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Essay
Unsere Wüstentöchter - Zur Rezeption von Autobiographien naher und ferner Frauen
Doch halt: Ist diese Stimulation der Oberfläche etwas anderes als meine chauvinistische Männerphantasie? Interessieren sich die Marketingstrategen überhaupt für einen männlichen Blick, wollen sie ihn den lesenden/kaufenden Frauen vorübergehend leihen, und wenn ja, was würde daraus folgen? Hier in weitere Tiefen vorzudringen, erübrigt sich, verstehe ich doch kaum etwas von der weiblichen Rezeption dieser Buchumschläge. Dabei sind es, sämtlichen Statistiken zufolge, doch Frauen, die jene Bücher kaufen und lesen, und auf deren Identifikation die Ausgestaltung der Protagonisten offensichtlich setzt.
Offensichtlich, weil die mir vorliegenden Werke (sprich: jene oben genannten Titel) allesamt mit der Beschreibung beginnen, was Weiblichkeit in diesem oder jenem Kontext verheißt. "Als Frau im Dschungel", "als Mädchen in der Dorfgemeinschaft", "als Mädchen in den Fünfzigern" und so weiter. Die ersten Seiten von Bei lebendigem Leib, der Geschichte einer ehren(mörder)haften Familie, laden nachgerade ein, sich "als Frau" (und nur als das: hier spricht das "nackte Leben") einige tausend Kilometer nach Südosten zu versetzen, so simpel und dennoch plastisch wird hier die Vorstellungskraft gekitzelt. Für einen Mann ist diese Operation relativ voraussetzungsreich, denn es wäre schon wichtig zu wissen, wie eine 'normale' weibliche Pubertät abläuft, bevor ich diese im Westjordanland durchzuspielen vermag. Das rezeptionsästhetische Transfer-Konzept ist allerdings hausbacken, der Oxforder Sozialanthropologe Evans-Pritchard hat es -- als er über die Arbeiten zeitgenössischer Totemismus-Theoretiker schrieb -- als die "If I were a horse"-Psychologie bezeichnet; aber es mag Grundkonstanten des Femininen geben, die so sehr determinieren, daß die Identifikation zum Zwecke des Erkenntnisgewinns tatsächlich aufgeht.
Andererseits stellt sich die Frage, ob nicht gerade solche Verfahren die Opposition von sozialem und biologischem Geschlecht auf die Spitze treiben, denn der Transfer gelingt aufgrund biologischer Gegebenheiten und kritisiert von dort die sozialen Verhältnisse (nach dem Schema: welcher Umgebung bedarf ein pubertierendes/ menstruierendes/schwangeres Wesen?). Aus dieser essentialistischen Perspektive erhellt überdies der latente Konservatismus, der mit der Rezeption der Werke einhergeht und von ihnen befördert wird -- von Unionspolitikern wurde gern auf sie verwiesen, als es um das Staatsbürgerrecht der Muslime in Deutschland und um deren Toleranzfähigkeit ging. Dieser Konservatismus bestünde dann in der Überzeugung, daß einzig der Westen das natürliche Wesen der Frau (oder des Menschen insgesamt: schließlich ist die Emanzipation der Frau immer auch eine des Mannes) zu verstehen und zu hegen in der Lage sei. Bei lebendigem Leib wäre ein Paradebeispiel: aus der Araberin im Westjordanland wird eine Französin, die ihre Lebensgeschichte "hübsch ordentlich im Bücherschrank" einreiht -- "und alles ist ein für allemal gesagt. Und ich werde es in einen ansehnlichen Ledereinband mit schönen goldenen Buchstaben stecken, damit es nicht vergilbt." Am Ende reüssiert mithin die kontrollierbare Beunruhigung, das eigene Leben, das zum Buch geworden ist, und mit dem Buch im Schrank teilt Souad (die Protagonistin) nun wiederum das Schicksal ihrer westeuropäischen Leserinnen, das nun reziprok zu dem ihren verläuft. 'Erfolg' könnte für Souad bedeuten: Befreiung von ihrem Schicksal, indem sie von der Schreiberin zur Leserin wird. An dieser Stelle würde sie den autobiographischen Pakt einlösen, der sie mit ihrer neuen sozialen Umgebung verbindet. Der Leser, nicht der Schreiber, ist das Idealbild westlicher Autonomie, und das illustrieren nichts so sehr wie die gängigen Karikaturen, deren schönste George W. Bush abgab, als er, gerade über den Flugzeugeinschlag im World Trade Center informiert, in einem Kindergarten die Lektüre eines Märchenbuchs fortsetzte.
