fix zone | märz 2013

neues aus literatur und kunst

Autor:
Frank Milautzcki
 

neues aus literatur und kunst

fix zone | märz 2013




illustration michael zauner

 

31.03.2013  |  Internet als literarischer Ort   „In den 1990er-Jahren, als das Internet sich zum Massenmedium entwickelte, galten elektronische Literatur und Hypertexte als Genres der Zukunft. Sie wurden von der Medien- und Literaturwissenschaft mit großem Interesse verfolgt und mit eigens gegründeten Wettbewerben gefördert. Ein neues Medium, so dachte man, müsse doch neue literarische Formen hervorbringen. Die Möglichkeiten der Verlinkung, der Multimedialität und der Interaktion versprachen enorme kreative Potentiale.
Inzwischen denkt man bei der Verbindung der beiden Begriffe ‚Internet‘ und ‚Literatur‘ eher an Amazon und Gutenberg-DE, also an Kommerz und halbseriöse, leicht verfügbare digitalisierte Klassikertexte.“ mit diesen Sätzen leitet Jörg Schuster die April-Ausgabe der literaturkritik.de ein, die als Schwerpunkt die Frage stellt: Gibt es heute eine Internet-Literatur?

 

31.03.2013  |  „Ich finde es unanständig, vorsichtig zu leben“   Auch neu auf literaturkritik.de eine Rezension von Stefan Höppner zur CD „Das Märchen ist zu Ende“, ein liebevoll zusammengestelltes Portrait der Künstlerin als junger Frau, erschienen in der Edition Apollon: „Über eine Distanz von fast drei Stunden hat der Hamburger Künstler Karmers zeitgenössische Quellen und neue Songs zusammengestellt. Er lässt Emmy Hennings in eigenen Briefen und Gedichten ebenso zu Worte kommen wie ihre Freunde, Liebhaber und Verehrer – eine Liste, die sich liest wie ein Literaturlexikon der Jahre um 1910: Erich Mühsam, Jakob van Hoddis, Ferdinand Hardekopf (zeitweise ihr Zuhälter), Johannes R. Becher und Claire Waldorff. Man erfährt von Drogen und Alkohol, von bitterer Armut und drittklassigen Nachtklubs ebenso wie von der persönlichen Antipathie zwischen Hennings und Else Lasker-Schüler. Dabei geht Karmers keineswegs sensationslüstern vor, sondern liefert ein wirklich einfühlsames Porträt der Künstlerin, dem man gerne zuhört.“

Ätherstrophen

Jetzt muß ich aus der großen Kugel fallen.
Dabei ist in Paris ein schönes Fest.
Die Menschen sammeln sich am Gare de l'Est
Und bunte Seidenfahnen wallen.
Ich aber bin nicht unter ihnen.
Ich fliege in dem großen Raum.
Ich mische mich in jeden Traum
Und lese in den tausend Mienen.
Es liegt ein kranker Mann in seinem Jammer.
Mich hypnotisiert sein letzter Blick.
Wir sehnen einen Sommertag zurück...
Ein schwarzes Kreuz erfüllt die Kammer...

aus ihrem ersten Band Gedichte „Die letzte Freude“ (1913)

 

31.03.2013  |  Nichts wollen als Entfaltung   „Wer Gedichte und poetische Texte von Jaccottet mit anhaltender Geduld immer und immer wieder liest, wird empfindlicher für die Schmerzen der Menschen und wenn es auch kaum sichtbare innere Verletzungen und Demütigungen sind. Misstraue den Bildern. Misstraue den Blumen. Leicht wie die Worte.Carl Wilhelm Macke gibt aktuell im LitMag Hinweise auf Philippe Jaccottet („ein Chronist der kleinen landschaftlichen Veränderungen, der unmerklichen Übergänge in allem, was uns umgibt.“ Beat Gygi), inclusive anhängendem Hörbeitrag, in dem Jaccottet selbst auf Deutsch liest.


31.03.2013  |  Phantasmagorie des Affenmenschen   Jochen Beyse hat bei diaphanes nach seinem Monolog über den Tod des Surrealisten Raymond Roussel, der letztes Jahr unter dem Titel „Palermo 1933“ erschien, eine neue Erzählung herausgebracht, aus der aktuell in der jungle world eine Leseprobe abgedruckt ist: „Das Affenhaus“. Ein alternder Schriftsteller deliriert sich aus dem Pflegeheim in den Urwald – oder umgekehrt. Er schwingt sich an Luftwurzeln durch die Bäume, schreibt an einem Dschungelbuch, humpelt, auf Hemingways Jagdwaffen gestützt, über Stock und Stein, sinniert unter dem Sonnenschirm mit anderen Greisen, ver­sucht, einer minderjährigen Jane die intelligible Liebe beizubringen, bevor sie sich schreiend nach Kalifornien verabschiedet... Lage für Lage verschwimmen die Grenzen zwischen Literatur und Erinnerung, Pflege und Gefangenschaft, Herrentier und Herrenmensch, Flucht und Still­stand. Und die Lebenserzählung will einfach keinen Anfang nehmen.

 

30.03.2013  |  Liebe ist kälter als das Kapital - Eine Ausstellung über den Wert der Gefühle   Noch vierzehn Tage läuft diese Ausstellung im Kunsthaus Bregenz.
Der Titel Liebe ist kälter als das Kapital ist gestohlen. Entwendet wurde er dem gleichnamigen Theaterstück des viel diskutierten postdramatischen Bühnenregisseurs René Pollesch, der in seinen Werken die neoliberale Ausbeutung des Privaten und Persönlichen durch ökonomische Interessen verhandelt. Das zunehmende Verschwinden industrieller Produktion und das verstärkte Aufkommen serviceorientierter Dienstleistungen fordern deutlicher als früher den emotionalen Einsatz der Arbeiter, lassen Gefühle — seien sie nun vermeintlich echt oder lediglich vorgetäuscht — immer umfassender zum Bestandteil immaterieller, warenförmiger Produkte werden.
Viele der Installationen, Objekte und Videos sind speziell für die Ausstellung entstanden.

 

30.03.2013  |  Früher war mehr Lametta   - diese Loriotsche Erkenntnis gilt im literarischen Zusammenhang insbesondere immer dann, wenn von der Gruppe 47 die Rede ist. Früher, zu Zeiten der von Hans Werner Richter ins Leben gerufenen Gruppe 47, war alles besser: die Literatur besaß größere Bedeutung, entfaltete stärkere gesellschaftliche Wirkmächtigkeit und ästhetische Debatten erreichten nicht nur germanistische Oberseminare, sondern jeden bundesrepublikanischen Pausenhof. Der Berliner Literaturkritiker Helmut Böttiger hat 65 Jahre nach dem ersten Treffen der Gruppe 47 die erste Gesamtdarstellung der Gruppe geschrieben, die mit Günter Grass und Heinrich Böll zwei Literaturnobelpreisträger hervorgebracht hat und der von Ingeborg Bachmann bis Hans Magnus Enzensberger, von Marcel Reich-Ranicki bis Walter Höllerer alle anzugehören schienen, die Rang und Namen im Literaturbetrieb hatten: 'Die Gruppe 47… Wie steht es heute um Literatur und Kritik, um den gesellschaftlichen Stellenwert von Autoren und Kritikern, um die Erwartung an Autorengruppen als Ratgeber in Fragen von Moral, Ethik und Ästhetik? Im 'Literarischen Colloquium Berlin' liest Helmut Böttiger einige Passagen aus seinem Sachbuch über die Gruppe 47 und im Gespräch mit der Schriftstellerin Ursula März und dem Literaturkritiker Lothar Müller diskutiert er über 'die Erfindung des deutschen Literaturbetriebs'. Übertragen heute im Deutschlandfunk um 20:05 Uhr und eine Besprechung von Helmut Böttigers "Die Gruppe 47" lesen Sie hier.

 

29.03.2013  |  Hanns von Gumppenberg zum 85. Todestag   Das Monacensia Literaturarchiv portraitiert: "Häufig besucht Hanns von Gumppenberg das Café Stefanie in der Theresienstraße, ein bekannter Treffpunkt der Münchner Bohème. Zu den Stammgästen zählen u.a. Frank Wedekind, Erich Mühsam, Leonhard Frank, Emmy Hennings, Johannes R. Becher und Heinrich Mann. Hier trägt Hanns von Gumppenberg seine kongenialen Parodien auf Verse von bekannten Dichtern verschiedener Epochen vor. Unter dem Pseudonym Jodok tritt er neben Frank Wedekind auch im Schwabinger Kabarett Die Elf Scharfrichter auf. Seine gesammelten Grotesken und Parodien veröffentlicht er in dem Buch Das teutsche Dichterroß: in allen Gangarten vorgeritten (1901), das ein großer Erfolg wird und bis 1929 in vierzehn hin und wieder erweiterten Auflagen erscheint."

 

Die Hoffnung

 

Meine Hoffnung
Ist ein altes, zusammengeklappertes,
Lustverludertes, runzelverledertes
Lumpenweib!
Tag und Nacht heult sie
Bei einer Talgpfunze
In ihre rostige Gießkanne,
Schlampt damit
Zum Kirchhofwinkel,
Und will ihre toten Bankerte
Tränken –

 

Als ob die noch Durst hätten
Nach Vettelgeflenn!

 

nach Georg Stolzenberg (Arno-Holz-Schule)

 

29.03.2013  |  Ausgeblendete neu im Visier – die Dichter um Arno Holz   Hanns von Gumppenberg ließ in seinem Dichterroß keinen aus dem Arno Holz-Kreis verschont. Über genau diese fünf Lyriker hat nun Robert Wohlleben im Verlag Reinecke & Voß ein aufschlußreiches Buch herausgebracht. „Der sorgfältig herausgegebene Band ist betitelt  Antreten zum Dichten! Lyriker um Arno Holz und stellt die verschatteten, damals im Sassenbach-Verlag um 1898-99 veröffentlichten Lyriker vor: Rolf Wolfgang Martens, Reinhard Piper (ja, der spätere Verleger, der sich des Pseudonyms Ludwig Reinhard bediente), Robert Reß, Georg Stolzenberg und Paul Victor. Antiquarisch sind ihre kleinen Bändchen heute kaum noch aufzutreiben und die Literaturwissenschaft hat sie ausgeblendet. Einige negative zeitgenössische Urteile, die dann bis heute von der Literaturgeschichtsschreibung immer wieder ungeprüft abgeschrieben wurden, haben sie in Vergessenheit geraten lasse.“ Ralf Gnosa für die Lettrétage.

 

29.03.2013  |  Die Poesie? Ich pfeif auf sie!   Eine Revue für Walter Mehring von Dorothee Schmitz-Köster und Walter Weber im Deutschlandfunk, am Sonntag, den 31.03. um 20:05 Uhr. Regie: Christiane Ohaus.
Tatsächlich gehört Walter Mehring zu den wenigen genialen Satirikern Deutschlands. Entscheidend beeinflusst von Expressionismus und Dadaismus reüssierte er während der Weimarer Republik als Journalist, Lyriker und Kabarett-Autor mit unverwechselbarem Stil. 1933 zwangen ihn die Nazis ins Exil nach Frankreich und später in die USA. Nach seiner Rückkehr nach Europa blieb er ein Außenseiter im Literaturbetrieb. Seine späten Lebensjahre verbrachte Walter Mehring (1896 - 1981) zurückgezogen in einem kleinen Hotelzimmer in Zürich. Krank und verbittert führte er die Existenz eines nach 1945 zu Unrecht Vergessenen. Dorothee Schmitz-Köster und Walter Weber erinnern mit einer akustischen Revue an den 'Sprachkünstler ersten Ranges' (Friedrich Dürrenmatt).

 

29.03.2013  |  Frost auch in Wien   Am 05.04. feiert man den release der neuen Driesch im Werkl (im Goethehof) im Wien. Vorliegt aktuell die N° 13 zum Thema „Frost“, es lesen Axel Karner, Simon Konttas, Annemarie Reider, Sylvia Waltl.  Die Driesch, 2010 gegründet, erscheint als Quartalszeitschrift im Jahresumfang von mittlerweile fast 700 Seiten im Hochformat.

