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neues aus literatur und kunst
fix zone | september 2013
Artwork: Michael Zauner
17.09.2013 | Lebendige Totenfeier „Freude macht doch eine gute Geschichte, ganz unabhängig vom poetologischen Gequatsche!" so Artur Becker … - "ja, genau" möchte man sagen, und "Kunst kommt von Können" etc. Doch Artur Becker IST zweifelsohne ein beeindruckender Geschichtenerzähler. Zum mittlerweile dritten Mal liest er bei in der Lettrétage, zum ersten Mal in den neuen Räumen am Mehringdamm 61, am Mittwoch, den 18. September 2013, 20:00 Uhr, und präsentiert seinen neuen Roman "Vom Aufgang der Sonne bis zu Ihrem Niedergang" (erschienen bei weissbooks) und neue Gedichte. Moderation: Tom Bresemann
"Ausgerechnet an Allerseelen stirbt Karol, ehemaliger Fabrikdirektor und unbelehrbarer Kommunist, bei einem Deutschlandbesuch - und Mariola und ihr Cousin Arek verbringen eine Nacht im Zimmer des Aufgebahrten. Vor einem Vierteljahrhundert hatten sie eine verbotene Liebe miteinander, und in den Stunden mit Karol kommen nun alte Erinnerungen hoch: an längst verstorbene oder vergessene Freunde, an gefährliche Abenteuer wie an philosophische Diskurse; an lange Tage am See im schönen Masuren - auf dem Hintergrund der politischen Transformation Polens zwischen 1980 und 1994. Der aufmüpfigen Mariola und dem introvertierten Arek gelingt eine berauschende Totenfeier: Gemeinsam gehen sie bis ans Ende der Nacht und wieder zurück, durch Raum und Zeit: vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang."
17.09.2013 | Unterwegs Geheul zum Lunch Jack Kerouac, Allen Ginsberg und William S. Burroughs lernten sich gegen Ende des Zweiten Weltkriegs in New York kennen. Ihre Freundschaft überstand mehrere Streits und Versöhnungen, und sie schrieben sich pausenlos Briefe. Über diese Briefe reist auch der Zuschauer nach Tanger, San Francisco, Mexiko - und natürlich nach Paris, wo Allen Ginsberg und William S. Burroughs im "Beat Hôtel" abstiegen. Dort würdigten sie Rimbaud und Apollinaire, trafen Duchamp und Man Ray, und fühlten sich der Dada-Bewegung, Antonin Artaud, Jean Genet und anderen verbunden.
Das Produkt dieser Freundschaft sind jedoch vor allem drei Bücher, die in den 50er Jahren entstanden: Kerouacs "On The Road - Unterwegs", Ginsbergs Gedichtband "Das Geheul" und Burrouhgs "Naked Lunch". Diese drei Werke revolutionierten die weltweite Literaturszene, stellten die Weichen für nachfolgende Avantgarde-Strömungen und beeinflussten nachhaltig die Lebenseinstellung vieler. Beat Generation: Kerouac Ginsberg Burroughs, am Mittwoch, den 18. September um 21:50 Uhr (55 Min.) auf arte.
17.09.2013 | Waghalsige Balance Der Literatursalon im neuen Kulturhaus Karlshorst (Treskowallee 112, direkt am S-Bahnhof Karlshorst): Jeden dritten Mittwoch im Monat um 19.30 Uhr lädt der Schriftsteller Martin Jankowski Autoren von Rang zu Gespräch und Lesung im entspannten Rahmen. Am 18. September 2013 ist es wieder soweit mit Brigitte Struzyk und einem Überraschungsgast!
Brigitte Struzyk kam in den 70ern als Lektorin des Aufbau-Verlags nach Ost-Berlin, wo sie mit befreundeten Autorinnen ihres Jahrgangs die „Gruppe 46“ gründete. Ihre Gedichte erscheinen seit 1973, bekannt wurde sie 1988 durch ihr Buch „Caroline unterm Freiheitsbaum“ über die Romantikerin Caroline Schlegel-Schelling. Nach weiteren Gedichtbänden und zahlreichen Preisen reüssiert Struzyk nun mit ihrem Romandebut „Drachen über der Leninallee“ (Fixpoetry 2012). Ein Foto, das die Geigerin Ulla Wasser am Tag nach dem Mauerfall am Brandenburger Tor zeigt, wird zehn Jahre später als Symbol der Wende von einem großen Nachrichtenmagazin abgedruckt und zwingt sie, sich mit ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen. „Eine wahnwitzige Geschichte, die zu erzählen es Wagemut braucht und Wahrhaftigkeit. Brigitte Struzyk schafft das Kunststück, beide in der Balance zu halten – Chapeau!“ (Kathrin Schmidt)
16.09.2013 | Keimlinge Morgen, am 17.09. sendet der NDR um 20.00 Uhr ein einstündiges Feature von Horst Konietzky zur Entstehung des neuen Romans von Ulrike Draesner, der im nächsten Frühjahr erscheint. Das Feature heißt: Die Verzogenen und seine Themen sind: Ost und West, Flucht und Vertreibung, Recherchen in Polen, Väter und Töchter, die Verwandlung von "Wirklichkeit" in Faction und Fiktion.
Er war ein bekannter Hirnforscher, der heimlich Experimente mit Affen machte: Eustachius Grolmann, genannt Stach, 1930 in Schlesien geboren. Er gehört zum "weißen Jahrgang", Hitlers Hitlerjugend. Mit 15 dann der große Bruch, Flucht und Vertreibung. Misshandlungen, Vergewaltigungen, Tote. Stach ist ein Kriegskind, der Großvater von Ulrike Draesner und Protagonist in ihrem Roman.
16.09.2013 | Lyrik im Café - Nr. 17 Am Mittwoch, 18. September, 19.00 Uhr ist es wieder soweit – bei freiem Eintritt. Peter Engel lädt zur Lyrik im Café. Diesmal ist es Friedemann Hahn, Maler und Schriftsteller, er liest im Kulturcafé Chavis, Detlev-Bremer-Str. 41 aus seinem Band "Ein Blutbad und Melancholie. Gedichte von 1968 bis 2012“ (Karin Kramer Verlag, Berlin). Dazu werden in dem Café einige Bilder des Künstlers gezeigt, auf die er in seinen Texten Bezug nimmt.
Friedemann Hahn wurde 1949 in Singen am Hohentwiel geboren und lebt seit 1981 in Brandenberg bei Todtnau im Schwarzwald. Er studierte Malerei an den Kunstakademien in Karlsruhe und Düsseldorf und ist seit 1991 Professor für Malerei an der Akademie für Bildende Künste in Mainz. Neben zahlreichen Ausstellungen, viele von Katalogen begleitet, hat er auch immer wieder Texte veröffentlicht, vor allem Gedichte. Über das Schaffen von Friedemann Hahn sind mehrere Filme gedreht worden, seine Arbeiten befinden sich in vielen Museen und Privatsammlungen, so in der Berliner Nationalgalerie, in der Kunsthalle Bremen, der Staatlichen Kunstsammlung Dresden, dem Kunstmuseum Düsseldorf, der Kunsthalle Mannhein, der Staatsgalerie Stuttgart und dem Von der Heydt Museum in Wuppertal.
Die Lesereihe "Lyrik im Café" wird seit September 2011 monatlich (mit Ausnahme der Sommerzeit) an jedem dritten Mittwoch im "Chavis" veranstaltet. Autoren, die dort lesen möchen, werden um Kontaktaufnahme gebeten.
16.09.2013 | Stränge im Verborgenen Ein Mädchen verbirgt seine Hände, weil es nicht will, dass der Freund seine zerkratzten Hände sieht, zerkratzt von den Katzen, die sie ertränken musste. Zwei Teenager schneiden sich aus Verzweiflung und Neugierde die Pulsadern auf: nur um mal zu sehen, wie groß die Blutlache wird.
Die dörfliche Welt in Stanka Hrasteljs Gedichten ist eng, provinziell, familiär und blutig strukturiert. Der Blick auf das Dorf und die Familie jedoch niemals naiv oder denunzierend. Vielmehr zeichnen sich Stanka Hrasteljs Gedichte durch eine außerordentliche Schärfe, Schonungslosigkeit wie auch durch Humor aus. Und nicht selten sind es gerade die stilleren Bilder, die besonders bedrohlich wirken: Eine Frau, die beim Gespräch über Alltäglichkeiten immer schweigend auf ihre Teetasse starrt. Die tiefe Trauer eines Arbeiters, die niemand wahrnehmen will.
Durch die exakte Autopsie der Beziehungen und Mentalitäten vermag Stanka Hrastelj in ihren plastischen Gedichten jene im Dorf- und Familienalltag falsch laufenden Stränge zu berühren, die ansonsten den Blicken meist verborgen bleiben.
Anatomie im Zimmer. Aus dem Slovenischen von Daniela Kocmut. Der im Oktober erscheinende Gedichtband ist Teil der gemeinsam mit dem literarischen Netzwerk TRADUKI in der Edition Korrespondenzen herausgegebenen Reihe tradukita poezio, junge Poesie aus Südosteuropa.
16.09.2013 | Cigarrenfische Neu zum Nachhören auf UbuWeb ist die 2008 erschienene CD-Produktion „Dada Sound Poetry“ von Anat Pick (* 1955 in Kfar Saba, Israel). „Anat Pick ist Soundpoetin, Komponistin, Performerin und begann ihre Karriere als Musikerin, entwickelte dann aber Laut-Performances, die auf einer Mischung der Phonetik östlicher und westlicher Sprachen basieren. Anat Picks Texte sind streng gebaute Stimmwerke, die das Grenzgebiet zwischen Sprache und Musik ausloten. In Picks technisch virtuosem Vortrag verschmelzen Körper und Artikulation, Semantik, Syntax und Sound zu einer Einheit.“ Nachzulesen und nachzuhören mit auch eigenen Stücken auf lyrikline.