Unter anderem als Märchenbücher zugerichtet werden die Leidensgeschichten exotischer Frauen oder von Frauen in exotischer Umgebung. Dafür sorgen in der Regel einfühlsame Vor- und Nachworte, die den Abstand zwischen Einst und Jetzt hervorheben und dadurch die Singularität eines Schicksals, seine Auserwähltheit, unterstreichen. Deshalb schwenkt der Blick vom Resümee des eigenen Werdegangs auch über zum Leser, geradezu prophetische Wendungen und 'blessings' haben ihren festen Platz: "Gott schütze und segne Sie" (Hinter goldenen Gittern) ist noch die prosaischste. Offenbar verleiht der Umstand, die 'rites de passage' überlebt zu haben, eine Autorität, die sonst nur Heilern zukommt. Durch die Lektüre der Geschichte wird somit nicht lediglich die Wunde der Autorin gewaschen, sondern zugleich die Verwundung des Lesers angedeutet -- warum sonst bedürfte er wohl des Segens? Ich vermute, dies hat weniger mit dessen/deren Zuschreibungen aufgrund ähnlicher Erfahrungen zu tun, dafür viel mehr mit dem Unbehagen an der Gegenwart, das jedes Märchen aufdeckt. Hier begegnen wir schließlich erneut solchen Indizien, die diese Frauengeschichten für den konservativen Roll-back unserer Tage so kommensurabel erscheinen lassen: Unserer eigenen geschundenen Umwelt wird, ohne daß dies im Text mit den notwendigen Markern vorbereitet werden müßte, die Natürlichkeit und Einheitlichkeit einer fremden Lebenswelt vor Augen geführt (als Subtext, der unter der Leidensgeschichte mäandert, und der Erzählung selbst eine Perspektive zuführt, die eben im Westen nicht vollends realisiert werden kann), in der so elementare Dinge wie Wasser, Licht, Sand, Pflanzen, Berge, Mütter, Väter, Kinder eine entscheidende Rolle spielen. Die dunkelhäutige Schöne aus dem Morgenland weiß um diese traditionellen Bezüge, sie ist als Erzählerin nie 'bloß' Opfer meist männlicher Gewalt (einer Gewalt, die in manchen Fällen aus Habgier und Verunsicherung innerhalb einer ehemals solidarischen Umwelt resultiert, die gerade als Kontaktzone mit den Abartigkeiten des Westens -- Frauenhandel, Profit durch Prostitution -- verwüstet wird), sondern stets auch Beispiel eines Modells von 'Selbstverwirklichung', das mit dem harmonischen Ausleben von 'Primärbedürfnissen' (Liebe, Muttersein) zusammenfällt. Diese können zwar einerseits nur im Westen ausgelebt werden, der andererseits zur Grauzone gerinnt, indem man den Stoff für die Wandteppiche aus der Erinnerung holen muß. "Hauptsache, wir leben", lautet der abschließende Satz des Haremsberichts, der deutlich genug den Konditionalis der Grimmschen Märchen evoziert. Aber bliebe, ohne das Erzählen des Vergangenen, anderes übrig als eine vegetative Existenz?