 

29.03.2013  |  Letzte Zuflucht Mexiko. Gilberto Bosques und das deutschsprachige Exil    Noch bis zum 14.04. zu sehen in der Akademie der Künste am Pariser Platz in Berlin: Anhand von 25 ausgewählten Biografien, neun Thementafeln und zwei Medienstationen erzählt eine Ausstellung von der Rettungsaktion des mexikanischen Diplomaten Gilberto Bosques (1892-1995), vom Leben der Berliner Exilanten im fernen Mexiko und von ihrer Rückkehr in das zerstörte Nachkriegsdeutschland. Als Konsul in Marseille versorgte Bosques von 1940 bis 1942 unter dramatischen Umständen zahlreiche deutsche und österreichische Flüchtlinge, die nach dem Vormarsch deutscher Truppen im Süden Frankreichs festsaßen, mit Visa, Unterkünften und Schiffspassagen. Zu ihnen gehörten viele Schriftsteller, Musiker und Künstler, unter ihnen Alexander Abusch, Hanns Eisler, Ludwig Renn, Anna Seghers, Steffie Spira, Jeanne und Kurt Stern, Bodo Uhse und Paul Westheim ... Ihre Erfahrungen im mexikanischen Exil werden in der Ausstellung dokumentiert.

 

29.03.2013  |  Von den Toten die Quoten   „Autor Bernhard Kathan , der sich in seinen literarischen und kulturwissenschaftlichen Büchern auf denkwürdige Weise seit je der Verletzlichkeit des Geistes und des Leibes widmet , stellt eine provozierende Ziffer zur Diskussion: die Lebenserwartung von Schriftstellern betrage 63,69 Jahre . Eine Kennzahl , welche drastisch unter den Ziffern der durchschnittlichen Lebenserwartung ( Männer 75,5 – Frauen 81,5 Jahre ) liegt und … die der allgemeinen Lebenserwartung etwa in Zentralafrika entspricht.“ in|ad|ae|qu|at.

 

28.03.2013  |  Das Lied vom Hackeschen Markt   Mit Backsteinbauten, Bars und Cafés ein Mittelpunkt des Scheunenviertels und eines von mehreren Herzen Berlins. Im Sommer sitzt man draußen unter Fackeln und hinzugestellten Palmen und ist einfach da.
Drei politische Poeme von Irina Liebmann versammeln sich in diesem Buch, das im Dezember 2012 beim jungen Verlag Hanani von Martin Wilkening erschienen ist. In reizvoller Sprunghaftigkeit zwischen Lyrik und Prosa suchen die Texte nach jenem Ort, der „geeignet scheint, zu bleiben“ und nach dem „lebendigen Augenblick“, in dem die Literatur zum Gespräch zwischen Menschen wird. Leseprobe.
In einem Interview mit der Berliner Zeitung wurde Irina Liebmann gefragt: Die drei Poeme in dem neuen Buch sind schon einige Jahre alt. Schreiben Sie denn bis heute Gedichte, wenn Sie etwas interessiert?, worauf sie antwortete:Natürlich, aber die will ja keiner haben. Inzwischen sind wir an dem Punkt angelangt, da es heißt: Literatur ist Roman. Jede Form, die davon abweicht, ist ganz gefährlich. Da werden die Marktsegmente gesucht und nicht gefunden. Da sehen Sie die Verarmung der Warengesellschaft.“ – Immerhin schaffte es das Buch (trotz oder wegen? seiner eher herkömmlichen Gangart) im Februar auf Platz 2 der SWR-Bestenliste.

 

28.03.2013  |  Realismus Jetzt - Spekulationen und der Fortgang der Philosophie   Zeit umzudenken – und zwar sehr real und akut.
„SPEKULATIONEN ist eine neue »Reihe in der Reihe« betitelt, die jene intellektuellen und theoretischen Strömungen würdigt, die sich seit einigen Jahren auf sehr heterogene Weise anschicken, ein neues Paradigma philosophischen Denkens herauszubilden.
Gemeinsamer Absetzungspunkt der nicht notwendig miteinander kompatiblen spekulativen Positionen ist eine spätestens seit Ende des 20. Jahrhunderts erschöpfte (post)moderne Kondition. Signum der neuen Denkansätze ist ihr positives Verhältnis zur Ontologie und ihr entspannter Umgang mit Metaphysik.“ Als Einstieg ist bei Merve eine Anthologie „Realismus Jetzt“ erschienen.

 

28.03.2013  | Russlands totgeschwiegene Lyrikerin   Wie kann ich, ein Dichter, d.h. ein Mensch des Wesens der Dinge, von Form verführt werden? Ich werde vom Wesen verführt, die Form kommt von allein… Die allmähliche Offenbarung der Züge – so wächst der Mensch, so wächst das Kunstwerk. Marina Zwetajewa
Jetzt neu auf planetlyrik und online nachzulesen: das lesenswerte Vorwort von Fritz Mirau zu einer 1986 bei Klaus Wagenbach erschienenen Auswahl ihrer Gedichte: „Wahr ist, daß sie von keinem der Flügel der russischen Avantgarde, mitgetragen wurde. Weder vom poetischen Aktivismus … noch vom poetischen Universalismus. … Beide Wege waren für Marina Zwetajewa ungangbar, weil sie ihre Grundlagen zerstört hätten. Der aktivistische, weil er einer ruhmredigen Ausstellung des persönlichen Lebens, eines Terrors des Sichtbaren, einer Glorifizierung der Vergänglichkeit bedurfte. Der universalistische, weil er einer Vereinigung von Alltag und Poesie, der Sublimierung des Sichtbaren, eines Einverständnisses mit der Vergänglichkeit bedurfte.“ Sie fühlte sich und sie stand allein. Marina Zwetajewa (1892–1941)

Könnte ich - packte ich's

In den Bauch einer Höhle:
In die Höhle des Drachens,
In’s Dickicht des Panthers.
In die Pantherpfoten –
– Könnte ich – packte ich´s.
Der Natur – in den Leib, der Natur – in den Bau.
Könnte ich – meine eigene Pantherhaut
Legte ich ab …
– Gäb’ sie dem Dickicht – mit auf den Weg!
Dem Bachigen, Buschigen, Schlundigen, Laubigen, –
Dahin, wo im Schlummer, im weichen Gewirr, im Trüben,
Die Zweige sich endlos in Liebe umhüllen …
Dahin, wo im Granit, in der Baumrinde, der Milch der Büsche
Sich die Hände umhüllen in Liebeswünschen –
Wie Zweige – und Flüsse …
In die Höhle ohne Licht, in’s Dickicht ohne Fährte.
Inmitten von Laub, im Efeu, im Efeu – wie ein Gefährte …
Kein Licht, kein Brot, nicht weiß, nicht schwarz:
Im Tau, inmitten von Laub, von Laub – wie verwandt …
Damit´s an der Tür – nicht klopft,
Auch – in das Fenster nicht schreit,
Damit´s nicht geschieht – ab heut’,
Damit’s bis auf ewig – bleibt!
Doch zu wenig – der Höhle,
Zu wenig – des Dickichts!
Könnte ich – packte ich’s
In die Höhle – des Bauches.
Könnte ich –
packte ich’s.

(27. August 1936, Savoyen)
(Übersetzung von Iwona Mickiewicz,in: Drei Gedichte, erschienen 2012 im Jakob Kirchheim Verlag)
 

28.03.2013  |  Vögel, Schafe und Engel fliegen hoch   Am Sonntag zumindest, den 31.03. um 18.30 Uhr im Deutschlandradio. „Alle Vögel fliegen hoch, alle Schafe fliegen hoch, alle Engel fliegen hoch“ von Leonora Carrington und Ulrike Haage. Komposition und Regie: Ulrike Haage. Mit Bernhard Schütz, Antje Greie, Ken Yamamoto. Länge: 52'38. In ihrem Hörstück verwebt die Komponistin Ulrike Haage die Erzählungen der Malerin und Schriftstellerin Leonora Carrington (1917-2011) 'Der Unscheinbare' und 'Wie man ein Unternehmen gründet' mit Motiven aus der 'Debütantin', englischen Abzählreimen und Nonsens-Gedichten von Edward Lear.
Und im Anschluß direkt "Bei unserer Lebensweise ist es sehr angenehm, lange im voraus zu einer Party eingeladen zu werden" - mit Texten von Jane Bowles. Mit: Judith Engel, Tatja Seibt, Katharina Franck. Sprachregie: Katharina Franck (genau: die Ex-Rainbirds-Sängerin – sie hat mittlerweile viele interessante Projekte verwirklicht, u.a. ein Album mit vertonten Rilke-Gedichten.) Musik und Regie des Hörspiels: Ulrike Haage.

 

27.03.2013  |  Semiotik des Unsichtbaren – Piece for Words and Views   Die einzigartige visuelle Sprache, die Jorinde Voigt (*1977 in Frankfurt am Main) in ihren Zeichnungen entwickelt, zielt darauf ab, das Unsichtbare sichtbar zu machen. Inspiriert durch Zeichensysteme solcher Gebiete wie Musik, Wetter, Geografie, Literatur oder Philosophie, erschafft Voigt in ihren lyrischen Arbeiten ein verwirrendes Geflecht von Linien und Notationen, in denen sich ein Gedanke an den andern reiht. In ihrem Zyklus Piece for Words and Views bezieht sich die Künstlerin auf Roland Barthes’ Fragmente einer Sprache der Liebe. Die 36 Zeichnungen enthalten collagierte Papierelemente, die für zentrale Begriffe des Buches stehen – Bezeichnetes und Bezeichnendes, Grundaxiome der Semiotik, werden so neu vor Augen geführt.

 

27.03.2013  |  Die anonymen Besserwisser   „Sie heißen Southpark, Gamma, Schniggendiller oder NaBUru38. Sie recherchieren, schreiben und diskutieren nächtelang Artikel zu jedem Wissensgebiet, das man sich nur vorstellen kann. Die 2001 gegründete "freie Enzyklopädie" Wikipedia ist im Leben der meisten Menschen nicht mehr wegzudenken. Sie ist das weltweit meistbesuchte Lexikon und steht auf der Liste der beliebtesten Websites weltweit derzeit auf Platz sechs. Erstellt wird sie von unentgeltlich arbeitenden Autoren, die sich selbst Wikipedianer nennen.“ Carola Dorner hat im fluter Wikipedia-Autoren/innen interviewt und einiges über ihre Arbeitsweisen erfahren. (Übrigens: es gibt eine nicht kleine Menge bedeutsamer aber vergessener Lyriker/Innen, über die bislang kein wikipedia-Eintrag existiert - und es gibt eine alternative Veranstaltung, die mit entsprechender Unterstützung solchen content ebenfalls bieten könnte : Lyrikwiki)
Die gesamte aktuelle Ausgabe des fluter-Mags befasst sich mit dem Thema Internet.

 

27.03.2013  |  Nichts ernst nehmen   „In den neunziger Jahren entstand in Kunstkreisen ein Begriff, der allmählich in der ganzen Gesellschaft Verbreitung gefunden hat: wanshi – „nichts ernst nehmen“. Es ist die verkürzte Form eines alten Sprichworts, das wörtlich lautet: „Respektlos die Welt verspotten“ … Die Erfinder und Experten dieser „Spaßkultur“ sind die chinesischen Künstler. Angefangen beim Mao-Pop, machen sie sich über alles lustig: über die Regierung, den Markt, die Kunst, China, die ganze Welt. Das sieht zunächst nach Satire aus, ist in Wahrheit nur ein Spiel – ein Spiel mit der Vergangenheit, das den Funktionären nicht weh tut, aber die blutigen Opfer der Vergangenheit zu grinsenden Idioten macht.“ Yang Lian („Aufzeichnungen eines glücklichen Dämonen“ – Leseprobe) in seinem gerade erschienenen Essay „Nichts ernst nehmen“ in der neuen Lettre.