15.09.2013 | Zeitgewinn „Der Zeitverlag kann sich gleich über sieben Goldmedaillen freuen, darunter dem Preis als "Beste Zeitung" für "Die Zeit". Stärkster Verfolger war am Abend die Zeitschrift "Vice" mit drei ersten Plätzen, unter anderem als "Magazin des Jahres".
Der Zeitverlag geht als großer Gewinner der diesjährigen Lead Awards hervor. Gleich siebenmal konnte sich das Verlagshaus über den ersten Platz freuen. So wurde "Die Zeit" vor unter anderem als Zeitung des Jahres ausgezeichnet; den zweiten Platz machte hier "Der Freitag". Auch der "Beitrag des Jahres", ein Stück über das Drama im syrischen Homs, kam aus der "Zeit". Hier ging die Silbermedaille an die letzte Ausgabe der "Financial Times Deutschland". Auch der Publikumspreis ging an die "Zeit". Die übrigen Gewinne des Zeitverlags gehen auf das "Zeit-Magazin" zurück, das sich mit vier Preisen knapp gegen "Vice" mit drei Preisen durchgesetzt hat.“ Berichtet DWDL über die Vergabe der LEAD AWARDS.
15.09.2013 | Miss Read Die BERLIN ART WEEK eröffnet zusammen mit dem Kooperationsprojekt Painting Forever! mit einem großen Fest in der Auguststraße. Gefeiert wird bei einem spannenden Abendprogramm auf der Hauptbühne und weiteren Live-Acts (und Zusatzangeboten der ansässigen Galerien, Institutionen und gastronomischen Einrichtungen) der Auftakt von 6 Tagen Kunst verteilt über den gesamten Stadtraum! Die Pressemitteilung zum umfangreichen Programm vom 17. September an schlüsselt einiges an Highlights auf und könnte helfen beim individuellen event picking.
Allen Büchermenschen sei ein Ausflug auf die Kunstbuchmesse "Miss Read“ empfohlen, sie findet zum zweiten Mal statt. Mit der Präsentation einer Auswahl von über 40 Verlegern und Künstler, die für die in diesem Bereich aktivsten und spannendsten Positionen stehen, bietet „Miss Read“ Gelegenheit, die zeitgenössische Künstlerbuch-Szene zu entdecken und direkt mit den Künstlern, Verlegern und weiteren Protagonisten in Kontakt zu treten.
15.09.2013 | Neue Literatur aus Norwegen Am Dienstag, 17. September 2013, 20:00 Uhr präsentiert Helwig Brunner im Literaturhaus Graz die neue Ausgabe der Literaturzeitschrift Lichtungen, immerhin schon die Ausgabe N° 135.
Gemessen an der Einwohnerzahl ist Norwegen vermutlich eines der literarisch aktivsten Länder Europas. Sprache, ob gesprochen oder geschrieben, besitzt und besaß im „Land der Trolle“ (so unlängst in der Westdeutschen Zeitung) schon immer einen sehr hohen Stellenwert. Man leistet sich den Luxus zweier Standardsprachen, ist stolz auf seinen Dialekt, seine Folklore und seine Schriftsteller. Die dem Klischee nach so kühlen Nordländer können dabei durchaus leidenschaftlich werden, sie sind witzig, naturverbunden, melancholisch oder rebellisch, und genau diese Vielfalt wollen Heidi Berg (Oslo) und Alexander Sitzmann (Wien) im Schwerpunkt „Neue Literatur aus Norwegen“ der aktuellen LICHTUNGEN einfangen. Die Trolle werden dann in einer späteren Ausgabe nachgereicht.
Alexander Sitzmann liest und diskutiert mit Lina Undrum Mariussen und Jan Grue.
15.09.2013 | Gödelisierte Mundart «Gödels zweiter Unvollständigkeitssatz für einsilbige Vorarlberger», nacherzählt nach einem Text von George Boolos, in gegödelter und anschließend streng gödelisierter Form historisch eingerahmt sowie mit einem PISA-Nachwort ergänzt von Inge Dapunt.
Das eben bei unartproduktion erschienene Buch ist seit 1974 die erste Veröffentlichung von Inge Dapunt, deren literarisches Werk von den 1970er Jahren bis heute als bedeutender Beitrag in der sprachspielerischen und experimentellen Mundart gilt. Geboren 1943 in Zams, wuchs sie in Tirol und Bludenz auf, heute lebt sie in Salzburg.
In kreativer und ironischer Auseinandersetzung mit dem Unvollständigkeitssatz des österreichisch-amerikanischen Mathematikers Kurt Gödel, verknüpft Dapunt im neuen Werk Philosophie und Mathematik in experimenteller Wortübermalung mit bildnerischen Elementen, die durch Gottfried Bechtolds Umschlaggestaltung ein außergewöhnliches literarisches Kunsttaschenbuch entstehen lassen. Mit der meisterhaften Übertragung des höchst komplexen philosophischen Textes in die Bludenzer Mundart in strenger Einsilbigkeit, gelingt Dapunt ein weiterer ironischer Vorarlbergbezug. Das satirische PISA-Nachwort ist handfeste Kritik ebenso wie humorvolle Darstellung der umstrittenen Erhebung der globalen Bildungsmacher. Das in vielerlei Hinsicht ungewöhnliche Buch erscheint in der literarischen Reihe Die Kleinen von unartproduktion als zehntes Taschenbuch und wird am Di, 17. September, 19-20 Uhr im Vorarlbergmuseum in Bregenz u.a. mit Hilfe des experimentellen Sprech-, Lärm- und Klangensembles «All'arme Tamtam» vorgestellt.
15.09.2013 | Vom Schmerz der Introspektion „Sie wählt als Einstieg in die Ausführungen ihrer Tübinger Poetikvorlesung das drastische Bild eines Rituals, bei dem den jungen Männern eines mittelafrikanischen Stammes zur Initiation der Bauch aufgeschnitten wird. "Die Initianten müssen auf ihr und in ihr Inneres in der geöffneten Bauchhöhle blicken. Danach wird der Bauch wieder geschlossen." Marlene Streeruwitz knüpft an die Schilderung dieses Vorgangs ein dichtes Netz poetologischer Überlegungen, von denen hier nur ein bestimmter Gesichtspunkt herausgegriffen werden soll. Sie versteht den Blick in die geöffnete Bauchhöhle als radikale Introspektion, die … vom Fremden und Unvertrauten nicht absehen kann. Derlei rückhaltlose Introspektion schmerzt, aber sie wirkt zugleich erkenntnisfördernd. Und wird damit zum Modell für die spezifische Erkenntnisleistung literarischen Lesens und Schreibens.
Schreiben und Lesen seien, "wie alle Prozesse von Sprachfindung", "mögliche Formen des In-sich-Hineinblickens", betont Streeruwitz. Sie seien "Forschungsreisen ins Verborgene. Verhüllte. Mitteilungen über die Geheimnisse und das Verbotene." Sprachen seien sie, "die das Sprechen der Selbstbefragung möglich" machten. Und sie präzisiert mit Blick auf das Lesen: "Wer hat noch nicht, wie vom Blitz getroffen, in ein Buch gestarrt - oder es in die Ecke geschleudert - und, vom Begreifen überfallen, nach Luft gerungen, weil eine Stelle, ein Satz, ja ein Wort in der ganz bestimmten Konfiguration des Textes etwas in ihr oder ihm getroffen hat." Gerhard Melzer vorgestern auf derStandard.at über „Lesen als Erkenntnisschock“.
14.09.2013 | Kunde von der zweiten Runde Die Abendjury, bestehend aus Carl-Christian Elze, Bettina Hohoff, Àxel Sanjosé, Florian Voß, wählte am 13. September folgende Lyriker_innen ins Finale des Lyrikpreises München 2013: Odile Kennel, Birgit Kreipe, Martin Piekar. Den Juroren fiel die Auswahl schwer und fanden es aufgrund des hohen Niveaus aller Beiträge bedauerlich, sich doch für eine Auswahl entscheiden zu müssen.
Damit sind bis jetzt ins Finale gewählt: Dominic Angeloch, Berlin | Kerstin Becker, Dresden | Odile Kennel, Berlin |Birgit Kreipe, Berlin |Martin Piekar, Bad Soden. Die Einreichfrist für die dritte und letzte Lesung ist der 30. Oktober 2013. Ausschreibungsformalien hier.
14.09.2013 | Herbstfang an KOOKread mit Lyrik von Yevgeniy Breyger, Prosa von Katharina Hartwell und Robert Stripling, Musik von Tomi Simatupang. Am Dienstag, den 17.09.2013,um 20 Uhr im Kvartira No. 62, Lübbener Str. 18, Berlin-Kreuzberg.
Yevgeniy Breyger, geboren 1989 in der Ukraine, studierte Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus in Hildesheim und ist seit 2012 am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Veröffentlichte unter anderem in der „Edit“, im „Poet“ und in der „BELLA triste“.
Katharina Hartwell studierte in Frankfurt am Main Anglistik und Amerikanistik und am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. 2013 ist sie Sylter Inselschreiberin und Stipendiatin am Literarischen Colloquium Berlin. Der Roman „Das Fremde Meer” erschien im Juli 2013 im Berlin Verlag.
Robert Stripling, geboren 1989 in Berlin, lebt in Frankfurt am Main. Mitarbeit an Produktionen des jungenschauspielhannover und des Schauspiel Frankfurt. Bühnenauftritte solo sowie in Deutschland und der Schweiz als Percussionist und Deko-Boy in „Kröhlmann“ von und mit Friedhelm Kändler.