Die beiden vorgenannten Konservatismen -- zivilisatorische Überlegenheit des Westens, Natürlichkeit des Ostens und Südens -- muten auf den ersten Blick unvereinbar an. Die zwischen ihnen bestehende Spannung aber könnte sich gerade als jener Kitt erweisen, der die Lesergemeinde zusammenhält. Auf der anderen Seite fühlt man sich genötigt, die beiden Pole -- Zivilisation und Natürlichkeit -- als Konstruktionen des Westens zu behandeln und zu unterstellen, daß die Versöhnung beider gerade das Ziel jeder 'richtigen' Okzidentalisierung meint. Der aufgeklärte Westen verheißt dann nichts anderes als den Schutz eben jener Natürlichkeit und Authentizität, zu dessen Behuf er mitunter korrigierend einzugreifen hat, weil die Schutzverheißung ihn universal verpflichtet. Kulturell hat dies zum 'Orientalismus', politisch zur jahrhundertelanger Kolonialisierung geführt; und wer dagegen die Aufgeklärtheit des heutigen Westens ins Feld führen möchte, sei daran erinnert, daß die großen interventionistischen Expeditionen des 19. Jahrhunderts stets mit den Hilferufen geschändeter und verfolgter Einheimischer begründet wurden. Kolonialisierung läßt sich nicht nur volkswirtschaftlich rechtfertigen, sondern auch rousseauistisch. So gesehen stehen das äthiopische Model Wairis Dirie, die Nigerianerin Choga Regina Egbeme, die Araberin Souad und Ayaan Hirsi Ali in einer Kontinuität, die noch dadurch unterstrichen wird, daß ihre Berichte großenteils von frauenbewegten Journalistinnen aus Deutschland oder Frankreich mediengerecht zugespitzt werden. Die Texte, frisch auf dem Basar verlegerischer Eitelkeiten, entfalten zwar keinen politischen Zwang, animieren aber zu Spendenzahlungen -- in jedem zweiten Buch findet sich am Ende das Konto irgendeiner Hilfsorganisation --, mit deren Hilfe die Schwellenzonen -- als Importeure von Kapitalismus und Körperverwertungsstrategien eigentlich das Grundübel der unerträglichen Situation dieser Frauen -- nur noch tiefer in das Land ausgedehnt werden können. Doch wo fremde (!) Schutzvorkehrungen getroffen werden -- in Form von Frauenhäusern in der Türkei oder Westafrika -- reduziert das nicht notwendig die Unterdrückung einheimischer Ehefrauen, sondern mag sie noch verschlimmern. Das führt schließlich zu einem Kollaps gewachsener sozialer Verpflichtungen von Schutz und Gehorsam, zur 'tabula rasata', die dann wirklich zur Legitimation interventionalistischen Handelns beiträgt.
Offensichtlich, weil die mir vorliegenden Werke (sprich: jene oben genannten Titel) allesamt mit der Beschreibung beginnen, was Weiblichkeit in diesem oder jenem Kontext verheißt. "Als Frau im Dschungel", "als Mädchen in der Dorfgemeinschaft", "als Mädchen in den Fünfzigern" und so weiter. Die ersten Seiten von Bei lebendigem Leib, der Geschichte einer ehren(mörder)haften Familie, laden nachgerade ein, sich "als Frau" (und nur als das: hier spricht das "nackte Leben") einige tausend Kilometer nach Südosten zu versetzen, so simpel und dennoch plastisch wird hier die Vorstellungskraft gekitzelt. Für einen Mann ist diese Operation relativ voraussetzungsreich, denn es wäre schon wichtig zu wissen, wie eine 'normale' weibliche Pubertät abläuft, bevor ich diese im Westjordanland durchzuspielen vermag. Das rezeptionsästhetische Transfer-Konzept ist allerdings hausbacken, der Oxforder Sozialanthropologe Evans-Pritchard hat es -- als er über die Arbeiten zeitgenössischer Totemismus-Theoretiker schrieb -- als die "If I were a horse"-Psychologie bezeichnet; aber es mag Grundkonstanten des Femininen geben, die so sehr determinieren, daß die Identifikation zum Zwecke des Erkenntnisgewinns tatsächlich aufgeht.
