23. Die Anticomputer-Kampagne degeneriert
Tatsächlich schien es, dass Monique mit ihrem Optimismus Recht haben könnte. Denn die erste Reaktion der öffentlichen Meinung auf die Anticomputer-Propaganda war ähnlich wie die auf andere exotische Bestrebungen in der Politik; man nahm sie im Großen und Ganzen nicht zur Kenntnis, zumal maßgebliche Kreise der Wirtschaft sie als das, was sie in Wirklichkeit waren, nämlich schädigend und unpraktikabel, sofort erkannten und verurteilten. Die Situation änderte sich aber, als die ökonomische Krise dramatische Formen annahm, die Politik der regierenden Noway Party, zum großen Teil wegen der Inkompetenz ihrer Führer, nicht imstande war, der Lage Herr zu werden, und soziale Unruhen die Stabilität der Gesellschaft infrage stellten. Unter diesen Umständen waren Blitzableiter, wie sie die Antidenkcomputer-Bewegung darbot, höchst willkommen, und die Noway Party entschloss sich, sie voll und ganz einzusetzen. Sie hatte damit Erfolg, denn was bisher als Hirngespinste von Panikmachern betrachtet wurde, begann jetzt die Aufmerksamkeit des Mannes auf der Straße auf sich zu lenken.
Statt die wahren Gründe für die negative wirtschaftliche Entwicklung zu identifizieren und die notwendigen ökonomischen Maßnahmen zu ergreifen, fanden es die Regierungen einfacher, die Unzufriedenheit des Mannes auf der Straße in eine Richtung zu kanalisieren, die mit den wahren Ursachen der Krise nichts gemeinsam hatte, sich aber in der Politik zumindest für kurze Zeit schon in der Vergangenheit bewährt hatte. Das Rezept, nach dem die am Ruder befindlichen Politiker handelten, war einfach. Man fragte, was sich in der letzten Zeit in unserer Gesellschaft am meisten verändert hat und als Ursache für die jetzige Krise angesehen werden kann. Die größte Veränderung, die stattgefunden hatte, war zweifelsohne die Revolution auf dem Gebiet der Kybernetik, die zur Entwicklung von Denkcomputern geführt hatte. Sie hatte zur Folge, dass Roboter Arbeiten leisten konnten, die bisher nur Menschen möglich waren.
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Aus dem Roman „Tagebuch eines Denkcomputers“ von Richard M. Weiner (Fortsetzung des 2014 erschienenen Romans „Aufstand der Denkcomputer“)