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Kritik

Hyperpolitik: Nancy und wir

Hamburg

Jean-Luc Nancy ist als vielerlei bekannt: unter anderem als einer der letzten großen Philosophen, aber derlei wurde schon öfters konstatiert, als Denker des Christentums, der eine Dekonstruktion und adoration skizziert, als Philosoph der Berührung oder des Atems, um nur einige Beispiele zu nennen, oder, und das ist das Thema des vorliegenden Bandes, als Denker des Kommunen, daß ego also nos meint. Dabei nutzt er Lektüren vor allem Blanchots, um diesen Komplex neu und klarer zu fassen.

Es gehe also um das Gemeinsame, und zwar auch, wo die Solutäre seien, etwa „das »mich mit Nietzsche verbindende Gemeinschaftsgefühl«”, also etwas, das nicht einfach politisch ist, wenn es das gäbe, „Hyperpolitik” wird bedacht. Diese geschieht etwa in der „Entwerkung”, jenem Moment, da das Werk ungehörig ist – und: offen. Es ist nicht heterogen und nicht autogen, „homologisiert” aber ist es beides, wie das Volk „Auflösung und Wiedererschaffung des sozialen Bandes” sei.

Ganz einfach ist das nicht, was Nancy vordenkt, und auf etwas über 150 Seiten kompakt vorgetragen – weshalb es aussichtslos ist, hier genauer zu skizzieren, was da wie vonstatten geht, in jener „Komplexität”/„Perplexität”; die Lektüre ist aber allemal zu empfehlen, jedenfalls allen, die in der Gegenwartsphilosophie orientiert sind und einen der interessantesten Zeitgenossen in einer neuen Facettierung erleben – lesen – wollen.

Jean-Luc Nancy
Die verleugnete Gemeinschaft
Übersetzt von Thomas Laugstien
Diaphanes
2017 · 184 Seiten · 19,95 Euro
ISBN:
978-3-03734-633-4

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