Nikola Hahn: Baumgesicht. Prosa und Poesie |
Nikola Hahn: BaumgesichtProsa & Poesie |
Inhaltsangabe und BuchbesprechungGibt es Schöneres, als Gefühle und Gedanken in Worte zu fassen, Begegnungen, Erfahrungen mit Fantasie zu mischen und daraus Geschichten zu formen? Eine Idee fließt in Sätze, Szenen entstehen. Und eine neue Welt. So heißt es in "Warum ich Geschichten schreibe". Diese kleine Prosa bildet den Auftakt für 24 Geschichten und 26 Gedichte, die Nikola Hahn in ihrem 2013 neu aufgelegten und nun auch illustrierten Erstlingswerk aus dem Jahr 1995 zusammengestellt hat.
Warum ich Gedichte schreibe
Es geht weder um ambitionierte noch um spektakuläre Themen, sondern um teils nachdenkliche, teils schalkhafte, immer einfühlsame Geschichten und Gedichte über Erlebnisse von Durchschnittsmenschen. Nikola Hahn spricht selbst von "Alltagsliteratur" und meint damit – erläutert Michael Neuner im Vorwort der Erstausgabe –, dass es sich um die "Verarbeitung des Alltags in der Literatur" handelt. Wenn Astrid später jemand fragte, warum sie mit ihrem guten Abitur nicht studiert habe, gab sie finanzielle Gründe an. Tatsächlich war es so, dass sie sich nicht vorstellen konnte, Jahre damit zu verbringen, in Hörsälen herumzusitzen. Was sie aber bewog, sich einen Beruf auszusuchen, der weder ihrem Wesen noch ihren Interessen entsprach, blieb ihr selbst unklar. Vielleicht war es ein Stückchen jener Sehnsucht nach dem wahren Leben, die Sandra weggezogen hatte, vielleicht die Suche einer jungen Frau nach Anerkennung? Astrid beschloss, Polizistin zu werden. Bei einem Einsatz an der Frankfurter Startbahn West sehen sich Astrid und Sandra erstmals wieder, die eine als Polizistin, die andere als Demonstrantin. "Hau ab, du Verräterin!", herrscht Sandra ihre frühere Busenfreundin an. Schließlich beginnt Astrid, Sandra zu suchen, fragt Bernhard, ehemalige Nachbarn – vergeblich. Als Astrid den Namen las, wusste sie, dass ihre Suche zu Ende war. Trotzdem dauerte es einen Moment, bis sie die Bedeutung des Wortes begriff, das in nüchternem Amtsdeutsch auf der Akte stand und keinen Platz mehr für Gefühle ließ: Leichensache. Sie blätterte, bis sie zu der Seite mit den Fotos kam, starrte auf den ausgemergelten Körper, das zerstörte Gesicht, die langen blonden Haare, auf die sie früher so neidisch gewesen war ...
"Der goldene Schuss", kommentiert ein Kollege. Wie die Texte stammen die Bilder aus einer vergangenen Zeit, sie spiegeln eine (analoge) Welt, die es so nicht mehr und doch genauso immer weiter geben wird.
Die Illustration zu dem Gedicht "Pusteblume" stammt von der Kalligrafin Charlotte Till. |
Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2003 / 2013
Nikola Hahn: Die Detektivin |