Tomi Simatupang is an Indonesian-German composer, singer, guitarist, drummer, bassist, music producer and lyricist. Simatupang's trilingualism (Indonesian, German and English) as well as his „triculturalism“ (Javanese, Batak and German) are reflected in the eclecticism of his art. As a solo musician, Tomi's personal style is located somewhere between Singer-Songwriter, Jazz, Dadaism, free improvisation, Shoegaze and many others.
14.09.2013 | Angel im Weg lassen Doris Runge, die seit vielen Jahren ganz im Norden, in Cismar an der Ostsee lebt, gehört nicht zu den lauten Stimmen im Literaturbetrieb, obwohl sie seit 1977 in schöner Regelmäßigkeit veröffentlicht. Ihre Gedichte sind knapp, genau, manchmal überraschend – und überzeugen eben durch den genau richtigen Grad an Reduziertheit: „Doris Runge hat die Kunst des Weglassens zur Virtuosität entwickelt.“ (Heinrich Detering). In diesem Jahr konnte die Lyrikerin einen runden Geburtstag feiern. Aus diesem Anlass erschien eine Sammlung ihrer Gedichte aus drei Jahrzehnten: „zwischen tür und engel“, den sie nächste Woche in Berlin vorstellt.
Begegnung mit der Lyrikerin Doris Runge am Dienstag, 17. September, 19 Uhr in der Vertretung des Landes Schleswig-Holstein beim Bund, In den Ministergärten 8, 10117 Berlin (bitte dort über die website voranmelden). Moderation: Gabriele von Arnim.
14.09.2013 | Buy bei Eulenspiegel Neujahr 1963 bahnt sich eine leidenschaftliche Liebe an: Eva-Maria Hagen, begehrter junger Filmstar und schon Mutter der kleinen Nina, und der Dichter Peter Hacks fangen Feuer füreinander. Ihre Gefühle fließen in Gedichte, Bilder und Briefe, schwelgerisch, auch wehmütig in der räumlichen Trennung, und voller Poesie. Eva-Maria Hagen hat die Dokumente dieser »Liaison amoureuse« gesammelt und zu einem literarischen Kammerspiel arrangiert, das am 17. September im Eulenspiegel Verlag erscheint.
14.09.2013 | Schellendiskursli / Schellenexkursli Das bekannte Kinderbuch „Schellenursli“ (Carigiet/Chönz, 1945) geniesst in der Schweiz Kultstatus. Dabei wird es, seit seiner Publikation, weitgehend kritikfrei als Kanoniker und Identitätstext durch die Jahrzehnte gereicht.
Zum 70. Geburtstag erschien nun eine poetische Analyse des “Schellenursli” von Hartmut Abendschein, mit einem Kommentaressay und zahlreichen Illustrationen sowie einem Nachwort von Elisabeth Wandeler-Deck, in der edition taberna kritika.
„Schellendiskursli / Schellenexkursli“ nähert sich dem Kinderbuch in experimenteller, poetischer Weise und untersucht die Probleme und die Vielschichtigkeit der darin versammelten, diskursiven Einlassungen im Bild und Text. Bild und Text durchziehen multiple Diskursaussagen, die breite Wissensfelder der Theologie, Psychoanalyse, Ökonomie, Philosophie, Sexualität, Literatur etc. berühren: „Schellendiskursli / Schellenexkursli“ greift diese auf und dekonstruiert sie zu einem komplexen, assoziativen Gewebe, das neue Zugänge legen soll.“Nicht nur Linguisten und Sprachwissenschaftler werden ihre Freude am Buch haben, sondern auch generell Interessierte an der Materie und Menschen, die Texte kritisch hinterfragen. Zudem eignet sich „Schellendiskursli / Schellenexkursli“ auch als Lehrbuch darüber, wie man Texte zerlegen und analysieren kann.” nahaufnahmen, 24.08.2013
zur tagesrückzeit nacht das dorf
der mensch schläft was sich nun bewegt
ist die natur spürt spuren auf zäsuren
noch bevor es dazu menschelt fragt sich
was hat ursli was der neue glocken
mensch verloren neben unschuld para
dies ursprünglichkeit und gartenzaun der kindheit
aufgegangner mond erkenntnis zugewinnt
den adam eva kleist motor er rattert
schon das dorf liegt noch in blindheit
13.09.2013 | Bus Tram Metro Transpoesie findet zum dritten Mal statt in Brüssel. Die Inspiration für das Projekt rührt von der Londoner Veranstaltung Poems on the Underground und ähnlichen Initiativen in verschiedenen Hauptstädten weltweit. Gemeinsam ist diesen Projekten, dass sie Gedichte zeigen, wo man sie nicht erwartet: im Bus, in der Tram, in der Metro.
Die Brüsseler Ausgabe feiert anlässlich der Europäischen Tag der Sprachen die europäische Mehrsprachigkeit und steht im Europäischen Jahr der Bürgerinnen und Bürger im Rahmen des Themas „Engagement“. Mit kurzen Gedichten aus 25 Ländern, die in Originalfassung und in niederländischer und französischer Übersetzung zu lesen sind, möchte das Projekt die europäische Diversität durch die Poesie bekannt machen und die Übersetzungsarbeit fördern.
Deutschland wird diesmal von Jochen Winter mit seinem Gedicht Verwandlung vertreten. Winter, geboren 1957 in Schwetzingen, lebt als Lyriker, Essayist und Übersetzer in Paris und Sant'Alfio/Sizilien. 2012 erschien sein Gedichtband Spuren im Unermesslichen im Agora Verlag Berlin. Näheres zur Transpoesie auch hier.
13.09.2013 | 13 Issues Komplizierter Spaß seit 1993, hellwach, seltsam, einzigartig: Edit ist eine deutschsprachige Literaturzeitschrift, bei der sich dreimal im Jahr Neues entdecken lässt. Namen oder Kategorien sind dabei weniger wichtig als der individuelle Umgang mit den bewährten Möglichkeiten oder den Grenzen von Literatur – sollte es die geben. Und damit das Gute auch gut aussieht, verfolgen die einzelnen Ausgaben ein ambitioniertes, liebevoll umgesetztes Gestaltungskonzept.
Eine Ausstellung von solchermaßem inszenierter Kunst, aus 13 Ausgaben der Edit seit 2009 bis heute, geht am Freitag, 13. September, 19 Uhr im Volte Studio an den Start. Zu entdecken sind: Fabian Bechtle, Sebastian Burger, Famed, Ivonne Dippmann, Henriette Grahnert, Franziska Holstein, Nadira Husain, Janett Krückemeier, Maix Mayer, Falk Messerschmidt, Katharina Merten, Fabian Reimann, Robert Seidel.
12.09.2013 | Creative Commons mit Sounds In der Programmreihe dieses Namens veranstaltet die Lettrétage am Donnerstag, 12. September 2013 um 20:00 Uhr bei freiem Eintritt das Lesekonzert „Sounds“ - mit Marco Ponce Kärgel, Friederike Kenneweg und Paula Liwa.
Die Literatur-Bloggerin Friederike Kenneweg und der Musiker und Gitarrist Marco Ponce Kärgel haben gemeinsam ein LeseKonzert entwickelt. Zu Kennewegs nachdenklichen, poetischen, pointierten, träumerischen und anekdotischen Kurztexten über Geräusche hat Ponce Kärgel mit seiner E-Gitarre experimentelle Soundscapes entworfen. Mit Hilfe verschiedener Applikationen auf den Gitarrensaiten und Haushaltsgeräten vom Spülschwamm bis zum Milchaufschäumer entlockt er seinem Instrument die erstaunlichsten Klänge. Musik und Text, Klang und Sprache, Gitarre und Stimme beeinflussen sich gegenseitig. Dazwischen: Färbungen, Einstreuungen, Rückkopplungen.
Ob Gespenster, fliegende Kinder, Spurenverlierer oder sehnsüchtig im Moment Verharrende. Sie alle stolpern durch die Lieder und Geschichten der Berliner Songpoetin Paula Liwa. Sie singt, erzählt, ruft oder flüstert, begleitet sich selber an Kontrabass und Glockenspiel und entführt so ihr Publikum in eine ihr eigene bunte Welt aus Worten und Musik. Dabei dienen Kontrabass und Glockenspiel nicht nur der Begleitung, sondern verdichten, streicheln oder umlärmen die Worte und spinnen sie weiter zu einem Kosmos aus unterschiedlichen Stimmungen, Melodien, Klängen und Geräuschen, irgendwo zwischen der berauschenden Schönheit und dem absurd Abgründigen des Lebens.
12.09.2013 | dissonance ist eine vierteljährlich erscheinende Zeitschrift, die mit wissenschaftlichen Arbeiten, Essays, Analysen und Rezensionen das aktuelle Musikschaffen dokumentiert und kommentiert. Die September Nummer ist gerade erschienen und bringt u.a. „Aufzeichnungen eines Wahnwitzigen“ «Komponieren als existentielle Erfahrung»: Das Bonmot von Helmut Lachenmann zeigt sich in seiner ganzen fratzenhaften Wahrheit, wenn man diese hier erstmals auszugsweise veröffentlichten, der Redaktion der Zeitschrift von Klaus B. Gogl zur Verfügung gestellten Tagebuchnotizen eines anonymen Musikers liest. Die Musik und der kreative Akt werden, auf die Spitze getrieben, zu einer Superformel, die das tägliche Leben in allen, selbst den intimsten Parametern bestimmt. … Wer dabei an Alltag und Mühen und den kreativen Akt des Lyrikers denkt, wird Parallelen entdecken.
