Jan Berning

Mutter hatte doch Recht

Seth Grossmanns „The Elephant King“ thematisiert die Stagnation im Exzess


Saufen ist eine feine Sache – wenn jemand mittrinkt. Tut man es alleine, treten roher Verfall und Weltflucht an die Stelle des Gemeinschaftserlebnisses; aus dem Mann mit dem Whiskeyglas wird ein Säufer, ein Penner, ein Wrack. Auch in dem Film „The Elephant King“ von Seth Grossmann gibt es diese Szene: Der Filou Jake (Jonno Roberts), vor einer Anklage wegen Betrug aus den USA nach Thailand geflohen, steht sich mit einem Glas im Wandspiegel gegenüber, die andere Hand zwischen Kerzenständern und leeren Flaschen abgestützt, ein bitteres Zucken um den Mund, das schließlich in Lachen umschlägt. Er prostet sich zu, reicht seinem Spiegelbild das Glas und trinkt.

1000 Bat für Liebe

Diese Ersatzhandlungen, man ahnt es, reichen nicht, um sich die Flucht in die Dekadenz schön zu reden. Jake braucht jemanden, dem er mit seinem Leben imponieren kann, der ihm für sein Tun Bestätigung gibt, der seinen säuferischen Exzess noch als Rebellion interpretiert: Seinen depressiven kleinen Bruder mit der großen Brille, den Tellerwäscher Oliver (Tate Ellington), der bei Mama in Amerika geblieben, von seinem Bruder eingeladen wird und von der Mutter (Ellen Burstyn) beauftragt, Jake wieder nach Hause zu bringen.

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Copyright © Jan Berning – Jun 15, 2008