 

27.03.2013  |  Online-Klischees für einen Monat   klischeeanstalt.net ist eine neue online-Literaturzeitschrift, die AutorInnen auf Einladung einen Monat lang die homepage als Veröffentlichungsraum zur Verfügung stellt. Speziell dem knappen, verdichteten Format - egal ob Lyrik oder Prosa - soll hier wieder jener eigenständige Platz eingeräumt werden, den es eigentlich verdient. Aktuelles Feature: Moritz Beichl.  Im April folgt die blumenbar-Autorin Isabella Straub (Leseprobe aus ihrem Roman Südbalkon).


27.03.2013  |  A global visuage - ein visuell- und digital-poetischer Blick auf den Globus   „Der Anspruch war von Beginn an kein enzyklopädischer und flächendeckender. Es hätte eine ganze Bibliothek mit Global Visuage gefüllt werden können und es stellte sich die berechtigte Frage, ob das Medium Buch überhaupt noch die adäquate Form für A Global Visuage in einem größeren Umfang ist … Dennoch hat das Medium Buch nach wie vor seine unverzichtbaren Qualitäten, die jeden Beitrag für sich zur Geltung bringen lassen, zugleich auch interessante Konvergenzen und Divergenzen ... zeigen, ob sie nun die Techniken oder die Sujets betreffen: Vielfalt ist also das Stichwort, Vielfalt durch Vielfaches, repräsentiert durch die 85 Teilnehmer/innen. So treffen sich im vorliegenden Buch die folgenden Hauptstränge der Intermedialität: die visuelle Poesie mit einem Anker in der Literatur, die digitale Poesie mit einem Anker in der Medienkunst und die bildende Kunst mit einem Anker in der Conceptual Art. Sie alle verbindet, dass Sprache mit Bild und nicht zu vergessen auch Klang in ein ästhetisches Spannungsverhältnis gebracht wird.“ Guenter Vallaster, Mitherausgeber der Anthologie.

 

26.03.2013  |  Lettre N° 100: Niveau sans Frontieres   25 Jahre erscheint Europas großformatigste Kulturzeitung Lettre bereits. Der Jubiläumsband bringt auf 188 Seiten 34 Autoren und 37 Künstler u.a. mit einem Gespräch mit Stéphane Hessel wenige Monate vor seinem Tod, Slavoj Žižeküber die Möglichkeit, Ereignisse ungeschehen zu machen, Michail Ryklin über russische Exzesse und Metamorphosen des Luxus, Arian Leka über Geoemotionen (von der Multikultur der Autarkie zur Monokultur der offenen Stadt), Frank Rieger über Effizienzwahn, Antonio Tabucchi über Literatur und Freiheit, Sabine Scholl über kunstfellige Kopfwesen (Lesen und Gefühle im Zeitalter des Äppäräts) und viele andere interessante Essays mehr.
Chefredakteur Frank Berberich erzählt, wie in der heutigen Zeit eine Zeitschrift wie "Lettre International" mit einer Auflage von immerhin 20.000 Exemplaren wirtschaftlich überleben kann.

 

26.03.2013  |  Zitat an Zitat und schließlich Zitat   „Das originellste Buch, dem man auf der diesjährigen Leipziger Buchmesse begegnen kann, ist aus dem konsequenten Verzicht auf Originalität hervorgegangen.“ beschrieb der Kritiker Lothar Müller unlängst in der Süddeutschen das Buch „O.T.“ von U.D. Bauer, das in der wunderbaren Reihe „Die andere Bibliothek“ erschienen ist. Der Roman besteht aus 2857 Zitaten. „Wo eben noch Roald Dahl oder Raymond Chandler war, ist im nächsten Augenblick Goethe oder Lessing, kaum hat sich mit einem Satz aus Bonaventuras "Nachtwachen" die Szene verändert, schon wirft ein von James Joyce geschickter Telegrammbote einen Umschlag auf den Tisch und saust wieder davon, mit einem Wort auf den Lippen, das aus Frank Wedekinds "Büchse der Pandora" entschlüpft ist: "Mörderhöhle!"“
Ganz neu ist dieses Verfahren allerdings nicht: bereits im Jahr 2000 hatte Ulrich Holbein im Heidelberger Elfenbein Verlag den Roman Isis entschleiert herausgebracht, der auf ähnliche Weise montiert ist: eine überschwappende Großcollage aus Literatur-, Film-, Gebrauchstext-, Volksmund-, und Selbstzitaten, Paraphrasen und Bildern - ein internationales Kollektivgebräu aus 5437 Zitaten von etwa 732 teilweise sehr unvereinbaren Dichtern, Denkern, Religionsstiftern, Obergurus, Ekstatikern, Ghostwritern und Illustratoren verschiedener Zeiten und Zonen, von Graf Zeppelin bis Albertus Magnus.

 

26.03.2013  |  Platz eins im Weltempfänger für ein kommentiertes Wörterbuch   Der Weltempfänger ist eine renommierte Bestenliste für Belletristik aus Afrika, Asien und Lateinamerika. Aktuell findet man einen Gedichtband an der Spitze: Sergio Raimondi „Für ein kommentiertes Wörterbuch“. Gedichte. Aus dem Spanischen von Timo Berger, erschienen im Berenberg Verlag. (Besprechung auf Fixpoetry)
"Massengutfrachter, Moluskeln und Michel Foucault; Populationsgenetik und Genfood-Anbau; Migration, Handel und Globalisierung. Raimondi nimmt die Gegenwart unter die Lupe, verbindet Nahes und Fernes, Großes und Unscheinbares, und belichtet mit ironischem Augenzwinkern die durch Technik normierte Natur unserer 'Natur'. Hier ist der Dichter Forscher: weltgewandt, neugierig, voller kühler Emphase“, schreibt die Jurorin Claudia Kramatschek. Hier einige Gedichte.

 

25.03.2013  |  Kracht, die Kathmandu Library und der Berg der Wahrheit   „Der Mann im Publikum mit dem Tweedsakko, der Harold Lloyd-Brille und dem Enzensberger-Buch unter dem Arm ist Christian Kracht. Kracht hat über Utopien nicht erst in seinem letzten Roman Imperium geschrieben, das von einem radikalen Vegetarismus handelt, wie man ihn auch auf der Montè Verita kannte. Kracht entwarf auch eine kommunistische Schweiz. Er simst auf seinem Smartphone, was ein bisschen unhöflich ist, aber ansonsten wirkt er charmant verschroben, was ja sein muss, wenn einer den Kopf so voller Spleens, oder eben "herrlichen Obsessionen" hat.“ Katharina Schmitz erzählt in der ZEIT über das neue Literaturfest Eventi Litterari in Ascona, das zum ersten Mal am Fuße des Monte Verità stattfand.

 

25.03.2013  |   Sherlock´s Onkel. Die Spuren des Dr. Gross   Eine Ausstellung vom 26. März bis 14. Juli im Kleist-Museum.
Einerseits war er der personifizierte Sherlock Holmes, ein Kämpfer gegen "lebensfremde Paragraphenjuristerei" und ein Verfolger des Bösen: Hans Gross (1847-1915). Schon als Untersuchungsrichter begann er die Polizeiverfahren zu kodifizieren und wurde so zum Pionier der wissenschaftlichen Verbrechensaufklärung. Auf den Spurensucher Gross geht der heute obligatorische Tatortkoffer ebenso zurück wie der Einsatz von Hunden bei polizeilichen Ermittlungen. Andererseits war Hans Gross ein Verfechter einer "gereinigten Welt", in der für "Degenerierte" kein Platz sein sollte, deren Deportation er verlangte. In der Literaturgeschichte hat Hans Gross Spuren hinterlassen: Kriminalromanautoren wie Arthur Conan Doyle und George Simenon beziehen sich auf ihn. Weitere Spuren des Universitätslehrers Hans Gross in Prag führen zu seinem Schüler Franz Kafka, zu dessen Prozess und zur Strafkolonie. Paradigmatischen Charakter erhielt der Konflikt des Vaters Hans Gross mit seinem anarchistischen Sohn Otto, einem gefallenen Schüler Sigmund Freuds: der Sohn wurde zu alldem, was sein Vater deportiert haben wollte:  ein radikaler Denker und Anarchist, der sich in revolutionären Kreisen nicht nur rumtrieb, sondern ihr heimliches Herzstück war. Otto Gross war befreundet mit Franz Jung und hatte wichtigen Einfluß auf viele expressionistische Schriftsteller wie Karl Otten und Franz Werfel sowie auf Anarchisten und politisch Radikale wie Erich Mühsam. Er „praktizierte“ in Ascona und rund um den Monte Verità.

 

25.03.2013  |   Anderssein ist – „David Bowie is“   Ein Satz der unvollendet bleibt. Er ist der Titel einer aktuellen Ausstellung in London.
Alle Kunst ist instabil. Ihre Bedeutung ist nicht notwendigerweise die, die ihr vom Autor zugeschrieben wurde. Es gibt keine autoritative Stimme. Es gibt nur vielfältige Lesarten." Diese programmatischen Bowie-Sätze sind im ersten Ausstellungsraum über einem «Tokyo Pop Bodysuit» von Kansai Yamamoto zu lesen, einem Plastic-Kleidungsstück wie aus einem Science-Fiction-Film: Beide, Zitat und Kostüm, geben den Ton der Inszenierung vor. Sie zeigt David Bowie als Magier der Verwandlung, der zuerst jede Mode mitmachte (Mod und Hippie), bald aber begann, selbst die Trends zu setzen: als Glamrocker, als apokalyptische Figur aus «1984» oder als dekadenter Weimarer-Republik-Dandy, der mit grossen Augen durch ein unbegreifliches Westberlin wandelt, ganz verlorene Seele aus einer damals schon jahrzehntealten Christopher-Isherwood-Erzählung.“ Marion Löhndorf in der NZZ
Sie schreibt über die aktuelle Ausstellung im Londoner Victoria & Albert Museum über eine der letzten Ikonen der Rock-Musik , für die David Bowie sein eigenes Archiv öffnete (er ließ die Kuratoren in sein Haus und ihnen bei der Auswahl der Stücke und der Ausstellungsgestaltung völlig freie Hand).

 

25.03.2013  |  Science meets Art im turmdersinne   Der Nürnberger turmdersinne ist ein interaktivesHands-On-Museum zum Erleben, Staunen und Be-Greifen und feierte die Tage sein 10jähriges Bestehen. Eine Sonderausstellung ist vom 19. Februar bis zum 2. Juni 2013 zu sehen und im regulären Eintrittspreis enthalten.
„Science meets Art“ präsentiert wissenschaftliche Positionen der Bildenden Kunst: Die Werke von Oscar Reutersvärd, Dmitry Rakow, Nicholas Wade und Dieter Winge und Akiyoshi Kitaoka sind in einer experimentellen Auseinandersetzung mit mathematisch-naturwissenschaftlichen Themen entstanden. Ihre Ergebnisse – „unmögliche Figuren“ einerseits, flirrende Farbfiguren andererseits – sind präzise, geometrische Formmuster, die beim Betrachter überraschende wie irritierende Effekte erzeugen.

 

24.03.2013  |  Katharina Schultens gewinnt den Leonce und Lena-Preis   Mit Gedichten, die Begriffe der Börsianer aus der Charttechnik aufgriffen, hat  sie gestern abend den Leonce und Lena-Preis gewonnen. Es gilt, was Ulrich Rüdenauer in der ZEIT konstatiert hatte: “Schultens versteht es auf faszinierende Weise, Unbedingtes und Mögliches miteinander in Beziehung zu setzen, ins Schwingen zu bringen. Außen und Innen treffen reibungsvoll aufeinander. Wie durchdringt man das Feste, Festgezurrte, wie durchschneidet man die Haut, kommt ins Verborgene – mit anderen Worten, wie lässt sich unter all dem Anschein und der Macht des Technischen und Prosaischen Gefühl erzeugen, ohne gefühlig oder gar gefällig zu werden? Und wie kann ein Gedicht das überhaupt leisten?“ Katharina Schultens veranstaltet genau diese Frage mit einem Ineinandertreffen, das Zerbrechlichkeit anbietet als fragile Zuspitzung für möglichen oder unmöglichen Raum. Sehr konzentriert vermeidet sie dabei das Fallbeil der Entscheidung, sondern läßt im Spiel. Also ist die Welt nicht mehr heikel und entschieden, sondern offen und von Optionen gelenkt. Ihre Gedichte sind deswegen lebendig und kommen ganz aus der Zeit. Unser Faktisches soll mit Zerbrechlichkeit rechnen lernen, der Schiedsspruch hie bedeutet das vorschnelle Ende der Kommunikation dort, der Kontext der Schwebe aber vereint Sätze wie in einem Schwimmbad und zeigt sich weltbewegt. (FM)
Die Wolfgang Weyrauch-Förderpreise erhielten Uljana Wolf und Tobias Roth.