Andererseits stellt sich die Frage, ob nicht gerade solche Verfahren die Opposition von sozialem und biologischem Geschlecht auf die Spitze treiben, denn der Transfer gelingt aufgrund biologischer Gegebenheiten und kritisiert von dort die sozialen Verhältnisse (nach dem Schema: welcher Umgebung bedarf ein pubertierendes/ menstruierendes/schwangeres Wesen?). Aus dieser essentialistischen Perspektive erhellt überdies der latente Konservatismus, der mit der Rezeption der Werke einhergeht und von ihnen befördert wird -- von Unionspolitikern wurde gern auf sie verwiesen, als es um das Staatsbürgerrecht der Muslime in Deutschland und um deren Toleranzfähigkeit ging. Dieser Konservatismus bestünde dann in der Überzeugung, daß einzig der Westen das natürliche Wesen der Frau (oder des Menschen insgesamt: schließlich ist die Emanzipation der Frau immer auch eine des Mannes) zu verstehen und zu hegen in der Lage sei. Bei lebendigem Leib wäre ein Paradebeispiel: aus der Araberin im Westjordanland wird eine Französin, die ihre Lebensgeschichte "hübsch ordentlich im Bücherschrank" einreiht -- "und alles ist ein für allemal gesagt. Und ich werde es in einen ansehnlichen Ledereinband mit schönen goldenen Buchstaben stecken, damit es nicht vergilbt." Am Ende reüssiert mithin die kontrollierbare Beunruhigung, das eigene Leben, das zum Buch geworden ist, und mit dem Buch im Schrank teilt Souad (die Protagonistin) nun wiederum das Schicksal ihrer westeuropäischen Leserinnen, das nun reziprok zu dem ihren verläuft. 'Erfolg' könnte für Souad bedeuten: Befreiung von ihrem Schicksal, indem sie von der Schreiberin zur Leserin wird. An dieser Stelle würde sie den autobiographischen Pakt einlösen, der sie mit ihrer neuen sozialen Umgebung verbindet. Der Leser, nicht der Schreiber, ist das Idealbild westlicher Autonomie, und das illustrieren nichts so sehr wie die gängigen Karikaturen, deren schönste George W. Bush abgab, als er, gerade über den Flugzeugeinschlag im World Trade Center informiert, in einem Kindergarten die Lektüre eines Märchenbuchs fortsetzte.
Unter anderem als Märchenbücher zugerichtet werden die Leidensgeschichten exotischer Frauen oder von Frauen in exotischer Umgebung. Dafür sorgen in der Regel einfühlsame Vor- und Nachworte, die den Abstand zwischen Einst und Jetzt hervorheben und dadurch die Singularität eines Schicksals, seine Auserwähltheit, unterstreichen. Deshalb schwenkt der Blick vom Resümee des eigenen Werdegangs auch über zum Leser, geradezu prophetische Wendungen und 'blessings' haben ihren festen Platz: "Gott schütze und segne Sie" (Hinter goldenen Gittern) ist noch die prosaischste. Offenbar verleiht der Umstand, die 'rites de passage' überlebt zu haben, eine Autorität, die sonst nur Heilern zukommt. Durch die Lektüre der Geschichte wird somit nicht lediglich die Wunde der Autorin gewaschen, sondern zugleich die Verwundung des Lesers angedeutet -- warum sonst bedürfte er wohl des Segens? Ich vermute, dies hat weniger mit dessen/deren Zuschreibungen aufgrund ähnlicher Erfahrungen zu tun, dafür viel mehr mit dem Unbehagen an der Gegenwart, das jedes Märchen aufdeckt. Hier begegnen wir schließlich erneut solchen Indizien, die diese Frauengeschichten für den konservativen Roll-back unserer Tage so kommensurabel erscheinen lassen: Unserer eigenen geschundenen Umwelt wird, ohne daß dies im Text mit den notwendigen Markern vorbereitet werden müßte, die Natürlichkeit und Einheitlichkeit einer fremden Lebenswelt vor Augen geführt (als Subtext, der unter der Leidensgeschichte mäandert, und der Erzählung selbst eine Perspektive