Der Wartende
Arnold Werber! Ich konnte es kaum glauben. Walter Just, von Europa nach Buenos Aires zurückkehrend, war ihm in Rio de Janeiro begegnet. Mehrere Stunden, bis zur Weiterfahrt, hatten sie miteinander verbracht. Als das Schiff sich langsam vom Festland löste, stand Werber auf demselben Fleck, wo Just, bei der Ankunft vom Deck aus das Anlegemanöver beobachtend, ihn erblickt hatte. Sie winkten, solange sie einander noch sehen konnten.
Als Just von ihm erzählte, sah ich ihn vor mir, den untersetzten Mann mit der Bürstenfrisur, das Haar von unbestimmbarer Farbe, noch schwarz oder schon grau, mit dem Gesicht einer melancholischen Bulldogge, dessen große dunkle Augen immer, selbst wenn Werber herzlich lachte, traurig dreinschauten. Das wußte er und nannte es als den Grund, weshalb er sich einen Basset zugelegt hatte: "Der einzige Hund, der noch traurigere Augen hat als ich." Wir hatten uns in Zürich, im Haus eines reichen Theaterfreunds, kennengelernt und waren in ein Gespräch geraten, aus dem wir nur schwer wieder herausfanden. Diesem ersten folgten weitere, bei ihm zu Hause, wo er seine Frau und die noch kleine Tochter liebevoll vorführte, in meiner Wohnung, zumeist aber im Café Odeon, bis mein Aufenthalt in der Schweiz zu Ende ging und ich in meine Heimatstadt Wien zurückkehrte. [...] (S. 35).
© 1997, Picus, Wien.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.