 

24.03.2013  |  Sprechen übers Untertiteln   Die gerade erschienene Relü 14 hat ein sehr spezielles Thema im Focus: Filmuntertitel. „Sie sind Brücken zum Verständnis und wenig beachtete Kunstform: die Texte, die uns Filme in fremden Sprachen nahebringen, ohne dass wir auf Synchronsprecher zurückgreifen müssen. Zu Wort kommt Frank Sahlberger, der einen Einblick hinter die Kulissen der Arbeit als Untertitler gibt und von Freud und Leid bei der Übersetzung des Cop-Thrillers End of Watch berichtet. Silke Pfeiffer schreibt in ihrer Rezension von Abdellatif Kechiches Film Couscous mit Fisch gegen das Schattendasein des Berufszweigs an. Nadine Püschel schildert die Arbeits- und Honorarsituation der Untertitler und plädiert für eine Selbstverpflichtung vonseiten der Übersetzer und Elisabeth Schmalen und Katrin Goldenstein erzählen im Interview von ihren ersten Gehversuchen in der Filmuntertitelung.“

 

24.03.2013  |   Konzeptuelles Schreiben   Was lässt sich unter konzeptuellen Schreibpraktiken verstehen? Wie unterscheiden sie sich von der Konzeptkunst? Was sind die maßgeblichen formalen und ästhetischen Strategien? Wie lassen sich hybride oder ›unsaubere‹ konzeptuelle Ansätze einordnen? Welche Verbindungslinien gibt es zwischen der Appropriation und dem konzeptuellen Schreiben? Auf welche Weise ist das konzeptuelle Schreiben an eine neue Art der Rezeption gekoppelt, eine »Denkweise«, die das Konzept dem Text vorzieht? Wie hängt das konzeptuelle Schreiben mit den neuen Technologien und der zeitgenössichen Informationskultur zusammen?
Vormerken: die deutsche Übersetzung eines Buches von Robert M Fitterman & Vanessa Place zum Thema Konzeptuelles Schreiben erscheint demnächst bei Merve.

 

24.03.2013  |  In einem Land zwischen Schnee und Disteln   „Jede Dichtung ist durchdrungen von dem großen Schweigen, vor dem sie sich abhebt und das in ihr mitschwingt. Und es ist eben dies, was jede gelungene Übersetzung zu leisten hat, dieses Ungesagte, diese ‚Art des Meinens‘ – wie Walter Benjamin das einmal … ausgedrückt hat – ‚bis ins Einzelne hinein‘ in der ‚eigenen Sprache sich an[zu]bilden‘ und in der Übertragung ‚durchscheinen‘ zu lassen.“ schreibt Friederike Heilmann in ihrer gerade erschienenen, aufschlußreichen Besprechung von Gundula Schiffers Übersetzungen von 15 Gedichten von Lea Goldberg in den Akzenten.
Lea Goldberg (1911–1970) (auch Leah Goldberg geschrieben) ist in Deutschland bislang immer noch eine weitgehend Unbekannte, obwohl die hebräische Dichterin in Israel schon längst geradezu Kultstatus besitzt …
Weitere Texte von Lea Goldberg finden sich auf den Seiten der Uni Freiburg, u.a. das folgende Gedicht:

Der morgige Tag

Heute ist das Grün sehr grün.
Und das Grau sehr grau.
Ein wenig Schwarz, und kein Weiß in der Stadt.
Heute ist der Verstörte sehr verstört.
Heute ist die Vergangenheit sehr vergangen.
Ein wenig Zukunft. Und keine Gegenwart in der Luft.

Und noch ist es nicht leicht zu atmen, und noch ist es nicht leicht
Gegen den durchtriebenen Wind zu denken.
Und es fällt gar nicht leicht zu warten.
Und der Sturm berührt die Augenwimpern,
und in tausend Stücke zerbricht jeder Augenblick.
Aber heute ist das Grün sehr grün

(aus dem Hebräischen von Elad Klein)

 

22.03.2013  |  Weniger Gefühle als früher   „Die moderne Literatur kommt mit zunehmend weniger Gefühlen aus. Diesen Schluss ziehen Forscher der Universität Bristol. Sie haben die gesamte digital vorhandene amerikanische und britische Literatur des 20. Jahrhunderts nach Stimmungswörtern durchsucht - und zwar in den Kategorien Wut, Abneigung, Angst, Freude, Überraschung und Trauer. Das Ergebnis: Alle Gefühle kamen im Laufe der Jahrzehnte seltener vor - mit Ausnahme der Angst. Insgesamt sei die US-Literatur deutlich emotionaler als die britische, schreiben die Wissenschaftler. - Besonders viele positive Gefühle fanden sie in Literatur aus wirtschaftlich starken Zeiten wie den 20er- und 60er-Jahren, besonders viele negative Emotionen in Werken aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs.“, meldet das Deutschlandradio Kultur.

 

22.03.2013  |  Versensporn – Heft für lyrische Reize   Diesmal ist es Ite Liebenthal, die wiederentdeckt wird. Das neue Heft N° 10 enthält alle 43 Texte aus dem 1921 erschienen einzigen Band Gedichte sowie 11 Texte aus dem Nachlass, von denen einer bislang unveröffentlicht ist. „Geboren am 15. Januar 1886 in Berlin als Ida Liebenthal. … Im April 1914 erste Gedichte in der von Ernst Blass herausgegebenen Zeitschrift Die Argonauten, denen 1916 weitere folgen. Seit Ende 1916 persönlicher Kontakt zu Rainer Maria Rilke, der sich beim Insel-Verlag vergeblich für die Veröffentlichung ihrer Gedichte verwendet. 1921 dann der Band Gedichte im Erich Lichtenstein Verlag Jena … Unterhaltserwerb als Sekretärin in verschiedenen Firmen und Rechtsanwaltskanzleien. Nach der Emigration von Schwester und Bruder bleibt Ite Liebenthal vereinsamt in Berlin zurück. Am 27. November 1941 wird sie mit dem „7. Osttransport“ vom Bahnhof Berlin-Grunewald nach Riga deportiert. Unmittelbar nach ihrer Ankunft, am Morgen des 30. November, wird sie mit den anderen 1052 Insassen des Transportes im Wald von Rumbula ermordet.“ Der Versensporn wird herausgegeben vom Verein Poesie schmeckt gut e.V. in Jena.

 

22.03.2013  |  His Master’s Voice: Von Stimme und Sprache   ab dem 23.03. im Dortmunder U eine Ausstellung über die Performativität von Stimme und Sprache, über die Uneigentlichkeit und Unheimlichkeit des Sprechens, über die Stimme als politischem Sprachakt sowie Sprache als performativem Sprechakt.
Wie handeln wir durch Sprache – und wie handelt Sprache durch uns? Die Ausstellung HIS MASTER’S VOICE: Von Stimme und Sprache widmet sich den unheimlichen, irritierenden und auch komischen Momenten, die die menschliche Stimme und Sprache hervorbringen. In Performances, Videomontagen und Webprojekten wird das emotionale, soziale und politische Potential der Stimme erfahrbar: Wie hängt die Stimme mit dem Körper und der Identität eines Menschen zusammen? Was passiert, wenn sich das Gesprochene vom Sprecher löst, der Text vom Sinn oder der Ton vom Bild? Was, wenn eine Stimme gar nicht zu dem Körper gehört, der sie hervorbringt?

 

21.03.2013  |  Bilderselig und bierbeseelt   Er war einer unserer größten Dichter und einer unserer größten Trinker; und das eine wäre er ohne das andere nicht gewesen. Kaum etwas gibt es im Leben des kautzigen Literaturmagiers Jean Paul (1763–1825), das nicht mit seinem Bierkonsum zusammenhing: sein Wohnort, seine Reisen, seine Lebensweise, seine Freunde, seine Ehe – und natürlich auch sein Schreiben. Und kaum etwas köstlicheres, virtuoseres und komischeres hat Jean Paul in seinen Korrespondenzen hinterlassen, als seine Briefe über das und seine Forderungen nach dem Bier.
In dem gerade bei Wehrhahn erschienen Band Bier Bier Bier wie es auch komme (zusammengestellt und mit einem biografischen Essay versehen von Wolfgang Hörner)  sind sie versammelt, die Bier-Briefe Jean Pauls, sprachliche Trouvaillen allesamt, kurioses biographisches Zeugnis, eine Poetik aus dem Geiste geistiger Getränke und eine absonderlich-gloriose Hommage an den Gerstensaft.

 

21.03.2013  |  Der Literarischer März   Es ist wieder so weit: der renommierte Lyrikwettbewerb um den Leonce-und-Lena-Preis und die Wolfgang-Weyrauch-Förderpreise biegt in Darmstadt in der Centralstation auf die Zielgerade ein. Neun junge Autorinnen und Autoren hat das Lektorat des Literarischen März 2013 unter insgesamt 469 Bewerbungen ausgewählt. Teilnehmer diesmal:  Myriam Keil, Sina Klein, Sascha Kokot, Georg Leß, Marlen Pelny, Tobias Roth, Katharina Schultens, Levin Westermann und Uljana Wolf. Wobei Sascha Kokot und Levin Westermann bereits das zweite Mal in der Endrunde stehen. Am Samstag, den 23.03. wird von 9 Uhr morgens an bis 17 Uhr abzüglich Mittagspause gelesen und geben die Jurymitglieder öffentlich ihre Eindrücke wieder. Um 20 Uhr dann verkündet die Jury (Sibylle Cramer, Kurt Drawert, Ulrike Draesner, Jan Koneffke und Joachim Sartorius) ihre Entscheidung.

 

21.03.2013  |  „es hat auch etwas Rutschiges“  urteilte DIE ZEIT   „Überhaupt sprengt Ann Cotten spätestens hier alle Sprachzusammenhänge: Wie lacht man Blätter platt? Was ist weißlicher Aufschlag? Zwischen Himmel und Pflastersteinen sind die Naturgesetze außer Kraft gesetzt, eine Schreckensherrschaft – regne terrible – bricht an, Nägel werden zu Schrauben: Nichts passt mehr zusammen – wie die lateinisch-englisch-französischdeutsche Sprachverwirrung in diesem Gedicht.“  Fabian Thomas setzt die dritte Staffel Neuer Wort Schatz fort und bespricht das Gedicht „De atra bile“ von Ann Cotten aus dem Band Florida-Räume.

 

21.03.2013  |  Lyrik. Aber jetzt! – mit den letzten Karten   Das 30-jährige Jubiläum zur Verleihung des Peter-Huchel-Preises nimmt der SWR2 zum Anlass, sowohl die aktuellen Tendenzen zu resümieren, als auch einen Blick zurück zu werfen. Der vom Land Baden-Württemberg und dem Südwestrundfunk gestiftete Preis für deutschsprachige Lyrik wird seit 1983 für ein herausragendes lyrisches Werk des vergangenen Jahres verliehen. Bei der Kulturnacht am Di. 02.04. um 20 Uhr in Freiburg im Historischen Kaufhaus kommen die aktuelle Preisträgerin Monika Rinck zu Wort, aber auch weitere Lyriker und Gesprächsgäste, die sich auf vielfältige Art und Weise mit dem Genre beschäftigen: Nora Bossong, Peter-Huchel-Preisträgerin 2012, Raoul Schrott, Peter-Huchel-Preisträger 1999, Michael Krüger, Leiter des Hanser Verlags, Peter-Huchel-Preisträger 1986, Andreas Heidtmann, Autor, Gründer des Webportals Poetenladen und des gleichnamigen Verlags, Herausgeber der Zeitschrift Poet und Thomas Schmidt, Deutsches Literaturarchiv Marbach.
Die Plätze sind kontingentiert. Es sind noch wenige (kostenlose) Einlasskarten bei der Bürgerberatung im Foyer des alten Rathauses Freiburg erhältlich.