zuführt, die eben im Westen nicht vollends realisiert werden kann), in der so elementare Dinge wie Wasser, Licht, Sand, Pflanzen, Berge, Mütter, Väter, Kinder eine entscheidende Rolle spielen. Die dunkelhäutige Schöne aus dem Morgenland weiß um diese traditionellen Bezüge, sie ist als Erzählerin nie 'bloß' Opfer meist männlicher Gewalt (einer Gewalt, die in manchen Fällen aus Habgier und Verunsicherung innerhalb einer ehemals solidarischen Umwelt resultiert, die gerade als Kontaktzone mit den Abartigkeiten des Westens -- Frauenhandel, Profit durch Prostitution -- verwüstet wird), sondern stets auch Beispiel eines Modells von 'Selbstverwirklichung', das mit dem harmonischen Ausleben von 'Primärbedürfnissen' (Liebe, Muttersein) zusammenfällt. Diese können zwar einerseits nur im Westen ausgelebt werden, der andererseits zur Grauzone gerinnt, indem man den Stoff für die Wandteppiche aus der Erinnerung holen muß. "Hauptsache, wir leben", lautet der abschließende Satz des Haremsberichts, der deutlich genug den Konditionalis der Grimmschen Märchen evoziert. Aber bliebe, ohne das Erzählen des Vergangenen, anderes übrig als eine vegetative Existenz?
Die beiden vorgenannten Konservatismen -- zivilisatorische Überlegenheit des Westens, Natürlichkeit des Ostens und Südens -- muten auf den ersten Blick unvereinbar an. Die zwischen ihnen bestehende Spannung aber könnte sich gerade als jener Kitt erweisen, der die Lesergemeinde zusammenhält. Auf der anderen Seite fühlt man sich genötigt, die beiden Pole -- Zivilisation und Natürlichkeit -- als Konstruktionen des Westens zu behandeln und zu unterstellen, daß die Versöhnung beider gerade das Ziel jeder 'richtigen' Okzidentalisierung meint. Der aufgeklärte Westen verheißt dann nichts anderes als den Schutz eben jener Natürlichkeit und Authentizität, zu dessen Behuf er mitunter korrigierend einzugreifen hat, weil die Schutzverheißung ihn universal verpflichtet. Kulturell hat dies zum 'Orientalismus', politisch zur jahrhundertelanger Kolonialisierung geführt; und wer dagegen die Aufgeklärtheit des heutigen Westens ins Feld führen möchte, sei daran erinnert, daß die großen interventionistischen Expeditionen des 19. Jahrhunderts stets mit den Hilferufen geschändeter und verfolgter Einheimischer begründet wurden. Kolonialisierung läßt sich nicht nur volkswirtschaftlich rechtfertigen, sondern auch rousseauistisch. So gesehen stehen das äthiopische Model Wairis Dirie, die Nigerianerin Choga Regina Egbeme, die Araberin Souad und Ayaan Hirsi Ali in einer Kontinuität, die noch dadurch unterstrichen wird, daß ihre Berichte großenteils von frauenbewegten Journalistinnen aus Deutschland oder Frankreich mediengerecht zugespitzt werden. Die Texte, frisch auf dem Basar verlegerischer Eitelkeiten, entfalten zwar keinen politischen Zwang, animieren aber zu Spendenzahlungen -- in jedem zweiten Buch findet sich am Ende das Konto irgendeiner Hilfsorganisation --, mit deren Hilfe die Schwellenzonen -- als Importeure von Kapitalismus und Körperverwertungsstrategien eigentlich das Grundübel der unerträglichen Situation dieser Frauen -- nur noch tiefer in das Land ausgedehnt werden können. Doch wo fremde (!) Schutzvorkehrungen getroffen werden -- in Form von Frauenhäusern in der Türkei oder Westafrika -- reduziert das nicht notwendig die Unterdrückung einheimischer Ehefrauen, sondern mag sie noch verschlimmern. Das führt schließlich zu einem Kollaps gewachsener sozialer Verpflichtungen von Schutz und Gehorsam, zur 'tabula rasata', die dann wirklich zur Legitimation interventionalistischen Handelns beiträgt.