12.09.2013 | Sprachsalz Die Internationalen Literaturtage Sprachsalz in Hall in Tirol bieten vom 13.–15. September 2013 einmal mehr Begegnungen und Empfehlungen der besonderen Art, wenn drei Tage lang das Parkhotel Hall zur Literaturbühne wird.
Ab sofort ist das Programm und sind die Details zu den Autoren online, man entdeckt dort interessante Gesichter und spannende Programmpunkte wie etwa Klangspuren Spezial (mit Hauke Piper, Tobias Chrisl und Andreas Böhlen) oder das Gespräch von Alan Kaufman mit Norbert Gstrein. Und es gibt wieder eine Überraschungslesung (am Sonntag 15.9.2013 18. 00 Uhr), für die heuer Platzkarten verteilen werden. Ab Freitag sind sie am Infotisch des Festivalbüros zu beziehen (entgeltfrei). Es hat, so lange es hat!
Die Lyrik ist nicht zahlreich aber dennoch stark vertreten mit Andre Rudolph (D) „Eine lyrische Stimme voll abgründiger Leichtigkeit und selbstironischer Verzweiflung“, so die Begründung zum Meraner Lyrikpreis 2010. Der mehrfach ausgezeichnete Leipziger Lyriker und Übersetzer stellt seinen Gedichtband „confessional poetry“ vor. Und Zehra Çırak liest aus „Die Kunst der Wissenschaft“.
10.09.2013 | Ein exaltierter Schreiber „Wie die Realität einfangen, ist die Kernfrage des Reiseschriftstellers. Bouvier hat sich mit dem Geopoeten und „intellektuellen Nomaden“ Kenneth White darüber ausgetauscht. In einem Brief an ihn schreibt Bouvier (in „Lob der Reiselust“), das ihn einzig die von White geäußerte „Vollpräsenz eines schnellen und nackten Schreibens“ interessiere, um ans Ziel zu kommen. White ist ein Vorbild, Geistesverwandter und Freund. Ihm erweist Bouvier immer wieder die Reverenz. Ihm und anderen, allen voran dem Dichter und Maler Henri Michaux (1899-1984). Michaux ist einer der Meister der „nomadischen Literatur“. Mit unnachahmlicher Lakonie und Schärfe, zugleich poetischer Verletzlichkeit kämpfte Michaux zeitlebens mit dem Schreiben. Er verurteilte es und scheiterte grandios damit. Ein kurzes Diktum aus seinen „Eckpfosten“ fasst den Kampf zusammen: „Wenn du ein zum Scheitern Berufener bist, so scheitere vor allem nicht irgendwie.“ Essay über Nicholas Bouvier von Beat Mazenauer, aktuell auf literaturkritik.de
10.09.2013 | Hör Ringel rein "Bedarf des Freilaufs, gefetztes Glück / Farbmittel und Erfindung. / The cliffs, the cliffs / Abrupt und weit gefasst: / Geschickt, zerregnet: / Gesichtergesims." - Seltsam aufgemacht oder eröffnet ist dieser Band: mit einem Bedarf nicht nach Freilauf. - Es bedarf vielmehr der Freilauf hier vielleicht des Fetzens, des Rumfetzens im Glück, dass das Wort sich erfüllt, ein Stück Glück, ein Auftragen von Farbe, ein Ins-Kraut-Schießen der Erfindung. Und das alles bricht wiederum plötzlich ab an "the cliffs, the cliffs", da sind diese Kanten, etwas zwischen zweien, da wird das Aufschießen des Glücks gebremst, eingefangen, entpuppt sich als geschickt von jemandem, also gebahnt, oder doch eher geschickt erwischt, zerregnet die Szenerie, zerstört, ein Echo bricht sich: an einer Miene, an einem Gesichtergesims, da findet statt der jähe Abbruch der wilden Felslandschaft an kultiviertem Mauerwerk.
Eine Rezension von Lisa Spalt zum neuen Gedichtband „Ringhörig“ von Petra Ganglbauer in der edition art science.
10.09.2013 | Krieg im Kopf Seit Sonntag werden in der Billerbecker Kolvenburg unter dem Titel „Die großen grafischen Zyklen“ ausgesuchte Werke von André Masson (1896-1987) gezeigt. Mit rund 130 Einzelblättern biete die Schau einen in der deutschen Museumslandschaft bisher selten gezeigten Überblick zum grafischen Schaffen.
Der französische Maler, Bildhauer und Grafiker André Masson ist zu Beginn seiner Laufbahn stark beeinflusst von den konstruktiven Formen des Kubismus. In den 1920er Jahren schließt er sich den Surrealisten um ihren Wortführer André Breton an. Er gilt als einer der Hauptvertreter dieser neuen Bewegung, die der Darstellung des Irrationalen, Traumhaften und Triebhaften großen Bedeutungsspielraum beimisst. Massons Bildwelten sind oft reger Ausdruck von den Erschütterungen der Welt, zuweilen aber auch von positiver Leichtigkeit geprägt. Leben und Tod stellen die Grundpole dar, zwischen denen seine Bildwelten angesiedelt sind.
Ab 1948 beginnt Masson damit, das Werk namhafter Dichter wie André Malraux, Arthur Rimbaud, Stéphane Mallarmé oder René Crevel unter virtuosem Einsatz von Radierung, Aquatinta und Lithografie zu illustrieren. Bild und Text bilden eine kongeniale Einheit, in der Masson die Poesie des Textes zu einer erneuten, schöpferischen Lektüre im Bild vertieft
.
10.09.2013 | Moel meets Bobosch Die Auswahl von über 50 Blättern in Badenweiler zeigt einen Eindruck der Vielseitigkeit Christoph Meckels. Techniken, von Zeichnung, Malerei, Kaltnadelradierung, Aquatinta bis Holzschnitt, aber auch ein Bündel welt- und lebensumspannender Themen seien in den sieben Räumen zu sehen, heißt es in einer Pressemitteilung des "KunstPalais". Das Repertoire an surrealen Wesen, mit spitzer Radiernadel akribisch ausgearbeitet, scheint nahezu unerschöpflich. Manche Figuren ähneln in Physiognomie und Körperbau einander. Den Symbolgestalten "Moel" und "Bobosch" begegnet man wiederholt. Sie repräsentieren den Lebensweg des Menschen, vielfältige Stimmungen und das Ausmaß an Schwere oder Heiterkeit. Gegensätzliche Kräfte sind das Grundmotiv in Meckels Arbeiten. Rund und eckig, subtil und gewaltig, Spiel und Ernst, im dialektischen Reigen: Was behauptet wird, wird gleichzeitig bestritten und schon wieder in Frage gestellt. "Es gelang mir, weil ich nicht wusste, dass es unmöglich war", sagt Meckel über sein Werk. Im Rahmen der Badenweiler Literaturtage mit dem diesjährigen Titel "Heikle Heimat" erhält der Besucher übrigens auch einen Einblick in Christoph Meckels zweiten Hauptberuf, die Dichtung.
10.09.2013 | Teletext Täglich von Millionen Menschen genutzt und das seit über 40 Jahren – der Teletext ist der erste interaktive Informationsdienst des elektronischen Zeitalters. Und schon bald nach seiner Einführung haben auch Künstler die gestalterischen Besonderheiten dieses Mediums erkannt. Nur sechs Farben plus weiß und schwarz sind möglich, die Grafik basiert auf Pixeln, das Bildformat ist klar festgelegt. Diese minimale Ästhetik und die begrenzten technischen Möglichkeiten stellen eine interessante Herausforderung für die künstlerische Produktion dar – von Post-Punk bis Concept Art.
Für die Erstellung von Teletext-Seiten müssen besondere Eingabeeditoren und Dateiformate verwendet werden. Eine Seite hat nur 24 Zeilen und 40 Spalten. Um die Grafik-, Text- oder Hintergrundfarbe zu ändern oder ein Blinken einzufügen, muss jeweils ein Steuerzeichen gesetzt werden. Dieses Archaische, die Reduktion auf einzelne Pixel, hat in der heutigen Welt der HD-Auflösung einen starken visuellen Reiz. Elemente der Teletext-Ästhetik finden sich an vielen Stellen – auf Hauswänden und in Graffitis, in Videos und Animationsfilmen und auf Webseiten im Internet.
ARD Text, ORF TELETEXT und der Schweizer TELETEXT präsentieren noch bis 15. September 2013 das Internationale Teletext Art Festival ITAF 2013. Die Kunstwerke werden nicht nur auf den Teletext-Seiten der jeweiligen Sender gezeigt, sondern auch im ARD-Hauptstadtstudio in der Wilhelmstraße 67a in Berlin-Mitte.
10.09.2013 | Aktion vor hundert Jahren Am 06. September 1913 erschien in Franz Pfemferts Zeitschrift ein Gedicht von Sylvester von Babenhausen. Wer das ist oder sein könnte? – lese man nach in der fix zone vom Juli 2013 unter dem Datum 23.07.2013.
Sonntag in den Zelten
Der Vater trägt den neuen Panama,
Den schwarzen Gehrock und die gelben Stiebel,
Und Mutter sitzt im Wertheimkleide da.
Der samtne Pompadour wirkt gar nicht übel.
Die Tochter trägt ein Kleidchen aus Kattun,
In das man Rosenmuster eingewoben,
Und gut ist's auf den Gartenbänken ruhn,
Wenn Kuchenstücke in den Mund geschoben.
Die Ruderboote wimmeln auf der Spree,
Die Musik spielt den Grigrimarsch ganz prächtig.
Fabriken kriechen jenseits in die Höh'.
Und übers Wasser kommt ed kühl und nächtig.
Und über allen Häusern liegt er still
Mit roten Augen und zerrissnen Händen
Und grinst Blut geifernd nieder aufs Gewühl
Und fester klebt er an das Dach die Lenden.