 

21.03.2013  |  Nach Berlin gewandert: Momentum. Dichter in Szenen   Fotografien von Alexander Paul Englert. Ausstellungseröffnung am Donnerstag, den 21. März, 20 Uhr im Großen Saaldes Literaturhaus Berlin. Zur Eröffnung spricht Jutta Kaußen. Ulrike Draesner liest aus ihren Gedichten.
Ungefähr 50 Prozent des Denkens finde in Bildern statt, sagen die Gehirnforscher, und Erinnerungen seien Bilder von Erinnerungen an Erinnerungen, schreibt Jonathan Franzen. Am Anfang war also das Bild? Der Fotograf Alexander Paul Englert, die Regisseurin und Schauspielerin Barbara Englert und die Autorin und Dramaturgin Jutta Kaußen haben Autorinnen und Autoren gebeten, sich an Momente zu erinnern, die auslösend und impulsgebend für die Produktion eines Textes gewesen waren, und sie mit den Autoren als »authentische Fälschungen« nachinszeniert. 32 Dichterinnen und Dichter haben sich auf das Abenteuer der persönlichen Archäologie, Archiv-  und Erinnerungsarbeit mit dem Fotografen begeben.

 

20.03.2013  |   „Wir sind nur dann ganz wir selbst, wenn wir außer uns sind.“   Text@Art heißt eine neue Reihe, die am 20. März in der Galerie Bernhard Knaus Fine Art (neben dem Hauptbahnhof) mit der Frankfurter Autorin Saskia Hennig von Lange um 19.30 Uhr startet. In Kooperation mit dem Kulturamt Frankfurt am Main veranstaltet der Galerist „literarische Vernissagen“, bei der interessante Neuerscheinungen von jüngeren Autorinnen und Autoren, vorzugsweise aus dem Raum Frankfurt, vorgestellt werden. 
Soeben wurde Saskia Hennig von Lange mit dem Wortspiele-Literaturpreis 2013 ausgezeichnet und liest nun in Ffm aus ihrer Debütnovelle "Alles, was draussen ist" (Jung und Jung Verlag).
In der Novelle begleitet man den Protagonisten auf seinen Wegen durch ein einsames, veraltetes Anatomiemuseum. Dessen Präparate erscheinen wie aus einem Kuriositätenkabinett. Der Leser folgt den verschlungenen Gedanken des alten Mannes wie die Töne den Windungen der Gehörschnecke. Ein Text voll Wehmut, Einsamkeit und Sprachschönheit.

 

20.03.2013  |   betwixt and between – Lyrik auf der Schwelle   Demnächst erscheint Ausgabe 2 der  „wohl hoffnungsvollsten Zeitschriften-Neugründung dieser Tage“ (Michael Braun) -  Limen. Mehrsprachige Zeitschrift für zeitgenössische Dichtung bündelt die Stimmen von Autorinnen und Autoren gegenwärtiger Lyrikkreise aus europäischen und außereuropäischen Ländern in einer Zeitschrift. Die Gedichte sind in den originalen Sprachen: In diesem Heft drei deutschsprachige und je fünf englisch- und spanisch-sprachige Autorinnen und Autoren. Allen Texten sind Übersetzungen beigefügt. Auf einer beigefügten CD lesen die Autorinnen und Autoren ihre in Limen gedruckten Texte.
Diesmal mit Texten und Gedichten von Donald Berger, Anselm Berrigan, Juan Pablo Bertazza, Kenah Cusanit, Amanda Davidson, Claudina Domingo, José Daniel García, Thilo Krause, Juliane Liebert, José Luis Rey, Eleonore Schönmaier, Diego Vaya.

 

20.03.2013  |   Erzähl mir die Farbe und wie sie klingt   Ende der sechziger Jahre sorgte der Jazz-Musiker Ken Nordine für eine aufregende Verknüpfung von Wort und Musik – „Word Jazz“ hat man zeitweise genannt, was sein Album „Colours“ in 34 Miniaturen praktizierte. Olive, Lavender, Burgundy, Yellow, Green, Beige, Maroon, Ecru, Charteuse, Turquoise, White, Azure, Magenta, Purple, Muddy, Amber, Blue, Black, Gold, Brown, Rosey, Sepia ... heißen die Stücke und charakterisieren in Wort und Ton, was Ken Nordine zu diesen Farben einfiel, um ihre Essenz und Eigentümlichkeit zu portraitieren.
Entstanden ist das Projekt über kurze Commercials, die Nodine für die Fuller Paint Company komponieren sollte, um deren neu herausgebrachten Farben zu featuren. So entstanden Poeme, die ihren Zweck und ihre Zeit überdauerten.
Neu auf Youtube seit Montag ein typografisch aufgebautes Video zur Farbe Grün (und schon länger zu sehen u.a. die Farben Beige, Magenta, Braun und Orange).

 

19.03.2013  |  Gestochen scharf - Tätowierung in der Kunst   Als soziale Codes sind sie fast so alt wie die Menschheit selbst: Tätowierungen. Auch für viele Bildende Künstlerinnen und Künstler birgt die Unauslöschlichkeit der Tätowierung einen magischen Reiz. Die Haut des menschlichen oder tierischen Körpers wird zur Schreib- und Malfläche. So präsentiert diese Ausstellung einerseits künstlerische Auseinandersetzungen und Interpretationen zum Thema der letzten 50 Jahren bis in die Gegenwart. Andererseits zeigt sie anhand historischen Materials einen Rückblick in die Kulturgeschichte des Tattoos, um zugleich in einem Crossover auch die angewandte Kunst praktizierender Tätowierer vorzustellen. Ab 24. März im Museum Villa Rot, in Burgrieden-Rot.

 

19.03.2013  |  Hinter der Türschwelle wartet das Haus   Eben bei suhrkamp erschienen: Gedichte des unlängst 75 Jahre alte gewordenen Kito Lorenz mit einem Vorwort von Peter Handke.
„Kito Lorenc erzählt die sorbische Geschichte in seinen Gedichten, wo das spezielle Geschichtswissen übergegangen ist in etwas Universelles, die Ahnung. Und diese Ahnung geht, gedichtweise, das heißt: Weise des Gedichts, wiederum über ins Bild, in die Bilder, in den Klang, in die Klänge, und wird so Gegenwart, anders als die Vergegenwärtigungen selbst der lebendigsten Geschichtsschreiber. Was anders? Wie anders? Keine Antwort, keine Erklärung. Die wird auch gar nicht gebraucht oder, bewahre, benötigt vor, mit oder nachsolchart Gedichten. Diese sind, schlicht und einfach, etwas anderes, so wie es in den Erzählungen Adalbert Stifters [,,,] jedes Mal schlicht und einfach, ohne Kommentar, ohne Wenn und Aber, heißt: ›Das ist (das war, das wird) etwas anderes.‹“ Peter Handke

 

19.03.2013  |  Sprache im technischen Zeitalter - März 2013   Ausgabe Nr. 205, die März-Ausgabe 2013 ist da: Zehn neue Autorinnen und Autoren sind zu entdecken. Die Teilnehmer der Berliner Autorenwerkstatt Prosa werden vorgestellt. Ein Schwerpunkt der Texte war in diesem Jahr das Miteinander der Künste im Text: Welche Möglichkeiten hat die Literatur ein Musikstück nachzubilden? Wie verändert sich ein Text durch die Wiedergabe von Photographien oder durch eingearbeitete Bildbeschreibungen? Und wie wird ein Text damit fertig, dass sein Protagonist ein zu Extremen neigender Installationskünstler ist? Auch die Arbeitswelt ist Thema in den zu entdeckenden Texten.
In Auf Tritt Die Poesie wird dieses Mal Marcus Roloff vorgestellt, Dirk Rose schreibt über den Lyriker Lutz Seiler. Und anderes mehr.

 

19.03.2013  |  Lyrik an der Prosagrenze   Termin im Literarischen Quartier Alte Schmiede, in der Schönlaterngasse in Wien. Am Donnerstag, 21. 3. 2013, 19 Uhr ist das Motto: Lyrik an der Prosagrenze. Redaktion und Moderation: Reinhard Wegerth. Es lesen die Wiener AutorInnen Ute Eisinger, Thomas Northoff, Susanne Toth aus- Arbeiten an der Grenze zwischen Lyrik und Prosa: Ute Eisinger schreibt laut Eigenaussage »terzinisch«, verwendet also überlieferte rhythmische Regeln, um damit Emotionen, die ihr beim Joggen/Geländelauf aufsteigen (Beziehungs- und Herkunftsgedanken), Ausdruck zu verleihen. – Thomas Northoff packt bewusst ein »völlig unpoetische[s] Thema« an, nämlich den Irakkrieg der »S.S.« (Stars and Stripes = USA) und reflektiert ihn hart und »unpoetisch« mit Schlag- und Stichwörtern. – Susanne Toth hat Texte der Kategorien »schauer/märchen, hirngespinster, freie räume, reim/frei« geschrieben, »die das vorgelesenwerden lieben, für stimme komponiert«.

 

18.03.2013  |  Die Büchse der Pandora öffnet sich   Die erste Ausgabe der neuen Vierteljahreszeitschrift TUMULT erscheint im April im Verlag Büchse der Pandora und bringt unter der Redaktion von Frank Böckelmann und  Horst Ebner Beiträge jenseits des etablierten Wissenschaftsspeaks und „selbstdenkende“ Schreibe eines interdisziplinären Themenspektrums. In der kommenden Nummer: Schneisen, Belichtungen, Räume des Politischen, Sagbares aus der Lebenswelt Netz und Vorschläge für die Bewirtschaftung des Zukünftigen – dazu schreiben u.a. Thomas Kapielski, Sebastian Hennig, Frank Jödicke, Rudolf Maresch, Reinhard Falter.
„Die Figur des Selbstdenkers gewinnt an Plausibilität in der Allgegenwart einer neuartigen coolen Servilität und Bravheit, die weniger dem Gebot einer druckvollen Ideologie als vielmehr der Sorge um das berufliche Fortkommen, die Reputation im Kollegenkreis und die Zuteilung von Budgetmittel gehorcht“, heißt es im Vorwort. Gut gedacht und wahr gesprochen.

 

18.03.2013  |  Das Hirn, dieser listige Lappen   In Marius Hulpes zweitem Band sind die Gedichte noch welthaltiger geworden als in seinem Debüt. Der Blick fliegt über Hinterhöfe, verseuchte Spielplätze bis hinaus auf nächtliche Dörfer; dabei gilt die stille Zuneigung digitalen Jungfrauen genauso wie polnischen Großmüttern. Soziotope werden in ihrer Verletzlichkeit sichtbar, die Sprache wird zu einem endzeitlichen Summen, das aber Halt, Vertrauen und Farben schenkt angesichts endlos grauer Tage. Der Blick bleibt unsentimental und präzise. Marius Hulpe hält immer das Wesentliche fest, in scharf gestellten Details, doch ohne jede Konzession an die Möglichkeit großer Panoramen: »Unser Dorf ist ein Liegestuhl, oder auch eine Sendestation des heimlichen Lebens, doch insgeheimer, ureigentlich ist es ein Nachrichtendienst, mit seinem ins Bombastische gewucherten Wissen, und das Wissen ist ein Herz, doch sein Impuls ist das Hirn, dieser listige Lappen« Der Band „Einmal werden wir“ ist erschienen in der Lyrik Edition 2000, die seit kurzem von Florian Voß herausgegeben wird und von der wir weitere spannende und inspirierende Bände erwarten dürfen. Leseprobe.

