Joel Coen: Fargo. Blutiger Schnee mit Frances McDormand u.a. |
Joel Coen: Fargo. Blutiger Schnee |
Inhaltsangabe: Minneapolis, Minnesota: Es ist Winter. Da bleibt man entweder in der Wohnung oder im warmen Auto. Jerry Lundegaard (William H. Macy) ist Verkaufsleiter im Autosalon seines Schwiegervaters Wade Gustafson (Harve Presnell). Um ein Grundstück kaufen und einen eigenen Betrieb eröffnen zu können, benötigt er Geld. Er verschafft sich 320.000 Dollar als Kredit, aber die Bank droht mit juristischen Schritten, weil er die Angabe der Fahrgestellnummern der beliehenen Neuwagen schuldig bleibt. Da die Autos seinem Schwiegervater gehören, kann er diesen nun erst recht nicht um Hilfe bitten. Von einem vorbestraften Automechaniker erhält er die Telefonnummer eines Gauners, mit dem er sich in Fargo, North Dakota, verabredet. Carl Showalter (Steve Buscemi) hat noch einen Komplizen mitgebracht: Gaer Grimsrud (Peter Stormare). Die beiden sollen Jerrys Frau Jean entführen und von seinem Schwiegervater Lösegeld erpressen. Als Anzahlung auf das Honorar für das vorgetäuschte Kidnapping hat ihnen Jerry schon mal einen nagelneuen schwarzen Sierra mitgebracht. 80.000 Dollar will er später zahlen. Jerrys misstrauischer Schwiegervater und dessen Finanzberater sind plötzlich doch bereit, sein Projekt zu unterstützen und sich finanziell daran zu beteiligen. Aber es ist zu spät, die Entführung abzusagen: Die Gauner sind schon unterwegs. Mit Jerrys wimmernder Frau im Fond des Wagens werden sie von einer Polizeistreife angehalten, weil sie vergessen haben, Überführungskennzeichen an das neue Auto zu montieren. Während der tolpatschige Carl vergeblich versucht, den Beamten zu bestechen, schießt Gaer ohne ein Wort zu sagen. Ein Paar, das gerade mit dem Auto vorbeifährt, sieht, wie Carl die Leiche des Polizisten von der Straße zieht. Gaer verfolgt sie, bis sie sich in einer Kurve überschlagen. Dann erschießt er die beiden Zeugen. Im Morgengrauen wird die im siebten Monat schwangere Marge Gunderson (Frances McDormand) wegen des dreifachen Mordes gerufen. Nach einem kräftigen – von ihrem liebevollen Mann Norm zubereiteten – Frühstück beginnt die Chefin des zwischen Fargo und Minneapolis gelegenen Polizeipostens von Brainerd mit den Ermittlungen und stößt bald auf den vorbestraften Mechaniker in Wade Gustafsons Autosalon. Ob ihm ein Wagen fehle, fragt sie Jerry, aber der beteuert, es sei alles in Ordnung. Carl und Gaer verstecken sich mit ihrer Geisel in einem abgelegenen Blockhaus und verlangen nun Geld. In gespielter Verzweiflung wendet sich Jerry an seinen Schwiegervater. Er überredet ihn zwar, keine Polizei einzuschalten, aber er kann ihn nicht davon abhalten, das Lösegeld selbst zu überbringen. Carl wartet bereits auf dem Deck eines Parkhauses. Er ist verwirrt, als statt Jerry ein alter Mann auf ihn zukommt, der ihm den Geldkoffer nur im unmittelbaren Austausch gegen seine Tochter übergeben will. Das Nervenbündel Carl schießt; Wade Gustafson sinkt zu Boden. Aber er hat auch einen Revolver eingesteckt und verletzt Carl mit einem Streifschuss an der Wange, bevor dieser ihn wütend totschießt und den Koffer an sich reißt. Der Mann an der Ausfahrt, der sich über sein blutüberströmtes Gesicht wundert und zögert, die Schranke zu öffnen, erschießt er ebenfalls. Jerry, der seinem Schwiegervater gefolgt ist, findet die Leichen. Bald darauf kommt Marge Gunderson erneut in sein Büro. Jerry will jetzt angeblich doch nach den Autos sehen – und flieht. Unterwegs nimmt Carl 80.000 Dollar aus dem Koffer und vergräbt den Rest. Gaer sitzt vor dem Fernsehgerät, als Carl in die Blockhütte kommt. Jean liegt tot am Boden. Sie habe angefangen, herumzukreischen, erklärt Gaer trocken. Carl packt 40.000 Dollar aus und will sich mit dem neuen Sierra entfernen, doch Gaer fühlt sich dadurch übervorteilt, läuft ihm nach und erschlägt ihn mit einer Eisenstange. Marge fährt mit dem Streifenwagen durch die Gegend – bis sie den schwarzen Sierra in der Nähe einer Blockhütte im Wald entdeckt. Vorsichtig nähert sie sich. Gaer ist gerade dabei, die letzten Reste seines toten Komplizen zu häckseln. Er läuft weg, aber die Polizistin trifft ihn in den Oberschenkel und verhaftet ihn. Jerry Lundegaard wird in einem Hotelzimmer in North Dakota verhaftet. Die hochschwangere Marge kriecht zu ihrem Mann Norm ins Bett, kuschelt sich an ihn und tröstet ihn: Auch wenn eines seiner Wildenten-Gemälde nur für eine 3-Cents-Briefmarke ausgewählt wurde, sei das doch ein schöner Erfolg. |
Filmkritik: So einfach diese Geschichte ist, so genial ist ihre Umsetzung; so vage wie sich die Schemen des Autos aus dem Schneetreiben lösen, so beiläufig wächst die Gewalt aus der Landschaft hervor [...] Es braucht keine großen Affekte und Leidenschaften, lehren die Brüder Coen, damit es zu einem Gemetzel kommt [...] (Thomas Steinfeld in Süddeutsche Zeitung, 23. Mai 2006)
Im Vorspann wird behauptet, der Film "Fargo" beruhe auf einer wahren Begebenheit, die sich 1987 in Minnesota zugetragen habe. Wie dem auch sei, die Drehbuchautoren Joel und Ethan Coen inszenieren den Kriminalfall als wahnwitzige Groteske. Die makaberste Szene in "Fargo. Blutiger Schnee" ist sicher die: Marge Gunderson nähert sich vorsichtig der Blockhütte. Gaer Grimsrud steht am laufenden Gartenschredder. Vor dessen Auswurf ist der Schnee blutrot. Ein Fuß des Opfers ragt noch aus dem Einfüllstutzen.
2014 wurde damit begonnen, "Fargo" zu einer Fernsehserie auszuweiten. Originaltitel: Fargo – Regie: Adam Bernstein, Colin Bucksey, Randall Einhorn, Matt Shakman, Scott Winant – Drehbuch: Noah Hawley – Kamera: Dana Gonzales, Matthew J. Lloyd – Schnitt: Skip Macdonald – Musik: Jeff Russo – Darsteller: Billy Bob Thornton, Allison Tolman, Colin Hanks, Martin Freeman, Bob Odenkirk, Keith Carradine, Joey King, Russell Harvard u.a. |
Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2002 / 2014
Joel und Ethan Coen (Kurzbiografie / Filmografie) |