Fix Zone

Raum der Literatur

Redaktion: 

Jochen Schimmang bespricht in der taz den neuen Essayband übers Schreiben und Lesen von Thomas Stangl:

„Stangl dagegen weiß, dass hinter der Sprache wenig Gesichertes steht, schon gar nicht eine gesicherte Sprecherperson, weder der Autor selbst noch etwa seine „Helden“. Literatur als Sprache, die sich ihrer selbst bewusst ist, beansprucht so etwas wie eine körperliche Wirklichkeit. „Jeder Blick, jeder Satz versucht, sich der Wirklichkeit zu versichern … hier, im Raum verteilt, finde ich die Wörter, sobald die Wörter da sind, finden sich auch die Dinge ein.“ Und natürlich entziehen sie sich auch ständig, die Dinge ebenso wie die „Menschen, die im Innern der Bücher ihre Art von Leben oder Beinahe-Leben führen“.“
….

„Jeder, der Handelnder im Literaturbetrieb ist, ob als Programmchef eines Verlags, als Vertreter, Pressefrau, Literaturagentin, Jurymitglied, Rezensionsautomat oder Buchhändler, weiß, was damit gemeint ist. Auf der einen Seite steht diese Maschinerie, auf der anderen stehen „irgendwelche Irren, die, mit mehr oder weniger Naivität, aber letztlich immer nach Kriterien, die diesen Rastern völlig unzugänglich sind, … ihre Texte schreiben und etwas Eigenes, fast Lebendiges in dem sehen, was sie doch nur für diese Maschinerie produzieren …““
 

Thomas Stangl: „Freiheit und Langeweile“. Droschl Verlag, Graz 2016.

Es sind Texte über den Raum der Literatur, über das Geheimnis des Für-Nichts-Stehens, die Einsamkeit, die sich dem Sozialen entzieht (»und damit der Gewalt, auch der Gewalt des Erzählten«), über das Unbestimmte, in dem und von dem die Literatur lebt, und über »die Spannung zwischen Wörtern wie ›seltsam‹ und ›wirklich‹«, über revolutionäre Hoffnungen und die Verwechslung von Literatur und Politik, über den Moment, in dem plötzlich alles möglich scheint, über die Pflicht, »absolut modern« zu sein und »diese Grenze aufzusuchen, hinter der nichts ist (nicht einmal ein Abgrund)«. Kronzeugen für die Argumentationen und Überlegungen Stangls sind Peter Weiss (»der vielleicht letzte revolutionäre Schriftsteller der deutschen Literatur«), Inger Christensen, Maurice Blanchot, Peter Waterhouse, Chris Marker oder Jean-Luc Godard.

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