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Crime-Time-Dinner mit Tanya Carpenter
Crime-Time-Dinner 26. Januar 2013, 18 bis 22 Uhr Hotel Seehof am Aartalsee (www.seehof-aartalsee.de) „Sherlock Holmes und die Selbstmörder von Harrogate“ Von Tanya Carpenter und Guido Krain Gelesen und arrangiert von Tanya Carpenter Ein Erlebnisbericht Elli H. Radinger Ich gebe zu, es war mein allererstes Crime-Time-Dinner. Warum ich hingegangen bin? Ich liebe gutes Essen und lese gerne Krimis (Sherlock Holmes hatte ich mir bisher jedoch nur im Fernsehen angeschaut). Außerdem war ich von einer Halloween-Lesung der Autorin so angetan, dass ich mir die Kombination Krimi und Dinner nicht entgehen lassen wollte. Das eisige Winterwetter hatte die 33 Gäste nicht davon abgehalten, in die Lahn-Dill-Bergwelt zu kommen, um einen spannenden Abend zu erleben. Sie wurden nicht enttäuscht. Schon das Ambiente entsprach einer Theateraufführung: Auf den geschmackvoll in schwarz-weiß gedeckten Tischen lag detektivisches Zubehör wie Lupen oder Patronen in allen Größen und die typische Sherlock-Mütze (Deerstalker). Die Lupen veranlassten einige Gäste, kichernd ihre Fingerkuppen, die Augenfältchen der Freundin oder die Reagenzgläser genauer zu untersuchen, in denen der Aperitif serviert wurde. Das Kind im Manne beziehungsweise der Frau war geweckt und bereit für weitere Abenteuer. Die Bedienungen trugen passend zur Tischdeko schwarze Hosen, Schürzen und Westen dazu schneeweiße Blusen und schwarze Fliegen – die Chefin umgekehrt eine schwarze Bluse mit weißer Fliege. Beim Anblick der weißen Baumwollhandschuhe überlegte ich kurz, ob und wie sich damit ein Stapel Teller sicher tragen ließ. Aber das Krimi-Servierteam war gut geschult und professionell genug, um die Speisen ohne Unfälle aufzutragen. Die Gäste nahmen Platz und öffneten interessiert die Umschläge, die vor ihnen auf dem Tisch lagen. Sie enthielten Karten mit unterschiedlichen Nachrichten für den „lieben Gast“. Auf meiner stand bloß die Empfehlung, mein Essen zu genießen und den Täter zu entlarven, mehr nicht. Einige Gäste erhielten eine „Rolle“ mit „Regieanweisungen“ und vertieften sich in die Informationen, die sie später auf Nachfragen der anderen Teilnehmer herausgeben würden. Jeder Dinnergast hatte außerdem einen DIN-A4-Zettel vor sich liegen mit den Namen der Romanpersonen und den Fragen, die wir – beziehungsweise die Detektive – der jeweiligen Person stellen durften. Als die Autorin die Akteure aufrief, kam erstes Kichern auf. Die Rollen von Holmes und Watson übernahmen zwei Frauen, während sich beim Aufruf von „Schwester Fay“ und „Schwester Liz“ zwei sonore „Hier!“ meldeten. Die Vorspeise wurde aufgetragen: Geflügelterrine mit Orangen-Chilli-Vinaigrette und hausgemachtem Schinken vom Hirschrücken an Feldsalat mit Scampi auf Tomanten-Zucchini-Salat. Ich unterhielt mich mit meinen Tischnachbarn über ihre Beweggründe für die Teilnahme am Krimi-Dinner. „Ich habe so etwas vor vielen Jahren schon einmal mitgemacht“, erzählte der Mann. „Es hat mir gefallen. Jetzt will ich es meiner Frau zeigen.“ Andere Gäste hatten öfter von der Veranstaltung gelesen und wollten sehen, „wie das so ist“. Offensichtlich war ich nicht das einzige Greenhorn im Saal. Nach der Vorspeise nahm die Tanya Carpenter im gemütlichen Ohrensessel Platz. Neben ihr auf dem großen Kamin lagen die Indizien: ein Revolver, eine Einladung zum Kuraufenthalt, ein Medikamentendöschen, diverse Patronen mit Nummern darauf und eine Schachtel. Die Autorin begann die Lesung, indem sie uns in den Kurort Harrogate mitnahm, in dem sechs vermeintliche Selbstmorde Rätsel aufgaben. Allen Opfern gemein schien eine Einladung für einen kostenlosen Aufenthalt im Kurbad, wie sie gerade auch Sherlock Holmes per Post zugegangen war. Der Detektiv und sein Freund Dr. Watson machten sich also auf Richtung Harrogate, um auf eigene Faust zu ermitteln und den Verdächtigen auf den Zahn zu fühlen. Wir hörten gespannt zu und mancher konnte sich ein Lachen nicht verkneifen, als die Autorin humorvoll die Charaktere von Holmes und Watson, sowie der Angestellten und Gäste im Kurort schilderte. Der nächste Gang unterbrach die Lesung: Lauchcremesuppe mit Croutons Bevor Tanya Carpenter weiter las, warnte sie uns: „Es ist jetzt wichtig, dass Sie gut aufpassen, weil nun im Text versteckt Hinweise auf den Täter sind.