 

18.03.2013  |  Verkatert? Paul Scheerbart feiert keiner   Die Tage liest man viel vom Paul Scheerbart-Preis.  Eva Hesse bekam ihn gerade zur Leipziger Messe für ihre Übersetzung von Ezra Pounds Lebenswerk Cantos. Der Preis wird von der Heinrich Maria Ledig-Rowohlt-Stiftung vergeben und ist aus gutem Grund nach dem sonst weithin Vergessenen benannt. Der junge Ernst Rowohlt, so weiß Wikipedia, verlegte 1909 Scheerbarts skurrile Gedichtsammlung Katerpoesie als eines der ersten Bücher des Rowohlt Verlags. Der Schlussvers des Gedichts Sei sanft und höhnisch lautet: „Charakter ist nur Eigensinn. Es lebe die Zigeunerin!“ - Diesen Vers pflegte Rowohlt oft zu zitieren. „Auf Rowohlt machten die humoristischen Verse von Scheerbart tiefen Eindruck, ja, sie schlugen ihm direkt ins Herz. Er schrieb dem Dichter nach Berlin, natürlich auf einem frisch gedruckten Briefbogen «Ernst Rowohlt Verlag, Paris-Leipzig», Scheerbart antwortete, und als die Korrespondenz einige Zeit hin- und hergegangen war, schickte Scheerbart ein Heftchen mit Gedichten und dazu den Titel: Katerpoesie. Für ein Honorar von 100 Mark durfte Ernst Rowohlt 800 Exemplare drucken. Die Katerpoesie erwies sich als eine glückhafte Verlegertat; nicht etwa, daß die 800 Exemplare im Nu weg gewesen wären; o nein, an dieser Auflage verkaufte Rowohlt zehn Jahre lang. Glückhaft war das kritische Echo.“ Marcus Feuerstack.

Singende Schlangen

Ich war schon wo,
Da ging es wüste zu;
Ich hatte weder Hemd noch Schuh,
Nur grüne Schlangen
In beiden Händen.
Ich konnte mich nicht drehen
Und nicht wenden.
Doch viele Beutelsterne
Drehten sich um meine Arme
Und sahen aus
Wie schlaffe Luftballons.
Die Schlangen aber sangen.

Aus: Katerpoesie (1909)

Seit Anfang Januar gäbe es Anlass Paul Scheerbarts 150.Geburtstag zu feiern, doch findet man niemanden, der sich des Sonderlings annehmen will. Vielleicht liegt es daran: “Scheerbart (1863-1915) wird unter den verschiedensten Etiketten diskutiert und vereinnahmt, als Vorläufer der Moderne, als Autor von Lautgedichten vor den Dadaisten, als Vorläufer des Surrealimus (1958 erschien in Paris eine Scheerbart gewidmete Ausgabe der Zeitschrift Bizarre mit einer Übersetzung des Perpetuum mobile [1910], die ihn in die Nähe von Alfred Jarry rückt), als Prophet und Vorkämpfer der Glasarchitektur mit Einfluss auf Architekturströmungen der Moderne (Bruno Taut z.B.); man hat ihn apostrophiert als ‘Antierotiker’ (nach Erich Mühsam er selbst), als ‘Dichter der Sternenwelt’ (Franz Servaes), als ‘weisen Clown’ (O.J. Bierbaum), als ‘wiedergeborenen Dionysus’ (Anselm Ruest), aber auch als ‘literarischen Eigenbrötler’ (Kurt Aram).”, schreibt Franz Rottensteiner, der früher die Phantastische Bibliothek im Suhrkamp-Verlag betreute.

 

18.03.2013  |  Selbst Denken, bevor der Verstand ertrinkt   Er hat seine Professur  aufgegeben und gründete die Stiftung Zukunftsfähigkeit Futur Zwei – Harald Welzer, und er sorgt sich um unsere Zukunft. Sein neues Buch „Selbst Denken“ ist eben bei S. Fischer erschienen und war Gesprächsstoff der Leipziger Messe. Es zeigt auf wie man "in diesem geheimnislosen Universum jederzeitiger Bedürfnisbefriedigung wieder Autonomie und Zukunft entdecken kann. Wie man nicht immer schon angekommen ist, sondern sich auf den Weg macht. Wie nicht schon alles fix und fertig ist, sondern gefunden werden muss. Wie man nicht mehr Produkt ist, sondern Gestalter. Mit einem Wort: wenn man eine Geschichte über sich zu erzählen beginnt, in der man vorkommt.“ Leseprobe

 

17.03.2013 | Facetten des Endogenen   »Die Kunst hat nur ein Geheimnis, das ist die Grammatik«, so hat Gerhard Falkner den Zugang zu seinem Werk umschrieben, das seinen Rang als einer der führenden Vertreter anspruchsvoller Gegenwartslyrik begründet hat… Ein Autor,  der sich zwischenzeitlich aus dem gedichtblinden Literaturbetrieb zurückzog, nach der Jahrtausendwende aber mit Gedichtbänden wie »Endogene Gedichte« und »Hölderlin Reparatur« erneut Furore machte und zum Bezugspunkt für viele jüngere Kolleginnen und Kollegen wurde. Das  im April erscheinende Heft 198 der edition text+kritik widmet sich verschiedenen Facetten des Werkes vor allem des Lyrikers Gerhard Falkner. Es enthält zudem neue Gedichte sowie ein Gespräch mit Falkner und eine Auswahlbibliografie.

 

17.03.2013  |  William S. Burroughs Retrospektive   vom 16.März bis zum 18. August in den Deichtorhallen Hamburg. Werke wie »Naked Lunch« oder »The Soft Machine« haben William S. Burroughs (1914 − 1997) als Autor der Beat-Generation weltberühmt gemacht. Eine zentrale Figur der Counterculture und Punk-Bewegung, beeinflußte Burroughs über Jahrzehnte viele Künstler, Filmemacher und Musiker darunter David Cronenberg, Gus van Sant, Patti Smith, John Cage, Lou Reed, David Bowie, R.E.M. und Kurt Cobain. ..Weit weniger bekannt ist dagegen, dass Burroughs auch als multimedial arbeitender Künstler ein umfangreiches und vielgestaltiges Werk geschaffen hat, das Experimente mit Tonband, Film und Fotografie ebenso umfasst wie Malerei und Collagen.
Die in Kooperation mit dem ZKM Karlsruhe und Williams Burroughs Communications realisierte, umfangreiche Ausstellung »the name is BURROUGHS – Expanded Media« in den Deichtorhallen Hamburg / Sammlung Falckenberg stellt das künstlerische Schaffen des Schriftstellers vor, untersucht die vielfältigen Verbindungen zwischen literarischer und experimentell- bildnerischer Produktion und erweitert das Bild zusätzlich durch die Präsentation der »Collaborations«, die Burroughs zusammen mit anderen Künstlern geschaffen hat.

 

17.03.2013  |  Daß Bewegung sich bedeute – Charles Bernstein in Auswahl   „Das Gedicht soll nicht wie ein Weg sein, den entlang der Leser gelenkt wird, sondern eher wie ein Garten oder Urwald, in dem jeder Leser seinen eigenen Weg immer wieder neu suchen kann. Entsprechend diesem Grundsatz spielen Bernsteins Gedichte mit einer Vielzahl von möglichen Sprachen und Wortabzweigungen. Ganz im Sinne von John Cages »Ziel ist nicht ein Ziel zu haben« soll nicht die Bedeutung, sondern die Bewegung, das Sich-Bewegen im Zentrum stehen. Mit sprachlicher Gewitztheit brechen diese Gedichte in alle Richtungen aus, bewegen sich an Formrändern und -übergängen, ziehen als Gedichtessays und Essaygedichte voller Antwortbereitschaft den Leser hinein ins Fragen.
Doch wie kann man ein solch offenes Werk übersetzen? Wie ist ein so schwer festlegbares Programm, wie sind seine poetischen politischen Schnittstellen auch auf Deutsch zum Leuchten zu bringen? Über zwei Jahre lang hat sich VERSATORIUM mit dieser Frage auseinandergesetzt. Die Ergebnisse liegen nun in Form eines breit angelegten Auswahlbands zu Charles Bernstein vor.“ Verlagstext der Edition Korrespondenzen.
Charles Bernstein – Gedichte. Aus dem US-Amerikanischen von Versatoriumund Peter Waterhouse.

 

17.03.2013  |  Wortspiele 9   Bereits zum neunten Mal findet in Wien das vor dreizehn Jahren in München gegründete internationale Literaturfestival WORTSPIELE statt. Am Do. 21. März und Fr. 22. März 2013 lesen 16 junge Autor/innen aus dem In- und Ausland auf der Bühne des Jazz Clubs Porgy & Bess in Wien aus ihren aktuellen Büchern.
Die interessantesten Aspekte innerhalb der großen Bandbreite der neuen, jungen Literatur stehen wieder im Mittelpunkt. Spannende Debüts und Neuvorstellungen erwarten die Besucher des Festivals. Um nur einige der Autoren zu nennen: Clemens J. Setz, Anna Kim, Andrea Winkler, Pyotr Magnus Nedov, Astrid Rosenfeld und Anna Weidenholzer.
Best of-Videos zu den drei Abenden der voreilenden Schwesterveranstaltung in München sind bereits im Netz.

 

17.03.2013  |  Neues über einen alten Nobelpreis   Als der indische Dichter und Philosoph Rabindranath Tagore für die englische Übersetzung seines Gedichtbands »Gitanjali« 1913 als erster Nicht-Europäer den Literaturnobelpreis erhielt, waren keineswegs alle davon begeistert. Einige Zeitungen beklagten, dass der Preis einem »Hindu-Dichter, der nicht zu denen gehört, die wir ›weiß‹ nennen«, verliehen wurde, »dessen Namen nur wenige Leute aussprechen können«. Die Dankesrede, die Tagore 1921 in Stockholm hielt und deren großes Thema die Verständigung zwischen Orient und Okzident ist, liegt jetzt erstmals auf Deutsch vor. Sie erschien bei Books Ex Oriente. In seinem Nachwort befasst sich der Übersetzer Axel Monte mit den Hintergründen und Legenden, die sich um Tagores Nobelpreis ranken.

 

16.03.2013  |  Sprachmacht, die an der Macht der Sprache zweifelt   „… seit der Steinzeit haben wir uns nicht groß verändert. Was wir sagen ist anders als das, was wir in unserm Kopf haben. Die Wörter erlauben uns nur, uns zu belügen, abzuhauen und uns gegenseitig zu betrügen. Wofür sind Wörter also gut? Zum Schreiben, vielleicht.“ Marius Daniel Popescu
Popescus Erstling Wolfssymphonie,  aus dem Französischen übersetzt von Michèle Zoller, ist nun im Urs Engeler Verlag erschienen. Ein Roman, der in einer ausserordentlich intensiven Sprache von einer Kindheit und Jugend in Rumänien während und nach der Diktatur Ceausescus erzählt – vom Vater, der starb, als der Protagonist noch ein Kind war, und von der Grossmutter, die die Mutter ersetzte, von den Hühnern im Hof, dem Fussballspielen unter den Kirschbäumen, dem Fischen im Fluss, von den Zigeunern, den Bauern, den arbeitslosen Fabrikarbeitern, der Partei und den Wörtern, die es nicht geben sollte. Es sind die kleinen Dinge, aber auch die grossen Leidenschaften und Tode, die rasende Fahrt auf dem Trittbrett eines Zuges und das Verenden eines Pferdes.

 

16.03.2013  |  Im Messetrubel angelesen: Die neue Edit   Die lettrétage hat eine Art Tagebuch eingerichtet, untertitelt Flaneure auf der Leipziger Buchmesse 2013 und dokumentiert Begegnungen aller Art. Aktuell ein kurzes Portrait der neuen EDIT von Fabian Thomas: Die inzwischen 61. Ausgabe des “Leitmaulwurfs unter den Literaturzeitschriften” (Zitat entfallen) macht einen Ausflug in die Popmusik und liefert ein Update zur zeitgenössischen amerikanischen Lyrik. Wer auch immer den Leipzigern Nabelschau und Selbstbespiegelung vorwerfen mag, dürfte auch dieses Mal kaum falscher liegen..."

 

16.03.2013  |  Das blaue Sofa im Livestream   3sat hat ein hübsch gepacktes Programm über die Leipziger Buchmesse.Traditionell ist das blaue Sofa aufgestellt, dort werden Gespräche geführt mit u.a. Péter Esterhazy, Lisa Kränzer, Ernst Wilhelm Händler, David Wagner, Judith Kuckart und dorthin schaltet auch ein Livestream ab 13.15 Uhr.

