Bill James: Rivalen (Roman) |
Bill James: Rivalen |
Inhaltsangabe:Seit der britische Drogenboss Kenward Knapp vor seiner Haustür im Kugelhagel starb – der Mordfall blieb unaufgeklärt –, versuchen andere Kriminelle, das Machtvakuum für ihre Zwecke zu nutzen. Nach Kenward war ein wilder, anhaltender Kampf darum entbrannt, wer das wohl am schönsten eingeführte Großhandelsunternehmen in Kokain, Crack, Ecstasy und Gras in ganz Großbritannien – wahrscheinlich der gesamten Europäischen Union, Holland nicht ausgenommen – erben würde. (Seite 27)
Einer der Männer, die Kenward Knapp beerben wollen, heißt Ralph Ember (Spitzname: "Panikralphy"). Ihm gehört der zwielichtige Nachtklub "The Monty". Fay und Venetia, die beiden Töchter von ihm und seiner Ehefrau Margaret, büffeln in teuren Internaten. Der Gedanke, Leute in so einer Dschungelgegend und in einer derartigen Verbrecherburg zu hetzen, ließ ihn aufstöhnen und schwitzen. Er hob selbst die Hand und fasste an die Narbe. Chris hätte weiß Gott nicht von ihm erwartet, dass er nach London fuhr und gegen eine Armee von Verbrechern antrat. Dafür war er ihr viel zu viel wert gewesen. Und außerdem, verflucht, war offiziell die Rache nicht seine Aufgabe. Er war nicht ihr Ehemann gewesen. Er trug keine öffentliche Verantwortung. (Seite 132f)
Er wählt die Nummer des Witwers Leslie Tranter und teilt ihm mit verstellter Stimme mit, wie die Mörder seiner Frau heißen und wo er sie finden kann. In dem Zimmer stand an einer Wand eine Kirchenbank mit hoher Lehne, zu der Barney sie führte. Die vier setzten sich nebeneinander [...] Weitere Möbel gab es nicht in dem Raum [...] Ember saß in der Reihe am weitesten von Barney entfernt [...] Es war unbequem, so zu sitzen und zu reden, und es machte einen unkomplizierten Austausch unmöglich, aber Barney war der Gastgeber, und es wäre unhöflich gewesen, sich zu beklagen. (Seite 199f)
Für die 40 000 Pfund, die Ember bei sich hat, bekommt er von Barney 2,6 kg Kokain. Dann kommt Barney auf den Mord am Strand zu sprechen und erzählt, Leslie Tranter habe für Kenward Knapp gearbeitet und sich nach dessen Tod offenbar selbständig machen wollen. Um ihm einen Schrecken einzujagen und ihn von seinem Vorhaben abzubringen, sei seine Frau im Auftrag eines anderen Drogenhändlers erschossen worden. Ember erfährt zwar erst jetzt, dass der Ehemann seiner ermordeten Geliebten nicht nur mit selbst erfundenen Tierfutterautomaten, sondern auch mit Drogen handelt, aber er tut so, als habe er das alles längst gewusst. Während der Rückfahrt meint Reid, bei dem Auftraggeber des Mordes könne es sich nur um Stanfield handeln. Er werde ihn umlegen, nicht nur um den wichtigsten Konkurrenten auszuschalten, sondern auch um den feigen Mord an einer attraktiven Frau zu rächen.
"Ermitteln Sie etwa auf eigene Faust, Sie hinterhältige Sau?", fragte Iles. Nachdem Stanfield und Vane im "The Monty" waren und Ember drohend andeuteten, sie wüssten, welche Internate seine Töchter besuchen, findet der Nachtklub-Besitzer Stanfields Leiche hinter einer Regentonne auf dem Parkplatz. Jemand hat Stanfield den Schädel eingeschlagen. Mein Gott, hatte etwa Beau ihm aufgelauert? Oder hatte Vine plötzlich Stanfields Bossallüren und seine Gelüste auf Becky satt gehabt – oder beschlossen, er müsse Stans Anteil an ihren Geschäften haben? Oder hatte Tranter etwas in London erfahren und war zurückgekommen, um mit dem Anstifter abzurechnen? Oder Gerry war ihm doch zuvorgekommen? Oder vielleicht wollte Jack Lamb seine Freundin zurückgewinnen und hatte gedacht, in seinem Alter sei das die einzige Möglichkeit? Oder – (Seite 251)
Selbstverständlich kann Ember nicht die Polizei rufen, denn man würde ihn sofort unter Mordverdacht verhaften. Also bleibt ihm nichts anderes übrig, als den Toten in den Kofferraum seines Autos zu hieven, zum Strand zu fahren und ihn dort zum Wasser zu schleifen, damit er ins Meer hinausgetrieben wird. Die Leiche von Chris' Mörder verschwindet also genau auf dem Weg, auf dem Ember den Körper seiner toten Geliebten gezogen hat, nur in umgekehrter Richtung. Hier war das Revier der Zuhälter und ihrer Miezen und dazu der Drogendealer. Iles kam ab und zu oder auch öfter hierher, um sich ein oder mehrere Mädchen zu nehmen. Es hätte ihm beim Kopfkissen- oder Rücksitz- oder Müllhaldengeflüster zu Ohren kommen können, wenn Harpur von einer oder zweien oder dreien dieser sehr jungen Huren, die der Assistant Chief so liebte, erkannt worden wäre. (Seite 256)
Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
Statt Reid das halbe Kilogramm Kokain unterzuschieben, könnte Harpur eine Menge Geld damit machen. Wenn bei der Razzia dann nichts gefunden wird, brauchte er den Verdacht nur auf die Kollegen von der Drogenfahndung zu lenken. (Dass Stanfield tot ist, weiß er noch nicht.) Es wäre nicht das erste Mal, dass Polizisten bei einer Hausdurchsuchung etwas einstecken. Harpur kämpft mit sich. Dann versteckt er das Kokain in einem alten Schnürstiefel, den Reid offenbar nicht mehr trägt. Die Suchhunde werden es dort finden. Doch bevor er die Wohnung verlässt, nimmt er das wertvolle Päckchen wieder an sich. |
Buchbesprechung:
"Rivalen" von Bill James ist ein sehr unterhaltsamer Thriller voll Ironie und Sarkasmus. Statt eines strahlenden Helden gibt es in "Rivalen" nur mittelmäßige Kriminelle, die sich toll vorkommen, aber aufgrund von Fehleinschätzungen immer wieder Fehler machen. Die Polizisten sind auch nicht besser. Fast jeder der Männer, um die es hier geht, betrügt seine Frau. Der Protagonist denkt ständig über seine Ehre nach und fühlt sich verpflichtet, seine ermordete Geliebte zu rächen, ist aber zu feig, um sein Vorhaben durchzuführen und sucht vor sich selbst nach Ausflüchten. Bill James schreibt so redundant und nachlässig, dass der Text auch außerhalb der Dialoge wie gesprochene Alltagssprache wirkt. |
Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2006 |