Vergnügt trinkt Vater nach dem Kaffee Bier,
Den Schoß von Krümeln sich die Mutter reinigt.
Der auf den Dächern lauert wie das Tier
Und weiß, daß er sie alle morgen peinigt.
aus: DIE AKTION, Nr. 36 im 3. Jahrgang
09.09.2013 | Globalismus global Die heute erschienene Septemberausgabe von Texte zur Kunst schlägt unter dem Titel „Globalismus/Globalism“ eine Kritik am Diskurs einer „Global Art“ vor, wie er sich im Gefolge der ökonomischen Globalisierung in den letzten Jahren etabliert hat. Leitend waren die Fragen: Braucht eine globale Welt eine globale Kunst, oder produziert eine globalisierte Welt eine globalisierte Kunst? Wo genau liegt der Unterschied zwischen diesen beiden Formulierungen, zwischen politischem Anspruch und ökonomischer Struktur? Wann wurde „Global Art“ zur Behauptung einer „Gegenwarts-Weltkunst“, die sich nach dem Vorbild der ökonomischen Globalisierung der Welt zusammensetzt, und welche Alternativen und andere Historiografien gibt es hierzu? Wo liegen die Potenziale und Überschüsse des Globalen, wenn wir es als politischen Horizont eines wie auch immer in sich widersprüchlichen gemeinsamen Handelns verstehen? Ist die derzeitige Beliebtheit von „Global Art“ in Titeln von Ausstellungen, Konferenzen, Förderprogrammen und ihre Implementierung in Studiengängen symptomatisch für eine gezielte (Selbst-)Überwindung des globalen Nordens? Oder indiziert diese Popularität eine Universalisierung seiner Kunstbegriffe, die weiterhin an die kolonisierende Definitionsmacht des Kapitalismus gekoppelt bleiben und damit letztlich eher von Globalisierungen handeln als von einem Globalen?
09.09.2013 | Lockerung der Perspektive Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung betreibt eine Publikationsreihe, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, einen Teil jener Literatur, die 1933-1945 unterdrückt wurde, ins Gedächtnis der Gegenwart zurückzurufen und unentdeckte oder vergessene Werke von Rang aus unserer Epoche oder vom Verlagsbuchhandel vernachlässigte Schriften zu publizieren. Die letzte Publikation ist eine Sammlung der Literaturkritiken von Helmut Heißenbüttel, ausgewählt und hg. von Klaus Ramm unter Mitarbeit von Armin Stein im Wallstein Verlag.
Zeitlebens hat Heißenbüttel neben der Arbeit an seinen Textbüchern, Prosaprojekten, Gedichten, Hörspielen und Essays auch hunderte von Buchbesprechungen für Zeitungen und Rundfunk geschrieben. Im Blick auf die aktuelle deutsche Literatur interessierten ihn die Vielfalt der europäischen und amerikanischen Schreibweisen ebenso wie die verschütteten Traditionen der literarischen Moderne, Krimis ebenso wie Lyrik, Comics und Kinderbücher ebenso wie die Neuausgaben der Klassiker: so ergeben die für dieses Lesebuch ausgewählten Kritiken ein höchst anregendes und facettenreiches Panorama der unterschiedlichsten Spielarten von Literatur in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts. Zugleich bot das Rezensieren Heißenbüttel Gelegenheit zur anschaulichen Erörterung methodischer und poetologischer Fragen: ein undogmatisches und stets zweifelndes Nachdenken über Sprache, Literatur und deren gesellschaftliche Implikationen. Als Kritiker war er nicht auf das Zelebrieren von Geschmacksurteilen aus, sondern neugierig auf Entdeckungen, auf ungelöste Fragen und auf neue Perspektiven. Seine kritischen Schriften sind daher noch heute überzeugende Plädoyers für eine andere, offenere, risikoreichere Weltwahrnehmung durch Literatur und Sprache.
08.09.2013 | Literatur in Weißensee Die nächste, mittlerweile neunte Lesung ist vorzumerken: am 15. September 2013 ab 19:30 Uhr mit Johannes CS Frank zu einem scheinbar völlig unzeitgemäßen Thema: der Religion.
Johannes CS Frank (* 1982) ist in Southend-on-Sea, Kiel und Heidelberg aufgewachsen. Er studierte Anglistik und Amerikanistik an der Humboldt-Universität zu Berlin sowie Holocaust Communication am Touro College Berlin. Zusammen mit Andrea Schmidt und Dominik Ziller führt er das Verlagshaus J. Frank | Berlin. Johannes CS Frank hält Lesungen und Vorträge zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur im In- und Ausland. 2012 erschien sein trilingualer Lyrik- und Prosaband »Remembrances of Copper Cream« bei Fixpoetry. Gedichte von Johannes CS Frank wurden ins Spanische, Hebräische, Französische, Portugiesische und Griechische übertragen, 2013 erschienen seine Übertragungen von Wilfred Owens Gedichten bei Hochroth. Frank beschäftigt sich in seiner Prosa und Lyrik vor allem mit den Wechselwirkungen von Gewalt, Sprachlichkeit, Religion und Politik.
08.09.2013 | Neues bei aphaia Immer gewinnbringend ist ein Blick auf die günstig erreichbare, als fadengeheftete Broschür erscheinende Reihe „Mitlesebuch“ im aphaia Verlag, die als Begleitheft zu Lesungen verausgabt wird. Sie hat längst die Zahl von 100 Ausgaben überschritten und ein paar Namen aus den letzten Jahren können verdeutlichen, daß hier Lyrik vom Allerfeinsten vorgestellt wird: Tobias Burghardt, Björn Kuhligk, Annemarie Zornack, Lutz Seiler, Richard Pietraß, Johann P. Tammen, Sylvia Geist, zuletzt im August Ulrike Draesner (u.v.a.m.). Gedichte oder Kurzprosa werden in der Regel mit zwei reproduzierten Graphiken eines Künstlers kommentiert. Die 24-seitige fadengeheftete Broschur erscheint in zwei Auflagen von je 50 nummerierten und signierten Exemplaren. Zu Lesungen werden die Bücher vorgestellt und in der Regel mit Musik begleitet.
Am Mittwoch, 11. September 2013 um 19 Uhr trifft man sich wieder zur Buchpremiere. Mitlesebuch 121 wird vorgestellt - Autor Mitch Cohen mit Zeichnungen von Robin Voll. Mitch Cohen liest unter der Überschrift "Nine eleven" Lyrik und Prosa, Ilse Schroeer spielt Saxophon, im Projektladen Drewitz im icafé des DRK in Potsdam bei freiem Eintritt.
08.09.2013 | Kunst Sprache „3durch3“ nennt sich eine Sprachkunst-Reihe in der Stadtbibliothek Stuttgart und dieses Mal, am Montag, den 9. September 2013 um 20 Uhr, treffen sich Tomomi Adachi, Elfriede Czurda und Norbert Lange im Max Bense Forum am Mailänder Platz.
Der japanische Lautdichter, Klang- und Multimedia-Künstler Tomomi Adachi, präsentiert eine Sammlung japanischer Lautdichtung und zeigt eine Performance mit dem Interface Voice and Infrared Sensor Shirt. Die österreichische Schriftstellerin Elfriede Czurda zählt und erzählt, auch aus ihrer Dunkelziffer, auf der Grenze zwischen Alphabet und Zahlen. Der deutsche Lyriker Norbert Lange öffnet seine Kunstkammer und liest unter anderem aus Das Schiefe, das Harte und das Gemalene.
06.09.2013 | Klaus Rohleder gestorben „Der Schriftsteller Klaus Rohleder, der in der DDR zum Widerstandskreis um den im thüringischen Greiz lebenden Reiner Kunze gehörte, ist tot. Er starb am Donnerstag schwimmend vor der Küste des sizilianischen Ortes Mondello im Alter von 78 Jahren an einem Herzinfarkt. Die Staatssicherheit in der DDR, die dafür sorgte, dass Rohleders Theaterstücke nicht aufgeführt werden durften, führte den Viehpfleger in der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG) als " Beckett vom Bauernhof" und hielt in den Akten fest: " Vorsicht, er könnte ein zweiter Kunze werden."
Kurz vor dem Ende der DDR setzte Heiner Müller durch, dass Rohleders Stück " Das Fest" an der Berliner Volksbühne uraufgeführt wurde. Rohleders Stücke umkreisen das Thema Entfaltung und Zerstörung von Individualität in einer totalitären Welt … In Wuppertal hat sich die Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft für Lesungen und Aufführung der Werke Rohleders eingesetzt. Zurück bleibt Rohleders erster und letzter Gedichtband über sein Leben in Italien.“ meldet die Ostthüringer Zeitung.
06.09.2013 | Er-Innern - in welches Innere hinein? Im Mittelpunkt von Ars Electronica 2013 stehen eines der größten Geheimnisse der Wissenschaft und eine der größten technischen Herausforderungen: Erinnerung und ihre Speicherung. Was ist Erinnerung, wie entsteht Gedächtnis und wie geht es verloren? In der Natur, in der Technologie, in der Zukunft.
Seit jeher spekuliert jede Generation darüber, wie die jeweils nachfolgende wohl einst über sie denken wird. Doch welche Faktoren entscheiden am Ende wirklich darüber, was und wie wir uns erinnern? Welche Rolle spielt Erinnerung für jeden von uns, für unsere Familien, unsere Gesellschaft, ja für uns als Menschheit insgesamt? Und was ist Erinnerung überhaupt?
Total Recall begibt sich auf die Suche nach dem perfekten Gedächtnis, befragt Hirnforscher und Computerwissenschaftler, Künstler und Philosophen nach ihren Zugängen, neuesten Erkenntnissen und Interpretationen, nach ihren Plänen und Visionen für eine Zukunft, in der wir alles speichern können. Ars Electronica Festival, Linz 05.–09.09.2013.
