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Fakten zu "Das Janusprojekt"Philip Kerr: Das Janusprojekt (2005) |
Grippe-Pandemie 19181918/19 kamen 25 bis 50 Millionen Menschen durch die Spanische Grippe ums Leben. Bürgerbräukeller
Philip Kerr schreibt, Adolf Hitler habe im "Bürgerbräukeller in der Kaufingerstraße" angefangen (Seite 153). Das ist falsch. Der Bürgerbräukeller befand sich nicht in der Kaufingerstraße, sondern an der Rosenheimer Straße oberhalb des heutigen Kulturzentrums Gasteig. Dort rief Adolf Hitler am 9. November 1923 die Revolution aus. NationalsozialismusFranz Six
Franz Alfred Six (1909 – 1975), der Sohn eines Möbelhändlers, studierte Zeitungswissenschaft, promovierte 1934 und habilitierte sich 1936. 1930 wurde er Mitglied der NSDAP, und zwei Jahre später ließ er sich in die SA aufnehmen. Als Chef des Presseamtes kam Franz Six 1935 zum SD-Hauptquartier in Berlin. Der SS-Standartenführer (seit 1939) befasste sich im Sicherheitsdienst des Reichsführers-SS vor allem mit der Juden- und Rassenpolitik bzw. der Logistik der Judenverfolgung und war der Chef von Adolf Eichmann. Franz Six avancierte zum SS-Brigadeführer und Chef des Amtes II (Gegnerforschung) im Reichssicherheitshauptamt. Gerhard Flesch
Gerhard Flesch (1909 – 1948) wurde 1933 in die NSDAP und in die SS aufgenommen. Nach dem Jurastudium kam er zum Sicherheitsdienst (SD) des Reichsführers-SS in Berlin. 1938 übernahm er das Amt des stellvertretenden Leiters der Gestapo in Frankfurt an der Oder und ihm Jahr darauf in Saarbrücken. Ab 1939 leitete Gerhard Flesch die Staatspolizeistelle Erfurt. Im besetzten Polen führte er ein Kommando der Einsatzgruppe VI. Ab April 1940 war er Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD zunächst in Bergen, dann in Trondheim, wo er am 30. Januar 1944 zum SS-Obersturmbannführer und Oberregierungsrat befördert wurde. Herbert Hagen
Herbert Hagen (1913 – 1999), der seit 1933 der SS angehörte, fing im Mai 1934 beim Sicherheitsdienst (SD) des Reichsführers-SS in München an und zog mit dem Amt im September 1934 nach Berlin. Unter Franz Six wurde er 1937 Leiter des Judenreferats im SD-Hauptamt und Vorgesetzter von Adolf Eichmann. 1940 avancierte Herbert Hagen zum Chef der Sicherheitspolizei und des SD in Bordeaux. Von 1942 bis 1944 amtierte er als persönlicher Referent von Karl Oberg, dem SS- und Polizeiführer in Paris. Im September 1944 wurde er nach Kärnten abkommandiert. Adolf EichmannHadsch Amin el HusseiniHaganah
Jüdische Siedler in Palästina bildeten 1920 zur Verteidigung gegen die Palästinenser die "Haganah" (Verteidigung), eine Miliz, die sich ab 1929 zu einer paramilitärischen Untergrundorganisation entwickelte und 1936 schätzungsweise 10 000 aktive plus 40 000 einsatzbereite Mitglieder hatte. Eliyahu GolombEliyahu Golomb (1893 – 1945) kam 1909 aus Weißrussland nach Palästina, das damals noch zum Osmanischen Reich gehörte. Nach dem Ersten Weltkrieg gehörte er zu den Gründern der Haganah. Kontakt zwischen SD und HaganahIm Februar 1937 traf sich Adolf Eichmann im Weinrestaurant "Traube" in Berlin mit Feivel Polkes, einem Repräsentanten der Haganah, der ihn nach Palästina einlud. Vier Monate später segnete Reinhard Heydrich, der Leiter des SD-Hauptamts, den von Eichmanns Vorgesetzten Franz Six eingebrachten Vorschlag ab, mit der Haganah zu verhandeln. Zusammen mit Herbert Hagen reiste er nach Constanza und schiffte sich auf dem rumänischen Dampfer "Romania" nach Haifa ein – nicht nach Jaffa, wie Philip Kerr schreibt ("Das Janusprojekt", Seite 21). Dort trafen sie am 2. Oktober 1937 ein. Weil ihnen die britische Mandatsverwaltung ein Einreisevisum verweigerte, verabredeten sie sich mit Feivel Polkes, einem Vertreter der Haganah, und Franz Reichert, dem Leiter des Deutschen Nachrichtenbüros in Jerusalem, in Kairo. Die Unterredung fand am 10. und 11. Oktober statt. Arthur Nebe
Nach seinem Einsatz im Ersten Weltkrieg fing Arthur Nebe (1894 – 1945) am 1. April 1920 bei der Polizei in Berlin an. Hermann Göring holte ihn 1933 in die Gestapo, und Kurt Daluege (1897 – 1946) übertrug ihm 1935 die Leitung des preußischen Landeskriminalamts. Als Reichskriminaldirektor war Arthur Nebe von 1937 bis 1944 Chef der deutschen Kriminalpolizei. Wilhelm Kube
