Als Google vor anderthalb Jahren das Travel Industry Software-Unternehmen ITA Software aus Massachusetts erwarb, zeigte sich das US-Justizministerium zunächst recht kritisch. Es stellte Untersuchungen an, stellte Google zu seinem Vorhaben zur Rede - und bewilligte den Kauf dann am 8. April 2011. Nun, rund ein halbes Jahr später, hat der Suchmaschinen-Gigant das neue Tool schon in sein Gesamtkonzept integriert, allerdings bisher nur innerhalb der USA: Sucht man nach Flügen, z.B. New York nach Miami, erscheint an der Spitze aller Suchergebnisse ein Feld mit allen Flügen, die Fluggesellschaften anbieten - mit direktem Link auf deren Seiten.
Zusätzlicher Service: Alle Abflugzeiten sowie Flugdauer, Ankunft und Preisdetails sind auf Klick übersichtlich angezeigt. Eingaben zu Reisezeit und Anzahl der Personen können bereits auf der Seite eingegeben werden. Mit dieser einfachen und direkten Handhabe überflügelt Google Online-Reisebüros, die bis dato auf der Seite um den ersten Platz konkurrierten.
Gut lachen dagegen haben die Fluggesellschaften, die den Online-Reisebüros wie Expedia, Kayak oder Orbitz einen Vermittler-Obulus bezahlen müssen. Annähernd 17,5 Milliarden Dollar seien Fluggesellschaften dadurch durch die Lappen gegangen, wie das "Wall Street Journal" in seiner heutigen Ausgabe unter Berufung auf Reisemarktforscher PhoCus-Wright schreibt. Dieser Betrag entspricht einem Drittel der online gebuchten Flüge.
Das alles klingt nach dem ganz normalen Wahnsinn im täglichen Wettbewerb. Hätte Google den Reisebüros (die bis zu 20 Prozent über die Suchmaschine gefunden werden) nicht zugesichert, sie bei seinem neuen Tool entsprechend zu berücksichtigen und zu integrieren. Doch die Fluggesellschaften hatten sich erfolgreich dagegen gewehrt mit der Drohung, Google die Flugdaten nicht transparent zu machen, wenn sie die Online-Reisebüros ebenfalls integrierten. Versprochen ist versprochen, hält das Lager der Reisebüros dagegen. Tenor: Es ist einfach nicht fair von Google, seine Marktmacht so auszunutzen - und sich dabei vor allem in die eigene Tasche zu wirtschaften.
Und so hatte Google-Chef Eric Schmidt zwischen den Jahren wieder Schreibarbeit zu erledigen: Die Kartellaufsicht hat dem WSJ zufolge bereits nachgehakt, warum Google sein Produkt an die Spitze der Suche stellt - seine Antwort fiel aus wie immer: Man wolle die User mit den Informationen versorgen, nach denen sie suchen. Ob dieses Dauerargument auf Dauer reicht?
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Irmela
Schwab