Ich denke nicht daran, irgendwem irgendetwas Gutes zu unterstellen.
Wenn ich einen Stein aus dem Fenster werfe, treffe ich bestimmt einen Schriftsteller.
(H. N., lebt in Park Slope, Brooklyn)
(S. 54)
Wir Europäer haben die Originalität verspielt. Wir erwarten nichts mehr von uns, tragen unsere Erwartungen in andere Kontinente. Was wir bekommen, bemäkeln wir affektiert. Oder trüben uns den kühlen Blick durch hysterische Ablehnung. Dafür noch reicht unsere Kraft. Wir würden das zwanzigste Jahrhundert gern übersprungen haben, uns im einundzwanzigsten einrichten wie im neunzehnten, um dessen bürgerliche Ideale wiederzukäuen. Amerika aber tanzt im Takt seiner Zeit, ist in ihr, die wir nur aus den Augenwinkeln sehen, angekommen, verwandelt die Mythen der Modernität, bei uns zu Manifesten ohne Folgen geronnen, in handfeste Produkte. Aus jedem historischen Kontext geschält, reflektiert es nicht, es realisiert. Es ist das, was es in fünfhundert Jahren hergestellt hat und das sich jetzt darstellt. Wir stecken derweil im Reflexiven und hadern mit unseren Lebensbedingtheiten. Mit schläfrigen Augen preisen wir den Fetisch einer Kultur, die nicht uns gehört, sondern vom Staat verordnet, geschützt und betrieben wird, Köder für Festspiel und Allotria, Phrase und Erhöhung. Unsere Kriege kamen aus den Idealen edler Rache und ehrenhafter Vergeltung. (…)
(S. 36)
© 2011 Wieser Verlag, Klagenfurt / Celovec