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Sherlock Holmes und der Vampir im Tegeler Forst

SHERLOCK HOLMES UND DER VAMPIR IM TEGELER FORST

Wolfgang Schüler
Roman / Krimi

KBV

Taschenbuch, 290 Seiten
ISBN: 978-395441365-2

Mar. 2017, 1. Auflage, 10.95 EUR
Bestellen: Jetzt bestellen / auch als eBook erhältlich

Im Jahr 1888 geht Jack the Ripper in London um und ermordet auf bestialische Weise mehrere Prostituierte. Inspektor Lestrade wendet sich leider viel zu spät an Sherlock Holmes, sodass der Ripper auf den Kontinent fliehen kann. Ausgerechnet während eines Ausflugs nach Helgoland, begegnen Holmes und Watson ihm zwei Jahre später in neuer Identität und wieder gelingt ihm die Flucht. Bis er sich über dreißig Jahre später abermals bei Holmes meldet, den er mittlerweile zu seinem persönlichen Widersacher auserkoren zu haben scheint. Während der Dreharbeiten zu einem Film namens „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“, soll es zum entscheidenden Duell zwischen Holmes und dem Ripper kommen, der nicht nur danach trachtet den großen Detektiv zu töten, sondern vielmehr ihn bloßzustellen. Bei den Dreharbeiten im Tegeler Forst fallen plötzlich einige junge Männer einem blutsaugenden Phantom zum Opfer. Doch steckt tatsächlich der sagenumwobene Jack the Ripper dahinter oder verbreitet wahrhaftig ein Vampir Angst und Schrecken unter den Mitgliedern des Filmteams?

Meinung:

