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Leseprobe: Jochen Jung - "Das süße Messer."

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Der dunkle Glanz auf der gegenüberliegenden Wand schimmerte plötzlich metallisch auf, grünlich und violett wie das feuchte Glänzen von Seifenblasen. Es schien Ute so, als läge die Quelle dieses Glanzes im Innern der Wand oder vielleicht sogar dahinter. Was da für Sekunden aufleuchtete, war ebenso schnell wieder verschwunden, war von dem matten Dunkel aufgesogen, das da schon vorher geherrscht hatte und sich jetzt noch auszubreiten schien. Die Tiefgarage kam ihr vor wie eine Krypta, der die dazugehörige Kathedrale fehlte.
Sie hatte gehört, wie ein Auto näher kam, hinter ihr vorbeizog und dann offensichtlich weiter vorn eingeparkt wurde. Die Lichter hatten wie Suchscheinwerfer die Betonwände abgetastet, an denen es seltsam ölige Flecken gab, wie auch immer die dorthin gekommen waren. Wie eine helle Hand war das Licht auch über die Autos gefahren, die dort in Reih und Glied und doch jedes für sich standen, im zurückgekehrten Dunkel wieder ganz ihrer eigenen Würde überlassen, die sie hier hüteten.
Wie verschieden diese Autos voneinander waren, ging es Ute durch den Kopf, die Marken, die Farben, das Alter machten in der jeweiligen Mischung etwas Besonderes aus jedem einzelnen, und dann standen sie auch überhaupt nicht alle genau parallel. Von Reih und Glied konnte eigentlich gar keine Rede sein, sie standen eher da wie Stallvieh, überall waren ungleiche Abstände und Winkel, es war eine Parade der Eigenwilligkeit, und sie merkte, wie nur ihre völlige Unkenntnis dessen, was unter den Motorhauben verborgen war, sie daran hinderte, einer alten Idee, dass Autos in Wahrheit individueller und also vermutlich auch verletzlicher seien als Menschen, weiter nachzugehen. Aber sie sah die Kratzer und Roststellen mit Freude, ja mit einer Art Zuneigung, in die hinein sie auf einmal eine heillose Angst um ihr Kind überfiel: Sie war ebenso überzeugt davon, dass Ruth nichts fehlte, wie vom Gegenteil. Und das Gegenteil hieß?

(S. 12 - 13)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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