 

16.03.2013  |  Widerstandsnester gegen den Sprachmüll – zum Welttag der Poesie   Poesie ist Sprachkunst in konzentrierter Form. Sie schafft neue Ausdrucksmöglichkeiten und gibt uns Worte, wo die Worte fehlen. Sie dekonstruiert Sprache dort, wo sie missbraucht, banalisiert oder abgenutzt ist, und reinigt sie vom Sprachmüll. Mit einer Lesung in der Stiftung Brandenburger Tor feiern die Literaturwerkstatt Berlin und ihre Partner am Mittwoch, 20.3.2012 den UNESCO-Welttag der Poesie. Mit dabei sind Gérard Haller (Frankreich), Orsolya Kalász (Deutschland / Ungarn), Remi Raji (Nigeria), Tomas Venclova (Litauen), Yang Lian (Großbritannien / China).
Aus dem gleichen Anlass befragt lyrikline.org, die Webseite für Poesie, Dichter und Dichterinnen nach dem Ort, an dem sie schreiben, und präsentiert die Fotos und Texte auf dem lyrikline-Blog. Auskunft über ihren Ort des Schreibens geben u.a. Eirikur Örn Norddahl (Island), Yan Jun (China), Ghayat Almadhoun (Schweden), Erín Mouré (Quebec) und aus Deutschland der visuelle Poet Klaus Peter Dencker.

Orsolya Kalász
Futur II

Auf den gelenkigen Rücken
junger Hunde
jagen
vor unseren Augen
jene Momente
des Glücks
über die Parkwiese
die wir einst
gehabt haben werden.

 

16.03.2013  |  Freiburger Andruck 13|1 - Nachhinein mit Lisa Kränzler   „Wir schneiden passende Stücke aus unserer Wirklichkeit und basteln uns eine Welt, in der wir einander nahe sind. Sichtbare Klebestellen und verunglückte, grobgezackte Formen, deren Farben nur selten harmonieren, kümmern uns wenig, denn noch arbeiten wir ohne fremde Vorlagen, Muster und Maßstäbe.“Lisa Kränzler
Sie war nicht nur aktuell zum Preis der Leipziger Buchmesse nominiert, sondern ist auch auf Lesereise, liest bspw. am Mittwoch, 20. März 2013 im BZ Haus, Bertoldstraße 7 in Freiburg aus ihrem zweiten Roman Nachhinein. Darin erzählt sie von der Freundschaft zweier Mädchen: Die eine Akademikerkind, die andere Arbeiterkind. Die eine wächst behütet auf, wird geliebt, spielt Klavier und darf rebellisch sein. Die andere wird gehänselt, gemobbt, missbraucht. Die Beziehung der beiden ist geprägt von Zuneigung, Sehnsucht und erwachender Sexualität wie von Eifersucht, Macht und Grausamkeit. Die Ereignisse geraten schließlich außer Kontrolle. Leseprobe und Gespräch.

 

16.03.2013  |  Humankapital und Hamsterkästen   „Schöne neue Arbeitswelt. Helle, transparente Büroräume mit panoptischem Blickfeld, viel Glas, viel Metall. Die Kamera streift im Vorbeiziehen eine Armada von Apple-Computern. Weiß und blau dominieren diese Räume, die einem rigiden Ordnungsprinzip unterworfen sind: Alles, was von der Funktion dieser Orte ablenken könnte, ist verbannt. Gewalt gewordene Architektur. Wir müssen versuchen, den kulturellen Wandel nachhaltig in die DNA unserer Angestellten einzupflanzen, sagt eine Personalchefin. Doch was nach Zukunftsmusik klingt, ist bereits knallharte Realität. "Work Hard - Play Hard" beschreibt mit analytischem Blick die Arbeitswelt der Gegenwart: ihre Orte, ihre Sprache, ihr Gesicht. Emotionslos ist es und berechnend.“ Andreas Busche im fluter.
Der preisgekrönte Film Work Hard Play Hard gehört zu den meist gesehenen Dokumentarfilmen des Jahres 2012. Zeittypisch war seine Präsenz von kurzer Dauer: Stand heute läuft der Film am Sonntag, den 17.03. im Filmmuseum München um 21.00 Uhr und heuer vorher und nachher nirgends in Deutschland. Allerdings: zum Film ist jetzt ein Buch bei Schueren erschienen und bietet Hintergrundmaterialien zum Verständnis und den angesprochenen Problemfeldern. Es setzt damit die Diskussion fort.

 

16.03.2013  |  Eine Einstellung zur Arbeit – labour in a single shot   „Die Dichter versuchen dem Menschen andere Augen einzusetzen, um dadurch die Wirklichkeit zu verändern.“ sagte Franz Kafka. Veränderung auf andere Weise will der Dokumentarfilm - hinschauen ohne zu blinzeln. Die Vorgabe lautete, mit einer einzigen Kamera-Einstellung das Thema “Arbeit” zu behandeln; also Video-Filme herzustellen, die aus nur einer Einstellung bestehen.
Der Gegenstand ist die Arbeit: die bezahlte wie die unbezahlte, die materielle wie die immaterielle, die traditionsreiche wie die gänzlich neue. In manchen afrikanischen Ländern lebt eine ganze Familie davon, dass sie auf einem Stück Mittelstreifen Ackerbau betreibt. In vielen Ländern der EU leben Landwirte davon, dass sie ihre Felder brach liegen lassen, wofür sie bezahlt werden und was mit Hilfe von Satelliten-Bildern überprüft wird.
Die Ergebnisse dieses Film-Workshops von  Harun Farocki und Antje Ehmann der filmArche sind nun im Netz zu sehen.

 

15.03.2013  |  Zeitgenössische Lyrik in Schleswig Holstein   Zum „Welttag der Poesie“ lädt das Literaturhaus Schleswig-Holstein in Kiel am 21.03.2013 um 20:00 zu einer Entdeckungstour in die zeitgenössische Lyrik ein. Auf Initiative des Kieler Schriftstellers Arne Rautenberg präsentieren einheimische und auswärtige Dichter eine Auswahl ihrer literarischen Werke. Neben Christopher Ecker, Anja Ross, Arne Rautenberg und Stephan Turowski lesen Sylvia Geist (Hannover), Hendrik Rost (Lübeck) und Mathias Jeschke (Stuttgart). Der Lyriker und Singer-/Songwriter Ole Petras wird das Programm mit vertonten Gedichten musikalisch begleiten.
Die abendliche Veranstaltung im Kieler Literaturhaus wird durch Lesungen an den Kieler Schulen am Morgen und einem Werkstattgespräch der acht Dichter am Nachmittag ergänzt.

 

15.03.2013  Die Schreie der Verwundeten – Versuch über die Grausamkeit   Aktuell in den Feuilletons Rezensionen (u.a. der lesenswerte Aufsatz von Jan Süselbeck auf literaturkritik.de) zu Henning Ritters neuem Buch.
Das Mitleid hat einen hässlichen Zwilling: die Grausamkeit. Ritter geht nun den Versuchen nach, auch die dunkle Seite der Zivilisation gedanklich zu durchdringen – und zeigt uns dabei einmal mehr die hohe Kunst des Lesens. Es ist ein irritierendes Phänomen: Obwohl die Menschheit immer aufgeklärter wird, nimmt die Grausamkeit nicht ab. Im Gegenteil. Die Französische Revolution proklamiert die Menschenrechte und lässt die Köpfe rollen. Der Terror wird zum Begleiter der Moderne, und die Kriege produzieren eine neue Gleichgültigkeit des Tötens. Von Stendhal und Alexis de Tocqueville bis zu Arthur Schopenhauer und William James beginnt ein neues Nachdenken über die Schreie der Verwundeten und die moralischen Verwirrungen, die uns die Moderne zumutet. Henning Ritter, einer der brillantesten Essayisten unserer Zeit, schildert in diesem Band die Zwiesprache von Grausamkeit und Mitleid, die zur Signatur eines ganzen Zeitalters geworden ist. - Leseprobe hier.

 

15.03.2013  Leipzig und das richtige Buch   „Ich suche den überraschend neuen Blick auf meine Gegenwart, das Wagnis, das sich kein Politiker noch Wissenschaftler leisten kann, sondern nur ein Schriftsteller, der seinen Beruf ernst nimmt und vielleicht kein unterhaltsam glattes, aber wichtiges Buch abliefert, immerhin. Wenn sich dies Wagnis kein Verlag mehr leisten kann, dann kann mir der ganze bunte Bücherberg gestohlen bleiben.“ Martin Ahrends

 

15.03.2013  Ehrung für den Bücherfürsten   Mit der Verleihung der Leibniz-Medaille an Paul Raabe (* 21. Februar 1927 in Oldenburg) würdigt die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften dessen herausragende Verdienste um die Förderung der Wissenschaften. Als leidenschaftlicher Bibliothekar, Forscher und Publizist sowie als erfolgreicher Kulturmanager kann Paul Raabe ein Lebenswerk vorweisen, das sowohl im Westen wie im Osten Deutschlands nach der Wiedervereinigung seinesgleichen sucht. In den Jahren von 1958 bis 1968 baute Paul Raabe die Bibliothek des Deutschen Literaturarchivs Marbach auf und leitete sie ein Jahrzehnt lang. Dank seiner organisatorischen Aufbauarbeit gilt Marbach heute als das wohl wichtigste Literaturarchiv Deutschlands. Sein wissenschaftliches Interesse richtete sich in dieser Zeit vor allem auf die Erforschung des literarischen Expressionismus, wo insbesondere sein Handbuch über „Die Autoren und Bücher des literarischen Expressionismus“ nach wie vor ein unverzichtbares Standardwerk ist. Von den 347 darin gelisteten Autoren ist nur noch ein geringer Bruchteil heute bekannt.

 

15.03.2013  |  Minutentexte und die Nacht des Jägers   "The Night of The Hunter" war die einzige Regiearbeit von Charles Laughton. Robert Mitchum als falscher Prediger Harry Powell umgarnt und verführt eine verschlafene kleine Gemeinde und vor allem die junge Witwe, um an die Beute ihres hingerichteten Mannes zu kommen.
Das Grauen dieses Film noir kommt auf leisen Sohlen daher. Der Film gewann allmählich Kultstatus unter Cineasten. Zwei von ihnen, Volker Pantenburg und Michael Baute, verteilten die 93 Minuten des Films an ebenso viele Autoren - an Filmemacher, Schauspieler, Filmwissenschaftler und Kritiker, an Lyriker (u.a. Monika Rinck) und Dramatiker - mit der Bitte, die jeweils zugeloste eine Minute nachzuerzählen, sie zu analysieren oder zu interpretieren.
Herausgekommen ist ein Buch, das die Kritik das schönste Filmbuch des Jahres nannte, und ein Hörspiel, das den Filmton mit einbezieht sowie die amerikanische Originalversion des Hörspiels - ebenfalls von Charles Laughton. Zu hören am Samstag, den 16.03. um 20.05 Uhr im Deutschlandfunk.

 

13.03.2013  |  Mel Bochner: Wenn sich die Farbe ändert   Der amerikanische Künstler Mel Bochner (geb. 1940) gehört zu den Begründern der Konzeptkunst und somit zu einer Künstlergeneration, die Anfang der 1960er-Jahre die Vorrangstellung der Malerei in der Kunst radikal aufbrach. Mel Bochner vollzog diesen Bruch insbesondere durch die Einführung von Sprache in seine Arbeiten. 
Die jüngere Werkentwicklung Bochners hingegen zeugt von einer Überprüfung des einst verschmähten Mediums, wobei ihm die eigene, konzeptuelle Bildsprache zu Erkenntnissen über die neuen Möglichkeiten der Malerei verhilft. Die aktuelle Ausstellung im Haus der Kunst zeigt Querverbindungen auf, die zwischen der Verwendung von Sprache und Farbe in den Werken der 1960er/70er-Jahre und jenen der letzten fünfzehn Jahre bestehen, und präsentiert die frühen kleinen Skulpturen und Zeichnungen Bochners ebenso wie seine Installationen, Wandmalerei, Fotografien und Gemälde.