Dies ist Wolfgang Schülers siebter Roman, der im KBV Verlag erschienen ist und sein sechster, in dem Sherlock Holmes die Hauptrolle spielt. Beziehungsweise spielen sollte, wenn man den Titel zugrundelegt. Und wie immer, wenn man ein Buch dieses Schriftstellers zur Hand nimmt, kann man gewiss sein, dass es exzellent recherchiert ist und eine Fülle an Informationen zu bieten hat. Auch das Setting ist wie immer überaus interessant. Abermals nimmt sich Schüler eines historischen Schlüsselmoments an und verknüpft ihn auf faszinierende Art und Weise mit dem Doyleschen Kanon um den Meisterdetektiv Sherlock Holmes. In diesem Fall geht es um die Dreharbeiten des legendären Stummfilms „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“, die vor der Kulisse eines vom Krieg gebeutelten Europas stattfinden.
Das allein scheint dem Autor dieses Mal aber nicht gereicht zu haben, sodass er noch mit dem oft bemühten und scheinbar nicht totzukriegenden Jack the Ripper aufwarten muss, der natürlich rasch zum Erzfeind von Sherlock Holmes avanciert. Leider krankt der Roman, trotz des gefälligen Schreibstils Schülers, gleich an mehreren Stellen. Da wäre einmal der Inhalt selbst, der sich sehr fragmentarisch liest. Es fällt schwer in die Geschichte einzutauchen, da man immer wieder herausgerissen wird. Das erste Kapitel beschäftigt sich beispielsweise mit den bekannten Fakten zum Ripper-Fall, vermengt mit der fiktiven Auflösung des Autors. Hier kommt Holmes lediglich am Ende zum Zuge, nur um zugeben zu müssen, dass er nicht mehr viel ausrichten könne, da Lestrade viel zu spät zu ihm gekommen sei. Bereits im nächsten Kapitel springt der Verfasser zwei Jahre in die Zukunft und schildert eine kleine Anekdote aus dem reichhaltigen Fundus von Dr. Watson, der schreibt, wie er und Holmes auf Helgoland erneut auf den Ripper treffen, der ihnen abermals durch die Lappen geht. Erst im dritten Kapitel, sechzig Seiten und dreißig Jahre später, nähern wir uns dem Kern der Story. Ob es unbedingt nötig war, Watson einen seitenlangen Erguss über seine Inkontinenz in die Feder zu diktieren, sei einmal dahingestellt.
Darüber hinaus stellt Wolfgang Schüler einmal mehr seine fundamentalen historischen Kenntnisse eindrucksvoll unter Beweis, respektive seine Sorgfalt bei der Recherche. Sehr detailliert werden die Ergebnisse selbiger im Text wiedergegeben, was auf Kosten von Dramaturgie und Spannung geht. Kapitel 4 zum Beispiel, in der ein Kriminalkommissar eine Audienz beim Polizeipräsidenten hat, und das gänzlich ohne Holmes und Watson auskommen muss, bringt die Handlung nicht nennenswert weiter und die Informationen, die für den Plot von Bedeutung sind, hätten fraglos auch in späteren Kapiteln in wörtlicher Rede eingestreut werden können. Für den Autor ist es eine willkommene Gelegenheit mit Zahlen und Fakten um sich zu schießen, wie Soldaten in ihren Schützengräben. Ob der Leser allerdings unbedingt wissen muss, was der § 128 des RStGB besagt, wage ich zu bezweifeln. Im fünften Kapitel geht es dann endlich um das oben erwähnte Filmprojekt und der geneigte Leser hat die ersten hundert Seiten erfolgreich hinter sich gelassen. Knapp hundertfünfzig liegen noch vor ihm, denn zwischen den einzelnen Kapiteln liegen jeweils zwei bis drei Leerseiten, sodass vom Buch noch einmal zwanzig bis dreißig Seiten abzuziehen sind.
Glaubt der Leser, dass es nun vorangeht und der titelgebende Vampir sein Unwesen treiben darf, so sieht er sich jedoch getäuscht, denn zunächst wird in zwei Kapiteln beschrieben wie Holmes und Watson zu den Filmstudios kutschiert werden und sich in die Gesellschaft einkaufen. Interessant geschrieben, zweifellos, aber nicht unbedingt spannend, zumal man bislang auch nur sehr dezent, und das lediglich am Anfang, in den Genuss von Holmes' Deduktions-Fähigkeiten kommt. Erst nach zwei Dritteln kommt es zu der Begegnung mit dem Vampir, die der Leser aus dem Off miterlebt. Der vermeintliche Untote wird schließlich überraschend schnell entlarvt und ist auch gleich wieder tot, ohne dass Holmes auch nur einen Finger krumm machen muss. Und dann ist der Roman plötzlich vorbei und der Ripper verkommt zur Randnotiz, dessen Entlarvung und Niederstreckung auf zwei Seiten abgehandelt wird. Anschließend wird im sechsseitigen Abgesang noch auf die weitere Geschichte des Films und seiner Erschaffer eingegangen, und am Ende bleibt der Eindruck, ein spannend geschriebenes Geschichtsbuch in Händen gehalten zu haben. Als Krimi oder gar als Sherlock Holmes-Roman ist dieses Werk jedoch sehr zäh und langweilig. Ein gewissenhaftes Lektorat hätte noch einiges retten können, wenn überflüssige Fakten rigoros zugunsten der Dramaturgie herausgestrichen worden wären, auch wenn dies den Verlust von gut einem Drittel des Romans zur Folge gehabt hätte.

Aufmachung:

Das Buch ist im bekannten Design aller Sherlock-Holmes-Romane des Verlags gestaltet. Ein hochwertiges Taschenbuch von hervorragender Qualität. Dasselbe gilt auch für Schriftgröße und Satzspiegel. Das Covermotiv ist dem Film „Nosferatu“ entliehen und zeigt Max Schreck in seiner beeindruckenden Maske, kurz vor dem Grande Finale.

Fazit:

Geschichtsbuch oder Krimi? Das ist hier die Frage. Gewiss ist, dass es sich kaum um einen Sherlock-Holmes-Roman handelt. Hand aufs Herz, so viel man auch über seine Lieblingshelden wissen möchte, Doktor Watsons Inkontinenz hätte ruhig ein wohlbehütetes Geheimnis unter Freunden bleiben dürfen. Wolfgang Schüler hat einmal mehr exzellent recherchiert, dramaturgisch ist die Geschichte jedoch so blutleer wie die Opfer des Vampirs.

03. Mar. 2018 - Florian Hilleberg

Der Rezensent

Florian Hilleberg
Deutschland

* 03. März 1980
Website: http://www.florian-hilleberg.net/
Total: 2566 Rezensionen
März 2018: 2 Rezensionen

Im Jahre 1980 erblickte ich in Uelzen, einem kleinen malerischen Städtchen inmitten der Lüneburger Heide, das Licht der Welt.
Aufgewachsen bin ich in einem kleinen Dorf unweit meiner Geburtsstadt. Sehr früh schon interessierten und faszinierten mich die dunklen Mythen, die Dämonen und Untoten – und bald hie...

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