06.092013 | Poetry Night Eins Das 13.Internationale Literaturfestival in Berlin hat soeben eröffnet und heute abend läuft die erste Poetrynight mit folgenden Gästen im Haus der Berliner Festspiele: Dorothea Herliany gilt als bedeutendste zeitgenössische indonesische Lyrikerin. Frauen als Opfer von Gewalt sind ein wiederkehrendes Thema ihrer Lyrik. Die in Kapstadt lebende Autorin, Lyrikerin und Journalistin Antjie Krog ist vor allem als Chronistin der Apartheid und des neuen Südafrika bekannt. Eugene Ostashevsky ist zwischen zwei Sprachen und Kulturen aufgewachsen und benutzt Sprache als ein künstliches Gebilde, dem jeweils ein ganz eigenes Verhältnis zur Wirklichkeit innewohnt. Die Autorin und Übersetzerin Elisabeth Plessen widmete ihrem verstorbenen Ehemann, dem Regisseur Peter Zadek, Gedichte, die von Verlust, Einsamkeit und andauernder Nähe zeugen.
06.09.2013 | Cross Over Wissenschaftliche Bilder faszinieren, weil sie Dinge und Vorgänge zeigen, die dem menschlichen Auge verborgen bleiben: Immer tiefer kann man in den Mikro- und Makrokosmos eintauchen und diese in Bildern fixieren. Dient die Fotografie in der Wissenschaft daher hauptsächlich als Sehhilfe der Forschenden oder geht ihre Rolle weit darüber hinaus? Seit der Erfindung der Fotografie in den 1830er Jahren resultieren aus der wissenschaftlichen Praxis stetig neue Ansprüche an Visualisierungen und damit auch ein unablässiges Herumschrauben an den Möglichkeiten des Mediums. Dadurch entstehen Bilder mit völlig anderen Prämissen als in der Dokumentar-, Werbe- oder Kunstfotografie.
Cross Over beleuchtet die Rolle der Fotografie als visuelle Erforscherin der Wissenschaften in einem fünffach gerichteten Blick: Das Kapitel Einblick schaut in den Mikrokosmos, von Röntgenfotografien über mikroskopische Aufnahmen bis hin zu Nebelkammerbildern. Ausblick thematisiert die Erforschung und das Vermessen des Makrokosmos, der Ferne und des Fremden, mit Bildern der NASA oder von ethnologischen Expeditionen. Anhand von physikalischen Hochgeschwindigkeitsfotografien oder medizinischen Aufnahmen behandelt Durchblick fotografische Ordnungsversuche und Analysen. Der wissenschaftlichen Inszenierung und dem „Theater der Wissenschaften“ geht das Kapitel Selbstblick nach. Schliesslich kehrt die Ausstellung die Versuchsanordnung um und hinterfragt mit Reflektierendem Blick die Funktionsweisen der Fotografie. Bildbeispiele hier.
Die Vernissage im Fotomuseum Winterthur findet statt am Freitag, den 06.09. um 17 Uhr.
06.09.2013 | Fehlerhaftung Es ist nicht der Pinsel oder der Stift, mit dem der amerikanische Künstler Wade Guyton Farbe auf die Leinwand oder herausgerissenen Seiten von Kunst-, Architektur- und Lifestyle-zeitschriften aufträgt, sondern er überlässt den Akt des „Malens“ einem Tintenstrahldrucker. Dieser druckt eine vom Künstler am Computer entwickelte, minimalistische Formensprache (Kreise, Rechtecke oder zu formalen Elementen gewordene Buchstaben) auf den Bildträger. Ob dabei mal weniger, mal mehr Farbe aufgetragen wird, sich die Leinwand gar im Drucker verfängt, reisst oder knittert, gehören ebenso zum Entstehungsprozess wie solche „Fehler“ wie Schlieren, Tropfen oder Spritzer – es ist ein Spiel des Zufalls, das gleichzeitig die Frage nach der künstlerischen Autorschaft in der Werkentstehung aufwirft. Guytons „printer paintings“, aktuell zu sehen in der Kunsthalle Zürich, siedeln sich zwischen Funktionalismus und Dekoration, Kunst und Industrie sowie Original und Reproduktion an.
06.09.2013 | Vermessen „Der Mensch, so die Ausgangsthese des Buches, vermisst sich zunehmend detaillierter und hält die gewonnenen Resultate im Zuge des wissenschaftlich-technischen Paradigmas einer empirischen Durchdringung und Letztbegründung von Welt und Wirklichkeit für das entscheidende Phänomen der Persönlichkeit. Der Mensch wird zum Datum. Perpetuiert wird der Hang zu Quantifizierung und Ökonomisierung, so eine weitere These, durch die Neuen Medien, insbesondere die Sozialen Netzwerke, in denen eine Veröffentlichung des Ich beziehungsweise dessen Maße auf eine ebensolche Reaktion trifft: auf eine zahlenmäßige Bewertung, die den Vergleich der „digitalen Iche“ erlaubt.“ – eine aktuelle Rezension von Joseph Bordat auf literaturkritik.de zu Christian Grasse / Ariane Greiner: Mein digitales Ich. Wie die Vermessung des Selbst unser Leben verändert und was wir darüber wissen müssen. Metrolit, Berlin 2013.
In einer anderen Besprechung zum Buch im österreichischen Kurier gräbt Marco Weise einen Kurzfilm aus, der hier belinkt sein will.
05.09.2013 | na brodu/an bord Das Mittelmeer, Schiffe, Fischer, Inselnatur und Inselvolk, das Leben an der Küste finden sich in der kroatischen Gegenwartsliteratur. Das Urbane hat dort ebenso seinen Platz. Die Stadt Zagreb ist in ihr ein Topos wie einst Paris, London oder New York in deren gefeierten Literaturen. Zagreb ist in den kroatischen Romanen und Erzählungen eine anziehende, zugleich abweisende Stadt, zeitgenössisch, prall und weltzugewandt, mit überall aufscheinender Historie, die die Kindheiten der Generationen geprägt hat. Beim Leser keimt eine Sehnsucht auf nach dieser Unbekannten, die gerade beginnt vertraut zu werden. Natürlich ist auch der jüngste Krieg, der zum Zerfall Jugoslawiens führte, ein Thema dieser Literatur. Das Erlittene, das Ungeheuerliche, will Sprache werden, in allen Formen, die die Literatur zu bieten hat, in Essay, Gedicht, Drama, Erzählung und Roman. Diese Zeugnisse in Sprache wenden sich zugleich dem Anderen zu, der hinter den Grenzen des heutigen Kroatiens in verwandter Sprache spricht. Die Literatur ist die Erste, die Versöhnung herbei schreibt. Die kroatischen Autorinnen und Autoren setzen sich von Anbeginn an über die Zwänge der Politik hinweg, mischen sich ein – viele schreiben als Journalisten – und kennen und lesen die Bücher ihrer Nachbarn.
Der Zugang zur jüngeren kroatischen Literatur ist durch zahlreiche Übersetzungen in den deutschsprachigen Verlagen auch für deutsche Literaturliebhaber offen. Auf diesem Fundus baut na brodu (an bord) – Literatur aus Kroatien auf. Im Herbst 2013 wird die kroatische Gegenwartsliteratur so zum ersten Mal einen gemeinsamen Auftritt in deutschen Literatureinrichtungen haben: Im Literaturhaus Berlin, Literaturhaus Frankfurt am Main, Literaturhaus Hamburg, Literaturhaus Oberpfalz, Literaturhaus Rostock, Literaturhaus Schleswig-Holstein, im Literaturbüro Freiburg, dem Lyrik Kabinett München, in der Münchner Stadtbibliothek Am Gasteig und beim Thüringer Literaturrat in Weimar werden 20 Schriftstellerinnen/Schriftsteller und Musiker aus Kroatien auftreten. Das Programm.
05.09.2013 | Edition Poeticon Die Edition Poeticon ist ein Forum für poetologische Reflexionen, eine Reihe zum Nach-, Um- und Weiterdenken. In der Lyrik eröffnen sich Erfahrungsmöglichkeiten eigener Art. Wie hängen sie mit den Begriffen zusammen, die unsere Diskurse bestimmen und unsere Lebenswelt prägen?
Zeitgenössische Lyrik wird in der Edition Poeticon unter ihrer Optik betrachtet. Politik, Tradition, Liebe, Gewalt, Nation, Geschichte, Wissenschaft, Geschlecht, Tier, Musik, Gedächtnis, Bild, Natur oder Gesellschaft: Dies sind nur einige der Begriffe, die unser Weltverständnis leiten – und deren Bedeutungsumfang Lyrik austrägt, abbaut, erkundet und aufbricht. Sie werden als Themen und kulturelle Hintergründe, als Wirkungsfelder und Formquellen von Poesie kritisch in den Blick genommen.
Die schmalen Bände, herausgegeben von Asmus Trautsch im Verlagshaus J. Frank | Berlin, erscheinen in offener Fadenknotenheftung und versammeln Essays von Dichterinnen und Dichtern, die sich poetologisch auf die zeitgenössische Lyrik und jeweils ein Thema fokussieren. Mit der Zeit soll so ein Katalog an theoretischen Texten zu wichtigen Begriffen in poetischer Annäherung entstehen. Die Reihe startet im Herbst 2013 mit Veröffentlichungen von Jan Kuhlbrodt, Bertram Reinecke, Swantje Lichtenstein und Tobias Roth und kann aktuell zum Subskriptionspreis vorbestellt werden.
