Nie wieder Streit,
hieß unsere Parole, jahrelang
vertrauensbildende Maßnahmen,
jetzt komme ich zu Besuch
ohne ein Geschenk.
Unsere Mädchen sind die Blumen,
unser Garten mein Zeuge.
Ab April wird er mich verleugnen,
es gibt bessere Gärtner.
Dick und tattrig der Hund,
ich locke ihn zu den Enten,
doch die sind im Mückenbüro.
Der halbe Wald liegt gefällt,
du mit Schönheit betupft.
Jetzt ist der Himmel blau
und nur eine Meinung
über der Pendlersiedlung,
keine Farbe musst du mehr teilen,
Rot, Grün, es gibt Melone, komm.
Selbst die Magnolie nickt.
Ich finde bitter die Schicht
zwischen Schale und Fleisch,
und du verneinst
und teilst dein Nein:
Nach Gurke schmeckt
die grüne Sichel,
sie schmeckt nach Gurke
und außerdem bitter.
01.11.2005 10:44:07
The Chameleons
31.10.2005 13:38:05
Wild Pack of Family Dogs
A wild pack of family dogs came runnin through the yard one day
My father got his gun, shot it up they ran away ok
A wild pack of family dogs came runnin through the yard
And as my own dog ran away with them I didnt say much of anything at all
A wild pack of family dogs came runnin through the yard
As my little sister played the dogs took her away
And I guess she was eaten up ok yeah
My mothers cryin' blood dust now
My daddy quit his job today
I guess he was fired but thats ok
And I'm sitting outside by my mud lake
Waiting for the pack to take me away
Right after I die, the dogs start running up towards the glowing sky
They will receive their rewards
Modest Mouse
28.10.2005 11:58:30
The Chameleons: "STRIP"
26.10.2005 12:35:56
Vogelbeeren
Umschlossenem will ich kleinste Durchlässe erlauben:
Vogelbeeren, formalisierte Produktionsmitarbeiter.
Vogelbeeren – verlautbarende und gebilligte,
kleinbürgerliche Zusammenfassungen, Antennenanlagen:
Vogelbeeren. Messtechnisch wasserstoffhaltig, Blindgänger:
scharfrandige Vogelbeeren, verlegen, durchwachsen und
archiviert – Vogelbeeren. Eine abmildernde vorgespiegelte
Studentengruppe, schneebedeckte Prämienzuschläge.
Versteigert, drosselt, deduziert die beliebte
Allgemeinbildung: Vogelbeeren. Klimmzüge
am Abschreibungshotel. Vogelbeeren.
25.10.2005 12:26:50
Die Taubenuhr
x
Wieder einen Stempel auf der Hand
und an der Theke der Kobra Bar:
Nichts, was sich jemals dort fand,
nichts, was je von Dauer war.
Hallelujah, J.B., was hält länger
als die Flasche eines Massenweins –
keine Reife; Vergessen, Verdrängen;
nicht Kind, nicht Greis, eigener Feind.
Seit der Kobra Bande im Kindergarten
warte ich auf ein Ende des Wartens.
Für Gerald Koll
18.10.2005 13:41:12
Die Taubenuhr
ix.
Leb wohl also, getriebene Seele,
Perle im verkümmerten Ohr.
Finde heraus, was ohne dich fehlt,
und gib's zu – oder gib es verloren.
Inzwischen will ich etwas retten:
die Qualle, ein durchsichtiges Wort
wie Treue ... und Wogen glätten.
Bin dir durch Jahreszeiten gefolgt;
der erste Herbstregen (Eivissa)
schließt den Kreis, das Meer glitzert.
16.10.2005 00:04:28
Robert Creeley
VIER TAGE IN VERMONT
(8)
Bald vergangener Tag schreitet voran
und noch wartet draußen dort Baum
geduldig in der Zeit wie ein Strom und
die Wahrheit ein einfacher Apfel gerötet
von Frost und Sonne, gefunden wo einer
ihn der Gesellschaft der Zeit überließ
Keiner abwesend in Gedanken Keiner fort
Erzähl mir die Wahrheit will ich sagen
Erzähl mir alles was du weißt Werden wir leben
oder sterben Als ließe sich die Welt scheiden
und welcher Baum immer gesehen wär hier bloß zum Schein
Antworten, lebe und stirb. Glaube.
***
07.10.2005 11:39:13
Robert Creeley
VIER TAGE IN VERMONT
(7)
Nachbars Licht noch an
draußen über Veranda
Himmels fleckige Wechsel
aus Wolken und Licht
Ringsum ist ein Tal
über dem Hügel
bis zum flachen Strom
die niedrigen Berge geschützt
Wer kommt hierher mit dir
setzt sich hin im Zimmer
was von dir blieb
was jetzt tun.
05.10.2005 14:28:24
Robert Creeley
VIER TAGE IN VERMONT
(6)
Luftzug am Fenster
hebt die leichten Gardinen
Im Dunkeln ein Licht
Quert den blassen Raum
Wärme anderer Breiten
frische Kühle von Erde
dort draußen jenseits
sitzt wartend hier
Denn welche Zeit kommen mag
herein willkommen
Wollte und will
Wahrheit in der Sache.
04.10.2005 11:42:02
Robert Creeley
VIER TAGE IN VERMONT
(5)
Treibts mich wurzellos um
Telefonanruf
warme Tochterstimme
klares Wo ihrer Mutter
Gibt es Wunder hier
ist alles hineingerückt
in mich Subjekt geworden
Wetter Umgebung
Wage ichs hinauszugehen
ich selbst eigentümlich
zu sein wie der Baum
hereinzuschauen scheint.
