Marie von Ebner-Eschenbach: Krambambuli (Novelle) |
Marie von Ebner-Eschenbach: Krambambuli |
Inhaltsangabe:
Im Wirtshaus "Zum Löwen" in Wischau entdeckt der Revierjäger Hopp einen reinrassigen Jagdhund, dessen treue Augen es ihm sogleich angetan haben. Das edle Tier gehört einem betrunkenen, heruntergekommenen Forstgehilfen am Nachbartisch, der dem Wirt bereits seinen Stutzen und seine Jagdtasche für Schnaps verpfändet hat und ihm nun auch noch seinen Hund anbietet. Aber davon will der Wirt nichts wissen: Er gibt dem Mann nichts mehr zu trinken. Trotz seines Abscheus setzt Hopp sich zu dem Nichtsnutz und bestellt eine Flasche des Danziger Kirschbranntweins "Krambambuli". Nach einer Stunde hat Hopp den Betrunkenen so weit, dass dieser ihm für zwölf Flaschen "Krambambuli" den Jagdhund verkauft. Als er nach dem Namen des Tiers fragt, behauptet der Taugenichts, es heiße wie der Schnaps "Krambambuli". Weil der Hund nicht von der Seite seines bisherigen Besitzers weichen will, muss Hopp ihn in einem Sack auf der Schulter zum Forsthaus tragen. "Hochgräfliche Gnaden! Wenn der Hund im Schlosse bleibt, nicht jede Leine zerbeißt, nicht jede Kette zerreißt, oder wenn er sie nicht zerreißen kann, sich bei den Versuchen, es zu tun, erwürgt, dann behalten ihn hochgräfliche Gnaden umsonst – dann ist er mir nichts mehr wert."
Der Graf und die Gräfin versuchen, Krambambuli abwechselnd durch Güte und durch Strenge zu bändigen, aber es gelingt ihnen nicht: Er lässt sein Fressen stehen und greift jeden an, der sich ihm nähert. Nach ein paar Wochen wird der Revierjäger aufgefordert, Krambambuli wieder abzuholen. Krambambuli hatte seinen ersten Herrn erkannt und rannte auf ihn zu, bis – in die Mitte des Weges. Da pfeift Hopp, und der Hund macht kehrt, der "Gelbe" pfeift, und der Hund macht wieder kehrt und windet sich in Verzweiflung auf einem Fleck, in gleicher Distanz von dem Jäger wie von dem Wildschützen, zugleich hingerissen und gebannt. Schließlich kriecht Krambambuli zu seinem früheren Besitzer. Zornig legt Hopp erneut auf den Gesetzlosen an, und der zielt auf den Jäger. Im Augenblick des Abdrückens springt Krambambuli an seinem früheren Besitzer hoch, um ihn zu begrüßen. Der verreißt daraufhin das Gewehr und verfehlt den Jäger – während dessen Schuss tödlich ist. In der Absicht, auch den untreuen Hund zu erschießen, lädt Hopp nach, aber dann bringt er es doch nichts übers Herz, Krambambuli zu töten. Der Hund folgte ihm mit den Augen, bis er zwischen den Bäumen verschwunden war, stand dann auf, und sein mark- und beinerschütterndes Wehgeheul duchdrang den Wald. Ein paarmal drehte er sich im Kreise und setzte sich wieder aufrecht neben den Toten hin.
Nachdem die Gerichtskommission die Leiche des Wilderers abholen ließ, streunt der Hund herrenlos herum. Eines Abends schaut Hopp vor dem Schlafengehen aus dem Fenster und glaubt, den Hund am dunklen Waldrand sitzen zu sehen. Da beschließt er, Krambambuli am nächsten Tag wieder bei sich aufzunehmen. Doch als er im Morgengrauen aus dem Haus geht, um ihn zu suchen, liegt der Hund verendet vor der Tür. |
Buchbesprechung:
Marie von Ebner-Eschenbachs Novelle "Krambambuli" gilt als eine der populärsten deutschen Tiergeschichten. Es geht um den Konflikt zwischen einem Jäger und einem Wilderer, also zwischen einem Vertreter des Gesetzes und einem Outlaw, der beherzt seinem subjektiven Gerechtigkeitssinn folgt. Zugespitzt wird die Beziehung der beiden Antipoden, weil der Jäger den treuen Hund des Wildschützen kauft und Krambambuli mit viel Mühe gefügig macht. Während des Showdowns läuft Krambambuli jedoch wieder zu seinem ersten Besitzer zurück – und verhindert dadurch ungewollt, dass der Gesetzlose den Jäger erschießt. |
Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2004
Marie von Ebner-Eschenbach (Kurzbiografie) |