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Herbert Kapfer, Wolfgang Hörner (Hrsg.): Alles Lalula

Songs & Poeme
Originalaufnahmen von Valentin über Schwitters bis zur Beat-Generation
2 CDs
Gesamtspielzeit: 132:35 Min.
ISBN 3-8218-5241-0

Alles Lalula 2
Songs & Poeme
Von der Beat-Generation bis heute
2 CDs
Gesamtspielzeit: 139:37 Min
ISBN 3-8218-5242-9

Beide:
Hrsg. v. Wolfgang Hörner und Herbert Kapfer
Frankfurt/M.: LIDO, der Hörbuchverlag von Eichborn 2003

In Gert Jonkes "Lied der Nachtigall", das man einen Versuch auf eineinhalb Seiten die Vielfalt der Poesie zu beschreiben lesen kann, gibt es neben den "Zwitscherern, Schreiern, Heulern, Rufern", auch die "Gurgler, Zirper, Girrer, Fipser, Tschilper". Auf die unermessliche Bandbreite der Lyrik vor allem im lautlichen Ausdruck, aber nicht nur darin, machen die vier CDs der Edition "Alles Lalula" von Wolfgang Hörner und Herbert Kapfer aufmerksam. Der Titel geht auf ein berühmtes Lautgedicht ("Kroklokwafzi? Semememi!") von Christian Morgenstern zurück, das allerdings nicht zu hören ist, da die Herausgeber nur Originalaufnahmen mit den (beinahe ausschließlich männlichen) VerfasserInnen in die Sammlung aufnahmen.

Neben dem Auswahlprinzip "Texte und Songs, von den Autoren selbst gesprochen, gesungen, gegurgelt, geflüstert oder gebrüllt", beachten sie die Chronologie. (Sie gab auch die Gliederung für die zugrunde liegenden Sendungen des Bayerischen Rundfunks vor.) Von Karl Valentin über Kurt Schwitters und Richard Huelsenbeck bis zur nordamerikanischen Beat-Generation und weiter von John Cage über Robert Lax bis zu den Einstürzenden Neubauten hören wir Stimmen des ganzen 20. Jahrhunderts. Einmal mehr wird deutlich, dass das Lautgedicht nicht Dada ist und es wahrhaft ein internationales Phänomen darstellt. Neben italienischen und russischen Futuristen, Vertretern des französischen Lettrismus finden sich Vertreter von Fluxus, Beat-Generation, Spoken Word und Rap. Was wir hören ist Vielfalt, Abwechslung in jeder Weise. Schnell vergessen wir auch, dass Lautgedichte (hier als Texte verstanden, für die die akustische Realisation von besonderer Bedeutung ist) nur inhaltsleere Spielereien seien. Den vielen Ausdrucksarten entsprechen ebenso viele Regungen des Nachdenkens, -fragens, der Anklage und des Forderns, des Spottens und der Sehnsucht.

Stark vertreten auch die österreichische Literatur, vor allem Autoren der Wiener Gruppe. H. C. Artmann trägt auf seine unvergessliche Art gleich fünf Gedichte aus dem 1958 erschienen Band "med ana schwoazzn dintn" vor und Konrad Bayer liest einen Abschnitt aus seinem unvollendetem Roman "der sechste sinn" und zeigt damit auch, wie weit die Auffassung von Gedicht bei den Herausgebern reicht. Gleich auf drei der vier CDs sind Werke von Ernst Jandl zu entdecken. Sie reichen von "auf dem land", einem Ausschnitt aus einer 1966 bei der BBC in London aufgenommenen halbstündigen Sendung, bis zu den "stanzen" der frühen neunziger Jahre. Vertreten selbstverständlich Gerhard Rühm mit einer Version seiner "rede an österreich" und Christian Ide Hinze mit "Wosisog". Der gebürtige Vorarlberger Flatz präsentiert sich mit "Deutschen Die" als Dichter, Interpret und Musiker. Wenn Siebenbürgen noch zu Österreich gehört, gilt es freilich Oskar Pastior zu nennen, usw. usw. Den Schlusspunkt dieser gelungenen und herzerfrischenden Anthologie setzt Ernst Jandl mit seinem "Spruch mit kurzem O", womit er oft auch seine eigenen Lesungen beendete.

Den CDs sind zwei Booklets beigegeben, die den Namen verdienen. Sie enthalten neben einem genauen Inhaltsverzeichnis mit den entsprechenden Aufnahmedaten auch je eine knappe Einführung und sehr kurze aber informative Hinführungen zu den einzelnen Stücken. Schön wäre es gewesen, wenn man zumindest den einen oder anderen Text auch abgebildet hätte, sind bei diesen Texten doch oft die Notationen von erheblichem optischen (und intellektuellen) Reiz. Wer wie Jonke den Wunsch "So nähert euch endlich doch ihr Heuler, Gurgler, Zirper, Girrer, Fipser, Tschilper" verspürt, findet Balsam für seine Sehnsucht auf diesen köstlichen CDs.

 

Helmut Sturm
12. Jänner 2004

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