27.09.2005 13:01:52
23.09.2005 10:11:48
Robert Creeley
VIER TAGE IN VERMONT
(4)
Was ist Wahrheit stet (wie ein Baum)
Dein Glaube dein Vertrauen deine Treue
Stimmt den Fakten zu macht
Welt beständig gibt ein Jawort
sitzt im Idiom freundlich beredt
Durch all die Jahre Jahreszeiten Töne
all die Leute die sprechen bekräftigt bestätigt
Bestreitet "Krieg gleicht Verwirrung" (schlimmer)
Aber Dichtung und Wahrheit? "Wahr-" meint wahrlich ("… ich sage euch …") Übereinkunft, jetzt
Baum, licht mit dem Morgen, und sei Wahrheit Eiche
Dies ist ein Ahorn, ein Baum, wie Wahrheit wahrlich stet.
22.09.2005 11:17:43
Robert Creeley
VIER TAGE IN VERMONT
(3)
Baum eisern schaut herein
seine Haut mit Trieben gesprenkelt
seine hartnäckigen Glieder
stockgerade parallel aufwärts
wollen von vorn beginnen
schauen am Himmel nach Sonne
nach wärmerem Wind
um wegzugehen auszureißen
Wurzeln und umzuziehen
nach Boston Tisch zu sein
ein Stuhl ein Haus
ein Zweck ein letztes Lodern.
20.09.2005 16:05:31
Robert Creeley
VIER TAGE IN VERMONT
(2)
(Für Maggie)
Ein Loch hinterließ der Tod, höchstens
einen Platz wo sie gewesen war
Bleibt eine Leere
gleichgültig was oder wer
Kein Aufrechnenmüssen nicht Verschont aber bleibe einzig
durch die Gnade Gottes ich
Schlicht Schmerz, zu vermissen
letztes schales Lebewohl
Leg ihr Hand auf den Kopf braver Hund, braver Hund
spüre sie war.
19.09.2005 13:52:06
16.09.2005 10:38:17
Robert Creeley
VIER TAGE IN VERMONT
(1)
Fensters Baum, Stamms herrisches Gesicht
in Augenhöhe ein einziges Loch wo Glied abriss
ein größeres verdreht geschwollen wächst drumrum
einsinkende Wunde neben dürren Klammerzweigchen
halten ein zwei drei vier fünf sechs schrumpelig
gelblich braune Blätter flach gegeneinander
graue Bäume hinten stockgerade und der Blick
in lichteren noch immer grauen Himmel überm
Rund des Riesenstamms voll gräulich grünen
Flechten gesehen im Bleiglasfenster hinter zwei
Schirmlampen auf brauner Chiffoniere zwischen zwei
Betten in Spiegel an Wand weit weg in Zimmerchen.
14.09.2005 11:18:57
13.09.2005 11:54:39
Arabeske
Du hast ja selten von Landschaft geredet,
und Tiere sind dir fremd. Mir reichte ein
Taschentuch Gras, von dir die Hand, dann
laufen, bloß laufen. Alles, was ich sagte,
ist wahr, ich konnte es nur nicht beweisen.
Mir schien, wir verstehen uns über das Grün.
Und noch in meinem möblierten Nachtigallen-
gebüsch singt wer von unserem leeren Haus,
abgeschliffenes Parkett, mausgrauer Staub,
von den Goldregenranken und einem Gesicht,
an die Scheiben gepresst. Was du sagtest,
alles wahr, nichts, was es nicht bewiese.
Vogel singt, Vogel Zweifel singt dennoch.
13.09.2005 10:25:06
Mit Seelenkeks bist du erwählt
"Darin finden sich Wunder, so marginal und so schrecklich, wie die letzten Spuren eines Sturms, von dem nicht sicher ist, wie lang er schon zurückliegt. Dort im Sturm sind das Land und die Welt, in die Prospero einst geworfen wurde und die er nun neu entwirft und zeigt, vor allem für Miranda, die immer erst nur schaut und sich wundert, die bewundert, was sie überhaupt zu sehen bekommt, etwas, das zum ersten Mal sichtbar wird. Das Neue ist das, was sie nicht weiß", schrieb – über Peter Waterhouse' Gedichtband "Prosperos Land" – Guido Graf.
Ich freue mich sehr, diese unverwechselbare Stimme auch im Goldenen Fisch hören und lesen zu können: die Stimme eines ganz außergewöhnlichen Radiojournalisten, dessen Sendungen für u.a. "Gutenbergs Welt" auf WDR3 Ton- und Sprechcollagen darstellen, die nicht auf Effekt, sondern Erinnerung zielen, moralische Montagen. Und ich hoffe, Guido, der Fisch wird Dir Gelegenheit bieten, Lesern auch Deine literarischen Texte näherzubringen. Sei herzlich willkommen!
*
GUIDO GRAF
Als Ratte kam ich
als Ratte kam ich und man erzählt
nur mit Seelenkeks bist du erwählt
bleib ich also wach oder schlaf jetzt
wie mein Kleinstes draußen zuletzt
barfuß stürz' ich und niemand muß mir
sagen: keine Katze bist du hier -
doch Ratten schnapp ich wie Luft und
die Haare bleiben dran, ob rund
oder falsch, wir schwimmen dann im See
Drecksgedanken waschen, tut nicht weh
als Eis kam ich, als Hure auch
als Rat, doch viel zu gut gemeint
ich kam als Gold oder als Scheiß
als Ratte kam ich, doch zu sauber
und ich kam zuerst, nur als Kulisse
ich kam zu schnell, also kam ich zurück
als Blume kam ich, nett und auch als Dreck
es dauert lang, doch Gott stirbt auch
nur nicht ohne mich, heißt es: niemals
wirst du sterben und nie größer sein