Kriminal Tango in acht Folgen
4 Perugia
Herr Färber verbindet Information mit Witz, und sie lacht gelöst. Wie anders ist das heute als gestern mit Alfredo. Warum nicht einfach Turista sein wie jetzt. Ob sie laut denken, den Mann um Rat fragen soll? Lieber noch nicht. Schon einmal ist sie voreilig gewesen. Der Gauner lässt sich überhaupt Zeit. Das geht doch wohl aus wie das Hornberger Schießen. Noch hat sie keinen Pfennig in barer Münze bezahlt, das mit dem neuen Telefon-Banking per Cash zieht sich hin, "noch nicht ausgereift das System". Aber der harte Vorschuss in Naturalien soll erst recht nicht für die Katz sein, des Klebrigen Gattin spielen und obendrein gute Miene zum miesen Spiel machen zu müssen. Brutal ist er 'dabei' nicht und in seiner Amore ganz einfach, Fantasiemangel kann auch Vorteile haben, freiwillig ist es aber nicht und darum eklig. Vor allem stellt sich dabei der Vergleich mit Pieros findiger Zärtlichkeit und ihrer Zuneigung ein. Wer verdient den Tod mehr? Wer ist Mordopfer, und wer ist Mörder? Sein Geld wird Alfredo ihr abknöpfen. Nicht einmal finden konnte er Piero bisher. Alles ist anders, seit sie Sandro wiedergesehen hat. Sie will nur noch ihn, oder auch nicht, erst mal retten vor solchen wie Alfredo. Ihr dämmert, dass es Schlimmeres gibt für das Kind als die Familie seines Vaters. Ihn zu haben auch ihr Egoismus? Haben, ein Ding ist er nicht. Aber er hat so wie in Todesnot nach Mamma gerufen. Das muss sie erhören. Alptraum von der Treppe die letzte Nacht und bestimmt die nächste und immer und ewig. Rabenmutter-Traum. Herr Färber mit der steirischen Stimme indessen erzählt. Kommen Sie mit? "Komman's mit", sagt er. "Ich fahre weiter auf den Spuren der Renaissanc-Malerei. Zu Unrecht vernachlässigt sind die Meister in den Marken."
"Eh, Pizzabäckerin, da bin ich, haste dich anderweitig umgesehen? Da kann ich dich im Hotellsange anrufen!" Alfredo macht seine alten Rechte geltend. - "Heute Abend im Ristorante Rigo." Dem Anderen, Herrn Färber, gönnt er keinen Blick und kein Wort. Abendessen im Ristorante eines 'Cousins', so sieht der auch aus, gedrungen, Doppelkinn dicht überm Kragen, Schmalztolle. Eine Sterne-Koch und Star-Koch ist Rigo. Monica Witti, Robert Mitchum, Milva, Bette Midler und viele anderen Prominenten haben da gegessen. Deren Fotografien mit Signaturen hängen protzend an den Wänden, das bauscht den Preis auf wie das Selbstgefühl des Kochs. "Wars gutt?" Fragt der Vetter nachher. "Für jedes Korn Salz zuviel eine Lire, das macht es so teuer." Katharina ist alles gleich. "Sale? Troppo? Diese Tedesca ist ja Kennerin! Für die Deutschen haben wir uns doch das Essen verdorben, weil die immer nach dem Salzstreuer schreien. Wo war denn zuviel Salz?" "Doch ja, Rigo, in Francoforto sagen sie, wenn sähr salzig, der Koch ist verliebt. Si,sie, Wirklich troppo - un pocco in den Rognochini, den Kalbsnieren, in den Trippa mit Zitronenraspeln. Die Ravioli di Patate mit Pinoli sind gut. Fiorentina di Manzo mit frittierten gelben Kürbisblüten ausgezeichnet. Squissito."
Ein Kellner rennt herbei und reicht dem Padrone ein Handy. Der reicht es dem Alfredo weiter "Ein freches Maul hat deine deutsche Gattin, Vetter Alfredo, du weißt, wie man ihr das stopft." Auf einmal hat sich die entspannte Atmosphäre aufgeladen. Ganz schnell und halblaut sprechen sie miteinander, gewohnt, von Tedesci nicht verstanden zu werden. Etwas ist während der Gerichtsverhandlung heute schiefgelaufen. Der Padrone geht. Alfredo wendet sich Katharina zu: "Wir müssen weiter. Nach Porto Ascoli, vielleicht auch nach einer kleinen Bucht in der Nähe, dein Sohn soll dort sein. Morgen sehr früh."