 

13.03.2013  |  Lange junge Lesenacht im Chausseehaus   Die Lettrétage gibt es noch – und will wiederentdeckt werden: Re-covered. Neue deutschsprachige Prosa ist nur in gewissem Sinne eine Fortführung von Covering Onetti. Der Band versammelt 24 Texte junger deutschsprachiger Autorinnen und Autoren und gibt Einblick in die Bandbreite der aktuellen literarischen Stimmen. Er wird vorgestellt am 15. März um 19 Uhr.
Mit Tom Müller, Babet Mader, Crauss, Jens Eisel, Sandra Gugić, Sascha Reh, Ulrike Feibig, Roman Israel, Florian Wacker, Martin Spieß, Silke Eggert, Ursula Kirchenmayer, Yulia Marfutova, Robert Wenrich, Niklas Bardeli, Marc Oliver Rühle, Laetizia Praiss, Lyz Pfister u.a.
Zudem feiert man den Release der ersten Ausgabe der neuen STILL  - einem Magazin für junge Literatur & Fotografie.

 

13.03.2013  |  Literatur in Weißensee   Seit dem 20. Januar 2013 öffnet jeden 3. Sonntag im Monat in die Brotfabrik am Caligariplatz in Berlin-Weißensee seine Türen für zeitgenössische Prosa und Lyrik. In jeder Lesung präsentiert der Schriftsteller Alexander Graeff Literatur in/aus/für Weißensee sowie wechselnde literarische und musikalische Gäste. Im Januar war Mikael Vogel zu Gast, im Februar Anja Kümmel und nun im März ist es Daniel Ketteler. Am Sonntag, den 17. März liest er – von der Buchmesse Leipzig kommend - Prosa, seine dann topaktuellen Berichte von der Messe und viel Skurriles und Chaotisches aus der Grauzone zwischen »verrückt« und »normal«.
Auf Fixpoetry erschienen:  Poetryletter # 245 Kaum ist der Kuchen gegessen von Daniel Ketteler Poetryletter # 246 An den Schluckspecht von Mikael Vogel.

 

13.03.2013  |  Memoiren Anna Blumes in Bleie   Jetzt neu bei UbuWeb: die Originalausgaben von 1919 und 1922 der Druckfassungen von Kurt Schwitters berühmten Merz-Gedicht „Anna Blume“ jeweils als pdf. Es existieren mehrere von ihm gedichtete Versionen. Eine davon verbreitete er 1920 als Werbung für seinen neuen Gedichtband an den Litfaßsäulen in Hannover, wo er lebte.
„Welch ein Revolutionär! Ihn kann man lieben, was von Revolutionären zu behaupten sonst Hohn und Aberwitz bedeutet. Seine Anna Blume nimmt in unserem Geisterreigen eine Sonderstellung ein. Sie will nichts bedeuten. Sie predigt nichts, sie fordert nichts, sagt nichts. Sie ist. Wer nicht spielen kann, ist ausgeschlossen." (Peter Härtling, 1961)
Darüberhinaus bei UbuWeb mp3‘s mit Varianten von Schwitters unvergessener Ursonate u.a. vom unvergesslichen Jaap Blonk.


12.03.2013
 
Leipzig und die Buchhandlung der Lyrikverlage
   Die Lyrikbuchhandlung ist eine Initiative, die Verlage unterstützt, welche annähernd 50% Lyrik im Verlagsprogramm führen und insbesondere zeitgenössiche Autoren publizieren. Zur Leipziger Buchmesse befindet sie sich in der Galerie Delikatessenhaus in der Karl-Heine-Str. 59, 04229 Leipzig-Plagwitz (gegenüber der Schaubühne Lindenfels). Viele beachtenswerte Veranstaltungen, u.a. Lesungen von Autoren der Verlage Hochroth, Verlagshaus Frank, Reinecke & Voss, Poetenladen, roughbooks, Edition Rugerup, Edition Azur,  Parasitenpresse, freiraum-Verlag , kookbooks etc. Es lesen u.a. Jan Kuhlbrodt, Martina Hefter, Johannes Frank, Tobias Roth, Crauss, Marie T. Martin, Håkan Sandell, Dominik Dombrowski, Sascha Kokot, Ulrich Koch, Jürgen Nendza, Angelika Janz.

 

12.03.2013 Einsendungen für den Lauter Niemand Preis für Politische Lyrik   sind noch bis 15. März möglich. Er geht heuer in die vierte Runde. Er wird von der Berliner Autoreninitiative lauter niemand und der gleichnamigen Berliner Zeitschrift für Lyrik und Prosa ausgelobt. Er zeichnet lyrische Werke in deutscher Sprache aus, die sich mit Politik oder gesellschaftspolitischen Themen im weiteren Sinne befassen. Ziel des Preises ist die Stärkung der Lyrik als politisches Ausdrucksmittel.
Drei Dichter erhalten jeweils 1000 Euro, 500 Euro und 250 Euro als Anerkennung. Diese werden von einer unabhängigen Jury ausgesucht, welche der Stifter des Preises Jörn Sack einvernehmlich mit der Redaktion von lauter niemand bestimmt.

 

12.03.2013  |  Zettelkästen. Maschinen der Phantasie   »Bei Feuer sind die schwarzeingebundnen Exzerpten zuerst zu retten«, wies der Dichter Jean Paul seine Frau vor Antritt einer Reise im Jahr 1812 an. Rund 12.000 Manuskriptseiten haben sich von seiner Materialsammlung erhalten, seine Notate waren ihm Quelle der Inspiration, Herzstück seiner literarischen Werkstatt. Die Ausstellung »Zettelkästen. Maschinen der Phantasie« im Literaturmuseum der Moderne ergründet die Geheimnisse dieser zerbrechlichen Ordnungssysteme und ihrer Maschinisten, darunter einige der berühmtesten: Jean Paul, der als poetischer Vater der Zettelkastentechnik gelten kann und am 21. März seinen 250. Geburtstag feiert, Arno Schmidt und Walter Kempowski, Hans Blumenberg, Friedrich Kittler, Niklas Luhmann und Aby Warburg. Zettel zerlegen die Welt der Literatur und Wissenschaft, sind Rest oder Fragment, haben den Charakter des Vorläufigen oder »Nochnichterfüllten«. Als geistiges Ordnungsprinzip zeigen Zettelkästen die innere Physiognomie ihrer Besitzer: Siegfried Kracauer hat das Zettelschreiben im Café zur geistigen Überlebensstrategie ausgebaut; für Niklas Luhmann ist ein Zettelkasten kreativer Kommunikationspartner im Forschungsprozess, der systemisch zu nicht naheliegenden Gedanken führt: Ohne die Zettel, also allein durch Nachdenken, würde ich auf solche Ideen nicht kommen.
Die Ausstellung läuft vom März bis Mitte September im Literaturmuseum der Moderne in Marbach.

 

11.03.2013  | Alexander Xaver Gwerder zum 90. Geburtstag  „Sein Name sprach sich erst nach seinem frühen Tod herum. Dann allerdings, in den späten fünfziger und in den sechziger Jahren, wurde er zum legendären Kultautor. Und was über sein Leben und seinen Selbstmord bekannt wurde, beflügelte den Mythos eines poète maudit. Seither zählt Alexander Xaver Gwerder(11.03.1923-14.09.1952) zu den hervorragendsten Lyrikern der Schweiz.“

 

Réveille

Ich sah, wie man einer Frau
mit scharfem Messer den
Kopf abschnitt. Genau dort, wo es
normalerweise duftet nach
Orangen – zwischen Perl-
kette und dem Keimflaum kommender
Küsse – dort
setzten sie an.
Kein Schrei – kein
Grau! Still zischend erlosch, wie eine
Kerze lischt – erst brandig und
schwelend, zuletzt mit einem
staunenden Rauch …
Es roch entsetzlich
nach Militär, nach ledernem
Frühstück zu Hunderten und eine
Sehnsucht nach Geschlecht
krümmte sich zusammen über der
grausamen Kindheit, die aus
Taktschritten blühte –

 (Leseprobe aus: Nach Mitternacht, Gesammelte Lyrik, 1998, Limmat)

Zu Gwerders Lebzeiten waren nur zwei kleine Gedichtsammlungen, «fliegende Blätter» nannte er sie, sowie der Gedichtband «Blauer Eisenhut» (1951) erschienen. Erst die Nachlasspublikationen («Dämmerklee», 1955; «Land über Dächer», 1959) liessen die Nachwelt aufhorchen - und sogleich an verklärenden Mythen stricken: seine Verachtung für die Masse habe ihm diese mit Ächtung vergolten. Die Wirklichkeit freilich war komplexer, sein Leben verwickelter und sein Werk vielschichtiger, als man auf Grund der Nachlasspublikationen ahnen konnte.“ Roman Bucheli in der NZZ (1998)

 

10.03.2013  |  Poesie ist die Alternative zum Kapitalismus   „Die Kreideleiche eines Gliedermännchens, wie es zu Bewegungsstudien von Malern benutzt wird, klettert behände Mauern längs und hoch, winkt einsamen Passanten zu und stützt verfallende Fenstersimse. Weiße Spuren Namenloser, welche ebenso rasch zu verschwinden drohen, wie sie gekommen sind. Seit dem 16. Januar 1983 lässt sie ihr Schöpfer und Choreograph Jérôme Mesnager durch Pariser Winkel und Straßen streifen.“  In einem Interview in der Direkten Aktion verriet er unlängst die Inspiration der Pariser Graffitikünstler: „Wir machen dem Geldimperium Konkurrenz, wollen einfach nur sympathisch sein, ein lustig-poetischer Stolperstein, ein Clown, der der Werbung die Zunge zeigt. Poesie die Alternative zum Kapitalismus."

 

10.03.2013  |  Literatur aus studentischer Feder    „Oft ist die Universität der Ort, an dem sich Schreibende zusammenfinden und Literaturzeitschriften gründen. Sei es als Ergänzung zu den etablierten Formaten, sei es, um denen Platz zu bieten, die dort nicht unterkommen.“ Jakob Kraner stellt im österreichischen der standard interessante neue Literaturzeitschriften vor, die im universitären Umfeld gewachsen sind: Aerosol, Mosaik, Apostroph, Triëdere, Anstalten, Keine Delikatessen.

 

10.03.2013  |  Radio Zukunft. Festival für Audiokunst   Gerade zu Ende gegangen ist das Festival „Radio Zukunft“ der Akademie der Künste und der Kulturstiftung des Bundes in Kooperation mit der Hans-Flesch-Gesellschaft vom 7.-10. März 2013.
100 Jahre nach den ersten Feldfunk-Versuchen und 90 Jahre nach dem ersten Hörspiel im Äther beschäftigte es sich im Zeitalter der flächendeckenden Breitband-Verkabelung mit der Zukunft des akustischen Erzählens.
Vier Tage Radio Zukunft als ein Innehalten im Sog des beschleunigten Medienwandels, eine Bestandsaufnahme des Umbruchs, in dem sich die akustischen Erzählformen befinden. Ein Forum für die Demonstration neuester Technik und Produktion, ein wissenschaftliches Symposium und eine Künstlerwerkstatt mit Live-Performances und Audio-Lounge. Litradio stellt pünktlich zum Ende des Festivals alle Beiträge zum Nachhören bereit.

 

10.03.2013  |  Sprachverfall? Dynamik – Wandel – Variation   Wenn außerhalb der Sprachwissenschaft über Sprache diskutiert wird, dann ist man sich oftmals mit der Bewertung schnell einig: Es geht bergab – so die verbreitete Annahme. Als Beweise für den vermuteten „Sprachverfall“ werden häufig Anglizismen, neue Medien, schlechte Schülerleistungen oder falsche Orthographie angeführt. Das Institut für Deutsche Sprache in Mannheim widmet sich vom 12. bis 14. März 2013 im Mannheimer Rosengarten in 15 Vorträgen und einer Podiumsdiskussion diesen Beobachtungen.