Wilhelm Kube (1887 – 1943) ließ sich 1924 für die Nationalsozialistische Freiheitspartei in den Reichstag wählen. 1928 wurde er Gauleiter der NSDAP in der Brandenburgischen Ostmark. Von 1933 bis 1936 war er Oberpräsident von Brandenburg-Berlin; dann sorgte Martin Bormann dafür, dass er seiner Ämter wegen Korruption enthoben wurde. Heidelberger Juristenkreis
Im Frühjahr 1949 bildete sich in Heidelberg ein Juristenkreis zur Verteidigung von Kriegsverbrechern, in dem sich außer Rechtsanwälten und Richtern Ministerialbeamte und Kirchenvertreter engagierten. Auch der Münchner Völkerrechtler Erich Kaufmann (1880 – 1972) schloss sich dem Heidelberger Juristenkreis an. Lucius D. ClayLucius Dubignon Clay (1897 – 1978) wurde im Mai 1945 Stellvertreter des Oberbefehlshabers der amerikanischen Besatzungstruppen in Deutschland, General Dwight David Eisenhower (1890 – 1969), und stellvertretender Militärgouverneur der US-amerikanischen Besatzungszone in Deutschland (unter General Joseph T. McNarney (1915 – 1952)). Vom 15. März 1947 bis 15. Mai 1949 amtierte Lucius D. Clay als Militärgouverneur in der amerikanischen Zone. Er betrieb die Bildung der Bizone und organisierte die Berliner Luftbrücke 1948/49. Zwangsarbeitslager Lemberg-Janowska
Im Herbst 1941 eröffneten die Deutschen auf einem Fabrikgelände an der Janowska-Straße in Lemberg (Lwow) einen Versorgungsbetrieb für die Wehrmacht, der zum SS-Unternehmens Deutsche Ausrüstungwerke (DAW) gehörte und Zwangsarbeiter einsetzte, für die Baracken errichtet wurden. Das Zwangsarbeitslager Lemberg-Janowska gliederte sich in Einrichtungen der SS, das Barackenlager und die Fabrikgebäude. Kriegsverbrechergefängnis Landsberg am Lech
Am 1. Januar 1947 richtete die amerikanische Besatzungsmacht im Gefängnis von Landsberg am Lech das War Criminal Prison No. 1 ein. Bis zur Gründung der Bundesrepublik Deutschland wurden im Kriegsverbrechergefängnis Landsberg am Lech – so die deutsche Bezeichnung – 288 Todesurteile vollstreckt. Netzwerke für NationalsozialistenNetzwerke wie die legendäre "Organisation der ehemaligen SS-Angehörigen" (Odessa), in denen sich auch katholische Geistliche wie Bischof Alois Hudal engagierten, verhalfen zahlreichen Nationalsozialisten, nach dem Zweiten Weltkrieg auf so genannten "Rattenlinien" nach Argentinien zu fliehen. Wie weit Papst Pius XII. und Giovanni Montini (der spätere Papst Paul VI.) in die Aktionen verstrickt waren, ist umstritten. Dam Yehudi NakamBei Dam Yehudi Nakam (das jüdische Blut wird gerächt) handelte es sich um eine jüdische Geheimorganisation, die nach dem Zweiten Weltkrieg aus Rache für den Holocaust Anschläge auf Nationalsozialisten verübte und zum Beispiel am 14. April 1946 das Brot im Internierungslager Langwasser bei Nürnberg vergiftete. Außerordentliche Staatliche KommissionDie "Außerordentliche Staatliche Kommission für die Feststellung und Untersuchung der Gräueltaten der deutsch-faschistischen Eindringlinge und ihrer Komplizen, und des Schadens, den sie den Bürgern, Kolchosen, öffentlichen Organisationen, staatlichen Betrieben und Einrichtungen der UdSSR zugefügt haben" wurde am 2. November 1942 durch einen Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets gegründet. Ihre Aufgabe war es, Kriegsverbrechen vor allem von Angehörigen der Wehrmacht aufzudecken. Malaria-Forschung im KZ Dachau
Im Konzentrationslager Dachau führte der Tropenmediziner Claus Schilling (1871 – 1946) ab Februar 1942 über tausend Menschenversuche mit Malariaerregern durch. Am 13. Dezember 1945 wurde er zum Tod verurteilt und am 28. Mai 1946 im Kriegsverbrechergefängnis Landsberg am Lech gehängt. Menschenversuche im KZ DachauMenschenversuche von Dr. Sigmund Rascher Gerhard Rose
Dr. Gerhard Rose (1896 – 1992) war nicht in Dachau tätig, sondern in Berlin und in Pfaffenrode in Thüringen. Herbert Kuhlmannwar Kommandeur der 12. SS-Panzer-Division "Hitlerjugend". Unter dem Decknamen Pedro Geller setzte er sich nach dem Zweiten Weltkrieg nach Argentinien ab. Rhein-Main Air Base
Der Flug- und Luftschiffhafen Rhein-Main bei Frankfurt wurde im April 1945 von den amerikanischen Streitkräften beschlagnahmt und als Luftwaffenstützpunkt – Rhein-Main Air Base – der United States Air Forces in Europa weiterbetrieben. Da die in Europa stationierten US-Soldaten über die Rhein-Main Air Base aus- und einreisten, nannte man sie auch "Gateway to Europe". Während der Berliner Luftbrücke startete ein Großteil der "Rosinenbomber" von der Rhein-Main Air Base. |
© Dieter Wunderlich 2009
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