»selten vereinzelt«
Es gibt Bücher, die sehnt man herbei. Dazu zählen für mich jene von Hans-Jost Frey, einem der gewandtesten und elegantesten Theoretiker, und Franz Josef Czernin, einem der reflektiertesten Praktiker in der Literatur der Gegenwart – und natürlich sind Theorie und Praxis hier schon bei jedem der beiden keine Antithese, schon recht aber nicht im neuesten Dialog Sätze, den man nun endlich lesen darf.
Es ist eine Zweisprache, worin nach einem fast kalauernden Prinzip Elemente neu aufgenommen und weiter expliziert, also entfaltet werden. Die Komplikationen und Implikationen sind dabei, was die Spannung ausmacht, sie geben als Frage das Gewicht, das der Antwort dann je zukommt.
Eines nimmt sich des anderen je an, Wort wird zu Wörtern und Worten, zu Sätzen, zu textuellem Gewebe: ein Prinzip surplus, das die dialogischen Texte seit jeher befeuerte, seien es jene teils virtuellen Platos, seien es jene von Deleuze und Guattari oder Badiou und Žižek, worin die Vorgaben das, was folge, „fruchtbar beschränken (,) wie Vers- und Strophenformen”, so Frey und Czernin.
So ist die Zeile das Ziel, indem sie es verhindert und sein Vektor ist, so steht das Zögern in einer Beziehung zum Treffen, so ist Freiheit „Konventionswechsel”, so wird Assoziation zuletzt ganz Kohärenz.
Und das „Ungeordnete der eigenen Sprache Metapher einer fremden”, alles drängt und pulst hier, alles ist das, wovon es handelt, wobei auch der Kalauer zur Metaphysik werden kann: Wer wollte bestreiten, daß „Eva [...] in einen Apfelstrudel” „geriet”..? Alles geht in allem um, „Gespenster sind Tote in der Sprache der Lebenden”, so die beiden, die der Sprache Gespenster also auferstehen lassen.
Man könnte ewig fortsetzen, aber eigentlich müßte man zuletzt das Buch abtippen, auf einen Nenner ist es nicht zu bringen, seine Stimmigkeit ist vielmehr, vielleicht dieser Nenner eben zu sein. Roughbooks bleibt ein Verlag, dessen Bücher zu lesen für mich auf wundersame Weise eine Freude und unungänglich zugleich ist.
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