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Zerfleischt
„Wir sind die Instrumente unserer Zerstörung. Jeder von uns hat eine geladene Waffe in sich und die radikale Bevölkerungsexplosion hat den Abzug gedrückt. Möge Gott uns beistehen, Louis, aber wir werden uns selbst ausrotten! Bestien des Urwalds! Töten, schlachten, vergewaltigen, plündern! Ein unbewusster, genetischer Drang wird alles beseitigen, was wir erschaffen haben, die Zivilisation ausweiden, die Menschheit wie Vieh abschlachten, weil wir von primitiven Drängen überwältigt sind und die menschliche Erinnerung Amok läuft.“ - INHALTEs ist ein ganz normaler Tag im beschaulichen Städtchen Greenlawn als Louis Shears plötzlich Zeuge wird, wie zwei Männer ohne ersichtlichen Grund einen Zeitungsboten brutal zusammenschlagen. Auch das Opfer gebärdet sich - tödlich verletzt - noch wie wild, bevor der Junge schließlich in Louis Armen stirbt. Das Verhalten der herbeigerufenen Polizisten ist mehr als merkwürdig und Louis Vernunft rät ihm zur Flucht. Plötzlich scheint das ganze Viertel verrückt zu spielen. Die Bewohner verwandeln sich in wilde Kreaturen, berauschen sich an den umgebenden Gerüchen, markieren und verteidigen ihre Reviere, bevor sie beginnen, ihre Haustiere und Nachbarn abzuschlachten, zu vergewaltigen, zu fressen. In Greenlawn herrscht plötzlich das Gesetz des Stärkeren. Innerhalb weniger Stunden erfüllt der Geruch nach Blut, Fäkalien und gekochtem Menschenfleisch das Viertel.Louis und die junge Macy Merchant sind zwei der wenigen normal gebliebenen Menschen, die sich nun durch diese blutige Hölle bewegen müssen, ohne zu wissen wohin. Denn scheinbar kam es im ganzen Land, vielleicht sogar der ganzen Welt zu vergleichbaren Vorfällen. MEINUNGVorneweg: ZERFLEISCHT ist bestimmt nicht geeignet für zartbesaitete Feingeister. Nahezu jede Seite ist in Blut, Gedärm und Fäkalien getaucht. Trotz allem Gekröse, das die Seiten füllt, schafft es Tim Curran eine sich entwickelnde Geschichte zu erzählen. Den ersten brutalen Vorfällen folgt schon bald die Gewissheit, dass hier etwas Größeres, Gnadenloses am Werk ist. Menschen und Tiere entwickeln sich nicht nur zurück zu instinktgetriebenen Jägern und Kannibalen sondern folgen auch einem kollektiven Plan. Sie ritzen sich Zeichen in die Haut und basteln sich ihre eigenen archaischen Götter, bilden Gruppen und Clans die sich schließlich in Territorialkämpfen gegenüberstehen.Tim Curran gibt sich jedoch nicht nur dem Waten in Körperflüssigkeiten hin, er offenbart auch gehöriges schriftstellerisches können und gibt von Anfang an richtig Gas. Kurze, stakkatoartige Sätze machen ZERFLEISCHT zu einem absoluten Pageturner. Dabei springt Curran immer wieder zwischen verschiedenen Szenen und Personen und nimmt auch mal die Perspektive der degenerierten Personen ein, die nicht viel mehr sind als triebgesteuerte Bestien. Er schafft sogar das Kunststück, diesen Personen mit wenigen Sätzen eine Persönlichkeit zu verleihen und sie so den Leser unangenehm nahe zu bringen. Den roten Faden bilden jedoch Louis und Macy, zu denen Curran immer wieder zurückkehrt und die man so auf ihrem Weg durch die Hölle von Greenlawn begleitet. Obwohl der anfängliche Schub den Roman bis zum Ende trägt, stellt sich im letzten Drittel – wenn man den x-ten ausgeweideten, vollgepissten, gegrillten und halb gefressenen Kadaver vor sich auf den Seiten hat – aufgrund der diversen Wiederholungen eine gewisse Übersättigung und Abstumpfung ein. Provokation und Tabubrüche schön und gut, im Sinne der Kurzweil wäre allerdings angeraten gewesen, den Roman langsamer zu entwickeln oder insgesamt zu stauchen. Das Covermotiv von Ben Baldwin weckt mit der Schweinsmaske und den Ketten natürlich Assoziationen an SAW und HOSTEL, was seine Wirkung nicht verfehlt, für ZERFLEISCHT aber fehl am Platz ist. FAZITHart, blutig, schnell und schonungslos. Tim Curran lässt keine Gelegenheit aus, zu provozieren. Für den geneigten Leser eine willkommene und gut geschriebene Splattergranate, der gegen Ende etwas die Luft ausgeht. 11. Apr. 2012 - Elmar HuberDer RezensentElmar Huber![]() Total: 669 Rezensionen (* 1972) kann sich noch dunkel an den "phantastischen Film" im Nachtprogramm des ZDFs erinnern, der damals (nicht zuletzt aufgrund des Zeichentrickvorspanns) schon eine gewisse Faszination ausübte. Weitere Rezensionen
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