Juan Goytisolo: Landschaften nach der Schlacht (Roman) |
Kritik: "Landschaften nach der Schlacht" nennt sich zwar Roman, aber Juan Goytisolo entwickelt keine Handlung, sondern reiht 79 episodische Kapitel aneinander, die gewissermaßen die Kakophonie des Pariser Stadtviertels Sentier widerhallen lassen. ![]() |
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Juan Goytisolo: Landschaften nach der Schlacht |
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Inhalt: Der namenlose Protagonist ist ein Einzelgänger um die 50. Seine Ehefrau wohnt im Apartment gegenüber, aber er kommuniziert mit ihr nur per Zettel, die er unter ihre Fußmatte legt. Meistens flaniert er durch den Pariser Stadtteil Sentier. Er exhibitioniert, masturbiert Hunde auf der Straße und gehorcht einer Domina. Seine Fantasien sind nicht nur sodomitisch, päderastisch, homosexuell und masochistisch, sondern auch böse und aggressiv ... ![]() |
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Juan Goytisolo: Landschaften nach der Schlacht |
Inhaltsangabe:
Der namenlose Protagonist ist ein einzelgängerischer Misanthrop um die fünfzig, der das Telefon nicht abhebt, die Wohnungstür nicht öffnet, keine Briefe beantwortet und sein Adressbuch Seite für Seite zerrissen hat. Aber er liest die obszönen Briefe, die er auf seine Annoncen bekommt und kompiliert sie ebenso wie Zeitungsausschnitte. Seine Ehefrau wohnt im Apartment gegenüber, aber er kommuniziert mit ihr nur per Zettel, die er unter ihre Fußmatte legt. Ihre Gesichter, Grimassen, Blicke verraten Ablehnung und Widerwille, wenn nicht gar Verachtung und Ekel, und das zeigt ganz klar, dass auch in einer angeblich permissiven Gemeinschaft wie der unseren das Recht auf Authentizität und Abweichung nicht existiert [...] (Seite 32) Er geht ins Pornokino und gehorcht der Domina Agnes, die ihm befiehlt, nackt und mit einer Möhre im Anus auf allen Vieren herumzukriechen. Seine Fantasien sind nicht nur sodomitisch, päderastisch, homosexuell und masochistisch, sondern auch böse und aggressiv:
Schließen Sie die Augen, warten Sie, bis das anschwellende Rattern des Zugs, links von Ihnen, seine sofortige Einfahrt in die Metrostation ankündigt, und öffnen Sie sie in dem Moment, da Sie mit aller Kraft den vor Ihnen Stehenden, der Ihnen den Rücken zuwendet, auf die Gleise stoßen. |
Buchbesprechung:Der Protagonist des Romans "Landschaften nach der Schlacht" ist namenlos. [...] das Subjekt dieser Geschichte – muss man ihn unbedingt, wie gewöhnlich, Dings, Sohn von Bums und Enkel von Dungs und Bims nennen? [...] (Seite 34) Sein Verhältnis zum Autor bleibt unklar. Auf jeden Fall liest der Protagonist das Geschriebene, und eine Formulierung legt sogar nahe, dass er selbst den Text schreibt ("Text, den er eben abgefasst hat", Seite 142). Dann wieder heißt es: [...] weiß er nicht mehr, ob er dieses abseitige Individuum ist, das seinen Namen usurpiert, oder ob dieser Goytisolo ihn eben erst erschafft. (Seite 142)
"Landschaften nach der Schlacht" nennt sich zwar Roman, aber Juan Goytisolo entwickelt keine Handlung, sondern reiht neunundsiebzig episodische Kapitel aneinander, die gewissermaßen die Kakophonie des Pariser Stadtviertels Sentier widerhallen lassen. |
Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2007 |