Der Aspektraum der Arroganz

Essay

Autor:
Frank Milautzcki
 

Essay

Der Aspektraum der Arroganz

Es liegt daran, daß Eigenschaften automatisch Räume entwerfen. Und nicht der Raum die Eigenschaften. Einsteins Raumzeit ist eine wundervolle, kluge mathematische Beschreibungshilfe, die längst nicht mehr ausreicht und viel zu unitär ausgerichtet ist. Sie gibt dem Geschehen der Dinge ein Feld vor, das quasi eine eigene Existenz besitzt, obgleich es nur ein metrisches Infopaket darstellt, das tatsächlich erst und nur durch die Dinge entsteht. Das Weltgeschehen ist weitaus komplexer. Räume entstehen, die mathematisch nicht greifbar sind, und je komplexer ein Ding dieser Welt ist, um so komplexer sind seine Möglichkeitsräume, die gleichzeitig Ausbreitungsrichtungen, also Dimensionen sind, für das was wir Leben nennen. Das passiert sehr real in jeder Sekunde – ist eigentlich auch Physik – aber nicht in Formeln oder in irgendeiner Metrik zu fassen.
Man kann es abkürzen: das Vorhandensein von Dingen erzeugt Potenz. Sofern Dinge Eigenschaften haben, erzeugen sie Raum und Zeit und in ihnen Möglichkeit. Stoßen solche Möglichkeitswelten aufeinander entstehen emergente Phänomene, da Dinge nicht einfach sich gegenseitig zerstören, sondern neue Welten bilden, in denen dann mehr möglich ist als in den Welten zuvor. Das Mögliche ist die Dimension, in der Informationen sich vermählen und zu einer neuen Vokabel werden. Die Welt spricht mit und durch uns. Unsere Art des  Hinhörens gestaltet das, was wir sagen. Und ich schäme mich für die bisweilen maßlose Arroganz unserer Sprache.
 

Originalbeitrag 17.04.2011

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