jahren zum Schreiben kam. Stilistisch ist nichts an dem Krimi auszusetzen, er liest sich recht flüssig. Dieser Krimi soll keine Eintagsfliege gewesen sein, der Versicherungsmakler, der seiner Kreativität auch als Fotograf freien Lauf lässt, hat schon zwei weitere Titel in Vorbereitung, in denen er dem Genre Kriminalroman treu bleibt. Da diese der Vorschau nach in anderen Bereichen spielen, bleibt es abzuwarten, ob die Verständnisprobleme des Erstlings sich in Wohlgefallen auflösen oder zum Stil des Autors gehören.

 

Eva Magin-Pelich
31. Juli 2007

Originalbeitrag

Für die Rezensionen sind die jeweiligen Verfasser verantwortlich. Sie geben nicht notwendig die Meinung der Redaktion wieder.

 

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