04.09.2013 | Völlig ohne Latte macchiato Die Berliner Literarische Aktion hält Salon – ab jetzt immer am ersten Freitag im Monat, wie gewohnt am Kollwitzplatz. Zum Auftakt sind diesen Freitag, den 6. September zwei definitiv außergewöhnliche Literaten zu Gast bei Martin Jankowski:
Der Schriftsteller Volker Demuth, geboren 1961, war Professor für Medientheorie und Mediengeschichte in Schwäbisch Gmünd. 2004 gab er seine Professur jedoch auf, um als freier Schriftsteller zu arbeiten. Mit dem RaumPoem entwickelte er Installationen von Gedichten, die multimediale Techniken einbeziehen. Für sein Werk wurde Volker Demuth mehrfach ausgezeichnet. Im Frühjahr 2013 erschien sein Romandebüt Stille Leben. Über die Reise des Biochemikers Arne in die endgültige „Spurlosigkeit“ erzählt der komplexe Roman von Kunst und Körperlichkeit: Es entsteht die gegenwartsgesättigte Geschichte der menschlichen Zivilisierung.„Ich habe seit dem Ulysses von Joyce kein solches Leseerlebnis mehr gehabt.“ (Martin Walser)
Die Dichterin Dorothea Rosa Herliany, geboren 1963 auf Java, gilt als eine der wichtigsten literarischen Stimmen Indonesiens. 1987 veröffentlichte sie ihren ersten Gedichtband Nyanyian Gaduh (Lärmende Songs). Aufsehen erregte die klare und direkte weibliche Stimme, die kritisch über Sexualität, Macht und Gewalt spricht und sich patriarchalischen und religiösen Tabus widersetzt. Herliany gehört zur sogenannten „zweiten Generation“ indonesischer Schriftsteller, die im postkolonialen Indonesien aufwuchs. Für ihr Werk, das inzwischen in mehr als 20 Bänden und verschiedenen Sprachen vorliegt, wurde sie mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet, u.a. 2006 dem wichtigsten indonesischen Literaturpreis Khatulistiwa. Derzeit ist Dorothea Rosa Herliany Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD, deutsche Übertragungen ihrer Texte liegen vor.
04.09.2013 | Dann Benn »Wieder entdeckt« ist eine Veranstaltungs-Reihe in der Literaturwerkstatt Berlin, die sich auf die Suche nach Solitären in der Poesiegeschichte begibt. Der Dichter Norbert Hummelt stellt sie im Gespräch (jetzt nachhörbar im litradio) mit Fachleuten und kundigen Menschen vor.
»Benn ist ein Wunder« (Falkner). Gottfried Benn (1886–1956), Pfarrerssohn, Offizier, Arzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten, Einzelgänger und Autor wurde am 2. Mai vor 125 Jahren geboren. Er ist einer der bekanntesten und gleichzeitig umstrittensten Dichter des 20. Jahrhunderts – seiner literarischen Provokationen wie seiner politischen Haltung wegen. Das Interesse an ihm ist ungebrochen, sein Nachruhm ist ebenso disparat wie sein Werk und sein Leben. Noch heute reizt er Dichter zu heftigen Reaktionen. »Man wird mit dem Benn einfach nicht fertig« (Lentz).
Drei Autoren, die sein Werk radikal subjektiv wieder und neu gelesen und ergründet haben, sind eingeladen, mit Norbert Hummelt über ihn zu sprechen und Benns Texte zu lesen: Ulrike Draesner, Gerhard Falkner und Michael Lentz. Veröffentlicht sind ihre Texte als Vorworte in der eben erschienenen fünfbändigen Ausgabe »Das Beste von Benn« (Verlag Klett-Cotta). Benn führte ein »Doppelleben« (so der Titel biografischer Texte, die Ulrike Draesner als »naiv, gruselig, grotesk« bezeichnet), als Arzt und Autor.
03.09.2013 | Knottige Gordogne „Sein Name täuscht: Adam, Nachname Gordon (wie der berühmte Knoten), ist in gar nichts der Erste. Ganz offenbar ist er auch gar nicht originell. Ein amerikanischer Dichter in Madrid – das rangiert auf der Klischeeskala ziemlich weit oben, höchstens getoppt von Paris. Adam ist als Stipendiat einer Literaturstiftung dort. Von seiner Madrider Dachstube – dem nächsten, noch älteren Klischee – führt der ausgetretene Pfad seiner Zukunft aller Wahrscheinlichkeit nach über einen nur von Doktoranden gelesenen Gedichtband bis zu einem Lehrauftrag im amerikanischen Irgendwo.
Adams Karriere als subventionierter Narr einer Gesellschaft, die sich einen feuchten Dreck um Lyrik schert, scheint vorgezeichnet. Was für Verse er eigentlich verfasst, ist schon deshalb ziemlich egal. Er selbst beschreibt seine Gedichte als "Fehlübersetzungen, untermischt mit Fragmenten aus gelöschten E-Mails". Adam Gordon, so stellt er sich als Ich-Erzähler dem Leser vor, ist nicht Dichter, sondern Dichterdarsteller. Wie es aussieht, ist gar nichts an ihm echt.“ Wieland Freund bespricht den neuen Roman von Ben Lerner in der WELT. Abschied von Atocha.
03.09.2013 | Lyrik-Tournee Die Internationale Literarische Korporation Meridian Czernowitz organisiert vom 4. bis zum 25. September 2013 mit der Unterstützung von der Kulturstiftung des Bundes eine Lyrik-Tournee: Kiew - Czernowitz - Lemberg - Berlin - Bremen. Die Teilnehmer der Tournee sind Dichter und Künstler aus der Schweiz, Deutschland, Österreich, Polen, Rumänien, Großbritannien, Russland und der Ukraine. Die letzte Station der Tournee ist Bremen, wo die Lesung von Juri Andruchowytsch (UA), Serhij Zhadan (UA), Igor Pomerantsev (GB/UA), Hans Thill (D), Nora Iuga (RO) und Yoko Tawada (D) stattfindet. Die Autoren lesen in der Zentralbibliothek am 25. September ab 19:00 Uhr in der Originalsprache, für die Übersetzung ins Deutsche wird gesorgt. - Kooperationspartner ist "poetry on the road".
03.09.2013 | Sprachpunch „Der Verein Deutsche Sprache in Dortmund hat den Duden zum "Sprachpanscher des Jahres" gekürt. Wie kaum eine andere Organisation trage der Duden seit Jahren dazu bei, dass sich sprachliches Imponiergehabe im Glanze einer quasi amtlichen Zustimmung sonnen dürfe, erklärte der Vereinsvorsitzende Walter Krämer die Negativauszeichnung. "Wer in einem Wörterbuch der deutschen Sprache als Ersatz für Fußball den lächerlichen Angeber-Anglizismus 'Soccer' vorschlägt, hat es nicht besser verdient." Vor allem kritisiert der Verein die Aufnahme von verzichtbaren Anglizismen in das deutsche Sprachlexikon. Anstelle des englischen Wortes Stalker bietet sich nach Auffassung des Vereins das deutsche Wort Nachsteller an, statt E-Business Netzhandel, statt Laptop der Klapprechner.“ DIE WELT über den Duden als „Sprachpanscher des Jahres“
02.09.2013 | Neues beim Menschenversand Heike Fiedler mischt in ihren Texten wie kaum eine andere Autorin mehrere Sprachen ineinander und weist auf verschiedene mögliche Bedeutungen hin. Sie stellt Wörter, Laute und Buchstaben aus. Schon ihr erstes Buch "langues de meehr" fängt diese Vielschichtigkeit aus Form und Sprache ein: In Bildern sind plötzlich Wörter erkennbar, in Wörtern Bilder.
Mit ihrem zweiten Buch «sie will mehr» knüpft Fiedler an das Bildnerische und Sprachvermengende an, wie Franz Mon, Dichter der Konkreten Poesie, in seinem Nachwort ausführt: «Ein zentrales Anliegen der Poetik Heike Fiedlers ist die Simultaneität der verschiedenen Sprachen in der alltäglichen wie der poetischen Verwendung.» Fiedler setzt aber auch neue Akzente, bietet lyrischen und erzählenden Strukturen mehr Raum, verfremdet mit grosser Spiellust die Sprachbilder. Und doch bleibt Fiedler ihrer ganz eigenen Poetik treu und inszeniert ihre Texte und Sprachkompositionen als Einladungen für individuelle Entdeckungsreisen. Leseprobe.
Heike Fiedler: sie will mehr. bild risse. Der gesunde Menschenversand, 2013.
02.09.2013 | Kritzel mich Gestern ein schöner Hinweis der lyrikzeitung.de auf einen sehr interessanten Artikel in der NZZ:
„Literatur beeinflusst den Gemütszustand und auch den Körper des Lesers. Die körperlichen Auswirkungen der Lektüre werfen ein neues Licht auf die Mechanismen, die dem Bewusstsein die von den Wörtern geschaffenen Stimuli übermitteln. Die Lektüre von Substantiven, Verben und Adjektiven mit negativem Inhalt (Krieg, Nazismus, foltern, zerstören, infam, tot . . .) und diejenige von Wörtern mit positivem Inhalt (Liebe, Freiheit, lachen, küssen, grossartig . . .) bewirken unterschiedliche Veränderungen der Pupillen, der Pulsfrequenz und der Färbung der Haut. Wörter mit starkem emotionalem Inhalt (die «Tabuwörter») verlangsamen die Lektüre, weil die nervösen Mechanismen ihre Wahrnehmung bremsen. Wenn man den Satz liest: «Der Dichter schrieb die Gedichte mit Tinte» ist die Gehirnaktivität anders als beim ähnlichen, aber sinnlosen Satz: «Der Dichter schrieb mit Butter.» Wenn wir in einem Sportbericht lesen, ein Fussballer habe mit dem rechten Fuss ein Tor erzielt, werden im Gehirn nicht nur die Sprachregionen, sondern auch die für den rechten Fuss zuständigen motorischen Zentren aktiviert, obwohl sich der Fuss nicht bewegt. Wenn wir nach mehrmaliger Lektüre des Fussballberichtes mit dem rechten Fuss einen Ball treten, tun wir es genauer als vorher. Lesen und Zuhören vermitteln den Hirnzentren visuelle oder akustische Signale, die das Bewusstsein als Wörter mit Bedeutung, Sinn, Ton, Rhythmus, Bild und Emotion erreichen. Ein Text ist nur ein Gekritzel, solange er von einem Gehirn nicht gelesen und verstanden wird.“ Arnaldo Benini.
