Von der Präsenz der Poesie – ein Portrait des Aphaia Verlags

Aufsatz

Autor:
Frank Milautzcki
 

Essay

Von der Präsenz der Poesie – ein Portrait des Verlags APHAIA

Mit ca. 18 Gedichten pro Ausgabe ist das Mitlesebuch ideal portioniert, um Autoren neu zu entdecken, immer aufgelockert mit nicht immer korrespondierender s/w Grafik. Die Hefte erscheinen limitiert in sehr geringer Auflage (maximal zwei Auflagen mit je 50 Stück) und sind jeweils im Druckvermerk vom Autor signiert. Man kann die Reihe abonnieren und wird seine Freude daran haben.

Manchmal ist es ein einziger Blick oder ein einziges Wort, dessen Wirkung ein ganzes Leben anhält. Wir spüren es, wenn wir uns unser Leben beantworten wollen und finden im Innern immer wieder zu diesem einen Wort zurück. Es kann ein gutes oder ein schlimmes Wort sein. Wir alle unterschätzen die Wirkung der Dinge, die wir tun und die uns angetan werden (und tun uns ständig zu viel an und lassen uns ständig zu viel antun). So hat ein Gedanke, der 1966 Dieter Straub durch den Kopf flog, heute und gerade jetzt Auswirkungen auf uns. Er ist also präsent, hochkomplex präsent, feinverästelt nach tausend anderen Leben und hat nach herkömmlichen Kapitalismus-Maßstäben doch niemanden reicher gemacht (und dabei doch so viele Leben bereichert!). Womöglich ist auch all das nur einem einzigen Gedicht geschuldet, das Straub in seiner Jugend gelesen und davon überzeugt hat, daß es Sinn macht, zuzuhören und die Welt dem Maß der Poesie auszusetzen, weil sich irgendwann zeigt, daß es letztlich ihr eigenes ist.
Wir wissen nicht, was wir bewirken, aber daß wir bewirken, dessen können wir sicher sein. Angelehnt an George könnte man sagen: wir speichern uns ein in den immerwährenden, ewigen Augenblick und jedes Gedicht lebt an irgendeiner Stelle gerade jetzt in irgend jemandem und macht dort, daß der Augenblick von nun an und für immer ein anderer ist.

 

Originalbeitrag

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