Florian Hoffmeister: 3 Grad kälter. – Mit: Bibiana Beglau, Johann von Bülow, Sebastian Blomberg u. a. |
Florian Hoffmeister: 3 Grad kälter
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Inhaltsangabe:
Am Ende eines Spanienurlaubs suchen Marie (Bibiana Beglau), Frank (Johann von Bülow) und Steini (Alexander Beyer) nach Jan (Sebastian Blomberg). Frank entdeckt ihn an einem einsamen Strand, aber er lässt ihn dort stehen und verheimlicht den anderen, dass er ihn gesehen hat, denn er ist in Jans Freundin Marie verliebt und sieht unerwartet eine Chance für eine Liebesbeziehung mit ihr.
Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht, Am Ende entscheidet sich Marie dafür, bei ihrem Ehemann zu bleiben, und Jan reist allein zurück nach Spanien. |
Filmkritik:Am Beispiel von drei jungen Paaren – Marie und Frank, Jenny und Steini, Babette und Olli – beobachtet Florian Hoffmeister in "3 Grad kälter" den Konflikt zwischen dem Bedürfnis nach einer gesicherten Existenz und dem Wunsch, aus dem Alltagstrott auszubrechen. Weil Florian Hoffmeister eine Vorstellung der Figuren – offenbar absichtlich – unterlässt, fällt es anfangs schwer, sie auseinanderzuhalten, ihre Motive zu begreifen und das Beziehungsgeflecht zu durchschauen. Außerdem verwehrt uns Florian Hoffmeister die emotionale Nähe zu den Charakteren, und er versucht auch nicht, alles zu erklären.
Stellen Sie sich vor, Sie werden auf eine Party mit wildfremden Typen eingeladen. Sie sitzen da, machen sich langsam mit den anderen vertraut und gehen am Ende mit dem Gefühl nach Hause, völlig neue Charaktere kennen gelernt zu haben. Genau dieses Gefühl wollte ich mit dem Film erreichen. Beim Schauen drängt sich der Vergleich des Films "3 Grad kälter" mit einem Auto auf, das mit angezogener Handbremse gefahren wird. Die Handlung entwickelt sich sehr langsam, die Dialoge wirken eher karg, mitunter auch gestelzt; die schwermütigen Bilder sind nicht frei von Pathos, und die Symbolik der immer wieder gezeigten Bahnschranke finde ich aufdringlich. Exzellent sind die Darsteller, allen voran Bibiana Beglau, Johann von Bülow und Sebastian Blomberg. Eine tief greifende Verstörung ist hier am Werk [...], die sich durchaus als Spiegel der politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse im Land vor den nötigen, aber gefürchteten Veränderungen lesen lässt. Alle Energien sind gedrosselt [...] Wie betäubt reagieren sie [die Filmfiguren] auf die Zumutungen ihres Lebens, fast als wären sie alle zugleich von einer seltsamen Krankheit befallen. (Anke Sterneborg, Süddeutsche Zeitung, 28. März 2006)
Der Titel bezieht sich auf einen im Film gesprochenen Satz: "In der Nähe von Bahngleisen ist es drei Grad kälter." |
Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2007 |