01.09.2013 | Tote Materialien? „Aber ja: Lesen wir zum Beispiel ein Buch, dann haben wir doch im Grunde lediglich eine gewisse Menge schwarz bedruckten Papiers vor uns – lebloses Zeugs, in dem wir blättern und einzelne Stellen mit den Augen fixieren. Und trotzdem nehmen wir intensiv an einem Geschehen teil, sehen ganze Jahrhunderte, verschiedenste Charaktere, dramatische Handlungen im Geiste vorbeiziehen. Genauso ist es bei Bildern. Betrachten wir beispielsweise im Museum ein Gemälde, dann nehmen wir eigentlich nur ein Stück eingerahmter Leinwand wahr, auf das jemand die unterschiedlichsten Farben aufgetragen hat – Kleckse, Punkte, Striche, Schmierereien. Und doch glauben wir, in eine wunderschöne Landschaft zu blicken, mit Hügeln und Bäumen, Pflanzen, Tieren und so weiter. Verhält es sich nicht ähnlich bei Songs? Wann immer sie erklingen, eröffnen sie uns ganze Geschichten und Gefühlswelten – obwohl doch letztendlich nur ein paar Schallwellen an unsere Ohren dringen!“ Michael Behrendt in what have they done to my song? folge 7 auf faust.
01.09.2013 | Bitter Music ist das lange verschollen geglaubte Tagebuch einer Reise Harry Partchs als Tramp und Tagelöhner (und wartet übrigens noch auf einen deutschen Verleger! Anm. FM). Ein siebenmonatiger Trip Mitte der 1930er Jahre führt ihn entlang der amerikanischen Westküste, von Obdachlosen-Unterkünften in Kalifornien bis in den Lesesaal des British Museum, von Abwasserkanälen zu einer Teestunde mit dem irischen Dichter W.B. Yeats. Bitter Music ist aber auch ein beeindruckendes Zeitdokument der amerikanischen ›Great Depression‹. Partch beschreibt – gelegentlich urkomisch und oft herzzerreißend – die Erfahrungen und Schwierigkeiten eines Einzelgängers auf der Suche nach einer eigenen, neuen Musik. Er formuliert erste Ideen zu seinem Selbstverständnis als Komponist, zum Verhältnis von Musik und Gesellschaft und zum Bau seines einzigartigen Instrumentariums. Dazwischen notiert er immer wieder die Sprachmelodien von Stimmen der Menschen, die ihm auf seinem Weg begegnen.
„Besonderes Interesse zeigte Partch für die musikalischen Elemente der gesprochenen Rede. Seine ersten erweiterten Tonleitern entwickelte er mit der Absicht, die Melodik der Sprechstimme wiedergeben zu können. Er baute eine eigene Variante der Bratsche, um sein Konzept zu demonstrieren. Sie hatte ein verlängertes Griffbrett mit metallenen Punkten für abzugreifende "naturreine" Intervalle und wurde wie ein Violoncello gespielt. Ein wesentliches frühes Werk für diese "Adapted Viola" mit Gesang sind seine Seventeen Lyrics nach Li Po-Texten (1930-33).
Partch erhielt 1934 ein Stipendium der Carnegie Corporation, das ihm die Möglichkeit gab, nach London zu gehen, um unter anderem altgriechische Tonsysteme zu studieren. Während seines Aufenthalts in Europa traf Partch in Dublin den Dichter William Butler Yeats. Partch brauchte dessen Zustimmung, um Yeats' Übersetzung von "König Ödipus" des Sophokles in einer Oper zu nutzen. Zum Treffen nahm Partch eines seiner Instrumente, eine adaptierte Gitarre mit und begleitete damit seinen eigenen Gesang. Yeats war begeistert und meinte, "ein Stück mit diesem wundersamen Instrument und mit derartiger Musik dürfte wirklich sensationell sein ". So erhielt Partch den Segen des Dichters, der leider nicht schriftlich fixiert wurde.“ wikipedia
Begleitend zu der Inszenierung seines letzten großen Musiktheaterwerks Delusion of the Fury bietet diese Chronik einen ungewöhnlichen Einblick in die Anfänge dieses unangepassten Künstlers. Der amerikanische Perkussionist und Stimmvirtuose David Moss wird Ausschnitte dieses musikalischen Textes in einer Lecture Performance präsentieren. Premiere am 03.September im Maschinenhaus der Zeche Carl in Essen.
01.09.2013 | Rituelles Netz Leben Harry Partch (1901–1974) ist einer der originellsten amerikanischen Komponisten des 20. Jahrhunderts. Auf der Suche nach einer musikalischen Welt fernab der akademischen, europäischen Musik erfand er nicht nur ein eigenes Tonsystem, sondern entwarf und baute für dessen Realisierung im Laufe seines Lebens ein umfangreiches Instrumentarium von eigenwilliger Schönheit. Von zeitgenössischen Kritikern als ›Don Quixote der Musik‹ bezeichnet, gilt er heute als hochinspirierter Musikphilosoph und Pionier, der sich als einer der ersten Komponisten fast ausschließlich mit Mikrotonalität befasste. Die Begegnung mit seinen ungehörten Klanglandschaften voll Poesie, Leichtigkeit und Humor ermöglicht die Entdeckung eines Meisterwerks: Delusion of the Fury (1965/66) – seine letzte große Musiktheaterarbeit und zugleich der Höhepunkt seines künstlerischen Schaffens.
Ausgehend von japanischen und afrikanischen Mythen entwickelt er ein Stück zwischen Traum und Wahn, das alle theatralen Mittel wie Licht, Bewegung, Gesang sowie die außerordentliche Präsenz seiner Instrumente integriert. Ein Theater ohne präzisen Ort, bei dem sich Zeitebenen überlagern. Ein Blick auf eine Kultur, die uns gleichsam fremd und vertraut erscheint. Partch spannt in zwei Akten ein ›rituelles Netz‹, das das Leben und die Versöhnung der Lebenden mit dem Tod feiert.
Noch am 01.,06., 07. und 08. September in der Jahrhunderthalle Bochum mit dem Ensemble musikFabrik.
01.09.2013 | Stadt der Commonisten Es ist nicht mehr zu übersehen: Eine neue Generation von Do-it-yourself-Aktivisten nutzt die postfordistische Stadt als Labor für soziale, politische, ökologische und ästhetische Experimente. Ob im Gemeinschaftsgarten oder im FabLab, ob in Offenen Werkstätten oder bei Tausch-Events - überall hinterfragen die Protagonistinnen und Protagonisten das Verhältnis von Konsum und Produktion, problematisieren den Warencharakter der Dinge und des in ihnen eingeschlossenen Wissens. Dieser anspruchsvolle Bildband kombiniert visuelle Streifzüge durch die neuen urbanen Räume des Selbermachens mit anregenden Zeitdiagnosen. Die Beiträge veranschaulichen: Die jungen Urbanen setzen nicht auf Opposition, sondern folgen dem Bedürfnis nach »echter Demokratie«, indem sie (Atmo-)Sphären des Teilens und Tauschens schaffen. Sie praktizieren kollaborativen Konsum und bespielen den öffentlichen Raum nach Commonisten-Art.
Andrea Baier, Christa Müller, Karin Werner: Stadt der Commonisten. Neue urbane Räume des Do it yourself. [transcript]
01.09.2013 | Notatenwerfen Der aus Brüssel stammende Henri Michaux (1899–1984) war im Grunde Dichter. In einer absolut bildfremden, literarischen Welt aufgewachsen, entdeckte Michaux in den 1920er Jahren in Zeichnung und Malerei ungeahnte Ausdrucksmöglichkeiten. Sowohl sein literarisches wie sein künstlerisches Werk sind durch einen unbedingten Willen zur Unabhängigkeit von Schulen und Stilen, durch eine intuitive Auflehnung gegen jede Form von Konvention charakterisiert. Das rastlose Reisen des jungen Michaux, der Verzicht auf festen Wohnsitz und materiellen Komfort, die bewusste Konfrontation mit der Fremdheit ferner Länder wie mit Drogen zeugen von seinem fordernden Umgang mit der eigenen Existenz. Gedichte zu verfassen konnte diesem Verlangen nur teilweise genügen; Zeichnen und Malen sollten dem inneren Erleben Ausdruck verschaffen, das sich der Sprache entzieht. In übersteigert schnell hingeworfenen Notaten, die alles bewusste Können hinter sich lassen, suchte Michaux dafür einen adäquaten Ausdruck. Leicht machte er es sich dabei nicht, denn Michaux war auch der mönchische Asket, der von sich höchste Konzentration verlangte, um die Figuren zu sehen, die wie von selbst aus dem Zeichengrund hervortreten.
Basierend auf den Arbeiten der Museumssammlung wird diese umfassende Ausstellung zahlreiche Werke aus schweizerischen und deutschen Sammlungen einbeziehen. Henri Michaux - Momente 7. September 2013- 24. November 2013im Kunstmuseum Winterthur.