“ Damit hatte sie unsere volle Aufmerksamkeit. Die beiden Autoren Carpenter und Krain hatten die Lesepassagen des Krimis, der in der Anthologie „Sherlock Holmes und die Tochter des Henkers“ erschienen ist exakt auf das Crime-Time-Dinner aufgeteilt und die Spannung mit jeder Menüfolge geschickt aufgebaut. Das faszinierte mich sowohl als Autorin als auch als Krimi-Dinner-Newbie so sehr, dass ich gelegentlich vergaß, mich auf die Handlung zu konzentrieren, wodurch es mir schwerfiel, weitere Hinweise zu entdecken oder detektivisch zu kombinieren. Obwohl es an Indizien und potentiellen Täter in der Tat nicht mangelte. Zwei Krankenschwestern (eine schüchtern, eine fast schon überdreht), ein leicht suspekter Kurbad-Leiter (der eigentlich Anwalt und kein Arzt sowie der Bruder des ersten Opfer war), ein Hausmeister (der womöglich die Rolle des Gärtners als typisch Verdächtigem übernehmen sollte), eine Prostituierte und eine Waffenfabrikantin (mit stark erhöhter Libido). Dazu eine stets an den Tatort zurückkehrende Tatwaffe und Opfer, die allesamt keine weißen Westen vorzuweisen hatten. Der Hauptgang gönnte uns eine gedankliche Pause. Es gab zur Auswahl: Schweinefilet im Strudelpäckchen mit Bohnenbündchen an geschmorten Kirschtomaten und Kartoffelgratin oder Seehecht auf der Haut gebraten auf Ratatouille an Kräutercouscous Danach ging’s an die Arbeit und wir waren als Detektive gefordert. Mithilfe der vorgegebenen Frageliste versuchten wir, aus den Antworten der Akteure den Mörder herauszufinden. Und genau hier kam der Moment, wo ich den Faden verlor, und mein einziger Kritikpunkt. Ich hatte mir vorgestellt, dass alle zehn Gäste, die eine Rolle hatten, sich vorne versammeln und laut von uns „Detektiven“ interviewt werden, was übrigens die Chance für potenzielle Hobbyschauspieler gewesen wäre, ihr Talent zu zeigen. Die Antworten hätten dann alle gehört und sich ein eigenes Bild machen können. Stattdessen sollten sich die Gäste direkt und persönlich an die Akteure wenden und sie individuell befragen. Würden tatsächlich alle 33 Gäste zu allen 10 Akteuren hingehen und ihnen dieselben Fragen stellen, käme man im ungünstigsten Fall rein mathematisch auf 330 Interaktionen. Damit wurde es für mich persönlich zu unübersichtlich. Als wir aufgefordert wurden, eine Entscheidung zu treffen und den Namen des Mörders auf eine Karte zu schreiben und in eine Box zu werfen, traf ich meine Entscheidung letztendlich – typisch Frau – aus dem Bauch heraus. Ich schwankte zwischen dem Anwalt – nach dem Motto: Anwälte sind generell böse; außerdem war dieser hier dick und unsympathisch – und der netten Krankenschwester Fay. Sie war einfach zu nett, um nicht von Grund auf schlecht zu sein – irgendeinen Haken musste die Sache ja haben. Die Karte mit meinem Tip warf ich in die schwarze Box. Später sollten aus den Kärtchen aller Gäste Gutscheine vom Hotel und Bücher der Autorin verlost werden. Der letzte Akt lüftete das Geheimnis. Die Autorin las das Ende der Geschichte und verriet den Täter. Der an dieser Stelle natürlich nicht verraten wird. Da muss ein jeder schon selbst die Anthologie erwerben und lesen. Nur soviel: Meine letztliche Entscheidung war die falsche. Der Nachtisch tröstete mich mit: Apfel-Ingwer-Sorbet an Pfannkuchen mit Himbeerragout und Blaubeerparfait Als er aufgetragen wurde, konnte ich meine Neugier nicht mehr zähmen und fragte laut in die Runde, wer den die Mörderin erraten hatte – nicht eine einzige Hand hob sich. Mit uns als Detektiven wäre der Täter also mit dem perfekten Mord durchgekommen – wenn da nicht Sherlock Holmes gewesen wäre. Fazit meines ersten Crime-Time-Dinners: Die Mischung aus Vier-Gang-Menü und Lesungen und Krimirätsel empfand ich als interessante Herausforderung für meine Geschmacksnerven und meine Intelligenz und Kombinationsgabe, wobei bei Letzteren eindeutig Nachholbedarf besteht. Ich danke den Autoren und besonders Tanya Carpenter für einen kurzweiligen, spannenden und auch lustigen Abend und bitte um Nachsicht, wenn ich aufgrund meiner detektivischen Unerfahrenheit nicht sämtliche Verwicklungen durchschaut habe. Und letztendlich auch ein Dank an das Hotel für das schöne Ambiente und natürlich auch an die Küche für das gute Essen. Die Autoren arbeiten bereits am nächsten Krimi-Manuskript für das Crime-Time-Dinner am 2. März. Melden Sie sich an. Es lohnt sich! ![]() TRIADEM
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