Durchgang verboten. Sie vermied es, das Schild anzusehen; jeden Morgen, wenn sie zügig quer über das Gelände der Shell-Tankstelle ging, fürchtete sie, der Tankwart rufe ihr wieder zu, ob sie nicht lesen könne. Ein paar Wochen lang war sie außen herum gegangen, aber dann der Neuschnee, der Regen; sie wollte weder hinter der Tankstelle im Schneematsch waten, noch auf der Straße von den Autos angespritzt werden. Sie überquerte wieder, wie andere Fußgänger auch, den überdachten Platz vor dem Tankstellengebäude, hüpfte dann über den Schneewall, erreichte den Gehsteig. Bei so nassen, matschigen Wegen dachte sie doch wieder an ihren Cortina.
Sie war keine Chefin mehr, hatte nichts mehr zu sagen. Wenn sie heute ihre Stellung bei der Allianz aufgab, würde ein paar Tage später eine andere Frau vor der Olivetti sitzen. Sie war austauschbar wie eine Schreibmaschine. Austauschbar, das war sie aber auch als Sekretärin gewesen, nur hatte sie nie an so etwas gedacht. Waren sie nicht alle austauschbar? Machen Sie sich unentbehrlich, pflegten die Chefs zu sagen.
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